Juventus

Aus Romano-Guardini-Handbuch
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Juventus war ein katholischer Jugendbund in Mainz

Geschichte

Bei Hohmann kann man über die Vorgeschichte der Frühgeschichte über das Verbot der bischöflichen Konvikte und das Verbot der marianischen Kongregationen für die höheren Schulen (1872) lesen: „Die Mitteilungen über die Anfänge der Juventus tragen daher nur den Charakter persönlicher Erinnerungen und liegen viel später, als datumsmäßig die Juventus ihre ersten zarten Fühler in die Herzen einiger frommer und tapferer höherer Schüler streckte, die selber noch von P. von Doß S. J., entlassen worden waren. Das Datum dieser Entlassung aber ist der November 1872, als der Polizeirat von Mainz in Ausführung des Jesuitengesetzes (1. Kulturkampfgesetz des neuen deutschen Reiches) der seelsorgerlichen Tätigkeit der guten Väter der Gesellschaft Jesu ein Ziel gesetzt.“ In der zugehörigen Fußnote heißt es zu Von Doß: „Die Kongregation in Mainz verdankt ihm von St. Christoph aus, wo die Jesuiten ihre Kirche hatten, eine Blütezeit, die füglich um so wichtiger wurde, als sie unmittelbar vor dem Kulturkampf liegt.“ [Hohmann]

Bei Gottron lautet diese Vorgeschichte etwas konturierter: „Zur Vertiefung des religiösen Lebens berief Bischof v. Ketteler 1858 die Jesuiten nach Mainz und übergab ihnen die Pfarrkirche St. Christoph. Dort gründeten sie sowohl eine Männerkongregation wie auch eine Kongregation für die Gymnasiasten. Einen großen erzieherischen Einfluß auf die studierende Jugend hatte P. Adolf v. Doß SJ, der nebenbei ein ausgezeichneter Musiker war, und dessen 1866 erschienenes Buch „Gedanken und Ratschläge für gebildete Jünglinge“ 1905 die 14. Auflage erlebte. Die Kongregation hatte einen großen Erfolg. Im Jahre 1869 waren von 222 katholischen Schülern des Gymnasiums 142 Mitglieder der Kongregation. Sie versammelten sich allsonntäglich von 11-12 Uhr im Domkreuzgang. Nachdem im Kulturkampf am 15.12.1872 die Jesuiten Mainz verlassen mussten, wurde auch die Gymnasiasten-Kongregation unter Strafe der Schulentlassung am 14.11.1872 verboten. Ja nicht einmal unter einem anderen Namen durfte ein religiöser Verein weitergeführt werden. Daß man es mit diesem Schlag gerade auf den Nachwuchs der katholischen Gebildeten abgesehen hatte, erkennt man daraus, daß die Lehrlingskongregation nicht verboten wurde […] Einer der eifrigsten Kongregationisten war der in Mainz geborene Michael Jäger (* 22.5.1855). Er besuchte das Gymnasium und genoß das besondere Vertrauen des Paters v. Doß. Nach Vertreibung der Jesuiten versuchte er sozusagen im Untergrund die ehemaligen Mitkongregationisten zusammenzuhalten. Nach seiner Priesterweihe in Speyer 1878 konnte er wegen des Kulturkampfes im Bistum Mainz als Seelsorger keine Anstellung finden. Er amtierte daher als Kantor im Dom und Lehrer in der Marienschule. Nach dem Abklingen des Kulturkampfes 1887 wurde er Kaplan an St. Stefan und 1889 Kaplan an St. Christoph und Präses des Lehrlingshauses, das damals in der Bauerngasse sich befand. Sein Nachfolger wurde noch im gleichen Jahr Carl Bendix (geb. 1863), der nach seinem Abitur im Mainzer Gymnasium in Mainz, Eichstätt und Rom Theologie studiert hatte. Er wohnte in Rom 1885 in der Anima und erfreute sich der besonderen Freundschaft des damals in Rom lebenden Jesuiten P. v. Doß und des Mainzers P. Beringer.“ [Gottron]

