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Aus Romano-Guardini-Handbuch
 
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* [1921-094] [[Romuald Edenhofer]]: Der entscheidende Wendepunkt in der modernen Jugendbewegung (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: [[Monatsblätter für den katholischen Religionsunterricht an höheren Lehranstalten]], 22, 1921, Oktober/Dezember, S. 113f. [neu aufgenommen] - [Rezension] - http://goobiweb.bbf.dipf.de/viewer/image/1002836018_22/113/LOG_0049/
* [1921-097] [Italienisch]: Rivista delle riviste: Riviste tedesche: La missione della Chiesa nel nostro tempo (über katholisches Tatheft vom April 1921), in: [[Bilychnis. Rivista di studi religiosi]], Rom, 10, 1921, 7 (Juli 1921), S. 43 f. [neu aufgenommen] – [Artikel] - https://books.google.de/books?id=09W4lvqzWCsC; zu Romano Guardini S. 44 (allerdings weniger zu Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend; sondern zu Guardini, Vom Geist der Liturgie):
* [1921-095] [[Otto Gründler]]: Zeitgeschichte. Von der Sendung des Katholizismus (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: [[Hochland]], München, 18/II, 1920/21, 8 (Mai 1921), S. 245 [Gerner 405] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=T1kvAAAAMAAJ
** "La Chiesa è compiuta apparizione di ordine di vita religiosa divenuta obiettiva. Essa non è una somma di singoli individui, ma anima della comunità in cui i singoli si attaccano per servire come materia da costruzione per la esplicazione della sua essenza autonoma e indipendente. L'adattamento a questa forma è suprema libertà in quanto il singolo può sviluppare in essa tutte quelle energie dell'organismo sopraindividuale che individualmente gli sono negate. La funzione della Chiesa è unica, in quanto essa possiede la grazia partecipata e garantita da una positiva rivelazione. Da qui l´errore di ogni tentativo di ridurre la religione alla immanenza, o alla morale: e non senza ragione la Chiesa à elevato sempre il LOGOS al disopra dell´ETHOS. Dare la supremazia alla volontà su la conoscenza, non è atteggiamento cattolico. Guardini esprime nettamente il principio cattolico quando dice: ogni cosa perdona la Chiesa, all'infuori di un'offesa alla verità. Ogni tentativo di dare al dogma un valore pratico non è cattolico. La Chiesa considera il dogma, la verità, come una realtà assoluta che non à bisogno di alcuna base morale e pratica. La verità è verità, perchè è verità. Solo su questa via si trova un punto saldo."
* [1921-096] [[Herbert Kühnert]]: Katholische Jugend (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: [[Sozialistische Monatshefte]], 27/I, 1921, S. 504 [neu aufgenommen] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=UzVOewwDVfoC
* [1921-098] [[Romuald Edenhofer]]: Der entscheidende Wendepunkt in der modernen Jugendbewegung (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: [[Monatsblätter für den katholischen Religionsunterricht an höheren Lehranstalten]], 22, 1921, Oktober/Dezember, S. 113f. [neu aufgenommen] - [Rezension] - http://goobiweb.bbf.dipf.de/viewer/image/1002836018_22/113/LOG_0049/
* [1921-099] [[Max Fischer]]: Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend, in: [[Das Literarische Echo]], 23, 1921, S. 1111/1115 [neu aufgenommen] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=HwjCYY44Jo8C
* [1921-100] [[Otto Gründler]]: Zeitgeschichte. Von der Sendung des Katholizismus (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: [[Hochland]], München, 18/II, 1920/21, 8 (Mai 1921), S. 245 [Gerner 405] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=T1kvAAAAMAAJ
* [1921-101] [[Herbert Kühnert]]: Katholische Jugend (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: [[Sozialistische Monatshefte]], 27/I, 1921, S. 504 [neu aufgenommen] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=UzVOewwDVfoC
** "Guardini meint, die Jugend beginne nun nach einer Periode der schrankenlosen Aufbäumung gegen diejenige Autorität, die alle jugendliche Tätigkeit als bloßes Mit- und Nachmachen auffaßte, die die Eigenständigkeit der jungen Persönlichkeit nicht berücksichtigte, die Erziehung mit der Selbstverständlichkeit eines gedankenlosen oder mit äußerer Gewalt durch den Stärkern erzwungenen Folgens gleichsetzte, wieder zum Verständnis für dies ewig notwendige Recht und den Sinn der Autorität zurückzukehren: als Vertreterin der Hoheit Gottes unter den Menschen, vor der sich Ehrfurcht ziemt, als desjenigen Prinzips, dessen Geltung von Gottes Gnaden, nicht von menschlichen Zwecken oder Willenssetzungen herkommt, dem der Charakter erst seine Festlegung im Absoluten und damit seinen Adelskern verdankt, und sie lerne nun wieder aus bewußter Freiheit sich vor solcher Autorität beugen und ihr unbedingter denn je gehorchen. Ja, sie verlange selbst nach solcher Autorität, weil diese als schaffende Lebensmacht, als Hilfe zur Freiheit, Reife und Form erkannt sei, und werde ihr Gehorsam zu leisten wissen, auch wenn manche Träger der Autorität selbst noch nichts von dem Geist hätten, mit dem sie selbst dies Verhältnis ansieht."
