Nur wer Gott kennt, kennt den Menschen

Aus Romano-Guardini-Handbuch

454 (G 22/Topos 171 und 490): Nur wer Gott kennt, kennt den Menschen, Würzburg 1952 (Vortrag am 19. August zu Beginn der Arbeitstagung des 75. Deutschen Katholikentages in Berlin vom 19.-25. August 1952); [Mercker 0864];

Auflagen

  • (2)1953 [Mercker 0951];
  • neu gerahmt unter dem Titel: Der Mensch im Licht der Offenbarung, in: Den Menschen erkennt nur, wer von Gott weiß, Würzburg (4., durchgesehene und um zwei Beiträge erweiterte)1965 [Mercker 1649];
  • eingegangen in: G 22: Gläubiges Dasein. Drei Meditationen (1951)/Die Annahme seiner selbst (1960), Mainz/Paderborn 1993;
  • so eingegangen in: Die Annahme seiner selbst/Den Menschen erkennt nur, wer von Gott weiß, Mainz (1., 1-4. Tausend; unveränderter Nachdruck der 5. Auflage bzw. unveränderter Nachdruck der 4., erweiterten Auflage)1987 (Topos Taschenbücher 171) [neu aufgenommen]
    • (2., 5.-6. Tausend)1990 [neu aufgenommen]
    • (3., 7.-9. Tausend)1993 [neu aufgenommen]
    • (4., 10-12. Tausend)???? [noch nicht ermittelt];
    • (5., 13-14. Tausend)1997 [neu aufgenommen]
    • (6)1999 [neu aufgenommen]
    • (7)2003 [Brüske 54];
    • (8)2005 [neu aufgenommen]
    • Kevelaer (9)2008 (Topos Taschenbücher 490) [neu aufgenommen]
    • (10)2014 [neu aufgenommen]
    • (11)2017 [neu aufgenommen]

Inhaltsverzeichnis

  • Der Mensch im Licht der Offenbarung; zuerst: Nur wer Gott kennt, kennt den Menschen, Würzburg 1952
  • Die zwei weiteren Beiträge lauten:

Guardini-Konkordanz

Nachdrucke und Auszüge

  • „Nur wer Gott kennt, kennt den Menschen“. Die festliche Eröffnung des Katholikentages am Dienstagabend schloß mit einem Vortrag von Prälat Prof. Romano Guardini, den wir im Wortlaut wiedergeben, in: Echo der Zeit, Sonderausgabe: 75. Deutscher Katholikentag. 19-24. August, 1952, 1952, S. 4-5 [Mercker 0878];
  • Auszug unter dem Titel "Gedanken aus den Katholikentagsvorträgen - Was heißt: Gottes Ebenbild?" in: Der christliche Sonntag, Freiburg, 4, 1952, 38, 21. September, S. 301 [Mercker 0907];
  • Der Mensch ohne Gott ist kein Mensch, in: Michael. Katholische Wochenzeitung, Düsseldorf, 10, 1952, 35 (31. August 1952), S. 3 [Gerner 18];
  • Mensch oder Ameise, in: Der Tag, Berlin, 5, 1952, 193 (20. August 1952), S. 3 [Gerner 18];
  • Was ist der Mensch?, in: Tag des Herrn, Leipzig, 2, 1952, 47/48 (22. November 1952), S. 185f. [Gerner 18];
  • Gott und der Mensch, in: Tag des Herrn, Leipzig, 2, 1952, 49/50 (6. Dezember 1952), S. 193 [Gerner 18];
  • auch in: Zentralkomitee der deutschen Katholiken (Hrsg.): Gott lebt, Paderborn 1953, S. 43-53 [Mercker 0966];
  • Nur wer Gott, kennt, kennt den Menschen, in: Tag des Herrn, Leipzig, 3, 1953, 1/2 (3. Januar 1953), S. 2 [Gerner 19];
  • Nur wer Gott, kennt, kennt den Menschen, in: Der katholische Erzieher, Bochum, 8, 1955, S. 241-244 [Mercker 1059];
  • Der Mensch von heute, in: Der christliche Sonntag, Freiburg im Breisgau, 16, 1964, 17 (26. April 1964), S. 134 [Gerner 28];
  • (Aphorismus), in: Herder-Korrespondenz, Freiburg, 18, 1964, 9, S. 409 (Über den Zusammenhang des Namens Gottes und des Namens des Menschen) [Mercker 1644];