Franz Henrich hat in seiner Arbeit über die Jugendbewegung im Blick auf die Juventus darüber zusammenfassend geschrieben: „Dabei handelte es sich um eine Vereinigung, deren Anfänge bis in die Tage des P. Adolph von Doß, SJ, zurückreichten, jenes begnadeten Jugendseelsorgers und Führers der Mainzer Marianischen Kongregation, der 1872 im Zuge des Kulturkampfes diese Arbeit einstellen und im folgenden Jahr emigrieren mußte. Am 11. Juli 1890 - die Marianischen Kongregationen waren immer noch verboten - hatten sieben Mainzer Gymnasiasten einen Freundesbund geschlossen“ [Franz Henrich: Die Bünde katholischer Jugendbewegung: ihre Bedeutung für die liturgische und eucharistische Erneuerung, 1968, S. 72. Er beruft sich dabei nur auf die Darstellung von Hohmann].

1990 schreibt dann Theodor Maas-Ewerd in seinem Artikel „Auf dem Weg zur „Gemeinschaftsmesse“. Romano Guardinis „Meßandacht“ aus dem Jahre 1920“ zur Juventus: „Diese Vereinigung höherer Schüler reicht bis auf P. Adolph von Doß SJ (1825-1886) aus Pfarrkirchen (Niederbayern) zurück, Jugendseelsorger und Leiter der Marianischen Kongregation in Mainz, der 1872 infolge des Kulturkampfes diesen Dienst aufgeben mußte. Als »Ersatz« für die im Kulturkampf verbotene Marianische Kongregation entstand 1890 die »Juventus«, die unter der Leitung Guardinis nachhaltig umgeformt worden ist, als man Impulse der Jugendbewegung aufnahm“ [in: Erbe und Auftrag, 66, 1990, S. 452].

In einer im Internet inklusive einer Fehlschreibung des Namens einflussreichen Tradition durch Hermann Hoffmann heißt es dagegen zwei Jahre später: „Romano Guardini hatte in Mainz die »Juventus«, eine Gründung des bekannten Jesuiten Adolf von Goß übernommen, modernisiert und für die katholische Jugend anziehend gemacht. Ich wußte davon und habe ihn als Feldgeistlicher bei einem Urlaub von Frankreich aus aufgesucht. Ich war auch bei seiner Juventus und habe dort gesprochen“ [Hermann Hoffmann: Im Dienste des Friedens, 1970, S. 184].

Bei Reinhard Richter heißt es dann, „von Goß“ habe die „Juventus“ als Ersatz für die Marianischen Kongregationen gegründet: „Als Mainzer Kaplan hat Guardini die vom Jesuiten Adolf von Goß gegründete kleine Gymnasiastenschar „Juventus“ übernommen, die als Ersatz für die während des Kulturkampfes verbotene Marianische Kongregation entstanden ist“ [Reinhard Richter: Nationales Denken im Katholizismus der Weimarer Republik, 2000, S. 184]

Die aktuelle Wikipedia-Version des Artikels über den Mainzer Juventus lautet korrekterweise: „Die katholische Schülervereinigung Juventus (von lateinisch iuventus ‚Jugend‘) in Mainz entstand 1890 als Ersatz für die nach 1866 von dem Jesuiten Adolf von Doß gegründete dortige Marianische Kongregation, die im Kulturkampf untergegangen war.“

