Hermann Josef Aufenanger: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 18. November 2023, 16:25 Uhr

Hermann Josef Aufenanger (1901-1988) alias Bruder Hermann

Biographie

  • Quickborner
  • 1920 Abitur am Gymnasium Marianum in Warburg
  • Studium der Theologie
  • 1926 Priesterweihe in Paderborn
  • 1926-1930 Vikar in Esbeck
  • Pfarrvikar in Stassfurt; Geistlicher Religionslehrer
  • wegen Vereinsarbeit und Religionsunterricht insgesamt drei Verhöre, zwei Verwarnungen und eine Haussuchung durch die Gestapo und die Polizei
  • Unterrichtsverbot für Volksschulen und höhere Schulen
  • 1953 krankheitsbedingte Versetzung in den Ruhestand
  • Gesundung durch Naturkost und Heilfasten
  • 1957-1966 Seelsorger in Erwitzen
  • 1966 Bau einer Holzhütte und Aufstellung in Nörde, wo er den dortigen Pfarrer bei der Arbeit unterstützte
  • 1969 Umzug zum Eichhagen in die Nähe der Klus Eddessen; dort bis 1981 Einsiedler

Bibliographie zu Guardini

  • 3 Titel von 1960 bis 1966
  1. Ich unglücklichster wurde der glücklichste, o.O. o.J. (1960) (Kleinschrift autobiographischen Inhalts), zu Romano Guardini S. 30f. und 40ff. [Gerner 299] - [Monographie]/[Memoiren] - [noch nicht online]
  2. Das Glück der weltweiten Einfachheit, Paderborn 1966 [neu aufgenommen] - [Monographie] - https://jeune-et-randonnee.com/Aufenanger.pdf
    1. "im alter von etwa 14 jähren trat ich meinem jugendbunde bei, dem quickborn, dem ich so viel zu verdanken habe, dieser jugendbund hatte zweierlei anziehendes für mich. 1. hatte er wie ich den ernst des lebens gespürt, daher tranken wir keinerlei alkohol, rauchten nicht, gingen ohne kopfbedeckung, schliefen auf unseren fußwanderungen bei bauern auf stroh. 2. bildete der quickborn sehr das gemüt und gefühl aus, was mir so sehr gefehlt hatte, wir vertieften uns in die natur, in kultur und kunst, besonders in volkstum, volkslied und volkstanz, in die religion, besonders die liturgie. es war eine rechte freude am leben und an der gemeinschaft. wir kannten keine platte genußsucht, sondern diese lebensfreude bildete tiefste gemütswerte aus. romano guardini vollendete unser denken und fühlen, das waren für mich günstigste geistige wachstumsbedingungen."
    2. S. 34f.: Abschnitt „Dank an Romano Guardini“: "die deutschen bischöfe haben ihn als professor für die katholische weltanschauung von der universität bonn nach berlin gesandt, anfang dieses jahrhunderts glaubte man allgemein, die weltgeschichte gehe immer nur aufwärts, guardini aber sagte etwa 1921: „wir haben ja auch nur erst eine christliche kultur gehabt, sie ist aufgestiegen aus der völkerwanderungszeit bis 1250 und abgestiegen bis in unsere zeit." so bekam ich das richtige bild von vergangenheit, gegenwart und zukunft. guardini liebt die polaritätsphilosophie: der eine elektro-magnetische pol stärkt den anderen, je besser z. b. der mann ist, desto besser wird die frau, und je besser die frau ist, um so besser wird der mann, je besser der papst, desto besser der missionar. je besser der missionar, desto besser der papst. paulus z. b. mußte seine lebensauffassung und sein leben grundstürzend ändern, er war erschüttert bis ins mark, sein vater, ein pharisäer, machte mit den über 600 vorschriften der pharisäer seinen söhn paulus zum engstirnigen fanatiker. man stelle sich vor, daß ein kind, das von lauter heidnischen familien umgeben ist, heidnische kinder nicht berühren darf, weil es sich sonst danach waschen muß, daß es feigen, die am sabat vom bäume gefallen sind, und eier, die am sabat von den hühnern gelegt sind, nicht essen darf, usw. dieser sein fanatismus bekam einen gewaltigen schlag bei dem herrlichen tode des stefanus, und endete mit einem inneren zusammenbruch vor den toren von damaskus, wo gott ihn berief, drei jähre ging er nach arabien, um dies alles zu verdauen, paulus war ein sehr bewegter mensch, predigte statt der früheren gesetzesgerechtigkeit die liebe und die freiheit. er eignete sich sehr zum weltmissionar, aber nicht gut zum regieren, petrus dagegen brauchte nicht so tief erschüttert zu werden, seine auffassung und sein leben war nicht so sehr verkehrt gewesen, er war in sich ruhiger und fester, so eignete er sich gut zum papst. nicht gut zum weltmissionar. ohne paulus wäre die kirche eine jüdische nationalkirche geblieben, ohne petrus wäre sie in zwei teile zerrissen, in eine judenchristliche und eine heidenchristliche, petrus und paulus mußten zusammen die kirche führen, der eine zur einheit, der andere in die weit, paulus machte den petrus zum großen papste, petrus den paulus zum großen weltmissionar.