** "Guardini meint, die Jugend beginne nun nach einer Periode der schrankenlosen Aufbäumung gegen diejenige Autorität, die alle jugendliche Tätigkeit als bloßes Mit- und Nachmachen auffaßte, die die Eigenständigkeit der jungen Persönlichkeit nicht berücksichtigte, die Erziehung mit der Selbstverständlichkeit eines gedankenlosen oder mit äußerer Gewalt durch den Stärkern erzwungenen Folgens gleichsetzte, wieder zum Verständnis für dies ewig notwendige Recht und den Sinn der Autorität zurückzukehren: als Vertreterin der Hoheit Gottes unter den Menschen, vor der sich Ehrfurcht ziemt, als desjenigen Prinzips, dessen Geltung von Gottes Gnaden, nicht von menschlichen Zwecken oder Willenssetzungen herkommt, dem der Charakter erst seine Festlegung im Absoluten und damit seinen Adelskern verdankt, und sie lerne nun wieder aus bewußter Freiheit sich vor solcher Autorität beugen und ihr unbedingter denn je gehorchen. Ja, sie verlange selbst nach solcher Autorität, weil diese als schaffende Lebensmacht, als Hilfe zur Freiheit, Reife und Form erkannt sei, und werde ihr Gehorsam zu leisten wissen, auch wenn manche Träger der Autorität selbst noch nichts von dem Geist hätten, mit dem sie selbst dies Verhältnis ansieht."
* [1921-097] [[Friedrich Muckermann]]: Weltanschauliche Verbrüderung und katholische Geschlossenheit (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in ders.:  in: [[Stimmen der Zeit]], Freiburg im Breisgau, 101, 1921, S. 369 [Gerner 405] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=iZ7NAAAAMAAJ
* [1921-102] [[Friedrich Muckermann]]: Weltanschauliche Verbrüderung und katholische Geschlossenheit (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in ders.:  in: [[Stimmen der Zeit]], Freiburg im Breisgau, 101, 1921, S. 369 [Gerner 405] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=iZ7NAAAAMAAJ
* [1921-098] [[Friedrich Muckermann]]: Ein katholisches Sonderheft der "Tat" (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: [[Der Gral]], Essen, 15, 1920/21, 9/10 (Juni 1921), S. 388-391, zu Romano Guardini S. 389f. [Gerner 405, bei Gerner wohl ohne Autorennennung???] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=eUxTAAAAYAAJ
* [1921-103] [[Friedrich Muckermann]]: Ein katholisches Sonderheft der "Tat" (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: [[Der Gral]], Essen, 15, 1920/21, 9/10 (Juni 1921), S. 388-391, zu Romano Guardini S. 389f. [Gerner 405, bei Gerner wohl ohne Autorennennung???] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=eUxTAAAAYAAJ
** "An die Jugend sich wendend und den Freideutschen es klar heraussagend, daß sie dringendsten Forderungen der Zeit gegenüber ohnmächtig versagen, stellt Guardini dem katholischen, heranwachsenden Geschlecht seine Sendung in markigen Strichen vor Augen. Nur ein Wort sei hier aufgeführt: "Zuweilen ist´s, als wisse der katholische Mensch so recht, wie köstlich das Leben ist; aber nur deshalb, weil in seinem Leben allein auch der freie Verzicht steht und die evangelischen Räte ihm beständig von der Möglichkeit sprechen, alles zu verlassen um Gottes willen. Denn nur, wer das Gut in freier Hand hält, es wägend, ob er es behalten oder weggeben soll, fühlt seine lebte Kostbarkeit. Diese Gegensätzlichkeiten bedeuten aber keinen Synkretismus.. Geistesmengerei ist dort, wo ein Jahrhundert  liberaler Unfähigkeit zum „Ja“ und „Nein" dem Menschen so alles Mark genommen hat, daß er nun bei Buddhisten und Negern, Chinesen und Indianern und demnächst auch beim Tier borgen geht. Nein, es ist die ungeheuere Fülle und Spannungsweite des Lebens selbst, die hier zum Maß und zum Inhalt menschlichen Bewußtseins geworden ist."
** "An die Jugend sich wendend und den Freideutschen es klar heraussagend, daß sie dringendsten Forderungen der Zeit gegenüber ohnmächtig versagen, stellt Guardini dem katholischen, heranwachsenden Geschlecht seine Sendung in markigen Strichen vor Augen. Nur ein Wort sei hier aufgeführt: "Zuweilen ist´s, als wisse der katholische Mensch so recht, wie köstlich das Leben ist; aber nur deshalb, weil in seinem Leben allein auch der freie Verzicht steht und die evangelischen Räte ihm beständig von der Möglichkeit sprechen, alles zu verlassen um Gottes willen. Denn nur, wer das Gut in freier Hand hält, es wägend, ob er es behalten oder weggeben soll, fühlt seine lebte Kostbarkeit. Diese Gegensätzlichkeiten bedeuten aber keinen Synkretismus.. Geistesmengerei ist dort, wo ein Jahrhundert  liberaler Unfähigkeit zum „Ja“ und „Nein" dem Menschen so alles Mark genommen hat, daß er nun bei Buddhisten und Negern, Chinesen und Indianern und demnächst auch beim Tier borgen geht. Nein, es ist die ungeheuere Fülle und Spannungsweite des Lebens selbst, die hier zum Maß und zum Inhalt menschlichen Bewußtseins geworden ist."