Übersetzungen (in mind. 5 Sprachen)

  1. Solo chi conosce Dio conosce l´uomo, in: Humanitas. Rivista mensile di cultura, Brescia, 8, 1953, 11, S. 1069-1079, ins Italienische übersetzt [Übersetzer unbekannt] [Mercker 0926];
    1. Den Menschen erkennt nur, wer von Gott weiß, ital. 1988 erschienen??? Morcelliana/ Brescia
  2. Solo quien conosce a Dios puede conocer al hombre, in: Revista de Teologia, La Plata, 3, 1953, 11, S. 29-40, ins Spanische übersetzt [Übersetzer unbekannt] [Mercker 0927];
    1. auch in: Cuadernos hispanoamericanos, 18, 1954, S. 323-337 [Mercker 0988, bei Mercker „Quad.“ statt „Cuad.“];
    2. Übersetzungsanfrage??? Oder 1995 erschienen Nur wer Gott kennt, kennt den Menschen, span. (1994; ersch. 1995) = ??? Den Menschen erkennt nur, wer von Gott weiß (1995) Promocion Popular Cristiana (PPC), Madrid
    3. El fin de la modernidad. Quien sabe de dios conoce al hombre, Buenos Aires 1995 (???) [neu aufgenommen]
    4. Solo quien conoce a Dios conoce al hombre, in: Experiencia religiosa y fe, Madrid 2016, S. 117-134, ins Spanische übersetzt (Revision der Übersetzung) durch Alfonso López Quintás [neu aufgenommen]
    5. „Quién es el hombre:“ „El hombre a la luz de la Revelación“ und „Cercanía y lejanía de Dios“ - https://mercaba.org/Guardini/quien_es_el_hombre.htm [neu aufgenommen]
    6. unter dem Titel: Aceptarse a uno mismo/Solo quien sabe de Dios conoce al hombre, 2023 (als Paperback und Kindle-E-Book von Ediciones Rialp, S.A.); ins Spanische übersetzt von David Cerdá García [neu aufgenommen]
  3. Samo kojto poznava Boga, poznava i čoveka, in: Duchovna kultura, 1956, Januar, ins Bulgarische übersetzt von Konstantin Tsitselkov [neu aufgenommen] [siehe KAB-Archiv Nr. 01-03];
  4. Prijať seba samého - Človeka spozná len ten, kto pozná Boha, Trnava 2000 (Vydavatelstvo Dobra kniha) (gemeinsam mit: Annahme seiner selbst), ins Slowakische übersetzt von Aneta Košková [neu aufgenommen]
  5. Samo onaj koji pznaje Boga može spoznati čovjeka, in: Prihvaćanje samoga sebe, Zagreb 2021 (Verbum), ins Kroatische übersetzt von Iva Grubišić Ćurić [neu aufgenommen]

Kommentar (Helmut Zenz)

In seinem Beitrag "Nur wer Gott kennt, kennt den Menschen" setzte er sich mit sechs sich widersprechenden Typen gegenwärtiger Menschenbilder auseinander, nämlich den Menschenbildern des Materialismus, Idealismus, Soziologismus, Individualismus, Determinismus und Existenzialismus: Als erstes beschrieb Guardini das materialistische Menschenbild, "das im Anlauf zur Französischen Revolution entstanden ist, im neunzehnten Jahrhundert entwickelt wurde und heute das totalitäre Denken bestimmt: Was es gibt, ist nach ihm nur die Materie." Die darin enthaltene Anspielung auf Rousseau, Marx und die Linkshegelianer sowie den leninistisch-stalinistischen Kommunismus wird noch deutlicher, wenn er im Gegensatz dazu das Menschenbild des Idealismus zeichnete, das "von den großen Systemen des ausgehenden achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts entwickelt“ worden sei: „Danach ist das Erste und Eigentliche der Geist, und zwar der absolute, der Weltgeist." Ohne dass er Hegel explizit nennen würde, ist dieser aufgrund der Anführung des absoluten Weltgeistes hier doch eindeutig gemeint.