[vgl. guardini „apostelgestalten", in einem quickbornheft]) polarität. guardini sagte uns auf einem spaziergange: „ihr habt gar keinen spitznamen für mich, ein spitzname ist ein zeichen für volkstümlichkeit." ich traute meinen ohren nicht, denn ich selbst hatte als gymnasiast meinen schönen spitznamen mit moralischer und körperlicher gewalt abgeschafft, guardini sehnte sich nach einem spitznamen. ich fragte guardini, was er täglich fortlaufend lese, er antwortete: „täglich ein kapitel der heiligen schrift und ein märchen." beides habe ich dann auch getan, da merkte ich, daß man die märchen deuten' muß. sie sind gewaltige kunstwerke, mit großen grund-ideen. mit einem märchen konnte man einen könig auf den thron erheben und absetzen. „es gibt eine freiheit von etwas und eine freiheit zu etwas", lautete ein satz guardinis. da sah ich, daß nicht so sehr der frei ist, der frei von pflichten ist, sondern vielmehr der, der pflichten übernehmen und so schöpferisch wirken kann. das kapitel „liturgie als spiel" in guardinis buch „vom geiste der liturgie" war ein entscheidendes kapitel für mich ernsten verstandesmenschen. herzlichen dank, romano guardini! kein geistesmann hat mir so viel genützt wie du!"
    3. "romano guardini, den die deutschen bischöfe als professor für die katholische weltanschauung von bonn nach berlin gesandt haben, hörte ich auf einer jugendtagung folgende worte sagen: „wir haben ja auch nur eine einzige christliche kultur erst gehabt, sie ist aufgestiegen aus der völkerwanderungszeit bis 1250 und abgestiegen bis in unsere zeit." entsprechend ist seine moralische forderung, die er bei anderer gelegenheit aussprach: „wir brauchen heute keine feine menschen, sondern grobe menschen, die grobheit muß aber in ordnung sein." das entspricht der heutigen wirklichkeit."
    4. "wir brauchen originale, nicht originelle, letztere versperren den blick auf das wahre und echte, selbständige und schöpferische menschen, die allen dingen auf den grund gehen, die unbekümmert alle wahrheit leben, die sind unserer weit bitter notwendig, romano guardini sagt: „wir brauchen keine feine menschen, sondern grobe, die grobheit muß aber in ordnung sein."
    5. "von dieser meiner ersten priesterstelle habe ich mich weggemeldet, weil ich mit meinem pfarrer nicht zurechtkam, natürlich, denn meine erziehungsweise war ganz anders als seine, erst viel später habe ich das alles überschaut, romano guardini sagt: »die jugend hat das gesunde urteil, das alter hat das reife urteil." damals wußte ich schon, was werden würde, vor 40 jähren, in welcher richtung die moderne erziehung weitergehen würde, von zu großer strenge zu zu großer weichlichkeit, ich war modern, heute weiß ich auch, was sein müßte, was zurzeit nicht modern ist. hilf, herr! wenn die eltern nicht mitmachen, ist es für den priester schwer, die jugend ist dann „wohl versorgt und behütet und betrogen", wie jetzt der titel eines buches lautet, herr, hilf! was reformlust und Überlieferung angeht, hat uns romano guardini einen wegweisenden satz gesagt: „geht ganz durch die alte schule (das heißt natürlich auch, mit interesse und liebe)! wenn ihr da ganz hindurchgegangen seid und ihr wollt dann noch etwas neues machen, dann macht das neue nur, dann wird das neue auch gut." es ist mir schwer geworden, diesen weg einzuhalten, denn ich war sehr reformlustig, aber im großen habe ich mich daran gehalten, manchmal so stark, daß ein lieber priesterlicher freund mich sogar deswegen kritisierte mit dem satze: „du und dein pfarrer, ihr paßt aber auch zusammen wie pott und deckel!" ja, er wußte nicht, wie schwer es mir fiel, wie oft ich, der deckel, in die luft fliegen wollte, wie oft er klapperte und brummte, guardini, du verstandest geist und situation zu vermählen, du sagtest deinen satz von der alten schule uns jungen quickborn-theologen."
  3. romano guardini, der grösste geistesmann dieses jahrhunderts (vierseitiges Faltblatt, mit RG-Foto auf der Titelseite) o.O. o.J. [Gerner 299] - [Guardini-Monographie] - [noch nicht online]

Sekundärbibliographie

  • Hermann-Josef Sander: Einfachheit und Verzicht als Lebensideal: Auf den Spuren von Einsiedlerpfarrer Bruder Hermann Aufenanger (1901–1988), 2019