Carlo Schmid

Aus Romano-Guardini-Handbuch
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Carlo Schmid, geboren in der Schreibung Carl (1896-1979), Rechts- und Staatswissenschaftler sowie SPD-Politiker

Biographie

  • im Wandervogel aktiv, wo er Arnold Bergstraesser kennenlernte;
  • Teilnehmer des Ersten Weltkrieges;
  • 1923 Dr. iuris; zunächst Rechtsanwalt,
  • von 1925 bis 1927 Gerichtsassessor in Tübingen
  • von 1927 bis 1931 Richter am Amtsgericht Tübingen,
  • 1927/28 Beurlaubung für eine Tätigkeit als Referent am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches Öffentliches Recht und Völkerrecht in Berlin, dessen Leiter Victor Bruns (ab 1924) er bereits seit dem Referendariat am Amtsgericht in Tübingen kannte. Schmid assistierte Bruns und Erich Kaufmann bei den Verhandlungen des deutsch-polnischen Schiedsgerichtes. Er blieb dort bis 1930 angebunden.
  • 1929 Habilitation in Tübingen;
  • ab 1930 Privatdozent in Tübingen;
  • 1931/32 Leitung eines Lagers des FAD in Münsingen;
  • 1933 Sperrvermerk in seiner Personalakte durch Nationalsozialisten;
  • Beitritt zum Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen, um Entlassung zu entgehen;
  • Teilnehmer des Zweiten Weltkrieges;
  • Kontakte zu Moltke und dem Kreisauer Kreis;
  • bewußte Änderung des Vornamens nach dem Zweiten Weltkrieg in „Carlo“, um eine Verwechslung mit „Carl Schmitt“ zu vermeiden;
  • 1945 Präsident des Staatssekretariates für das französisch besetzte Gebiet Württembergs und Hohenzollerns; "Vize-Kultusminister" zu Theodor Heuss; Schmid war an der Wiedereröffnung der Universität und auch an der Berufung von Romano Guardini dorthin beteiligt;
  • 1946 bis 1953 Professor für Öffentliches Recht an der Universität Tübingen;
  • 1946 bis 1950 Justizminister, anfangs auch Staatspräsident von Württemberg-Hohenzollern;
  • 1946 bis 1952 SPD-Landesvorsitzender in Württemberg-Hohenzollern;
  • 1947 bis 1952 war er Mitglied des Landtages für Württemberg-Hohenzollern; nach den Landtagswahlen stellvertretender Staatspräsident;
  • 1947 bis 1970 Mitglied im SPD-Parteivorstand;
  • 1948 Teilnahme an der Herrenchiemsee-Verfassungskonferenz (gilt deshalb als ein „Vater des Grundgesetzes“);
  • 1948/49 Mitglied des Parlamentarischen Rates als Vorsitzender der SPD-Fraktion sowie Vorsitzender des verfassungspolitisch ausschlaggebenden Hauptausschusses sowie des Ausschusses für das Besatzungsstatut;
  • von 1949 bis 1972 Bundestagsabgeordneter als Direktkandidat in seinem Mannheimer Wahlkreis;
  • von 1949 bis 1966 sowie 1969 bis 1972 Vizepräsident des Deutschen Bundestages;
  • von 1949 bis 1953 sowie 1957 bis 1965 Stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion;
  • 1949 erster Vize-Präsident der deutschen Sektion der Europa-Union Deutschland;
  • 1949 Mitgründer des Internationalen Bundes als Weiterbildungskreis für Jugendliche;
  • 1950 bis 1960 und 1969 bis 1973 Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates in Straßburg;
  • 1953 Wechsel nach Frankfurt auf den Lehrstuhl für Politische Wissenschaft;
  • 1953 bis 1956 und 1957 bis 1966 Stellvertretender Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag;
  • 1958 bis 1970 Mitglied im Präsidium der SPD (gilt als einer der Väter des Godesberger Programms der SPD);
  • 1959 Kandidat für das Bundespräsidentenamt;
  • 1963 bis 1966 Präsident der Versammlung der Westeuropäischen Union in Paris (vorher schon stellvertretend);
  • 1966 bis 1969 Bundesratsminister;
  • 1969 bis 1979 Koordinator für die deutsch-französischen Beziehungen;

Inhaltliche Übereinstimmungen

Carlo Schmid folgte bereits 1939 Guardini in der Auffassung, dass „die bisherige Vorstellung von der Welt und dem Verhalten des Menschen zu ihr und zu sich selbst“ zu Ende geht. Und er bezieht sich ausdrücklich auf Guardini, der diese Welt „unübertrefflich plastisch eine `Welt extensiver Endlichkeit´ genannt“ habe (Carlo Schmid: Einführung, in: Hazard, Paul: Die Krise des europäischen Geistes, Hamburg (5)1939, S. 14).

Carlo Schmid und sein Tübinger Kreis

Carlo Schmid war zum Zeitpunkt der Anfrage an Guardini, an die Universität Tübingen zu kommen, Präsident des Staatssekretariats des Landes Württemberg-Hohenzollern bzw. Landesdirektor für Kultus, Erziehung und Kunst in Württemberg und damit zugleich eine Art “Vize-Kultusminister” unter Theodor Heuss, dem Kultusminister für Württemberg-Baden. Neben seinen politischen und parteipolitischen Funktionen war er von 1946 bis 1952/53 selbst Professor für Öffentliches Recht in Tübingen, bevor er 1953 auf einen Lehrstuhl für politische Wissenschaft der Universität Frankfurt wechselte, den er dann bis 1966 innehatte.

Während der Sommermonate 1945 wohnten bei Carlo Schmid im Stuttgarter „Häusle“ auch zwei Mitarbeiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht, das von Berlin nach Tübingen verlegt worden war: Hans Georg Rupp und Konrad Zweigert. Auch sie waren beim Wiederaufbau der Kultusverwaltung in Württemberg beteiligt und auch an der Berufung Guardinis nach Tübingen. Hermann Binder, den wir schon im Mooshausener Kontext kennengelernt haben, konnte schließlich Auskunft geben, wo sich der 1943 aus Berlin Geflüchtete derzeit aufhält.

Bibliographie zu Guardini

  • 2 Treffer von 1939 bis 1979;
  1. Einführung, in: Paul Hazard: Die Krise des europäischen Geistes, Hamburg (5)1939, S. 14 [neu aufgenommen] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=04PNwgEACAAJ
  2. Erinnerungen, Bern/München/Wien 1979, S. 261 [Gerner 254] - [Monographie]/[Memoiren] - https://books.google.de/books?id=kLactQEACAAJ