Vorlage:Zeitgeschehen und Gedenken 2025
Papst Franziskus ist am 21. April 2025 gestorben
Der große Kenner und Verehrer Guardinis, Papst Franziskus, ist am Morgen des Ostermontags, den 21. April 2025 gestorben. Aus gegebenem Anlass hier noch einmal die Äußerungen zu Guardini in seinem Anfang 2025 erschienenen autobiographischen Werk "Hoffe. Die Autobiographie". Sie ist in 80 Ländern und zahlreichen Übersetzungen verfügbar. Die deutsche Fassung erschien im Kösel-Verlag. Auch darin gibt es wieder einige Bezüge zu Guardini (siehe google-books):
- Im Abschnitt "8 Das Leben ist die Kunst der Begegnung" heißt es: "Oder wie Romano Guardini schreibt, ein großer Theologe, der in Italien geboren wurde, aber schon als Kind nach Deutschland kam: "Der Mensch ist so geschaffen, daß er sich selbst zunächst in einer `Anfangsform´ gegeben ist; in einem Entwurf auf das Leben hin. Hält er den fest, bleibt er bei sich; tritt er nie in die Hingabe ein, dann wird er immer enger und dürftiger. Er `hat seine Seele festgehalten´ und verliert sie dadurch immer mehr.""
- Im Abschnitt über das Volk als "mythische und historische Kategorie" nimmt er wieder Bezug auf Dostojewski und das Dostojewski-Buch Guardinis: "Ich habe Dostojewski immer geliebt, schon als Junge. Und seit ich Rektor an der Fakultät für Philosophie und Theologie in San Miguel war, konnte ich mich auch für die Studien begeistern, die Romano Guardini zu diesem großen russischen Dichter und seiner Welter geschrieben hat. Das Volk von Dostojewski und Guardini ist ein "mythisches Wesen", ohne jede Idealisierung. So sehr diese Menschen auch sündigen und leiden mögen, sie stehen für eine authentische Menschheit."
- Dann berichtet er über die Vorbereitung des Vortrages zur KI auf dem G7-Treffen 2024: "Als ich über meinem Vortrag zur KI saß, den ich im Juni 2024 auf dem G7-Treffen im apulischen Borgo Egnazia vor zahlreichen Regierungschefs halten sollte, fiel mir Romano Guardini ein, der Theologe, dessen Denken mir oft geholfen hat. Ich wollte das Thema von allen Untergangsbeschwörungen befreien, die uns so oft lähmen, von der Starrheit, die sich dem "Neuen" entgegenstellt in dem sinnlosen Versuch, eine Welt bewahren zu wollen, die zum Verschwinden verurteilt ist. Gleichzeitig aber wollte ich deutlich machen, das es in unserer Verantwortung liegt, sensibel für all das zu bleiben, was zerstörerisch und unmenschlich ist."
- Schließlich wird in den Erläuterungen, vermutlich ein Entwurf zur später tatsächlich gehaltenen Rede, auch Guardini genannt und zitiert: "Mit Guardini können wir sagen, dass jedes Problem technischer, sozialer oder politischer Natur "nur vom Menschen her zu lösen ist. Ein neues Menschentum muss erwachen, von tieferer Geistigkeit, neuer Freiheit und Innerlichkeit." - Und etwas weiter heißt es im Text über das "Anti-Herz" des Narzissmus und der Selbstbezogenheit: "In der Folge werden wir unfähig, Gott zu empfangen, weil wir - wie Heidegger gesagt hätte -, um das Göttliche zu empfangen, ihm ein Gästehaus errichten müssen. Und das Gleiche gilt auch für uns, wenn wir auf unsere authentische und wahre Essenz reagieren wollen. Wenn das Herz nicht lebe, schreibt Guardini in seinem Aufsatz über Dostojewski, bleibe der Mensch sich selbst fremd."
- Auch wenn in der tatsächlich gehaltenen Rede, der Name Guardini fehlt, "atmet" im Text also Guardinis "Ja zur Technik" als Ausgangspunkt für eine echte "Metanoia".
Im Februar 2025 verfasst Papst Franziskus noch ein Vorwort für Angelo Scolas Buch "Warten auf einen neuen Anfang" (im Erscheinen). Dort bezieht er sich ein letztes Mal auf Guardini und zwar auf dessen Gedanken über das Alter: "„Wenn wir diese Zeit des Lebens als Gnade und nicht mit Groll leben; wenn wir die Zeit (auch eine lange Zeit), in der wir die nachlassenden Kräfte, die zunehmende Müdigkeit des Körpers, die nicht mehr der Jugend entsprechenden Reflexe erleben, mit einem Gefühl der Dankbarkeit begrüßen, dann wird auch das Alter zu einem Zeitalter des Lebens, wie Romano Guardini uns gelehrt hat, das wirklich fruchtbar ist und das Gutes ausstrahlen kann.“" - https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2025-04/vorwort-buch-papst-franzisikus-alter-tod-ewigkeit-scola-vatikan.html
"Die Gegensatzlehre Romano Guardini. Genese - Grund - Gehalt"
Dr. Paul Metzlaff konnte seine Doktorarbeit über Romano Guardinis Gegensatzlehre veröffentlichen. Sie ist ab sofort als erfreulicherweise kostenlose Online-Version über die Nomos E-Library (Nomos E-Library) zum Download zugänglich, erschien aber im Dezember 2024 auch in gedruckter Form beim Verlag Karl Alber (Nomos-Shop). Sie enthält zwei Anhänge , zum einen das bislang unveröffentlichte Notizbuch Romano Guardinis (1914-1919) sowie den bislang nicht in der deutschen Werkausgabe zugänglichen Text Gegensatz und Gegensätze (1914) in textkritischer Fassung (bezüglich handschriftlicher Vorarbeiten). Im Schlusskapitel bzw. in seinem "Ausblick" beschäftigt Metzlaff sich dann explizit mit der "Bedeutung der Gegensatzlehre Romano Guardinis für das Pontifikat von Papst Franziskus" (S. 524 ff.) und tut dies in drei Schritten:
- 4.1. Die Entdeckung des Gegensatzdenkens in der Tradition des Jesuitenordens
- 4.2. Papst Franziskus denkt mit Romano Guardini
- 4.3. Synodalität: Die Denkstruktur des Gegensatzes fruchtbar machen