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Aus Romano-Guardini-Handbuch
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# [[Clemens Hesselhaus]]: Hölderlins idea vitae, in: [[Hölderlin-Jahrbuch]], Tübingen, 6, 1952, S. 17-50, zu Romano Guardini S. 19 [Gerner 173] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=OD9cAAAAMAAJ
* [1952-000] [[Clemens Hesselhaus]]: Hölderlins idea vitae, in: [[Hölderlin-Jahrbuch]], Tübingen, 6, 1952, S. 17-50, zu Romano Guardini S. 19 [Gerner 173] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=OD9cAAAAMAAJ
# [[Alfred Romain]]: Ganymed, in: [[Hölderlin-Jahrbuch]], Tübingen, 6, 1952, S. 51-84, zu Romano Guardini S. 62 und 64 [Gerner 176] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=OD9cAAAAMAAJ
* [1952-000] [[Alfred Romain]]: Ganymed, in: [[Hölderlin-Jahrbuch]], Tübingen, 6, 1952, S. 51-84, zu Romano Guardini S. 62 und 64 [Gerner 176] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=OD9cAAAAMAAJ
* [1952-000] [[Robert Thomas Stoll]]: Hölderlins Christushymnen: Grundlagen und Deutung, 1952 [neu aufgenommen] – [Monographie] - https://books.google.de/books?id=T88RAAAAMAAJ; zu Romano Gurdini
** S. 144 mit Anmerkung S. 268: „Der Abend ist die Zeit am Ende einer Entwicklung, wenn der Ausgleich und die Vollendung, die Erfüllung des Erwarteten eintritt. Abend weiter sich aus zur Vorstellung vom „Abend der Zeit“*[144 Abend der Zeit: Guardini, dessen Hölderlinbuch mit seinen Einzelinterpretationen noch nicht genügend – in seiner Eigenart – geschätzt wird, mißversteht dieses Bild, wenn er schreibt, S. 510, Christi „Sendung war, den Abend des großen ersten Weltentages anzuzeigen und auf Späteres zu trösten … Christus wird der ,Abend der Zeit' zugesprochen. Nicht die ,Fülle der Zeit', wie das Neue Testament tut (Mk. 1, 15), sondern die Stundes des Absinkens“. Das ist deshalb unrichtig, weil der `Abend der Zeit´ das Ende der Nacht ist, die Christus eingeleitet hat, und weil mit dem Abend der Zeit dieses `Spätere´ beginnt: die Zeitenfülle mit der durch Christus vollzogenen Versöhnung und Vereinigung aller.“]
** S. 175 f.: "Dieser Glaube prägt Hölderlins ganzes Werk und Leben; Hyperion verlangt nach der «ewigeinigen Welt», und Empedokles drängt darnach, ins allumfassende Göttliche einzugehen. Der Ruf nach Versöhnung aller Gegensätze, der in der Spätzeit so laut ertönt, steigt aus der Tiefe dieser Vorstellung, die für ihn noch immer gilt, auch wenn er inzwischen erkannt hat, daß das Göttliche nicht im Menschen selbst liegt, wie es der „Hyperion“ aussprach, sondern einer Sphäre angehört, „die höher ist als die des Menschen“ und sich „treppenweise“ stuft. Aber nach jedem Scheitern und Rückfall der Vereinzelung verlangt es Hölderlin neu und noch brennender als vorher nach der Bestätigung seines Glaubens an die Ganzheit der Welt. Gerade er als Dichter hat in seinem Gesang alles, was er je lebendig erfährt, gültig einzuordnen, indem er jedes Einzelne an seinem ihm zukommenden Platz innerhalb des Ganzen nennt. Die wahre Einheit ist aber nicht Gleichheit, sondern sie enthält eine solche Fülle der Möglichkeiten, daß sie der Dichter gar nicht alle fassen kann. Hölderlin hat es selbst erlebt, als er die Götter in ihrem richtigen Verhältnis zueinander nennen wollte, daß «ein Großer nicht zusammenzutaugen scheint» zu andern Großen. Zwar „scheint“ es nur, denn der Dichter weiß, daß sie im tiefsten Grunde in der Einheit alles Lebendigen verbunden sind. Aber sie stehen „als an einem Abgrund, einer neben dem andern“. Die Götter sind durch ihren jeweiligen Auftrag voneinander geschieden, und nun droht auch ihnen die Gefahr, daß die Unterscheidung der Sendung zur unüberbrückbaren Scheidung, zum „Abgrund“ wird. «Jene drei» aber, die Hölderlin «ein Kleeblatt» genannt hat, «taugen zusammen».85 „Jene drei sind aber/Das, daß sie unter der Sonne/Wie Jäger der Jagd sind, oder/Ein Ackermann, der atmend von der Arbeit/Sein Haupt entblößet, oder Bettler./Nicht so sind andere Helden.