* [1921-099] [[Else Stroh]]: Zu Guardini: Das Unbedingte und das Kompromiß (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: [[Die Tat]]. Monatsschrift für die Zukunft deutscher Kultur, Jena, 13, 1921, 6, S. 474-476 (kritische Stellungnahme gegen Guardinis Forderung nach Autoritätsgefühl der Jugend) [Mercker 2231] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=q8YXAQAAIAAJ
* [1921-104] [[Else Stroh]]: Zu Guardini: Das Unbedingte und das Kompromiß (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: [[Die Tat]]. Monatsschrift für die Zukunft deutscher Kultur, Jena, 13, 1921, 6, S. 474-476 (kritische Stellungnahme gegen Guardinis Forderung nach Autoritätsgefühl der Jugend) [Mercker 2231] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=q8YXAQAAIAAJ
* [1921-100] [[Hans Tügel]]: Die Sendung der Jugend (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: [[Freideutsche Jugend]], Hamburg, 7, 1921, 9 (September 1921), S. 278-280  [Gerner 159] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=LVc4AQAAIAAJ; zu Romano Guardini insbesondere:
* [1921-105] [[Hans Tügel]]: Die Sendung der Jugend (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: [[Freideutsche Jugend]], Hamburg, 7, 1921, 9 (September 1921), S. 278-280  [Gerner 159] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=LVc4AQAAIAAJ; zu Romano Guardini insbesondere:
** S. 278 f.: „Im Aprilheft der "Tat", einer katholischen Sondernummer, spricht ein gewiß genialer Katholik moderner Richtung, Romano Guardini, der die Jugendbewegung wirklich zu kennen glaubt, zu uns und verkündet der Fredeutschen Jugend den "toten Punkt". Doch er ist liebenswürdig und dankt ihr, "daß sie den Durchbruch gewonnen, Eigenwert und Eigenständigkeit der jungen Persönlichkeit erkannt und durchgesetzt hat". Damit sei sie aber nun am Ende ihrer Schaffensmöglichkeit und der katholischen Jugend sei die Lösung der wesentlichen Aufgabe vorbehalten: die Eigenwertigkeit der Jugend einzuordnen in die neugesehene Ganzheit des Lebens und die Eigenständigkeit der jungen Persönlichkeit einzufügen in das Ganze der objektiven Gemeinschaftsordnung, besonders in das Verhältnis zur Autorität"; denn katholische Art habe den "Sinn für die Wirklichkeit", habe die ganze Weit geistigen Bewußtseins und jenes unbedingte "Gefühl für das Maß". Das sind große Worte, wert, daß man ihnen einmal nachdenkt, ob mit diesem Pathos sich auch Wesentliches verbinde. Überrascht hat mich Guardini zunächst durch den so einheitlichen Begriff dessen, was er unter dem Namen "Freideutsche Jugend" zusammenfaßt. Denn ich wußte bisher nicht, daß es ein so einheitliches Gebilde von Menschen gibt, die jegliche Autorität (= Gewalt) ablehnen, die geschlossen dastehen und dem "Alter" / nach Lebensjahren gerechnet / den Krieg erklärt haben. Ja , wenn sich der Name mit einem solchen einförmigen Menschengebilde, das sein innerstes Wesen so zur Schau trüge, deckte, so könnte Guardini vielleicht nicht Unrecht haben. Können wir das aber Kenntnis von der Jugendbewegung heißen, Kenntnis von den Menschen, die sie tragen? - Ich spreche ihm diese Kenntnis ab, schon ganz, wenn er "die Eigenbedeutung der Jugendlichkeit gegenüber der Reife" des Alters als errungenes Ziel der Bewegung ansieht. Uns bedeutet Jugend etwas anderes. Sie wird nicht nach dem Lebensalter gemessen / wir haben auch Greise unter uns ⁄, sondern nach der inneren Lebendigkeit, die sich nicht erstarren und vergewaltigen läßt. In unseren Zeitschriften, auf unseren Tagungen wird zuviel geredet. Der Vorwurf ist berechtigt. Doch das ist keine Alterserscheinung, als vielmehr eine Kinderkrankheit. Die Bewegung / und alle große Bewegung geht im stillen vor sich / geht darüber hinweg. Ein wahrer Ritter Don Quixote reitet Guardini gegen den Windmühlenbegriff „Freideutsche Jugend“ Sturm, sieht „tief gefühlte Ratlosigkeit“ dort, wo seine Lanzen splittern. Seltsam, was Worte vermögen! Die Etikette, mag von ihr auch noch so magische Wirkung ausgehen, macht´s aber nicht. Heute ist auch der Name "Freideutsch" schon zu eng für die ganze bewegte Jugend, die nicht um der Freiheit willen frei sein will, sondern jung und wahr zu bleiben sucht im Geiste. Hier aber klafft der Wesensunterschied: auf der einen Seite der Wille zu fester Form, Tradition und Autoritätsglaube gründen auf ihrer Basis, auf der andern Wandern und Suchen nach Lebenswahrheit und -weisheit, die dem Leben täglich von neuem abgerungen