Tatsächlich war dieser niederbayerische Jesuit Adolf von Doß (1825-1886) 1866 nach Mainz gekommen und hat dort als Pfarrer und Renovator der Kirche St. Christoph gewirkt. Die Organisation von Schülern kirchentreuer Gymnasien in sogenannten „Marianischen Kongregationen“ hatte aber schon kurz nach der festen Niederlassung der Jesuiten 1859 begonnen, die 1862 bereits 60 Mitglieder hatte [Vgl. Fritz Vigener: Ketteler. Ein deutsches Bischofsleben des 19. Jahrhunderts, München & Berlin 1924, S. 301]. Bereits 1863 kam es zwischen dem „Frankfurter Journal“ und dem „Mainzer Abendblatt“ zu einem kirchenpolitischen Schlagabtausch über den jesuitischen Einfluss der Jesuiten an den Mainzer Gymnasien. Außerdem wurde von Doß selbst dort aber 1873 gerade wegen des Jesuitengesetzes gewaltsam vertrieben und war von 1873 bis 1884 Professor am Collège St. Servais in Lüttich. Die von ihm in Mainz zeitweise geleitete Marianischen (Schüler-)Kongregation, in der unter anderem Friedrich Elz (1848-1915) in den letzten Jahren seiner Mainzer Gymnasialzeit (Reifeprüfung 1868) eingetreten war, wurde ebenfalls verboten. Auch Guardinis Weihebischof, der ihn 1915 auch als Leiter der Juventus eingesetzt hat, ging ab 1864 in Mainz auf das Gymnasium und wurde dort Mitglied der Marianischen Kongregation, ab 1866 unter Von Doß. Ab 1872 war dann Max Gereon von Galen, Neffe von Bischof Ketteler und später Weihbischof in Münster, für Kirstein der ihn prägende Seelsorger.

Der Vorgang von 1872/73 ist mittlerweile ausführlich dargestellt: „Die blinde Wut richtete sich vor allem gegen den Prior und Leiter der Kongregationen, Pater von Doß. Die Jesuiten gehörten auch zu dem Schutt, den die Regierung Hofmanns zuerst beseitigte. Nachdem der Jesuitenorden am 4. Juli 1872 durch ein Staatsgesetz in Preußen verboten worden war, zog die hessische Regierung wenige Monate später nach. Am 19. Oktober 1872 teilte Polizeirat Künstler die gegen die Jesuiten verfügte Aufhebung ihrer Mainzer Niederlassung durch die Regierung mit. Nach vergeblichen Protest mußten die Ordensleute die Stadt verlassen59. Die Hetze gegen die Marianische Kongregation wurde mit stereotypen Mitteln unvermindert weitergeführt, sie war aber angesichts des viel bedeutsameren politischen Wandels von nachgeordneter Bedeutung. Plötzlich fand im Juli 1872 eine dreitägige Revision der Gymnasiums statt“ [Werner Pelz: Die Amtsenthebung von Heinrich Bone. Ein Beitrag zum Kulturkampf im Bistum Mainz, in: AmrhKG, 45, 1993, S. 347-358, hier S. 355].

Die Zeitspanne, die sich zwischen 1872 und 1890 auftut, lässt meines Erachtens trotz der Personalia Von Doß und seine Kontakte zu Jäger, Kirstein und den Bendix-Brüdern nicht zu, „Juventus“ daher als unmittelbare Nachfolge- bzw. Ersatz-Organisation darzustellen. Dafür war der 1890 gegründete religiöse Gymnasiastenbund, der sich unter die Fittiche der Bendix-Brüder begab, organisatorisch zu wenig kongregationalistisch veranlagt.

Ab 1890 aus den Texten von Jakob Hohmann und Adam Gottron ergibt sich folgende Abfolge:

