Vorlage:2023 Sekundärbibliographie Jugendbewegung

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Zu: Quickborn/Burg Rothenfels

  • [2023-081] Philip Fuhrmann: Und die Quickborner pflegten den Reigen. Schlaglichter auf Geschichte und Bedeutung des Tanzes auf Burg Rothenfels, in: Konturen, 2023, 1, S. 12 f. (mit längerem Zitat aus Guardini, Quickborn) [Artikel] - https://www.burg-rothenfels.de/fileadmin/Mediendatenbank/70_Wer_wir_sind/Burgbrief_konturen/konturen_Burgbrief_01_2023.pdf, zu Romano Guardini:
    • S. 13: "In Guardinis Ausführungen wiederum klingt eine gewisse Leibfeindlichkeit an. Lust, Begierde, Ekstase und Überschwang sind aber keine tierischen Instinkte, die der Reinheit der Seele entgegenstehen, sondern wesenhafte Züge des Menschseins. Was Guardini noch als „wüstes Tanzwesen“ abtut, ist eine neue Bewegung, die vor allem über die Improvisation Ausdruck findet, sich von der Emotion leiten lässt und keine Angst hat vor Nähe und Spannung." [Kommentar HZ: Wenn jemand Anfang der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts angesichts des "Materialismus der neuen Zeit", der "den bloßen Trieb mit all seiner Gemeinheit zur Herrschaft" gebracht habe, als "wüst" kritisiert, weil darin nicht die Seele, sondern die Begierlichkeit herrsche, sagt keineswegs, dass Lust, Begierde, Ekstase und Überschwang zu unterdrückende "tierische Instinkte" seien und stattdessen Unlust, Antriebslosigkeit, Lethargie oder Distanziertheit herrschen müssen, sondern lediglich dass nicht Begierlichkeit, sondern "Ritterlichkeit" über den Leib "herrschen" sollte. Ritterlichkeit im Guardinischen Sinn ist alles andere als "leibfeindlich", nicht einmal in einem "gewissen" Sinne. Es geht allein um ein Gleichgewicht und eine Spannungseinheit, die Guardini im Reigentanz findet, im modernen Tanzwesen aber nicht mehr erkennen kann. Eine solche Einschätzung in der damaligen Zeit kommt aber gerade nicht aus einer "gewissen Leibfeindlichkeit", sondern aus der Erfahrung, dass die dialektische Entwicklung in die jeweiligen Extreme hinein die Leib-Seele-Spannungseinheit eben zerstört und nicht in Spannung hält. Es geht um eine Kritik am Materialismus und an der Herrschaft des bloßen Triebes, es geht auch nicht um einzelne Tänze, sondern das "Tanzwesen unserer Tage". Guardini hatte eine Erneuerung des Volks- und Reigentanzes im Sinn, so wie die überbündische Volkstanzbewegung auch und das wiederum keineswegs nur im völkischen oder nationalistischen Sinne, sondern im europäischen und internationalen Austausch.]