Bad Kohlgrub

Aus Romano-Guardini-Handbuch
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Bad Kohlgrub ist ein oberbayerischer Kurort. Im März/April 1957 machte Guardini dort wohl zum zweiten Mal seit Herbst 1955 eine Kur. Ursprünglich plante er nur bis 30. März dort zu bleiben, verlängerte aber in die erste Aprilwoche hinein (neuer Plan war, am 7. April in München zu sein). Im Herbst 1957 folgte wohl noch ein kürzerer Aufenthalt in Bad Kohlgrub. Die jeweils genauen Aufenthaltszeiträume der insgesamt drei Kuraufenthalte sind noch nicht angebbar.

Der Kurort

Bad Kohlgrub ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Der Ort ist das höchstgelegene Moorheilbad Deutschlands. Seit 1948 ist der gesamte Ort Heilbad. Für den heutige Gemeindeteil Gagers ist bereits 1870 ein "Moorheilbad" errichtet und genehmigt worden, und zwar rund um die dortigen, zu diesem Zeitpunkt aber schon versiegten, eisenhaltigen Mineralquellen, auch Stahlquellen genannt. Seit 1878 ist Gagers als Kurort beurkundet. Das umliegende Hochmoor gilt als besonders heilsam gegen Gicht, Ischias und ähnliches. Es gibt 1957 dort noch ein "neues" "oberes Kurhaus" (Lauter, "Bayerischer Hof") und ein "altes" "unteres Kurhaus" (Gagers, "Lindenschlößchen"). Es dem Hinweis Guardinis auf das "Kurhaus" geht also nicht genau hervor, in welchem der beiden Kurhotels er untergebracht war.

Beschreibung Bad Kohlgrubs und der dortigen Kuranwendungen

Am 17. März und 31. März schrieb Guardini jeweils einen Brief an seinen Freund Josef Weiger.

  • 17. März 1957: "Kohlgrub ist ein hübscher Ort in freundlicher Landschaft, und das Kurhaus ist ebenfalls nett. Man steigt jeden zweiten Tag (Sonntag vacat*1202) in eine große Holzbütte voll von braunschwarzem Moor, und phantasiert darin wie es wäre, wenn es nicht die feste Bütte und das sichere Zimmer wäre und bekommt dann allerlei Gefühle. An jedem Tag dazwischen wird man massiert und lernt dabei die eigene Anatomie kennen, was aber heilsam für die Neuralgien sein soll. Außerdem gibt es Strophantinspritzen, jeden Tag, weil das Herzmaschinchen nicht ganz will, wie es soll. Und so noch das eine oder andere. Ich hoffe, die Geschichte tut ihre Wirkung."
  • Sonntag, 31. März 1957: "ich bin noch hier. Der Arzt hat mir geraten, eine Woche zuzusetzen. Es melden sich so manche Dinge, welche die Algebra des Lebens bestätigen, und man probiert, was zu machen ist. Ich lebe ganz für mich; das Nicht-Reden tut auch gut. Lese manches, feile ein bischen an Mörikeinterpretationen herum, die mich seit einiger Zeit beschäftigen. Interpretieren ist schön."

Weitere Bezüge zu Bad Kohlgrub

  • In einem weiteren Brief an Josef Gülden vom 13. April 1957 nimmt Guardini Bezug auf einen aus Bad Kohlgrub geschriebenen Brief (vgl. B11/139-1)
  • Am 23. September 1957 berichtet Guardini in einem Brief an Egon Vietta, dass er in den nächsten Tagen "zu einer kleinen Kur" nach Bad Kohlgrub fahre.

Rückblick

  • Im Oktober 1957 (Brief an Josef Weiger vom 22. Oktober 1957) resümiert Guardini rückblickend über die Nachhaltigkeit der Kur vom Frühjahr: "Kohlgrub hat sicher im Allgemeinen gut getan, aber die Neuralgie ist schlimmer geworden."
  • Im Februar 1958 (Tagebuchnotiz vom 9. Februar 1958) schreibt er: "Vor allem hat die Trigeminusneuralgie, die ich im Herbst 1955 zum ersten Mal auf der Dorfstraße von Neggio wie einen Blitzfunken gespürt habe, sich inzwischen unangenehm entwickelt. [...] Manchmal habe ich den Mut verloren. Ein halb Dutzend Ärzte haben nichts zuwege gebracht, auch dreimal Aufenthalt in Kohlgrub nicht." Daraus geht hervor, dass er zwischen Herbst 1955 und Februar 1958 bereits zweimal in Bad Kohlgrub war.

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