Willy Hellpach

Aus Romano-Guardini-Handbuch
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Willy Hellpach (1877-1955) war ein deutscher Mediziner und Psychologe.

Biographie

  • Hellpach hatte sich 1906 für Psychologie habilitiert und wurde 1911 außerordentlicher Professor in Karlsruhe.
  • Während des Ersten Weltkrieges war er zunächst 1914/15 an der Westfront im Einsatz, dann hatte er als Chefarzt die Leitung von Nervenlazaretten inne.
  • 1918 trat er, selbst im Spannungsfeld von demokratischem Nationalismus und internationalem Friedensdenken stehend, in die Deutsche Demokratische Partei ein.
  • 1920 erhält er die ordentliche Professur für Sozialpsychologie in Karlsruhe und leitet als Direktor das zugehörige Institut.
  • 1922 bis 1925 ist er Unterrichtsminister in Baden, von 1924 bis 1925/26 dort auch Staatspräsident.
  • 1925 kandierte er, allerdings von vornherein aussichtslos, für die DDP als Reichspräsident.
  • 1924/25 erschien in der Zeitschrift „Der neue Merkur“ die vielseits beachtete Aufsatz „Die katholische Kulturoffensive und der politische Katholizismus“ (Der neue Merkur, 8, 1, 1924/25, S. 363-374).
  • Von 1925 bis 1930 war er stellvertretender Parteivorsitzender. Während dieser Zeit und auch noch bis 1933 war er antiliberal und antiparlamentaristisch eingestellt (vgl. Christian Jansen: Antiliberalismus und Antiparlamentarismus in der bürgerlich-demokratischen Elite der Weimarer Republik. Willy Hellpachs Publizistik der Jahre 1925-1933, in: ZfG 49, 2001, S. 773-795).
  • Nachdem er infolge einer politischen Krise der DDP in Baden – Zentrum und SPD hatten zusammen eine Mehrheit bekommen - als Staatspräsident zurückgetreten war, übernahm er noch eine Honorarprofessur für allgemeine und angewandte Psychologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg.
  • Hellpach war engagierter Lutheraner und erklärter Gegner eines Konkordats mit dem Vatikan, so dass er im Zentrum zahlreiche Gegner hatte.
  • In der „Europäischen Revue“ des Kulturbundes schrieb er von 1926 an: „Deutsche Konkordate und römische Europapolitik“ (3, 1927, 4, S. 264-277), „Deutsche Politik“ (5, 1929, S. 83-90), „Deutscher Fascismus“, (8, 2, 1932, S. 738-743).
  • 1927 gab er gemeinsam mit G. zu Dohna den Sammelband zur Tagung deutscher Hochschullehrer in Weimar zum Thema „Krisis des deutschen Parlamentarismus“ (Karlsruhe 1927) heraus, schrieb selbst darin über „Die Parlamentskrise und die Ver-fassung von Weimar“ (S. 1-20).
  • Ab Mai 1928 war er DDP-Abgeordneter im Reichstag, doch nach Spannungen mit Erich Koch-Weser gab er aber das Mandat und den stellvertretenden Parteivorsitz im März 1930 vorzeitig und demonstrativ zurück.
  • Schon 1930 hatte er einen Aufsatz über „Demokratie und Autorität“ geschrieben (in: Neue Rundschau, 41, 1, 1930, S. 577-599, dann in: Universitas Litterarum. Gesammelte Aufsätze von Willy Hellpach. Zum 70. Geburtstag im Namen von Freunden und Kollegen hrsg. v. G. Hess/W. Witte, Stuttgart 1948, S. 128-144."
  • 1930 hatte er in den Kant-Studien seinen 1929 gehaltenen Vortrag über das Verhältnis von „Partei und Weltanschauung“ veröffentlicht.
  • 1931 tritt er mit seinem kulturpsychologischen Buch „Zwischen Wittenberg und Rom“ in Erscheinung.
  • Sein Beitrag in der Europatagung der Königlichen Italienischen Akademie in Rom 1932 erschien unter dem Titel "Die Krisis der humanistischen Bildung und ihre Überwindung durch einen europäischen Realismus" (in: Atti 1933, Vol. 2/1, S. 229-243).
  • Anfang 1933 erscheint der von ihm verfasste Tagungsbericht "Das fascistische Italien und der europäische Geist. Anmerkungen zur Europatagung der Köngiglichen Italienischen Akademie (Rom im November 1932" (in: Minverva-Zeitschrift, 9, 1933, S. 1-7).
  • Nach der Machtübernahme 1933 zog sich Hellpach völlig aus der Politik zurück.
  • 1945 erhält er nach dem Krieg noch einmal eine Professur für Psychologie und Soziologie in Karlsruhe.
  • 1949 veröffentlicht er das kulturpolitisch motivierte Buch „Pax futura. Die Erziehung des friedlichen Menschen durch eine konservative Demokratie.“

Willy Hellpach und Romano Guardini

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