Carl Heinrich Becker

Aus Romano-Guardini-Handbuch
Version vom 10. Oktober 2022, 14:50 Uhr von Helmut Zenz (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „'''Carl Heinrich Becker''' (1876-1933) war ein deutscher Orientalist, Politiker und parteiloser preußischer Kultusminister (1921 und 1925-1930). == Biographie == == Bezüge zu Guardini == === Briefe an Erich Mende === * Internet-Angebot von Bert Boehmer: Briefe, in: Carl Heinrich Becker. Geschichte einer großbürgerlichen Familie in Briefen und Dokumenten. Briefe an von Carl Heinrich Becker an Erich Mende, 1918-26 (Aus dem Privatarchiv von Micha…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Carl Heinrich Becker (1876-1933) war ein deutscher Orientalist, Politiker und parteiloser preußischer Kultusminister (1921 und 1925-1930).

Biographie

Bezüge zu Guardini

Briefe an Erich Mende

  • Internet-Angebot von Bert Boehmer: Briefe, in: Carl Heinrich Becker. Geschichte einer großbürgerlichen Familie in Briefen und Dokumenten. Briefe an von Carl Heinrich Becker an Erich Mende, 1918-26 (Aus dem Privatarchiv von Michael Becker, Berlin, 134 Seiten Maschinenmanuskript der Briefe in Auszügen von E. Wende1), davon haben einige Guardini-Bezug:

Diner zu Ehren von Pacelli

  • 491. 16.1.1924: "Mit heißem Bemühen brachte ich es fertig, das morgen Braun ein Diner zu Ehren von Pacelli gibt. Sämtliche preußischen Minister, Reichspräsident, Kanzler Weißmann und ich sind geladen. Daran schließt sich dann ein Empfang von etwa dreißig Notablen, darunter Harnack, Seeberg, Smend, Kahl, Guardini von Professoren. Das Ganze im Smoking weil – sage und schreibe – der preußische Ministerpräsident (Braun) keinen Frack besitzt. Und dann wollen diese Leute internationale Politik machen. Braun wollte erst gar nicht, nun muß er aber, da alle Minister auf Repräsentationsgelder verzichtet haben und gegebenenfalls der Ministerpräsident einen unbeschränkten Kredit bekommt. Er war sehr ängstlich darin, ich mußte auch den Finanzminister aufbieten. Die Sache kostet 800-1000 Mark. Es ist wirklich begreiflich, daß wir bei solcher Ängstlichkeit international keine Rolle spielen können. Auch andere Hemmungen gab’s. Braun meinte, der Vatikan nütze uns nichts, mache sich nur wichtig und spiele doch nur Frankreich gegen uns aus und umgekehrt, um vatikanische Geschäfte zu machen. Gewiß richtig, aber wir müssen dann doch wenigstens mitspielen, um nicht nur Objekt zu sein. Dabei hat m.E. der Vatikan (genau wie England) alles Interesse an unserer Wiedererstarkung, schon um nicht Frankreich ausgeliefert zu sein. Außerdem ist der Vatikan eine politische Börse ohnegleichen.""