werden muß. Dort der bergende Schoß einer beseligenden Kirche / wir ehren diese andere Anschauung trotz unseres Neins /, hier der harte Kampfplatz??? der ...??? Geradezu grotesk wirkt aber die Tatsache, daß es immer noch denkgeschulte Männer gibt, die über des längst begrabenen Kants philosophische Erkenntnisse zu Gericht sitzen, ohne auch nur seine klarsten und einfachsten Gedankengänge verarbeitet zu haben. Guardini prägt das Wort, Kant habe das Sittengesetz von aller Verkörperung in persönlichen Trägern losgelöst und es zu einem abstrakten Eigengesetz des Ich gemacht, das letzten Endes wiederum nur auf eine „transzendentale Apperzeption" hinauslaufe. Guardini irrt, verschleiert aber seinen Irrtum durch eine geniale Umbiegung der Sachlage. Kant hat vielmehr auf dem Wege transzendentaler Erkenntnis das moralische Gesetz des Menschen / und das heißt nichts anderes als das selbständige Gewissen / zu beweisen unternommen. Nicht abstraktes Eigengebilde, sondern Tatsache der Vernunft war ihm das Sittengesetz und damit die fordernde Grundlage zu einer Verkörperung in persönlichen Trägern. Kants philosophisches System ist für uns Heutige unzureichend geworden / das wird aller Systematik so gehen / doch damit ist nicht das Recht verbunden, ihn mißzudeuten. Das mußte hier gesagt werden. Wie aber steht es mit der Autorität, die die Jugend auf dem Hohen Meißner nach Guardini abgelehnt hat. - Da müßte man zunächst fragen: WELCHER Autorität sagte dort die Jugend ab? Etwa der gegenüber den leiblichen Eltern, der gegenüber der Idee Staat? / Oder lehnte man gar die Autorität des Geistes ab? - Weiter: Ist es möglich und angängig, aus bloßen Worten Einzelner das Gesamtgefühl der Jugend zu konstruieren? Muß die Notwendigkeit von damals auch heute noch sein? Ist die Jugend ein Gebilde, das unter den Augen irgendeines Schutzpatrons in seiner Entwicklung erstarrt ist? - Es gäbe noch mehr der Fragen, die Guardinis Kenntnis des jugendlichen Wollens zum mindesten fraglich erscheinen ließen. Ich will mich hier jedoch auf Wesentliches beschränken, obgleich die Art jener Beweisführung zu Widerlegungen im  einzelnen herausfordert; aber hier ist nicht der Ort, nur zu negieren. ..." (Es folgt eine Darlegung des eigenen Autoritätsverständnisses)
** S. 278 f.: „Im Aprilheft der "Tat", einer katholischen Sondernummer, spricht ein gewiß genialer Katholik moderner Richtung, Romano Guardini, der die Jugendbewegung wirklich zu kennen glaubt, zu uns und verkündet der Fredeutschen Jugend den "toten Punkt". Doch er ist liebenswürdig und dankt ihr, "daß sie den Durchbruch gewonnen, Eigenwert und Eigenständigkeit der jungen Persönlichkeit erkannt und durchgesetzt hat". Damit sei sie aber nun am Ende ihrer Schaffensmöglichkeit und der katholischen Jugend sei die Lösung der wesentlichen Aufgabe vorbehalten: die Eigenwertigkeit der Jugend einzuordnen in die neugesehene Ganzheit des Lebens und die Eigenständigkeit der jungen Persönlichkeit einzufügen in das Ganze der objektiven Gemeinschaftsordnung, besonders in das Verhältnis zur Autorität"; denn katholische Art habe den "Sinn für die Wirklichkeit", habe die ganze Weit geistigen Bewußtseins und jenes unbedingte "Gefühl für das Maß". Das sind große Worte, wert, daß man ihnen einmal nachdenkt, ob mit diesem Pathos sich auch Wesentliches verbinde. Überrascht hat mich Guardini zunächst durch den so einheitlichen Begriff dessen, was er unter dem Namen "Freideutsche Jugend" zusammenfaßt. Denn ich wußte bisher nicht, daß es ein so einheitliches Gebilde von Menschen gibt, die jegliche Autorität (= Gewalt) ablehnen, die geschlossen dastehen und dem "Alter" / nach Lebensjahren gerechnet / den Krieg erklärt haben. Ja , wenn sich der Name mit einem solchen einförmigen Menschengebilde, das sein innerstes Wesen so zur Schau trüge, deckte, so könnte Guardini vielleicht nicht Unrecht haben. Können wir das aber Kenntnis von der Jugendbewegung heißen, Kenntnis von den Menschen, die sie tragen? - Ich spreche ihm diese Kenntnis ab, schon ganz, wenn er "die Eigenbedeutung der Jugendlichkeit gegenüber der Reife" des Alters als errungenes Ziel der Bewegung ansieht. Uns bedeutet Jugend etwas anderes. Sie wird nicht nach dem Lebensalter gemessen / wir haben auch Greise unter uns ⁄, sondern nach der inneren Lebendigkeit, die sich nicht erstarren und vergewaltigen läßt. In unseren Zeitschriften, auf unseren Tagungen wird zuviel geredet. Der Vorwurf