  • 1890-1895: Die unmittelbare Vorgeschichte:
    • „Am 11. Juli 1890 verfaßten 7 Mainzer Gymnasiasten, Quartaner und Untertertianer, unter ihnen der verstorbene Pfarrer Hohenadel, ein Protokoll. Darin versprechen sich diese einen Freundesbund zu schließen.“ Sie wandten sich mit ihrem Anliegen an Karl Bendix, seit 1889 Präses des Lehrlingshauses.
    • Als das von Karl Bendix erbaute Katholische Lehrlingshaus am 6./7. Januar 1894 eingeweiht und sein Bruder Ludwig Bendix ans Priesterseminar gekommen war, übergab Carl Bendix die kleine Schar der Obhut seines Bruders, der sie auf seinem Zimmer im Seminar zusammenkommen ließ.“
    • Ludwig Bendix lud einige Gymnasiasten zu Sonntagsversammlungen ein, in denen man erst Gesellschaftsspiele spielte, dann einen Vortrag hörte und eine kleine Andacht hielt. […]
    • „Da sich aber bald die Schwierigkeit zeigte, daß man mit gesunden Jungen in einem schmalen Zimmer wenig anfangen konnte, was zu einem Schwund der Gemeinschaft führte, versuchte Prof. Bendix vergeblich den Verfall am 4.3.1894 durch die Gründung eines Gesangsquartetts aufzuhalten.“ So gab Ludwig Bendix mit dieser „Neugründung“ unter dem Datum des 4. März „dem idealen Willen den organisatorischen Halt.“ Aber bereits im Sommer 1895 löste sich das Ganze wohl auf, das Interesse an einer mehr vereinsmäßigen Entwicklung, die von Seiten Älterer scheinbar angestrebt wurde, fehlte.
  • 1896-1903 Von der eigentliche Gründung bis zu Guardinis Reifeprüfung:
    • Im Sommer 1896 taten sich dann im Gymnasium einige Tertianer und Untersekundaner [heutige Jahrgangsstufe 8 bis 10] zusammen und versprachen sich gegenseitig, täglich für einander zu beten, damit die Gottesmutter ihre Unschuld und ihren Glauben beschütze. Da man in der Schule Spötteleien ausgesetzt war, suchte Ludwig Bendix zunächst einen Raum im Seminar, als dieser Raum zu klein wird, öffnet Karl Bendix das Lehrlingshaus. Dort ergibt sich wohl eher zufällig der Name „Juventus“. Doch zu einem Verein kam es nicht.
    • Man hielt regelmäßig die Sonntagsstunde mit Vortrag und Gebet, dazu kam eine Bibliothek, die über 100 Bände verfügte. Man begann damit, Exerzitien im Priesterseminar zu halten.
    • Zur 1896-Gruppe gehörten außerdem die Söhne der Familien Gerster, Eismayer, Darapsky, Schneiderhöhn, Groß, Klingelschmitt, und Klepper. [Guardini war in diesem Jahr noch in der Quarta, könnte aber bereits im darauffolgenden Jahr 1897 als Terzianer dazugestoßen sein]
    • Zur Pennälergruppe 1898 im Lehrlingshaus gehören 18 Kinder, darunter Edmund von Jungenfeld, die 2 Gerster-Söhne und Peter Dörsam.
    • Eine Fotografie aus diesem Jahr 1898 ist aufschlussreich: […] zeigt diese bereits eine ganze Reihe zukünftiger Theologen aus der Stadtjugend: v. Jungenfeld, Ernst Thomin (* 1879), Heinrich Hohenadel (gest. 1920), Carl Racké S. J. (auch Karl Racke), Peter Valentin Schwahn (1889-1964), Athanasius Gerster OSB (1877-1945).
    • 1899 gehörten ca. 60 Jungen zur Juventus, darunter Adam Gottron.
    • 1901 zeigt die Gruppenfotos 13 Ältere und 53 Jüngere.
    • Ca. 1904 wurden die 14 Primaner gemeinsam mit Prof. Kneib fotografiert.

Laut Hohmann waren Obmänner [Präfekten]:

  • 1896-1900 [???]: Edmund von Jungenfeld
  • 1900-1902: Valentin Schorn
  • 1902-1903: Jakob Racké

Laut Markert um die Jahrhundertwende, also wohl 1899-1900] war nun auch Romano Guardini Präfekt. Der Umstand, dass man Guardini hier in der Aufzählung fehlt und seine durch das Zeugnis Markert sehr glaubwürdig überlieferte Präfekten-Tätigkeit in Vergessenheit geraten ist, könnte darin liegen, dass es von 1898 an zwei Gruppen gab: die Älteren und die Jüngeren, somit aber vermutlich auch zwei Präfekten, nämlich den für die Älteren-Gruppe und den für die Jüngeren Gruppe.

Diese Frühgeschichte der Juventus ist außer den genannten historischen, meist auf Erinnerungen beruhenden und zudem wohl nicht fehlerfreien Rahmendaten historisch-systematisch noch nicht wirklich erforscht.
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wird noch ergänzt

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