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Aus Romano-Guardini-Handbuch
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* Ostertagung 1939 (Ostersonntag = 9.4.):
* Ostertagung 1939 (Ostersonntag = 9.4.):
** mit immerhin noch ca. 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmern (vgl. dazu Meinulf Barbers: Burg Rothenfels und der Quickborn von 1939 bis 1959 (Teil 1), in: rothenfelser burgbrief 02/09, S. 29-33, hier S. 29).
** mit immerhin noch ca. 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmern (vgl. dazu Meinulf Barbers: Burg Rothenfels und der Quickborn von 1939 bis 1959 (Teil 1), in: rothenfelser burgbrief 02/09, S. 29-33, hier S. 29).
** Romano Guardini sprach auf dieser Tagung über: [[Tod, Auferstehung, Ewigkeit]] (in: Die Schildgenossen, 1939; dann in: [[Christenleben. Ein Zeitbuch]]; schließlich eingearbeitet in: [[Die letzten Dinge]]
** Für diese Tagung ist ein Bericht von Felix Messerschmid überliefert, der die schwierige Situation und gleichzeitig aufbrechende Stimmung der damaligen Treffen wiedergibt: ''"Am späten Abend hatten wir einen großen Holzstoß im äußeren Burghof entzündet, hatten das Lumen Christi vernommen und beantwortet, das unvergängliche Exsultet gehört. Der Saal war von den Kerzen der Feiernden hell geworden, die Botschaft von der Auferstehung des Herrn war verkündet worden. Da trat Romano Guardini, den Fortgang der Feier plötzlich unterbrechend, aus seiner Ecke am Fenster zum Maintal hervor und fing an zu sprechen. Das war unvorhergesehener und nicht vorhersehbarer Durchbruch gemeindlicher Urerfahrung in einem charismatisch angerührten Einzelnen, Sprengung und Erfüllung der liturgischen Ordnung zugleich, wie uns aus der Schrift bekannt ist, jedoch ohne die verbale Irrationalität der damaligen Glossolalie. Guardini sagte etwa, die eben gehörte Botschaft sei der Zeit ein Ärgernis; schwer sei es, das in ihr offenbarte Geheimnis, die Zusage ewigen Lebens zu verstehen und zu bewahren. Er wolle uns nicht zureden. `Die Stunde der Geschichte, die wir durchleben, ist so geartet, dass jeder sich fragen muß, ob er das will. Will ich ein Dasein haben, das so auf Hoffnung gestellt ist? Will ich ein Leben führen, dessen Richtung über alles hinausgeht, was wir sehen und messen und beweisen können?´ Und er schloß: `Wenn wir jetzt die Eucharistie feiern, so sollen wir wissen: hier liegen die Wurzeln des neuen Daseins, die niemand aufreißen kann. Wenn auch noch so vieles zerbricht – Gott ist der Liebende und Allmächtige. Alles bleibt in seiner Hand. Auch wir.´ Das war ein halbes Jahr vor dem Beginn des Krieges. Wir wussten, dass Gestapo anwesend war und die Teilnehmerlisten eingefordert hatte. Keine Zeit der Emotionen, des religiösen Rausches. Die Feier ging weiter, und danach strömten, in der Mitte der Nacht, die große Menge schweigend hinunter in den Burghof und blieb dort, schweigend, versammelt, wartend ohne Absicht. Einer unter den dicht Gedrängten stimmte aus der Stille von neuem an, was eben im Saal oben dreimal gesungen worden war: `Christ ist erstanden´.“'' (hier zitiert nach Karl Dietrich Erdmann, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 32, 1981, S. 330 in seinem Nachruf auf Felix Messerschmid)
** Für diese Tagung ist ein Bericht von Felix Messerschmid überliefert, der die schwierige Situation und gleichzeitig aufbrechende Stimmung der damaligen Treffen wiedergibt: ''"Am späten Abend hatten wir einen großen Holzstoß im äußeren Burghof entzündet, hatten das Lumen Christi vernommen und beantwortet, das unvergängliche Exsultet gehört. Der Saal war von den Kerzen der Feiernden hell geworden, die Botschaft von der Auferstehung des Herrn war verkündet worden. Da trat Romano Guardini, den Fortgang der Feier plötzlich unterbrechend, aus seiner Ecke am Fenster zum Maintal hervor und fing an zu sprechen. Das war unvorhergesehener und nicht vorhersehbarer Durchbruch gemeindlicher Urerfahrung in einem charismatisch angerührten Einzelnen, Sprengung und Erfüllung der liturgischen Ordnung zugleich, wie uns aus der Schrift bekannt ist, jedoch ohne die verbale Irrationalität der damaligen Glossolalie. Guardini sagte etwa, die eben gehörte Botschaft sei der Zeit ein Ärgernis; schwer sei es, das in ihr offenbarte Geheimnis, die Zusage ewigen Lebens zu verstehen und zu bewahren. Er wolle uns nicht zureden. `Die Stunde der Geschichte, die wir durchleben, ist so geartet, dass jeder sich fragen muß, ob er das will. Will ich ein Dasein haben, das so auf Hoffnung gestellt ist? Will ich ein Leben führen, dessen Richtung über alles hinausgeht, was wir sehen und messen und beweisen können?