ist berechtigt. Doch das ist keine Alterserscheinung, als vielmehr eine Kinderkrankheit. Die Bewegung / und alle große Bewegung geht im stillen vor sich / geht darüber hinweg. Ein wahrer Ritter Don Quixote reitet Guardini gegen den Windmühlenbegriff „Freideutsche Jugend“ Sturm, sieht „tief gefühlte Ratlosigkeit“ dort, wo seine Lanzen splittern. Seltsam, was Worte vermögen! Die Etikette, mag von ihr auch noch so magische Wirkung ausgehen, macht´s aber nicht. Heute ist auch der Name "Freideutsch" schon zu eng für die ganze bewegte Jugend, die nicht um der Freiheit willen frei sein will, sondern jung und wahr zu bleiben sucht im Geiste. Hier aber klafft der Wesensunterschied: auf der einen Seite der Wille zu fester Form, Tradition und Autoritätsglaube gründen auf ihrer Basis, auf der andern Wandern und Suchen nach Lebenswahrheit und -weisheit, die dem Leben täglich von neuem abgerungen werden muß. Dort der bergende Schoß einer beseligenden Kirche / wir ehren diese andere Anschauung trotz unseres Neins /, hier der harte Kampfplatz??? der ...??? Geradezu grotesk wirkt aber die Tatsache, daß es immer noch denkgeschulte Männer gibt, die über des längst begrabenen Kants philosophische Erkenntnisse zu Gericht sitzen, ohne auch nur seine klarsten und einfachsten Gedankengänge verarbeitet zu haben. Guardini prägt das Wort, Kant habe das Sittengesetz von aller Verkörperung in persönlichen Trägern losgelöst und es zu einem abstrakten Eigengesetz des Ich gemacht, das letzten Endes wiederum nur auf eine „transzendentale Apperzeption" hinauslaufe. Guardini irrt, verschleiert aber seinen Irrtum durch eine geniale Umbiegung der Sachlage. Kant hat vielmehr auf dem Wege transzendentaler Erkenntnis das moralische Gesetz des Menschen / und das heißt nichts anderes als das selbständige Gewissen / zu beweisen unternommen. Nicht abstraktes Eigengebilde, sondern Tatsache der Vernunft war ihm das Sittengesetz und damit die fordernde Grundlage zu einer Verkörperung in persönlichen Trägern. Kants philosophisches System ist für uns Heutige unzureichend geworden / das wird aller Systematik so gehen / doch damit ist nicht das Recht verbunden, ihn mißzudeuten. Das mußte hier gesagt werden. Wie aber steht es mit der Autorität, die die Jugend auf dem Hohen Meißner nach Guardini abgelehnt hat. - Da müßte man zunächst fragen: WELCHER Autorität sagte dort die Jugend ab? Etwa der gegenüber den leiblichen Eltern, der gegenüber der Idee Staat? / Oder lehnte man gar die Autorität des Geistes ab? - Weiter: Ist es möglich und angängig, aus bloßen Worten Einzelner das Gesamtgefühl der Jugend zu konstruieren? Muß die Notwendigkeit von damals auch heute noch sein? Ist die Jugend ein Gebilde, das unter den Augen irgendeines Schutzpatrons in seiner Entwicklung erstarrt ist? - Es gäbe noch mehr der Fragen, die Guardinis Kenntnis des jugendlichen Wollens zum mindesten fraglich erscheinen ließen. Ich will mich hier jedoch auf Wesentliches beschränken, obgleich die Art jener Beweisführung zu Widerlegungen im  einzelnen herausfordert; aber hier ist nicht der Ort, nur zu negieren. ..." (Es folgt eine Darlegung des eigenen Autoritätsverständnisses)
* [1921-101] [[Curt Walder]]: Freideutsche und katholische Jugendbewegung (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: [[Die Tat]]. Monatsschrift für die Zukunft deutscher Kultur, Jena, 13, 1921, 7, S. 560-561 [Mercker 2232] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=q8YXAQAAIAAJ  
* [1921-106] [[Curt Walder]]: Freideutsche und katholische Jugendbewegung (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: [[Die Tat]]. Monatsschrift für die Zukunft deutscher Kultur, Jena, 13, 1921, 7, S. 560-561 [Mercker 2232] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=q8YXAQAAIAAJ  
* [1921-102] [[Georg Wunderle]]: Zum katholischen Sonderheft der „Tat“ (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: [[Literarischer Handweiser]], Freiburg im Breisgau, 57, 1921, 6, Sp. 246-250, zu Romano Guardini S. 247 [Gerner 168] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=BspDAAAAIAAJ; vgl. auf ders.: Zum religiösen Ausspracheheft der „Tat“, Sp. 491-494, zur Kritik von Else Stroh gegen Romano Guardini Forderung nach einem „Autoritätsgefühl“ in der Jugend, Sp. 494;
