Bartholomäus Mischler
Bartholomäus Mischler (1846-1933) war der Vorgesetzte Guardinis auf seiner ersten Kaplansstelle in Heppenheim an der Bergstraße 1910-1911.
Biographie
- Gymnasium Mainz
- 1870 Priesterweihe, anschließend Kaplan in Herbstein, 1872 in Oppenheim, 1873 in St. Ludwig Darmstadt
- 1887 zunächst Pfarrverwalter von Wimpfen, dann Pfarrverwalter von Groß-Umstadt
- 1888 Pfarrer von Groß-Umstadt
- ab 31.10.1900 Pfarrer in Heppenheim (Dekanat Heppenheim)
- 1905 Dekan Dekanat Heppenheim
- 1909 Verleihung des Ritterkreuzes I.Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmüthigen
- Heimatpfarrer von Martin B. Hellriegel (1890-1981) (vgl. Hellriegel: Vom "Aufbau des Leibes Christi". Zur liturgischen Erneuerung in Amerika, in: Universitas. Dienst an Wahrheit und Leben. Festschrift für Bischof Dr. Albert Stohr im Auftrag der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Band 1, 1960, S. 451: "Wenn ich dabei gleichsam im Banne des zweiten Gesichtes die Mainzer Bischofsgestalten meiner Kindheitsjahre wie Paul Leopold Haffner, Heinrich Brück und Georg Heinrich Kirstein schaue oder mich der vermittelten religiös-erzieherischen Werte des Heimatpfarrers Msgr. Bartholomäus Mischler erinnere, werden in mir auch liturgische Einflußkräfte wach, die von Person und Wirken dieser bischöflichen und priesterlichen Persönlichkeiten in mein aufnahmebereites jugendliches Gemüt einströmten."
- 1912 Geistlicher Rat
- 1925 Päpstlicher Geheimkämmerer
- Juli 1930 diamantenes Priesterjubiläum des Stadtpfarrers und Prälaten Mischler in Heppenheim. Heinrich Winter verfasste dazu beispielsweise den Beitrag „Kirchliches Leben und kirchliche Kunst in Heppenheim“ (in: Starkenburg, 7, 1930, 7 (Juli): Themenheft: Aus Heppenheims katholischer Vergangenheit. Zeitbilder dargeboten anläßlich des diamantenen Priesterjubiläums d. Hochwürdigen Herrn Prälaten Mischler 1870-1930, Heppenheim 1930; S. 35 f.).
- Juni 1903: Mischler schrieb zur Reichstagswahl im Juni 1903 in einem Zeitungsbericht, dass das Zentrum auch künftig "Gott geben was Gottes, dem Kaiser geben was des Kaisers und dem Volk geben was des Volkes ist". Der liebe Gott müsse immer an erster Stelle stehen (Bergsträßer Anzeiger - Mannheimer Morgen: Bauherr im Auftrag des Herrn, https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/heppenheim_artikel,-heppenheim-bauherr-im-auftrag-des-herrn-_arid,162149.html, 25.07.2011, nicht mehr online).
- 1904 Einweihung der neuen katholischen Kirche in Heppenheim-Hambach durch Pfarrer Mischler (Von der Steinzeit bis zur Gegenwart Jahreszahlen zur Geschichte, in: Festbuch - Zeittafel - https://www.liederkranz1886hambach.de/00_Festbuch/Zeittafel/Zeittafel.pdf, nicht mehr online), der bald sogenannte „Dom der Bergstraße“ an der Stelle der Petersbasilika von 755. Der Mainzer Bischof Kirstein soll in einer Begegnung mit Mischler nach der Weihe gesagt haben, dass der Kirche etwas fehlen würde, nämlich ein Bischof (Heppenheims historische Altstadt - Reisemagazin schwarzaufweiss, www.schwarzaufweiss.de/deutschland/heppenheim-altstadt.htm))
- 1904 Mitgründer der Heppenheimer Winzergenossenschaft, wobei Bürgermeister Höhn Vorsitzender, Pfarrer Mischler Vorstand des Aufsichtsrates wurde (Mannheimer Morgen – https://doczz.net/doc/1357676/original---mannheimer-morgen).