“ Die Deutung dieser Verse ist schwierig. Guardini nimmt an, daß je alle drei Jäger, Ackersmann und Bettler genannt werden. Obwohl die Frage nicht eindeutig zu entscheiden ist, möchte ich mich doch Böckmann anschließen, der jedem Gott eine Grundhaltung zuweist.“
** S. 186 f. mit Anmerkung S. 272: „Und die Liebsten nahe wohnen, ermattend auf/Getrenntesten Bergen,/So gib unschuldig Wasser,/O Fittige gib uns, treuesten Sinns/Hinüberzugehn und wiederzukehren.“ Hölderlins- Zeit und Geschichtsvorstellung hat in diesem Bild von den Gipfeln unmittelbaren Ausdruck gewonnen. Obwohl es kein Vergleich mit irgendeiner tatsächlichen Landschaft ist, ja obwohl diese mythische Landschaft kein wirklich räumliches Dasein besitzt, ist sie doch von großer Anschaulichkeit. […] [187 Unschuldig Wasser: vgl. Guardini a. a. O. 524]“
** S. 191 mit Anmerkung S. 272: „Aber die Patmos-Landschaft ist doch nicht mehr die griechische Landschaft des „Hyperion“. Hölderlin spricht, indem er über seine früheren Vorstellungen von Griechenland hinausgeht, nur noch von „Asia“, weil ihm jetzt immer mehr „das Feuer“ von Osten, wie er sich im Dezember 1801 Böhlendorf gegenüber geäußert hatte, für den griechischen Bereich wichtig geworden ist. Diese Landschaft um Sardes scheint ihm das Westliche und Östliche am reinsten zu verbinden. Mit der Zusammenfassung aller Elemente im Bild von „Asia“ ist auch eine Verdichtung der Bildvorstellung erreicht; die ionische Küstenlandschaft ist mythischer Landschaftsraum geworden. … [191 Böhlendorf: Brief vom 4. Dezember 1801, H V/ 314 ff. Goldhaltiger Pactol: vgl. «Der Neckar» H IV/59. Garten der Liebe: «Hyperion» H II/129. Seliges Griechenland: H IV/121. Nach Fertigstellung meines Manuskriptes erhielt ich noch die kleine Schrift von Romano Guardini: «Hölderlin und die Landschaft», Tübingen 1946. Sie ist aus einem Vortrag, den Guardini in der Stuttgarter Hölderlin-Gesellschaft gehalten hat, hervorgegangen und charakterisiert in kurzen Zügen einige Landschaftstypen in Hölderlins Dichtung. In feinfühliger Weise vermag sie verschiedene neue Einsichten zu geben, die nur noch in manchen Punkten erweitert werden könnten. Diese Patmosverse deuten wir zum Teil mit gleichen Worten.]“

Version vom 4. Juli 2024, 08:16 Uhr

  • [1952-000] Clemens Hesselhaus: Hölderlins idea vitae, in: Hölderlin-Jahrbuch, Tübingen, 6, 1952, S. 17-50, zu Romano Guardini S. 19 [Gerner 173] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=OD9cAAAAMAAJ
  • [1952-000] Alfred Romain: Ganymed, in: Hölderlin-Jahrbuch, Tübingen, 6, 1952, S. 51-84, zu Romano Guardini S. 62 und 64 [Gerner 176] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=OD9cAAAAMAAJ
  • [1952-000] Robert Thomas Stoll: Hölderlins Christushymnen: Grundlagen und Deutung, 1952 [neu aufgenommen] – [Monographie] - https://books.google.de/books?id=T88RAAAAMAAJ; zu Romano Gurdini
    • S. 144 mit Anmerkung S. 268: „Der Abend ist die Zeit am Ende einer Entwicklung, wenn der Ausgleich und die Vollendung, die Erfüllung des Erwarteten eintritt. Abend weiter sich aus zur Vorstellung vom „Abend der Zeit“*[144 Abend der Zeit: Guardini, dessen Hölderlinbuch mit seinen Einzelinterpretationen noch nicht genügend – in seiner Eigenart – geschätzt wird, mißversteht dieses Bild, wenn er schreibt, S. 510, Christi „Sendung war, den Abend des großen ersten Weltentages anzuzeigen und auf Späteres zu trösten … Christus wird der ,Abend der Zeit' zugesprochen. Nicht die ,Fülle der Zeit', wie das Neue Testament tut (Mk. 1, 15), sondern die Stundes des Absinkens“. Das ist deshalb unrichtig, weil der `Abend der Zeit´ das Ende der Nacht ist, die Christus eingeleitet hat, und weil mit dem Abend der Zeit dieses `Spätere´ beginnt: die Zeitenfülle mit der durch Christus vollzogenen Versöhnung und Vereinigung aller.“]
