Die Lehre vom lumen mentis, von der gradatio entium und von der influentia sensus et motus und ihre Bedeutung für den Aufbau des Systems Bonaventuras

Aus Romano-Guardini-Handbuch

084 (OO XVIII): Die Lehre vom lumen mentis, von der gradatio entium und von der influentia sensus et motus und ihre Bedeutung für den Aufbau des Systems Bonaventuras, Bonn 1922 (Manuskript, ungedruckte Habilitationsschrift Guardinis) [Mercker 0097];

Vorgeschichte

  • Am Sonntag nach Ostern 1920 erhielt Guardini die offizielle Beurlaubung von der Seelsorgearbeit zum Zwecke der Habilitation und zog umgehend von Mainz nach Bonn. Schon gut zwei Wochen später berichtete Guardini seinem Freund Josef Weiger über seine wissenschaftlichen Fortschritte sowie von der Unterstützung durch den Kirchengeschichtsprofessor und Maria Laacher Benediktiner Leo Kunibert Mohlberg und durch den Bonner Moraltheologen Fritz Tillmann (82. Brief vom 18. April 1920, Pützchen bei Beuel, in: Briefe an Josef Weiger, a.a.O., S. 229). Letzterer vermittelte ihm auch den verspäteten Druck seiner Dissertation im Jahr darauf beim Schwann-Verlag in Düsseldorf (Ebd., S. 229 f.).
  • Guardinis Wunsch, zu habilitieren, war bereits Gegenstand eines Briefes an Ildefons Herwegen im August 1918 (Angelus A. Häußling (Hrsg.): Briefe den Laacher Abt Ildefons Herwegen aus Den Jahren 1917 bis 1934, in: Archiv für Liturgiewissenschaft 27, 1985, S. 205-262, hier S. 222).
  • In Guardinis Antrag auf Studienurlaub vom 3. Dezember 1919 hieß es, dass ihm von Mohlberg die Leitung der zweiten Abteilung des unter Beteiligung von Mohlberg, Guardini und Anton Baumstark neugegründeten „Jahrbuches für Liturgiewissenschaft“ übertragen worden sei und es daher nötig sei, „sich in den umfangreichen Stoff“ einzuarbeiten, „wozu ihn aber eine größere Bibliothek und vor allem mehr Zeit gegeben sein müsste, als sie die Seelsorge frei lässt.“ Ferner habe „er eine umfangreichere dogmatisch-liturgische Untersuchung begonnen, für die er ebenfalls zahlreichen bibliographischen Hilfsmittel und ausgiebiger Zeit bedarf. Es ist ihm in Aussicht gestellt, dass er, wahrscheinlich in der Nähe von Bonn, einen Posten erhalten werde, der ihm Existenzmöglichkeit gibt, und dort zugleich für dargelegte Studien hinreichende Zeit lässt“ (Diözesanarchiv Mainz, Personalakte Guardini, Brief Guardini an Ordinariat vom 3. Dezember 1919).
  • Eigentlich plante Guardini also, diese Habilitation im Anschluss an seine Arbeit „Vom Geist der Liturgie“ als „dogmatisch-liturgische Untersuchung“ über die „Gnadenlehre der römischen Liturgie” abzufassen und dabei „die übernatürliche Ordnung in der Liturgie der Sakramente und Sakramentalien“ möglichst „konkret“ vorzustellen:
    • "Also gerade das, was die bisherige Theologie mit sicherstem Instinkt immer vermieden hat: das Konkrete. Nicht `der Begriff von´, oder `die Lehre von´, sondern die übernat. Lebensordnung, so wie sie in ihrer ganz besonderen Gegebenheit aus Ritual, Pontifikale und Weisungen des Messbuches hervortritt" (83. Brief vom 30. Mai 1920, Pützchen bei Beuel, in: Briefe an Josef Weiger, a.a.O., S. 231).
  • Er kündigte gegenüber seinem Freund Weiger an, unter anderem einen „ganz eigenen Begriff des Wunderbaren“ und eine „ganz eigene Auffassung der Natur“ entwickeln zu wollen (ebd.).
  • Doch dazu kam es nicht, stattdessen wandte er sich erneut Bonaventura zu und schrieb bis Ende 1922 nicht seine zweite große Arbeit über die Liturgie, sondern die zweite über Bonaventura, genauer über dessen “systembildende Elemente in der Theologie”. Inhaltlich und in Bezug auf ihre politisch-theologischen Implikationen wurde daher diese Habilitationsschrift bereits im Kontext der Dissertation besprochen.
  • Die wissenschaftliche Leitung für das Habilitationsprojekt hatte der Neuscholastiker Gerhard Esser (1860-1923) übernommen, der von 1898 bis 1922 Dogmatik an der Universität Bonn lehrte. Da er bereits 1923 verstarb, ging der Einfluß auf Guardini nicht über die Habilitation hinaus, obwohl damit gerechnet wurde, daß Guardini selbst den Lehrstuhl dieses bereits kranken Theologen übernehmen könne (Gerl, S. 112, FN 100).
  • ...

