Anselm von Canterbury und das Wesen der Theologie
Aus Romano-Guardini-Handbuch
Version vom 23. Oktober 2024, 08:17 Uhr von Helmut Zenz (Diskussion | Beiträge)
098 (G 40): (Einen Versuch über) Anselm von Canterbury und das Wesen der Theologie, in: Auf dem Wege. Versuche, Mainz 1923 (Erste Teilsammlung; Originalbeitrag) [Mercker 0115]
Geschichte
- Es handelt sich dabei um die Bonner Habilitationsvorlesung aus dem Jahr 1921. In seinen autobiographischen "Berichte über mein Leben", aufgeschrieben in den Mooshausener Jahren 1943 bis 1945 schreibt er dazu: "Das Colloquium ging gut vorüber. Meine Probevorlesung hielt ich über den Theologiebegriff Anselms v. Canterbury, näherhin über sein Prinzip des »credo ut intelligam«; also über die Abhängigkeit theologischer Erkenntnis vom Akt des Glaubens. Das Thema hing mit der Frage nach den spezifischen Voraussetzungen der verschiedenen Erkenntnisbereiche zusammen, die mich immer wieder beschäftigt hat. Die Vorlesung machte einen gewissen Eindruck; zugleich hatte sie eine merkwürdige Folge. Schrörs, der zuerst gegen mich opponiert hatte, da ich außer meiner Doktorarbeit keine wissenschaftliche Publikation aufzuweisen habe, war von der Vorlesung sehr angetan und gratulierte mir aufs wärmste; Tillmann hingegen sagte nachher, wie ich hörte, er habe das Gefühl gehabt, als hätte ihm jemand auf den Kopf geschlagen. Er hatte geglaubt, in mir einen »kritischen« Theologen zu haben, der seine Richtung stützen würde; kritische Haltung aber war, wie die später hervortretende »Bonner Richtung« zeigte, im Grund ein durch Gehorsam gegen das Dogma eingeschränkter Liberalismus. Meine Vorlesung hingegen machte Offenbarung und Glauben zur Basis des Erkennens. Das war eine ganz andere Denkgesinnung. Seit meiner Tübinger Studienzeit war ich überzeugt, daß Theologie von den anderen Erkenntnisbemühungen verschieden und in eigener Grundlage fundiert sei. Gerade die Verantwortlichkeit wissenschaftlichen Denkens müsse fordern, daß sie auf einen eigenen Erkenntnisgegenstand, nämlich die Offenbarung und ein eigenes Erkenntnisprinzip, nämlich den im Dogma verfaßten Glauben begründet sei – wozu natürlich alles zu kommen habe, was Sorgfalt der Methode und Achtung vor den empirischen Fakten heißt. Tillmann hatte für diese Denkweise kein Verständnis, sondern sah in ihr einen unwissenschaftlichen Dogmatismus."
Auszüge und Nachdrucke
- eingegangen in: Wurzeln eines großen Lebenswerks. Romano Guardini (1885-1968). Aufsätze und kleinere Schriften, Bd. I, 2000 (G 40) [neu aufgenommen]
Guardini-Konkordanz
- Wurzeln I, S. 386 - https://guardini.mercker.de/showbookpub.php?pub=1&es=1&seite=EKU6eMubu7Ot
Übersetzungen
- (ORG NS) Anselmo di Canterbury e l´essenza della teologia, in: Bibbia e teologia, hrsg. von Giulio Osto, Brescia (31. Oktober)2024, S. 31 ff. [neu aufgenommen]
- Siehe außerdem Übersetzungsanfragen für Wurzeln eines großen Lebenswerks, Bd. I)