    • S. 175 f.: "Dieser Glaube prägt Hölderlins ganzes Werk und Leben; Hyperion verlangt nach der «ewigeinigen Welt», und Empedokles drängt darnach, ins allumfassende Göttliche einzugehen. Der Ruf nach Versöhnung aller Gegensätze, der in der Spätzeit so laut ertönt, steigt aus der Tiefe dieser Vorstellung, die für ihn noch immer gilt, auch wenn er inzwischen erkannt hat, daß das Göttliche nicht im Menschen selbst liegt, wie es der „Hyperion“ aussprach, sondern einer Sphäre angehört, „die höher ist als die des Menschen“ und sich „treppenweise“ stuft. Aber nach jedem Scheitern und Rückfall der Vereinzelung verlangt es Hölderlin neu und noch brennender als vorher nach der Bestätigung seines Glaubens an die Ganzheit der Welt. Gerade er als Dichter hat in seinem Gesang alles, was er je lebendig erfährt, gültig einzuordnen, indem er jedes Einzelne an seinem ihm zukommenden Platz innerhalb des Ganzen nennt. Die wahre Einheit ist aber nicht Gleichheit, sondern sie enthält eine solche Fülle der Möglichkeiten, daß sie der Dichter gar nicht alle fassen kann. Hölderlin hat es selbst erlebt, als er die Götter in ihrem richtigen Verhältnis zueinander nennen wollte, daß «ein Großer nicht zusammenzutaugen scheint» zu andern Großen. Zwar „scheint“ es nur, denn der Dichter weiß, daß sie im tiefsten Grunde in der Einheit alles Lebendigen verbunden sind. Aber sie stehen „als an einem Abgrund, einer neben dem andern“. Die Götter sind durch ihren jeweiligen Auftrag voneinander geschieden, und nun droht auch ihnen die Gefahr, daß die Unterscheidung der Sendung zur unüberbrückbaren Scheidung, zum „Abgrund“ wird. «Jene drei» aber, die Hölderlin «ein Kleeblatt» genannt hat, «taugen zusammen».85 „Jene drei sind aber/Das, daß sie unter der Sonne/Wie Jäger der Jagd sind, oder/Ein Ackermann, der atmend von der Arbeit/Sein Haupt entblößet, oder Bettler./Nicht so sind andere Helden.“ Die Deutung dieser Verse ist schwierig. Guardini nimmt an, daß je alle drei Jäger, Ackersmann und Bettler genannt werden. Obwohl die Frage nicht eindeutig zu entscheiden ist, möchte ich mich doch Böckmann anschließen, der jedem Gott eine Grundhaltung zuweist.“
    • S. 186 f. mit Anmerkung S. 272: „Und die Liebsten nahe wohnen, ermattend auf/Getrenntesten Bergen,/So gib unschuldig Wasser,/O Fittige gib uns, treuesten Sinns/Hinüberzugehn und wiederzukehren.“ Hölderlins- Zeit und Geschichtsvorstellung hat in diesem Bild von den Gipfeln unmittelbaren Ausdruck gewonnen. Obwohl es kein Vergleich mit irgendeiner tatsächlichen Landschaft ist, ja obwohl diese mythische Landschaft kein wirklich räumliches Dasein besitzt, ist sie doch von großer Anschaulichkeit. […] [187 Unschuldig Wasser: vgl. Guardini a. a. O. 524]“
    • S. 191 mit Anmerkung S. 272: „Aber die Patmos-Landschaft ist doch nicht mehr die griechische Landschaft des „Hyperion“. Hölderlin spricht, indem er über seine früheren Vorstellungen von Griechenland hinausgeht, nur noch von „Asia“, weil ihm jetzt immer mehr „das Feuer“ von Osten, wie er sich im Dezember 1801 Böhlendorf gegenüber geäußert hatte, für den griechischen Bereich wichtig geworden ist. Diese Landschaft um Sardes scheint ihm das Westliche und Östliche am reinsten zu verbinden. Mit der Zusammenfassung aller Elemente im Bild von „Asia“ ist auch eine Verdichtung der Bildvorstellung erreicht; die ionische Küstenlandschaft ist mythischer Landschaftsraum geworden. … [191 Böhlendorf: Brief vom 4. Dezember 1801, H V/ 314 ff. Goldhaltiger Pactol: vgl. «Der Neckar» H IV/59. Garten der Liebe: «Hyperion» H II/129. Seliges Griechenland: H IV/121. Nach Fertigstellung meines Manuskriptes erhielt ich noch die kleine Schrift von Romano Guardini: «Hölderlin und die Landschaft», Tübingen 1946. Sie ist aus einem Vortrag, den Guardini in der Stuttgarter Hölderlin-Gesellschaft gehalten hat, hervorgegangen und charakterisiert in kurzen Zügen einige Landschaftstypen in Hölderlins Dichtung. In feinfühliger Weise vermag sie verschiedene neue Einsichten zu geben, die nur noch in manchen Punkten erweitert werden könnten. Diese Patmosverse deuten wir zum Teil mit gleichen Worten.]“