* [1921-107] [[Georg Wunderle]]: Zum katholischen Sonderheft der „Tat“ (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: [[Literarischer Handweiser]], Freiburg im Breisgau, 57, 1921, 6, Sp. 246-250, zu Romano Guardini S. 247 [Gerner 168] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=BspDAAAAIAAJ; vgl. auf ders.: Zum religiösen Ausspracheheft der „Tat“, Sp. 491-494, zur Kritik von Else Stroh gegen Romano Guardini Forderung nach einem „Autoritätsgefühl“ in der Jugend, Sp. 494;

Aktuelle Version vom 8. August 2023, 17:50 Uhr

  • [1921-097] [Italienisch]: Rivista delle riviste: Riviste tedesche: La missione della Chiesa nel nostro tempo (über katholisches Tatheft vom April 1921), in: Bilychnis. Rivista di studi religiosi, Rom, 10, 1921, 7 (Juli 1921), S. 43 f. [neu aufgenommen] – [Artikel] - https://books.google.de/books?id=09W4lvqzWCsC; zu Romano Guardini S. 44 (allerdings weniger zu Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend; sondern zu Guardini, Vom Geist der Liturgie):
    • "La Chiesa è compiuta apparizione di ordine di vita religiosa divenuta obiettiva. Essa non è una somma di singoli individui, ma anima della comunità in cui i singoli si attaccano per servire come materia da costruzione per la esplicazione della sua essenza autonoma e indipendente. L'adattamento a questa forma è suprema libertà in quanto il singolo può sviluppare in essa tutte quelle energie dell'organismo sopraindividuale che individualmente gli sono negate. La funzione della Chiesa è unica, in quanto essa possiede la grazia partecipata e garantita da una positiva rivelazione. Da qui l´errore di ogni tentativo di ridurre la religione alla immanenza, o alla morale: e non senza ragione la Chiesa à elevato sempre il LOGOS al disopra dell´ETHOS. Dare la supremazia alla volontà su la conoscenza, non è atteggiamento cattolico. Guardini esprime nettamente il principio cattolico quando dice: ogni cosa perdona la Chiesa, all'infuori di un'offesa alla verità. Ogni tentativo di dare al dogma un valore pratico non è cattolico. La Chiesa considera il dogma, la verità, come una realtà assoluta che non à bisogno di alcuna base morale e pratica. La verità è verità, perchè è verità. Solo su questa via si trova un punto saldo."
  • [1921-098] Romuald Edenhofer: Der entscheidende Wendepunkt in der modernen Jugendbewegung (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: Monatsblätter für den katholischen Religionsunterricht an höheren Lehranstalten, 22, 1921, Oktober/Dezember, S. 113f. [neu aufgenommen] - [Rezension] - http://goobiweb.bbf.dipf.de/viewer/image/1002836018_22/113/LOG_0049/
  • [1921-099] Max Fischer: Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend, in: Das Literarische Echo, 23, 1921, S. 1111/1115 [neu aufgenommen] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=HwjCYY44Jo8C
  • [1921-100] Otto Gründler: Zeitgeschichte. Von der Sendung des Katholizismus (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: Hochland, München, 18/II, 1920/21, 8 (Mai 1921), S. 245 [Gerner 405] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=T1kvAAAAMAAJ
  • [1921-101] Herbert Kühnert: Katholische Jugend (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: Sozialistische Monatshefte, 27/I, 1921, S. 504 [neu aufgenommen] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=UzVOewwDVfoC
    • "Guardini meint, die Jugend beginne nun nach einer Periode der schrankenlosen Aufbäumung gegen diejenige Autorität, die alle jugendliche Tätigkeit als bloßes Mit- und Nachmachen auffaßte, die die Eigenständigkeit der jungen Persönlichkeit nicht berücksichtigte, die Erziehung mit der Selbstverständlichkeit eines gedankenlosen oder mit äußerer Gewalt durch den Stärkern erzwungenen Folgens gleichsetzte, wieder zum Verständnis für dies ewig notwendige Recht und den Sinn der Autorität zurückzukehren: als Vertreterin der Hoheit Gottes unter den Menschen, vor der sich Ehrfurcht ziemt, als desjenigen Prinzips, dessen Geltung von Gottes Gnaden, nicht von menschlichen Zwecken oder Willenssetzungen herkommt, dem der Charakter erst seine Festlegung im Absoluten und damit seinen Adelskern verdankt, und sie lerne nun wieder aus bewußter Freiheit sich vor solcher Autorität beugen und ihr unbedingter denn je gehorchen. Ja, sie verlange selbst nach solcher Autorität, weil diese als schaffende Lebensmacht, als Hilfe zur Freiheit, Reife und Form erkannt sei, und werde ihr Gehorsam zu leisten wissen, auch wenn manche Träger der Autorität selbst noch nichts von dem Geist hätten, mit dem sie selbst dies Verhältnis ansieht."