Das soziologistische Menschenbild, das "aus dem Erlebnis der gesellschaftlichen Zusammenhänge" hervorgegangen sei, vertrete dagegen die Auffassung, dass „der Einzelne für sich ... nichts“ und „nur aus dem Ganzen heraus“ etwas. „So ist der Mensch Erzeugnis und Organ des Soziallebens, sonst nichts."

Nach dem individualistischen Menschenbild sei dagegen nur der Einzelne "wirklich Mensch"; "in der Vielzahl verschwindet das Eigentliche. Nur als Einzelner ... hat er Verantwortung und Würde. Sobald Viele sind, entsteht die Masse, die nur Objekt sein kann."

Das deterministische Menschenbild sehe "alles nach unabänderlichem Zwang geschehen: ... Freiheit ist Illusion. Sie ist nur eine besondere Art, wie die allbeherrschende Weltordnung sich im Menschen durchsetzt."

Dagegen denke sich das existenzialistische Menschenbild "den Menschen vollkommen frei: ... In jedem Augenblick entscheidet er aus einer souveränen, richtiger gesagt, verzweifelten Freiheit über sein Tun. Er setzt sich selbst seinen Sinn. Ja er bestimmt sein eigenes Sein."

Weder das materialistische noch das idealistische, weder das soziologistische noch das individualistische, weder das deterministische noch das existenzialistische Menschenbild könnten nun aber den Menschen wirklich begreifen, auch nicht in irgendwelchen Kombinationen.

Tatsächlich, so war Guardini überzeugt, sei der Mensch sich selbst unbegreiflich: "Seine unzähligen Versuche, sich zu deuten, spielen immer wieder zwischen den beiden Polen: sich absolut zu setzen, oder sich preiszugeben; den höchsten Anspruch auf Würde und Verantwortung zu erheben, oder sich einer Schmach auszuliefern, die um so tiefer ist, als sie gar nicht mehr empfunden wird."

Letztlich würden diese "zwei große Fronten" zwischen absoluter Autonomie und absoluter Heteronomie – bei Guardini wie gesehen auch „Allonomie“ genannt - die eigentliche Dinge entscheiden. In beiden Fällen erhebe man jedoch "den Anspruch ..., sein Dasein und sein Werk aus“ sich „selbst heraus zu verstehen“. Auf einer ganz anderen Ebene und "durch die Wirrnis der verschiedenen politischen, wirtschaftlichen, kulturellen Gegensätze, welche die Welt erfüllen“, stünden diese Menschen, die sich autonom oder heteronom deuten, jenen gegenüber, die ihren „Namen immerfort aus dem Namen Gottes, und seinen Auftrag vom wirklichen Herrn“ empfangen würden, die also von der Theonomie ausgehen. Dabei wird nun abermals deutlich, dass Guardini sein personales Menschenbild nicht auf einer Entgegensetzung von Autonomie und Theonomie aufbaut, sondern die Theonomie ist bei ihm die notwendige lebendig-konkrete Spannungseinheit zwischen Autonomie und Allonomie, allerdings konzentriert in der Form der „Christonomie“. Dies schließt aber automatisch auch jene Haltung aus, die die Theonomie selbst absolut setzt. Dies würde nämlich bedeuten, sie zu einem neuen Gegensatzpol, ja sogar zu einem Widerspruch zu konstruieren und zu degenerieren. Nur Christus ist theologisch gesehen wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich, lebendig-konkrete Spannungseinheit auch in dieser Hinsicht.