- 29. Juni 1909 Einrichtung des Marienhauses durch Dekan Mischler, um das Spital zu entlasten (Luzian Pfleger: Die Kongregation der Schwestern vom Allerheiligsten Heilande, 1921 - https://studylibde.com/doc/2027402/pfleger--l.-die-kongregation-der-schwestern-vom)
- 1926/27 Mischler wehrt sich - allerdings erfolglos - gegen die Eröffnung des Vinzenzklosters. Er "setzte alle Hebel in Bewegung, um den Ordensfrauen öffentliche Samariterdienste zu verwehren.“ (Bergsträßer Anzeiger - Mannheimer Morgen: Bauherr im Auftrag des Herrn, https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/heppenheim_artikel,-heppenheim-bauherr-im-auftrag-des-herrn-_arid,162149.html, 25.07.2011, nicht mehr online). Am 26. September 1927 erhielt die Kapelle des neuen Provinzialmutterhauses allerdings durch Mischler die kirchliche Weihe (Franz Müller: 90 Jahre Vinzenzkloster in Heppenheim, in: Echo-Online vom 1. September 2017 (http://www.echo-online.de/lokales/bergstrasse/heppenheim/90-jahre-vinzenzkloster-in-heppenheim_18148087.htm).
- Ende der 1920er Jahre: Konflikt um eine evangelische Gedenkfeier auf dem katholischen Friedhof. Dabei trat Mischler allerdings lediglich als Kommunikator einer Entscheidung des bischöflichen Ordinariats auf. Ob die Entscheidung auch seiner persönlichen Einstellung entsprach, ist nicht überliefert: „Bürgermeister Schiffers unterrichtete nun den evangelischen Kirchenvorstand vom Scheitern seiner Bemühungen. Pfarrer Bartholomäus Mischler erteilte dem evangelischen Kirchenvorstand die Genehmigung für die vom Bischöflichen Ordinariat gestattete nicht-liturgische Feier, bei der ein Geistlicher nicht als Redner mitwirken dürfe. Er bat darum, die Feier `an einer anderen Stelle des Friedhofes als an der für den kath. Armenseelengottesdienst vorbehaltenen Stelle zu halten.´ Ein Problem, das sich nun aber nicht mehr stellte. `Eine Totengedenkfeier, bei der unter anderem dem evang. Geistlichen eine Ansprache nicht gestattet wird, ist für die evang. Gemeinde selbstverständlich eine Unmöglichkeit´, hieß es in der Antwort“ (Evangelisches Gedenken auf einem katholischen Friedhof? Ein Heppenheimer Konflikt Ende der 1920er Jahre - https://www.hej-texte.com/oekumene-1929/).
- Anfang 1933: Gesundheitlich angeschlagen, war er zwar bei der Kommunion noch „in der Kirche anwesend, hielt aber nicht mehr die Liturgie“ (Kommunion vor 80 Jahren - Bergsträßer Anzeiger - Mannheimer Morgen https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/heppenheim_artikel,-heppenheim-kommunion-vor-80-jahren-_arid,462062.html, 30.04.2013, nicht mehr online).
- Mischler war „Pfarrerskollege und Weggefährte“ des Kirschhäuser Pfarrers und Nazi-Gegners Heinrich Weber (1888-1946) (Bergsträßer Anzeiger – Mannheimer Morgen: Kirchliche Würdenträger im Straßenverzeichnis, https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/heppenheim_artikel,-heppenheim-kirchliche-wuerdentraeger-im-strassenverzeichnis-_arid,162161.html, 25.07.2011, nicht mehr online).
