Vorlage:1952 Rezensionen Über Wilhelm Raabes Stopfkuchen
Aus Romano-Guardini-Handbuch
- [1952-321] Anna Krüger: Der humoristische Roman mit gegensätzlich verschränkter Bauform: Jean Paul, Wilhelm Raabe, Kurt Kluge, 1952 [neu aufgenommen] – [Monographie] - https://books.google.de/books?id=iy7ZAAAAMAAJ, zu Romano Guardini:
- S. 140: „Auch Guardini fragt in seinem Buch - den Menschen im „Stopfkuchen" darin ähnlich —: „Aber darf ein immer dicker werdender Mensch, der sich von einer Sitzgelegenheit zur anderen schiebt, so (groß) sein? Ist das nicht lächerlich[47 Romano Guardini: Über Wilhelm Raabes „Stopfkuchen“, Würzburg 1938, S. 24]?" Stopfkuchen wird von allen lächerlich genommen. Darüber urteilt Guardini folgendermaßen: „Er verfällt also dem Schlimmsten, was es in Raabes Welt gibt: er wird lächerlich[48 Romano Guardini, a.a.O., S. 26.]". Ich konnte aber in meiner Untersuchung nachweisen, daß es geradezu zum Wesen des humoristischen Helden gehört, in das Licht der Lächerlichkeit zu geraten. In dieser Beleuchtung wird erst der höchste Grad der Verkennung durch die Welt offenbar, und außerdem verleiht sie dem Sieg des Helden über die Endlichkeit das notwendige humoristische Gepräge.“
- S. 142: „Aber alle Eigenschaften Stopfkuchens werden durch seine heitere Gelassenheit überstrahlt, sie ist die stärkste formende Kraft im Gefüge seines Wesens, wirkt daher auf den Zusammenklang aller Anlagen ein und verleiht dem Manne Stopfkuchen eine unwiderstehliche Macht der Überwindung. Es hat seinen tiefen Sinn, wenn Guardini bei der Charakteristik Stopfkuchens vergleichend auf chinesische Regengötter und den indischen Nautschtanz hinweist. Stopfkuchens schöpferische Geduld ist keine typisch abendländische Tugend, und man darf wohl sagen, daß es dem durchschnittlichen Deutschen heute sogar schwer fällt, in ihr überhaupt eine Tugend zu erkennen.“