  • [1921-102] Friedrich Muckermann: Weltanschauliche Verbrüderung und katholische Geschlossenheit (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in ders.: in: Stimmen der Zeit, Freiburg im Breisgau, 101, 1921, S. 369 [Gerner 405] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=iZ7NAAAAMAAJ
  • [1921-103] Friedrich Muckermann: Ein katholisches Sonderheft der "Tat" (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: Der Gral, Essen, 15, 1920/21, 9/10 (Juni 1921), S. 388-391, zu Romano Guardini S. 389f. [Gerner 405, bei Gerner wohl ohne Autorennennung???] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=eUxTAAAAYAAJ
    • "An die Jugend sich wendend und den Freideutschen es klar heraussagend, daß sie dringendsten Forderungen der Zeit gegenüber ohnmächtig versagen, stellt Guardini dem katholischen, heranwachsenden Geschlecht seine Sendung in markigen Strichen vor Augen. Nur ein Wort sei hier aufgeführt: "Zuweilen ist´s, als wisse der katholische Mensch so recht, wie köstlich das Leben ist; aber nur deshalb, weil in seinem Leben allein auch der freie Verzicht steht und die evangelischen Räte ihm beständig von der Möglichkeit sprechen, alles zu verlassen um Gottes willen. Denn nur, wer das Gut in freier Hand hält, es wägend, ob er es behalten oder weggeben soll, fühlt seine lebte Kostbarkeit. Diese Gegensätzlichkeiten bedeuten aber keinen Synkretismus.. Geistesmengerei ist dort, wo ein Jahrhundert liberaler Unfähigkeit zum „Ja“ und „Nein" dem Menschen so alles Mark genommen hat, daß er nun bei Buddhisten und Negern, Chinesen und Indianern und demnächst auch beim Tier borgen geht. Nein, es ist die ungeheuere Fülle und Spannungsweite des Lebens selbst, die hier zum Maß und zum Inhalt menschlichen Bewußtseins geworden ist."
  • [1921-104] Else Stroh: Zu Guardini: Das Unbedingte und das Kompromiß (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: Die Tat. Monatsschrift für die Zukunft deutscher Kultur, Jena, 13, 1921, 6, S. 474-476 (kritische Stellungnahme gegen Guardinis Forderung nach Autoritätsgefühl der Jugend) [Mercker 2231] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=q8YXAQAAIAAJ
  • [1921-105] Hans Tügel: Die Sendung der Jugend (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: Freideutsche Jugend, Hamburg, 7, 1921, 9 (September 1921), S. 278-280 [Gerner 159] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=LVc4AQAAIAAJ; zu Romano Guardini insbesondere:
    • S. 278 f.: „Im Aprilheft der "Tat", einer katholischen Sondernummer, spricht ein gewiß genialer Katholik moderner Richtung, Romano Guardini, der die Jugendbewegung wirklich zu kennen glaubt, zu uns und verkündet der Fredeutschen Jugend den "toten Punkt". Doch er ist liebenswürdig und dankt ihr, "daß sie den Durchbruch gewonnen, Eigenwert und Eigenständigkeit der jungen Persönlichkeit erkannt und durchgesetzt hat". Damit sei sie aber nun am Ende ihrer Schaffensmöglichkeit und der katholischen Jugend sei die Lösung der wesentlichen Aufgabe vorbehalten: die Eigenwertigkeit der Jugend einzuordnen in die neugesehene Ganzheit des Lebens und die Eigenständigkeit der jungen Persönlichkeit einzufügen in das Ganze der objektiven Gemeinschaftsordnung, besonders in das Verhältnis zur Autorität"; denn katholische Art habe den "Sinn für die Wirklichkeit", habe die ganze Weit geistigen Bewußtseins und jenes unbedingte "Gefühl für das Maß". Das sind große Worte, wert, daß man ihnen einmal nachdenkt, ob mit diesem Pathos sich auch Wesentliches verbinde. Überrascht hat mich Guardini zunächst durch den so einheitlichen Begriff dessen, was er unter dem Namen "Freideutsche Jugend" zusammenfaßt. Denn ich wußte bisher nicht, daß es ein so einheitliches Gebilde von Menschen gibt, die jegliche Autorität (= Gewalt) ablehnen, die geschlossen dastehen und dem "Alter" / nach Lebensjahren gerechnet / den Krieg erklärt haben. Ja , wenn sich der Name mit einem solchen einförmigen Menschengebilde, das sein innerstes Wesen so zur Schau trüge, deckte, so könnte Guardini vielleicht nicht Unrecht haben. Können wir das aber Kenntnis von der Jugendbewegung heißen, Kenntnis von den Menschen, die sie tragen? - Ich spreche ihm diese Kenntnis ab, schon ganz, wenn er "die Eigenbedeutung der Jugendlichkeit gegenüber der Reife" des Alters