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Aus Romano-Guardini-Handbuch
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# [[Hermann Kunisch]]: Rainer Maria Rilke. Dasein und Dichtung, Berlin 1944, S. 106f., 110, 114; (2., ganz umgestaltete)1975, besonders S. 224 (Kapitel über die "Gnade") [Mercker 2098] - [Monographie] - https://books.google.de/books?id=vsCFxwEACAAJ | # [[Hermann Kunisch]]: Rainer Maria Rilke. Dasein und Dichtung, Berlin 1944, S. 106f., 110, 114; (2., ganz umgestaltete)1975, besonders S. 224 (Kapitel über die "Gnade") [Mercker 2098] - [Monographie] - https://books.google.de/books?id=vsCFxwEACAAJ | ||
# [[Max Wehrli]]: Das Problem R. M. Rilke. Zur neuen Literatur über den Dichter, in: [[Schweizer Monatshefte]], 24, 1944/45, April 1944, S. 41-49, zu Romano Guardini S. 43f (44 f.???) [neu aufgenommen] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=OiAYAQAAIAAJ oder https://books.google.de/books?id=y8U2AQAAIAAJ; zu Romano Guardini: | # [[Max Wehrli]]: Das Problem R. M. Rilke. Zur neuen Literatur über den Dichter, in: [[Schweizer Monatshefte]], 24, 1944/45, April 1944, S. 41-49, zu Romano Guardini S. 43f (44 f.???) [neu aufgenommen] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=OiAYAQAAIAAJ oder https://books.google.de/books?id=y8U2AQAAIAAJ; zu Romano Guardini: | ||
## S. 44 f.: "Rilke selber bleibt natürlich der Urheber dieser Verwirrung. Denn der sibyllinische Ton mancher Gedichte , ihre um die letzten Qualitäten der Welt und des menschlichen Daseins kreisende Thematik, ganz abgesehen von scheinbar christlicher Terminologie und dem christlichen Personal von Mönch, Gott und Engel, fordern offensichtlich eine inhaltliche Auseinandersetzung. Nur muß festgehalten werden, daß sich weltanschaulich-christliche Lehre in eine künstlerische Mythologie verschoben hat. Romano GUARDINIS Interpretationen von drei Duineser Elegien8) sind hier klar und vorbildlich. Wer hätte größere Distanz zu dem Dichter, der sich "immer leidenschaftlicher" von Gott und dem christlichen Sinn entfernt, als der katholische Priester, und doch ist es vielleicht Guardini, der am unbefangensten Ton und Sinn Rilkescher Dichtung abhört. Er unternimmt es, in beständigem Vergleich mit Hölderlin und vor allem mit Nietzsche die weltanschauliche Situation Rilkes zu umschreiben und erkennt, einfacher und einleuchtender als Mason, die Zweideutigkeit Rilkes als Folge einer Verschiebung religiös-jenseitiger Metaphysik in die Sphäre der reinen, ausschließlichen, verabsolutierten hiesigen Welt. Dieser "Finitismus", diese Lehre von der Absolutheit des Endlichen (gegenüber einer positivistischen oder pantheistischen Diesseitigkeitslehre) wäre im Zarathustra heroisch, bei Rilke elegisch geäußert. Die Engel werden aus Gottesboten zu neuerstandenen Göttern dieser selbständigen Welt: die Erlösung wird das Werk des Künstlers, der die Welt "unsichtbar" in sich erstehen läßt; die "Erde" wird die Erbin Gottes; die Unendlichkeit wird, ein religiöses Paradox, zur Eigenschaft der bejahten absoluten Endlichkeit. Und wenn die Rede ist vom Menschen oder Dichter, der "halb als Schande vielleicht, halb als unsägliche Hoffnung" (2. Elegie) die Erde in sich verwandelt, so erscheint das als ein Nachklang der christlichen Lehre von der Schwermut und der Sehnsucht der Schöpfung, die im Herzen des gläubigen Menschen sich erneuert (Römerbrief 8, 18-25). Das Mysterium der "neuen Religion" in der 9. Elegie, der Umschlag aus dem einsamen, verzweifelten Verzicht auf Ewigkeit in einen neuen Jubel, wie er sich in dem "namenlosen Entschluß" ereignet , wird in den letzten Sätzen Guardinis beinahe als Abglanz eines christlichen Gnadenereignisses beschrieben. Guardinis Interpretation beschränkt sich auf die drei Elegien 2, 5 und 9 und zieht keine andere Literatur über Rilke bei; sie hat es damit leicht, eindeutig zu sein. Doch wäre man gespannt etwa auf die Deutung der 10. Elegie und auf eine Darlegung des Verhältnisses der Elegien zu den Sonetten, wo Mason einen so entscheidenden Wandel sieht." |
Version vom 7. April 2023, 14:35 Uhr