- Mischler gilt als „Bauherr im Auftrag des Herrn“ (Bergsträßer Anzeiger – Mannheimer Morgen: Bauherr im Auftrag des Herrn, https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/heppenheim_artikel,-heppenheim-bauherr-im-auftrag-des-herrn-_arid,162149.html, 25.07.2011, nicht mehr online), als „Pfarr-Herr“, „der zur Legende“ geworden ist (Bergsträßer Anzeiger – Mannheimer Morgen: Die Hoffnung, dass es aufwärts geht, https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/heppenheim_artikel,-heppenheim-die-hoffnung-dass-es-vorwaerts-geht-_arid,544422.html, 24.12.2013, nicht mehr online) und als „ein Geistlicher, der sich“ nicht nur „demutsvoll … auf die Bibel berief“: „Der Überlieferung nach packte er rhetorisch auch mal den `schweren Säbel´ aus, wenn seine Schäfchen den Gottesdienst schwänzten....“ (Bergsträßer Anzeiger – Mannheimer Morgen: Bauherr im Auftrag des Herrn, https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/heppenheim_artikel,-heppenheim-bauherr-im-auftrag-des-herrn-_arid,162149.html, 25.07.2011, nicht mehr online)
Mischler und Guardini
In der Personalakte Guardini (DDAM) befindet sich das „Zeugnis für Kaplan Guardini“: „Herr Kaplan zeigt Eifer und Geschick in der Seelsorgstätigkeit. Leider ist sei-ne Naturalisierung immer noch nicht erreicht. Unterzeichneter glaubt jedoch nicht, daß Herr Kaplan allen seinen Verpflichtungen in der Schule nachkommen kann, da er sich keiner guten Gesundheit erfreut. Heppenheim den 17. Juni 1911. Mischler Dekan.“
Etwas verspätet gratulierte Guardini 1930 Pfarrer Mischler zum diamantenen Priesterjubiläum in einem Brief, den er aus Isola Vicentina am 15. September schrieb: „Ich muss darauf gefasst sein, dass Sie auf mich sehr böse sind, und dass mein Brief daher keine gute Aufnahme bei Ihnen findet. Und es ist ja auch zu-nächst unverzeihlich, dass ich Gelegenheit Ihres Ehrentages gar nichts von mir habe hören lassen. So weiß ich nicht, ob Sie mir glauben werden, dass weder böser Wille noch Gleichgültigkeit schuld daran war, sondern eine Verflechtung von Umständen, die ich hier nicht aufzählen kann. Ich hatte noch gehofft, es werde mir möglich sein, nach Heppenheim zu kommen, wohin es mich zog; aber es ging nicht, und dazu kam alles Mögliche zusammen, das mir nicht die Ruhe zu einem Briefe ließ, wie ich ihn gern geschrieben hätte. Nun habe ich meinen Brief mit einer langen Entschuldigungseinleitung anfangen müssen, und hoffe trotz allem, dass `der Herr Dekan´ – so stehen Sie ja doch in meiner Erinnerung – trotz allem etwas von der gütigen Nachsicht bewahrt haben werde, auf die seinerzeit der junge Kaplan rechnete, wenn er irgendetwas falsch gemacht hatte. Ich habe Heppenheim nie vergessen; all die Freundlichkeit, Güte und Fürsorge, mit welcher Sie, verehrter Herr Prälat, und Ihr Haus uns umgaben. Es ist mir mit einem hellen, guten Schein umgeben, und taucht bei mancher Gelegenheit auf, und berührt warm das Herz. Nun bin ich unterdes alt genug ge-worden, um besser als damals würdigen zu können, was „Heppenheim“ war; und was für gute menschliche und religiöse Kräfte es trugen. Sie kamen von Ihnen, lieber, verehrter Herr Dekan, und mit den allerbesten und herzlichsten Glückwünschen für Sie und Ihr Haus verbinde ich einen ebenso aufrichtigen Dank dafür, dass ich bei Ihnen habe sein dürfen und so viel Güte erfahren. Es sind nun fast zwanzig Jahre her, seit ich bei Ihnen war.“
Guardini berichtete in diesem Brief schließlich seinen weiteren Werdegang und schließt mit einem sehr persönlichen Rückbezug auf die Zeit in Heppenheim: „So habe ich Ihnen einen kleinen Lebensbericht gegeben, und wem hätte ich ihn mehr geschuldet als meinem ersten und so gütigen Vorgesetzten. Nahmen Sie ihn als Beweis dafür, dass <ich> Ihnen wirklich immer in Dankbarkeit ergeben war. Nun lassen Sie mich Ihnen nochmals meine Glückwünsche erneuern. Mutter, die sich ihres Besuches in Heppenheim wohl erinnert, beauftragt mich, auch ihre Wünsche und Empfehlungen zu übersenden. Grüßen Sie bitte Fräulein Anna. Auch an sie denke ich mit Dankbarkeit. Ist Dina auch noch da? Dann möchte ich auch sie gegrüßt haben.“
Internet
- Hessisches Staatsarchiv - https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/showArchivalDescriptionDetails?archivalDescriptionId=2519782