Friedrich Wilhelm Foerster

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Friedrich Wilhelm Foerster (1869-1966) war ein deutscher Philosoph, Pädagoge und Pazifist.

Biographie

  • Sohn des Astronomen Wilhelm Julius Foerster, des damaligen Direktors der Berliner Sternwarte und Professors an der Berliner Universität; die jüngeren Brüder waren der bedeutende Staudenzüchter Karl Foerster (1874–1970) und der Schiffskonstrukteur und Leiter der Schiffbauabteilung der Hamburg-Amerika-Linie Ernst Foerster (1876–1955)
  • Studium der Philosophie, Nationalökonomie, Ethik und Sozialwissenschaften in Freiburg im Breisgau und Berlin
  • 1893 Dr. phil. mit der Arbeit "Der Entwicklungsgang der Kantischen Ethik bis zur Kritik der reinen Vernunft"
  • 1898 Habilitation an der Universität Zürich mit der Schrift "Willensfreiheit und sittliche Verantwortlichkeit. Eine sozialpsychologische Untersuchung" habilitiert
  • 1898 bis 1912 Privatdozent für Philosophie und Moralpädagogik an der Universität Zürich und der ETH Zürich
  • 1913/14 außerordentlicher Professor an der Universität Wien
  • 1914 ordentlicher Professor für Pädagogik und Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Kritiker der deutschen Kriegspolitik, insbesondere der militaristischen Haltung der führenden Kreise Deutschlands, schließlich auch der Politik Bismarcks; dies führte zu massiven Angriffen von nationalistischen Kreisen sowie einem Eklat an der Münchener Hochschule
  • zweisemestrige Beurlaubung, die Ferster in der Schweiz verbracht
  • 1917 Rückkehr nach München
  • Nach der Novemberrevolution 1918 Botschafter des von Kurt Eisner gegründeten Freistaats Bayern in Bern.
  • 1920 "Mein Kampf gegen das militaristische und nationalistische Deutschland"; aufgrund des Buches erhielt er Todesdrohungen der radikalen Rechten
  • 1922 Niederlegung seines Lehramtes und Flucht in die Schweiz (nach den Ermordungen Matthias Erzbergers und Walter Rathenaus)
  • 1926 Übersiedelung nach Frankreich
  • 1933 "Die tödliche Krankheit des deutschen Volkes" (Luzern 1933), in der Foerster eindringlich vor dem Naziregime warnt.
  • 10. Mai 1933 öffentliche Verbrennung seiner Werke, in Berlin unter dem "Feuerspruch" "Gegen Gesinnungslumperei und politischen Verrat"
  • 23. August 1933 Foerster steht auf der ersten NS-Ausbürgerungsliste
  • 1937 "Europa und die Deutsche Frage", worin Foerster vor der Kriegsgefahr durch Deutschland warnte
  • Einbürgerung nach Frankreich
  • 1940 Nach der Besetzung Frankreichs sofortige Fahndung nach Foerster durch die Gestapo
  • Flucht in die Schweiz, wird dort aber von den Schweizer Behörden zurückgewiesen
  • Flucht über Portugal in die Vereinigten Staaten von Amerika
  • 1946 Warnung vor der "Verpreußung der ganzen Welt" (Neue Zürcher Zeitung)
  • 1953 Memoiren "Erlebte Weltgeschichte. 1869-1953"
  • 1963 Rückkehr in die Schweiz, wo er seine letzten Lebensjahre im Sanatorium Kilchberg nahe Zürich verbrachte.

Bibliographie zu Guardini

  1. Jugendseele, Jugendbewegung, Jugendziel, Erlenbach-Zürich, München und Leipzig, Rotapfel, 1923 (mehrere Ausgaben, z.B. (5)1923), (10)1925), zu Romano Guardini S. 260-265 (Bezug zu: Guardini, Neue Jugend und katholischer Geist;), S. 277f., S. 283 und S. 285 (zur Auseinandersetzung mit Max Bondy), auf Seite 260 und 283 versehentlich „Roman Guardini“ genannt); siehe auch Nr. 2052 bei Mercker [Gerner 162] - [Monographie] - https://books.google.de/books?id=vnpDAAAAIAAJ; dann wieder in ders.: Alte und neue Erziehung, 1936, S. 26 - https://books.google.de/books?id=2ZFDAAAAIAAJ; zu Romano Guardini:
    1. 1923, S. 283, 1936, S. 26: „Das typische Mißverständnis des modernen Menschen aber freilich ein Irrtum von Jahrhunderten und darum so schwer zu entwurzeln – tritt uns z.B. in einer Diskussion zwischen Max Bondy, dem Freideutschen, und Romano Guardini, dem Katholiken, entgegen. («Schildgenossen», Heft 1 u. 2, 1921.) Bondy meint, erst mit der Renaissance habe das Ich begonnen, vorher sei der Mensch im Objektiven, das Ich im Du ertrunken. Das ist der grosse Augenfehler in derjenigen Anschauung, die in Jakob Burckhardts „Kultur der Renaissance“ niedergelegt ist und die sich von dort in die ganze moderne Welt ausgebreitet hat. Nein, im Mittelalter war die Persönlichkeit weit stärker, wurzelhafter, universeller, unzersetzter, als im Bereiche des modernen Ich-Kultes, und eben deshalb erkannte sie so untrüglich den Herrn ihres Lebens, die Mittel ihrer Sammlung, die Hilfen zu ihrer geistigen Stärkung. Mit der Renaissance spezialisiert sich das Ichwesen, breitet sich mehr an der Oberfläche des Lebens aus, verliert aber Wurzel und Ziel."

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