Gegensatzlehre

Aus Romano-Guardini-Handbuch
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Die Gegensatzlehre wird von Romano Guardini - von 1905 bis 1925 gemeinsam mit Karl Neundörfer - entwickelt und findet in nahezu allen Werken Guardinis Anwendung. Die Entstehung ist durch mehrere Phasen gekennzeichnet, zunächst zeitlich beschreibbar im Rahmen der unveröffentlichten und veröffentlichten Fassungen.

Geschichte der Gegensatzlehre

Die Wiederaufarbeitung der Gegensatzlehre (1923 bis 1925)

  • Im Wintersemester 1923/24 hatte Guardini den "Stoff" der Gegensatzidee im Rahmen einer Vorlesung an der Berliner Universität vorgetragen.
  • Im Dezember 1923 teilte er seinem Freund Josef Weiger den Stand der Überarbeitung der Gegensatzlehre mit: "Die Gegensatzlehre wächst langsam herauf. Josef, wäret ihr doch da! Ich meine, darin steckt unser aller Wollen. Ihr alle, Karl und andere, habt ja daran mitgewirkt. Unser Verlangen nach Fülle, nach Freiheit und nach wesensgemäßer Ordnung hat sie geschaffen. Und sie sollte die Einsichten zusammenfassen von Priestern, Lehrern, Künstlern, Juristen, Mannes- und Fraueneinsicht … Ich weiß nicht, ob viele Bücher so langsam und selbstverständlich, so von selbst heraufgewachsen sind, wie dieses. 1904/5 in München begann’s zu keimen; dann in Tübingen wuchs es in Halm, dann – ja, jetzt gehts nicht mehr mit dem Bild – die lange Zeit steten Versuchens, Erprobens, bis mir die Gedanken zur lebendigen Haltung alles Seins und Denkens geworden. Und nun, in Berlin, in einer Vorlesung, soll es endgültig gestaltet werden. Denn so, in Form von „Vorlesungen“, will ich es herausgeben" (89. Brief vom 1./23. Dezember 1923, Potsdam, in: Briefe, a.a.O., S. 244).
  • Im Juli 1924 berichtete er in einem weiteren Brief an Weiger davon, dass nun die Gegensatzlehre von ihm "nochmals geschrieben und durchgeformt" worden sei und nunmehr feststehe, dass sie vom Grünewald-Verlag veröffentlicht werde, wie auch seine Habilitationsschrift über Bonaventuras systematische Ideen (93. Brief vom Juli 1924, Potsdam, in: Briefe, a.a.O., S. 252).
  • Im August 1924 las er schließlich auf Burg Rothenfels an drei Abenden „im Au-Haus vor kleinem Kreis die Gegensatzlehre.“ Rudolf Schwarz erinnerte sich dazu in einem Brief an Emmy Schweitzer vom 20. September 1924: „Mir sind diese Abende in allerliebster Erinnerung. Es ergaben sich oft im anschließenden Gespräch ganz neue Blicke und Einsichten und ich glaube, wir werden alle, Guardini eingeschlossen, noch lange an diesen neuen Dingen zu verdauen haben.“
  • Vermutlich Anfang 1925 schrieb Guardini selbst über sein aus diesen Vorlesungen, Vorträgen und Gesprächen entstandenes neues Buch an seinen Verleger und Freund Richard Knies: "Dem Charakter nach ist's Philosophie, aber mit viel lebendiger Fülle und, glaube ich, sehr aktuell."
  • Und im mit "Herbst 1925" datierten Vorwort fasste er die Entwicklung zusammen: "Die Wesenszüge sind die alten geblieben; nur hat sich alles deutlicher um das Problem des Konkreten gesammelt." Immer noch befindet sich demnach alles im "ersten Bau", gerade was die empirische Begründung, die Verbindung der Gegensatzidee mit dem erkenntnistheoretischen Problem des Konkreten und die bloßen Andeutungen auf mögliche Anwendungsbereiche hin betreffe.