als errungenes Ziel der Bewegung ansieht. Uns bedeutet Jugend etwas anderes. Sie wird nicht nach dem Lebensalter gemessen / wir haben auch Greise unter uns ⁄, sondern nach der inneren Lebendigkeit, die sich nicht erstarren und vergewaltigen läßt. In unseren Zeitschriften, auf unseren Tagungen wird zuviel geredet. Der Vorwurf ist berechtigt. Doch das ist keine Alterserscheinung, als vielmehr eine Kinderkrankheit. Die Bewegung / und alle große Bewegung geht im stillen vor sich / geht darüber hinweg. Ein wahrer Ritter Don Quixote reitet Guardini gegen den Windmühlenbegriff „Freideutsche Jugend“ Sturm, sieht „tief gefühlte Ratlosigkeit“ dort, wo seine Lanzen splittern. Seltsam, was Worte vermögen! Die Etikette, mag von ihr auch noch so magische Wirkung ausgehen, macht´s aber nicht. Heute ist auch der Name "Freideutsch" schon zu eng für die ganze bewegte Jugend, die nicht um der Freiheit willen frei sein will, sondern jung und wahr zu bleiben sucht im Geiste. Hier aber klafft der Wesensunterschied: auf der einen Seite der Wille zu fester Form, Tradition und Autoritätsglaube gründen auf ihrer Basis, auf der andern Wandern und Suchen nach Lebenswahrheit und -weisheit, die dem Leben täglich von neuem abgerungen werden muß. Dort der bergende Schoß einer beseligenden Kirche / wir ehren diese andere Anschauung trotz unseres Neins /, hier der harte Kampfplatz??? der ...??? Geradezu grotesk wirkt aber die Tatsache, daß es immer noch denkgeschulte Männer gibt, die über des längst begrabenen Kants philosophische Erkenntnisse zu Gericht sitzen, ohne auch nur seine klarsten und einfachsten Gedankengänge verarbeitet zu haben. Guardini prägt das Wort, Kant habe das Sittengesetz von aller Verkörperung in persönlichen Trägern losgelöst und es zu einem abstrakten Eigengesetz des Ich gemacht, das letzten Endes wiederum nur auf eine „transzendentale Apperzeption" hinauslaufe. Guardini irrt, verschleiert aber seinen Irrtum durch eine geniale Umbiegung der Sachlage. Kant hat vielmehr auf dem Wege transzendentaler Erkenntnis das moralische Gesetz des Menschen / und das heißt nichts anderes als das selbständige Gewissen / zu beweisen unternommen. Nicht abstraktes Eigengebilde, sondern Tatsache der Vernunft war ihm das Sittengesetz und damit die fordernde Grundlage zu einer Verkörperung in persönlichen Trägern. Kants philosophisches System ist für uns Heutige unzureichend geworden / das wird aller Systematik so gehen / doch damit ist nicht das Recht verbunden, ihn mißzudeuten. Das mußte hier gesagt werden. Wie aber steht es mit der Autorität, die die Jugend auf dem Hohen Meißner nach Guardini abgelehnt hat. - Da müßte man zunächst fragen: WELCHER Autorität sagte dort die Jugend ab? Etwa der gegenüber den leiblichen Eltern, der gegenüber der Idee Staat? / Oder lehnte man gar die Autorität des Geistes ab? - Weiter: Ist es möglich und angängig, aus bloßen Worten Einzelner das Gesamtgefühl der Jugend zu konstruieren? Muß die Notwendigkeit von damals auch heute noch sein? Ist die Jugend ein Gebilde, das unter den Augen irgendeines Schutzpatrons in seiner Entwicklung erstarrt ist? - Es gäbe noch mehr der Fragen, die Guardinis Kenntnis des jugendlichen Wollens zum mindesten fraglich erscheinen ließen. Ich will mich hier jedoch auf Wesentliches beschränken, obgleich die Art jener Beweisführung zu Widerlegungen im einzelnen herausfordert; aber hier ist nicht der Ort, nur zu negieren. ..." (Es folgt eine Darlegung des eigenen Autoritätsverständnisses)
  • [1921-106] Curt Walder: Freideutsche und katholische Jugendbewegung (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: Die Tat. Monatsschrift für die Zukunft deutscher Kultur, Jena, 13, 1921, 7, S. 560-561 [Mercker 2232] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=q8YXAQAAIAAJ
  • [1921-107] Georg Wunderle: Zum katholischen Sonderheft der „Tat“ (Rezension zu: Guardini, Die Sendung der katholischen Jugend), in: Literarischer Handweiser, Freiburg im Breisgau, 57, 1921, 6, Sp. 246-250, zu Romano Guardini S. 247 [Gerner 168] - [Rezension] - https://books.google.de/books?id=BspDAAAAIAAJ; vgl. auf ders.: Zum religiösen Ausspracheheft der „Tat“, Sp. 491-494, zur Kritik von Else Stroh gegen Romano Guardini Forderung nach einem „Autoritätsgefühl“ in der Jugend, Sp. 494;