Publikation

  • mit Literaturergänzungen unter dem Titel "Systembildende Elemente in der Theologie Bonaventuras", hrsg. von Werner Dettloff, Leiden 1964 [Mercker 1607] (bisher nicht in der deutschen Werkausgabe aber enthalten in Guardini-Konkordanz)
  • Nachdruck, Leiden:Brill 2024 [neu aufgenommen]

Digitalisat bzw. Online-Vorschau

Inhaltsverzeichnis

Guardini-Konkordanz

  • siehe Inhaltsverzeichnis

Übersetzungen (in mind. 1 Sprache)

  1. OO XVIII: Princìpi fondamentali della teologia di san Bonventura. L´ illuminazione della mente, la gerarchia degli esseri, il flusso della vita, in: Opera omnia XVIII: Bonaventura, Brescia 2013 (hrsg. von Ilario Tolomio), ins Italienische übersetzt von Isabella Visentini [neu aufgenommen]
  2. Laut KAB: 2020 Übersetzungsanfrage ins Französische durch Chora / Rom [noch nicht erschienen]

Sekundärbibliographie

Rezensionen

  1. Cherubino Bigi: Rezension zu: Guardini, Systembildende Elemente in der Theologie Bonaventuras, in: Archivum franciscanum historicum, Quaracchi, 58, 1965, S. 168-173 [Mercker 3642] und [Zucal, 1988, 489] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=TAzkAAAAMAAJ
  2. Peter Damian Fehlner: Rezension zu: Guardini, Systembildende Elemente in der Theologie Bonaventuras, in: Theological studies, Baltimore, 26, 1965, S. 133-135 [Mercker 3643] - [Rezension] - [noch nicht online]
  3. Richard Heinzmann: Rezension zu: Guardini, Systembildende Elemente in der Theologie Bonaventuras, in: Theologische Literaturzeitung, Leipzig, 90, 1965, Sp. 683-686 [Mercker 3645] - [Rezension] - http://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/thlz_090_1965/0352 und http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PID=urn:nbn:de:bsz:21-dt-21091%7Clog00514
  4. Julian Kaup Rezension zu: Guardini, Systembildende Elemente in der Theologie Bonaventuras, in: Franziskanische Studien, Paderborn, 47, 1965, S. 110-111 [Mercker 3646] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=BgnkAAAAMAAJ
  5. Gordon Leff: Rezension zu: Guardini, Systembildende Elemente in der Theologie Bonaventuras, in: Journal of theological studies, London, 16, 1965, 1. Januar, S. 531-532 [Mercker 3647] - [Rezension] - https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/singleHit.do?methodToCall=showHit&curPos=188&identifier=5_PRIMO_RESULTSET_295855542
  6. Alexander Gerken: Rezension zu: Guardini, Systembildende Elemente in der Theologie Bonaventuras, in: Wissenschaft und Weisheit, Paderborn, 29, 1966, S. 132 [Mercker 3644] - [Rezension] - [noch nicht online]
  7. François-Joseph Thonnard: Rezension zu: Guardini, Systembildende Elemente in der Theologie Bonaventuras, in: Revue des études augustiniennes, Paris, 12, 1966, S. 323 [Mercker 3648] - [Rezension] - [noch nicht online]

Weitere

  1. Hanspeter Heinz: Trinitarische Begegnungen bei Bonaventura: Fruchtbarkeit einer appropriativen Trinitätstheologie, 1985, zu Romano Guardini S. 68, 85 f. und 89 und öfters [Monographie] - https://books.google.de/books?id=0b-5AAAAIAAJ
  2. Rainer Jehl: Melancholie und Acedia: ein Beitrag zu Anthropologie und Ethik Bonaventuras, 1984, zu "Systembildende Elemente" S. XXV (Literaturverzeichnis), 29, 38, 40, 52, 84, 93, 106, 193, 218, 255 [Monographie] - https://books.google.de/books?id=UkYtAAAAMAAJ