Würdigungen

Aus Romano-Guardini-Handbuch
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Romano Guardini hatte während seines Lebens viele Ehrungen und danach noch viele Ehrentitel erhalten. Zumeist bezogen sich diese Hymnen auf sein langjähriges Wirken als „homo spiritualis", als Mentor der Jugendbewegung, der Liturgiebewegung, der ökumenischen Bewegung und nicht zuletzt einer europäischen Kulturbewegung.

Pädagogik

  • Im Blick auf seine pädagogischen Leistungen sah bereits Max Scheler (1874-1928) in ihm den „deutschen christlichen Pädagogen schlechthin" (Zitiert nach Josef Weiger: Romano Guardini, in: Kirchliche Nachrichten für das Bistum Mainz 51/II, 1946, 22. Dezember, S. 227).
  • Auch für Max Müller war er „der größte Phänomenologe christlicher Pädagogik” und „Erzieher und Gewissen der Deutschen” (Max Müller: Romano Guardini, in: Hans Schwerte (Hrsg.): Gestalter unserer Zeit. Denker und Deuter im heutigen Europa, Oldenburg 1954, Band 1, S. 67 bzw. in ders., Erfahrung und Geschichte, Grundzüge einer Philosophie der Freiheit als transzendentale Erfahrung, Freiburg 1971, S. 532).

Kulturphilosophie

  • Über den Kulturphilosophen Guardini liest man,
    • er sei ein „homo universalis" wie einst Leonardo da Vinci oder Michelangelo gewesen (Prinz Bernhard der Niederlande in seiner Würdigung anlässlich der Erasmus-Preisverleihung, vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30. April 1962);
    • „einer der größten Europäer” (Der belgische Ministerpräsident Théo Lefèvre in seiner Festansprache anlässlich der Erasmus-Preisverleihung, vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30. April 1962. Auch Hermann Kunisch sieht in Romano Guardini „heute einen der großen Europäer, an die sich die Hoffnung des Überstehens bindet” vgl.: Romano Guardini, in ders. (Hrsg.): Handbuch der deutschen Gegenwartsliteratur, München 1965 S. 220-224, hier ???; (2., verb. u. erw.)1969, Bd. I, S. 244-248, hier S. ???) bzw. „thesaurier van Europa“ (Schatzmeister von Europa) charakterisieren (so der katholische Priester, Kultur- und Religionspsychologe Han Martinus Maria Fortmann (1912-1970): Romano Guardini, thesaurier van Europa. Een portret, in: Wending, 24, 1970, 11, jan., S. 747-751. Vgl. ders., De religieuze waarneming in het werk van Guardini, in: Als ziende de Onzienlijke, 1. Hilversum, Antwerpen 1964, S. 285-306);
    • „einer der größten Humanisten” von heute in der Tradition von Erasmus von Rotterdam (Douglas Auchinchloss: Romano Guardini and the New Age, in: Catholic Digest, 25, 1960, November, S. 35).

Theologie

  • Auf theologischem Gebiet stellte ihn der Benediktinerabt Hugo Lang OSB 1955 als „Praeceptor Germaniae“ auf eine Stufe mit Hrabanus Maurus und Melanchton (Abt Hugo Lang OSB in einem Brief vom 16. Februar 1955 (Bayerische Staatsbibliothek München, Ana 342); vgl. dazu: Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: Von der Theologie des Herzens. Der Theologe und Philosoph, Erzieher und „Praeceptor Germaniae". Die Wiederentdeckung von Romano Guardini (1885-1968), in: Börsenblatt des deutschen Buchhandels, 1968, 5. März, S. 523-526).
  • Zumindest sei er, so Theoderich Kampmann, dem Rang „eines zeitgenössischen Kirchenvaters nahe" gekommen (Theoderich Kampmann: Das Geheimnis des Alten Testaments, München 1962, S. 353).
  • Die Guardini-Biographin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz sagt über ihn: "Guardini ist für mich ein Kirchenvater des 20. Jahrhunderts, vergleichbar mit John Henry Newman im 19. Jahrhundert“ (Zitiert nach Gabriele Höfling: "Ein Kirchenvater des 20. Jahrhunderts", online-Artikel vom 18. Juli 2016 auf katholisch.de , http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/ein-kirchenvater-des-20-jahrhunderts).
  • Auch wenn er seit 1923 keiner theologischen Fakultät mehr angehörte und sich selbst auch nicht als Fachtheologe verstand, sah Nikolaus Lobkowicz in ihm 1986 sogar den „bedeutendsten katholischen Theologen der Zwischen- und Nachkriegszeit” (Nikolaus Lobkowicz: Was brachte uns das Konzil?, Würzburg/München 1986, S. 24).
  • Fridolin Wechsler urteilte bereits 1973: „Man kann wohl kaum einen Theologen des deutschen Sprachraumes mit größerem Recht als einen Wegbereiter vorkonziliarer Erneuerung und damit als einen Vorläufer des zweiten vatikanischen Konzils bezeichnen als Guardini“ (Fridolin Wechsler: Romano Guardini als Kerygmatiker, Paderborn 1973, S. 11).
  • Papst Johannes Paul II. nannte Guardini 1980 bei seinem Besuch in Deutschland in einer Reihe mit dem hl. Albert den Großen, mit Nikolaus von Kues, Möhler, Scheeben und Przywara (Vgl. Johannes Paul II.: Seine Reden in Deutschland. München 1980, Ansprache an die Theologen, Altötting, 18. November 1980).
  • Papst Benedikt XVI. sagte im Juli 2012 über ihn, dass „dieser große Meister des Denkens auf den Glauben hin und im Glauben … mit einem neuen Gewicht in der Öffentlichkeit der Kirche und der Welt stehen“ könnte (Im Blick auf das Vorhaben einer Seligsprechung, übermittelt von Gerl-Falkovitz, Hanna-Barbara: Es schlägt die Stunde der Beter und Leser. Nach längeren Vorbereitungen der Schritt in die Öffentlichkeit: Eine Seligsprechung Romano Guardinis ist denkbar, in: Die Tagespost, 1. Oktober 2013, Nr. 118/119, S. 14).
  • Und aktuell ist Papst Franziskus davon überzeugt, „dass Guardini ein Denker ist, der den Menschen unserer Zeit, nicht nur den Christen, viel zu sagen hat“ (Ansprache von Papst Franziskus an die Teilnehmer der Konferenz der „Romano-Guardini-Stiftung“ am Freitag, 13. November 2015, online: https://w2.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2015/ november/documents/papa-francesco_20151113_romano-guardini-stiftung.html).