Desiderio desideravi

Aus Romano-Guardini-Handbuch
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Desiderio desideravi ist ein Apostolische Schreiben von Papst Franziskus, datiert mit dem 29. Juni 2022 über die "Liturgische Bildung des Volkes Gottes".

Papst Franziskus beruft sich dabei außer auf die Kirchenväter (Leo Magnus, Augustinus, Irenæus Lugdunensis und Franziskus), auf das Missale Romanum, weitere liturgische Bücher sowie frühere päpstliche Schreiben auf zwei Werke Romano Guardinis als einzige Bezüge auf einen zeitgenössischen Theologen: dreimal auf Liturgische Bildung von 1923 und einmal Der Kultakt und die gegenwärtige Aufgabe der Liturgischen Bildung (1964). Der vollständige Text findet sich unter https://www.vatican.va/content/francesco/de/apost_letters/documents/20220629-lettera-ap-desiderio-desideravi.html#_ftnref15.

Guardini-Zitate

Die herangezogenen Guardini-Zitate lauten:

  • In Nr. 34: Guardini sagt: „Damit ist auch die erste praktische Aufgabe gezeichnet: Getragen von dieser inneren Umformung unserer Zeit müssen wir wieder lernen, als volle Menschen im religiösen Verhältnis zu stehen.“ sowie "Guardini selbst zögert nicht zu bekräftigen, dass ohne liturgische Bildung „Reformen in Ritus und Text nicht viel [helfen]“
  • In Nr. 44: Guardini schreibt: „Damit zeichnet sich die erste Aufgabe der liturgischen Bildungsarbeit ab: der Mensch muss wieder symbolfähig werden“
  • In Nr. 50: Guardini schreibt: „Wir müssen einsehen, wie tief wir noch im Individualismus und Subjektivismus stecken; wie sehr der Beanspruchung durch das Große entwöhnt, und wie klein die Maße unseres religiösen Lebens sind. Der Sinn für den großen Stil des Betens, der Wille zum Existentiellen auch im Gebet muss wieder erwachen. Der Weg dahin ist aber die Zucht, der Verzicht auf schwächliche Sentimentalität; ernste, im Gehorsam gegen die Kirche vollzogene Arbeit und unserem religiösen Sein und Verhalten“.
  • In Nr. 51 bestätigt der Papst: Es geht vielmehr um eine „Zucht“ – im Sinne Guardinis –, die uns, wenn sie authentisch befolgt wird, formt.

Anmerkung zu den Übersetzungen

In Bezug auf typische deutsche Begrifflichkeiten von Guardini wie "Bildung" oder "Zucht" fällt die Problematik der Übersetzbarkeit dieser deutschen Begriffe abermals ins Auge: Die deutsche Wort Bildung ist nicht nur und auch anderes als "formazione"/"formation"/"formation"/"formación" und das deutsche Wort Zucht bedeutet etwas anderes als "disciplina"/"discipline"/"discipline"/"disciplina". Bildung kommt von Bild (lat. imago), und Zucht gehört zum Wortfeld "züchten" und "(er)ziehen", kommt also aus dem Bereich der Kultivierung der Natur. Wenn Guardini definiert: "Bildung heißt nicht Wissen, sondern lebendiges Durchdringen des ganzen Seins und Lebens mit den höchsten Werten und Kräften." und "Zucht ist kühl und verhalten, aber im Innern glüht es. Zucht ist Kraft, die zu höchster Anspannung sammelt." Die Bedeutung der deutschen Lehnwörter "Formation" und "Disziplin" zeigen das Dilemma auf. Bei allen heutigen Ambivalenzen, die mit den Begriffen Bildung und besonder Zucht einhergehen, spricht Guardini nicht von "Liturgischer Formung" und auch nicht von einer "Disziplin", die uns formt.