Gesprächsabend mit Guardini, Goetsch und Gragger

  • 509. 29.6.1924: "Da denke ich zunächst an den Mittwoch Abend; wo ich den sehr geglückten Versuch machte, Guardini und Goetsch mit Gragger und mir zu einer geistigen Einheit zusammenzuschließen. Es war ein ganz feiner Abend, leider war’s für die Veranda zu kalt, wir saßen unter der roten Lampe, nachdem uns die Gattin mit köstlichem Abendessen erquickt hatte. Guardini im großen Sessel, unmittelbar neben der Lampe; seine klaren vergeistigten Züge rembrandtisch beleuchtet, dann folgte Goetsch, nicht so gespannt wie Guardini, aber entspannt, an diesem Abend eigentümliche „Stille des Herrn“. Gragger und ich, die Alkoholiker und Nikotiniker, die wahren Weltkinder gegenüber den zwei Heiligen, bescheiden zurückgelehnt in den zwei Ecken des großen Sofas schon im Dunkeln. Vor uns auf dem Tisch Spiräen und Rittersporn aus dem Garten. Ich kurbelte langsam und vorsichtig an. Wir sprachen vom Nutzen des Aufenthaltes im Ausland, kamen zum Amerikanismus, zur Ethik und Seele der Technik und waren unvermerkt mitten in der Problemstellung der Jugendbewegung. Keiner trat stark hervor, einer warf dem anderen den Ball zu, aber es war eine starke geistige Gemeinschaft, und Guardini sprach mir beim Abschied – wir brachten ihn gemeinsam zur Bahn – seine große Freude darüber aus, daß eine solche geistige Gemeinschaft bei vier von so verschiedenen Welten kommenden Menschen eben doch möglich wäre. Gragger und ich brachten dann noch Goetsch zur Untergrundbahn, wobei die Zwei sich noch gehörig herumstritten über die Frage, ob die Verfeinerung unserer Kultur eine Wertintensivierung oder nur eine Wertverlagerung bedeute, welch letzteres Goetsch mit seiner ganzen Eigensinnigkeit (und wohl einer Spur von proletarischem Ressentiment, natürlich unbewußt) verfocht. Gragger und ich waren uns dafür ganz einig. Die Parallele mit der körperlichen Ausbildung liegt auf der Hand."

Aussprache zwischen der Jugendbewegung und den Schulmeistern über Lehrerbildung

  • 524. 1.2.1925: "Gestern war nämlich unter meinem Vorsitz die große grundsätzliche Aussprache zwischen der Jugendbewegung und den Schulmeistern über die Lehrerbildung. Die Referate waren schrecklich dilettantisch, die Debatte danach von bemerkenswerter Höhe. Es wurde ihnen gründlich die Meinung gesagt, aber selbst Spranger sagte doch schließlich: die Lehrerbildungsreform wird im Geist der Jugendbewegung gemacht oder sie wird überhaupt nichts. Es waren sehr feine Menschen zusammen. Dabei alle Kandidaten für die Nachfolge Schwartz, die sich produzieren durften, Grau, Türkenschmid usw. Ich denke übrigens daran, die Lehrerbildungsreform von einem Juristen machen zu lassen: eine köstliche Lebensaufgabe. Schade, daß Du nicht mehr als Ministerialrat kommen würdest. Ich denke jetzt an Lohmeyer. Bei der Tagung witzige kleine Spezialduelle, so Sprenger – Breysig. Glänzend war Guardini, Lothar Schreyer, Götze/Hamburg usw."
  • 525. 8.2.1925: "Am Montag ging die Lehrerbildung weiter, ja erreichte erst ihren Höhepunkt in einer fabelhaft fein geschliffenen Diskussion Guardini – Nohl. Guardinis Einfluß auf die Studentenmassen des alten bürgerlichen Typs mag gering sein, seine Wirkung auf die bewegte Jugend aller Schattierungen ist enorm. Jedenfalls war er einer der führenden Köpfe dieser im Ganzen doch sehr geglückten Tagung. Großonkel Spranger hielt sich Montag fern, er gehört auch nicht zu den Schaffenden, sondern zu den Kritisierenden. Es entstand auch ein innerkatholischer Dissens zwischen Schneider /Köln und Guardini. Ersterer wollte vom Standpunkt seiner starken Glaubensposition so etwas wie Kulturkrise gar nicht gelten lassen, während Guardini wohl im Glauben die feste Position gegeben sah, aber gerade deshalb die ganze Not der neuen Krise besonders scharf empfand.81 Auf dem Höhepunkt der Debatte ergriff ein Student das Wort und schilderte bescheiden, aber meisterhaft die Lage vom Standpunkt der Studenten aus. Er wies den die Wissenschaft stets im Munde führenden Professoren nach, daß auch sie höchstens in 1-5% der Fälle auf die alten Quellen zurückgingen, daß sie aber in 95-99% der Fälle auf Tradition bauten und mit Intuition arbeiteten. Es war ein junger Historiker namens Schuchardt, wohl ein Sohn des Professors. Ich habe ihn mir Mal für nächste Woche bestellt."

Bibliographie zu Guardini

Internet