Zu: Hölderlin (1935)
- Adolf Beck: Das Hölderlinbild in der Forschung von 1939-1944, in: Iduna. Jahrbuch der Hölderlin-Gesellschaft, Tübingen, 1, 1944, S. 203-225, zu Romano Guardini S. 207 f. und 232 [Gerner 171] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=Gz4pAAAAYAAJ
- Adolf Beck: Hölderlin und Friedrich Leopold Graf zu Stolberg. Die Anfänge des hymnischen Stiles bei Hölderlin, in: Iduna. Jahrbuch der Hölderlin-Gesellschaft, Tübingen 1, 1944, S. 88-113, zu Romano Guardini S. 111 [Gerner 171] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=Gz4pAAAAYAAJ
Zu: Rilke (1941)/Zu: Zu Rainer Maria Rilkes Deutung des Daseins (1941)
- Hermann Kunisch: Rainer Maria Rilke. Dasein und Dichtung, Berlin 1944, S. 106f., 110, 114; (2., ganz umgestaltete)1975, besonders S. 224 (Kapitel über die "Gnade") [Mercker 2098] - [Monographie] - https://books.google.de/books?id=vsCFxwEACAAJ
- Max Wehrli: Das Problem R. M. Rilke. Zur neuen Literatur über den Dichter, in: Schweizer Monatshefte, 24, 1944/45, April 1944, S. 41-49, zu Romano Guardini S. 43f (44 f.???) [neu aufgenommen] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=OiAYAQAAIAAJ oder https://books.google.de/books?id=y8U2AQAAIAAJ; zu Romano Guardini:
- S. 44 f.: "Rilke selber bleibt natürlich der Urheber dieser Verwirrung. Denn der sibyllinische Ton mancher Gedichte , ihre um die letzten Qualitäten der Welt und des menschlichen Daseins kreisende Thematik, ganz abgesehen von scheinbar christlicher Terminologie und dem christlichen Personal von Mönch, Gott und Engel, fordern offensichtlich eine inhaltliche Auseinandersetzung. Nur muß festgehalten werden, daß sich weltanschaulich-christliche Lehre in eine künstlerische Mythologie verschoben hat. Romano GUARDINIS Interpretationen von drei Duineser Elegien8) sind hier klar und vorbildlich. Wer hätte größere Distanz zu dem Dichter, der sich "immer leidenschaftlicher" von Gott und dem christlichen Sinn entfernt, als der katholische Priester, und doch ist es vielleicht Guardini, der am unbefangensten Ton und Sinn Rilkescher Dichtung abhört. Er unternimmt es, in beständigem Vergleich mit Hölderlin und vor allem mit Nietzsche die weltanschauliche Situation Rilkes zu umschreiben und erkennt, einfacher und einleuchtender als Mason, die Zweideutigkeit Rilkes als Folge einer Verschiebung religiös-jenseitiger Metaphysik in die Sphäre der reinen, ausschließlichen, verabsolutierten hiesigen Welt. Dieser "Finitismus", diese Lehre von der Absolutheit des Endlichen (gegenüber einer positivistischen oder pantheistischen Diesseitigkeitslehre) wäre im Zarathustra heroisch, bei Rilke elegisch geäußert. Die Engel werden aus Gottesboten zu neuerstandenen Göttern dieser selbständigen Welt: die Erlösung wird das Werk des Künstlers, der die Welt "unsichtbar" in sich erstehen läßt; die "Erde" wird die Erbin Gottes; die Unendlichkeit wird, ein religiöses Paradox, zur Eigenschaft der bejahten absoluten Endlichkeit. Und wenn die Rede ist vom Menschen oder Dichter, der "halb als Schande vielleicht, halb als unsägliche Hoffnung" (2. Elegie) die Erde in sich verwandelt, so erscheint das als ein Nachklang der christlichen Lehre von der Schwermut und der Sehnsucht der Schöpfung, die im Herzen des gläubigen Menschen sich erneuert (Römerbrief 8, 18-25). Das Mysterium der "neuen Religion" in der 9. Elegie, der Umschlag aus dem einsamen, verzweifelten Verzicht auf Ewigkeit in einen neuen Jubel, wie er sich in dem "namenlosen Entschluß" ereignet , wird in den letzten Sätzen Guardinis beinahe als Abglanz eines christlichen Gnadenereignisses beschrieben. Guardinis Interpretation beschränkt sich auf die drei Elegien 2, 5 und 9 und zieht keine andere Literatur über Rilke bei; sie hat es damit leicht, eindeutig zu sein. Doch wäre man gespannt etwa auf die Deutung der 10. Elegie und auf eine Darlegung des Verhältnisses der Elegien zu den Sonetten, wo Mason einen so entscheidenden Wandel sieht."