´ Und er schloß: `Wenn wir jetzt die Eucharistie feiern, so sollen wir wissen: hier liegen die Wurzeln des neuen Daseins, die niemand aufreißen kann. Wenn auch noch so vieles zerbricht – Gott ist der Liebende und Allmächtige. Alles bleibt in seiner Hand. Auch wir.´ Das war ein halbes Jahr vor dem Beginn des Krieges. Wir wussten, dass Gestapo anwesend war und die Teilnehmerlisten eingefordert hatte. Keine Zeit der Emotionen, des religiösen Rausches. Die Feier ging weiter, und danach strömten, in der Mitte der Nacht, die große Menge schweigend hinunter in den Burghof und blieb dort, schweigend, versammelt, wartend ohne Absicht. Einer unter den dicht Gedrängten stimmte aus der Stille von neuem an, was eben im Saal oben dreimal gesungen worden war: `Christ ist erstanden´.“'' (hier zitiert nach Karl Dietrich Erdmann, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 32, 1981, S. 330 in seinem Nachruf auf Felix Messerschmid)
* Ende Mai/Mitte Juni: Öffentliche Vermeldung über Versetzung Guardinis in den Ruhestand (siehe Sekundärbibliographie)
* Ende Mai/Mitte Juni: Öffentliche Vermeldung über Versetzung Guardinis in den Ruhestand (siehe Sekundärbibliographie)

Version vom 1. Oktober 2024, 15:18 Uhr

  • 11. März 1939 Pensionierung
  • Ostertagung 1939 (Ostersonntag = 9.4.):
    • mit immerhin noch ca. 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmern (vgl. dazu Meinulf Barbers: Burg Rothenfels und der Quickborn von 1939 bis 1959 (Teil 1), in: rothenfelser burgbrief 02/09, S. 29-33, hier S. 29).
    • Romano Guardini sprach auf dieser Tagung über: Tod, Auferstehung, Ewigkeit (in: Die Schildgenossen, 1939; dann in: Christenleben. Ein Zeitbuch; schließlich eingearbeitet in: Die letzten Dinge
    • Für diese Tagung ist ein Bericht von Felix Messerschmid überliefert, der die schwierige Situation und gleichzeitig aufbrechende Stimmung der damaligen Treffen wiedergibt: "Am späten Abend hatten wir einen großen Holzstoß im äußeren Burghof entzündet, hatten das Lumen Christi vernommen und beantwortet, das unvergängliche Exsultet gehört. Der Saal war von den Kerzen der Feiernden hell geworden, die Botschaft von der Auferstehung des Herrn war verkündet worden. Da trat Romano Guardini, den Fortgang der Feier plötzlich unterbrechend, aus seiner Ecke am Fenster zum Maintal hervor und fing an zu sprechen. Das war unvorhergesehener und nicht vorhersehbarer Durchbruch gemeindlicher Urerfahrung in einem charismatisch angerührten Einzelnen, Sprengung und Erfüllung der liturgischen Ordnung zugleich, wie uns aus der Schrift bekannt ist, jedoch ohne die verbale Irrationalität der damaligen Glossolalie. Guardini sagte etwa, die eben gehörte Botschaft sei der Zeit ein Ärgernis; schwer sei es, das in ihr offenbarte Geheimnis, die Zusage ewigen Lebens zu verstehen und zu bewahren. Er wolle uns nicht zureden. `Die Stunde der Geschichte, die wir durchleben, ist so geartet, dass jeder sich fragen muß, ob er das will. Will ich ein Dasein haben, das so auf Hoffnung gestellt ist? Will ich ein Leben führen, dessen Richtung über alles hinausgeht, was wir sehen und messen und beweisen können?´ Und er schloß: `Wenn wir jetzt die Eucharistie feiern, so sollen wir wissen: hier liegen die Wurzeln des neuen Daseins, die niemand aufreißen kann. Wenn auch noch so vieles zerbricht – Gott ist der Liebende und Allmächtige. Alles bleibt in seiner Hand. Auch wir.´ Das war ein halbes Jahr vor dem Beginn des Krieges. Wir wussten, dass Gestapo anwesend war und die Teilnehmerlisten eingefordert hatte. Keine Zeit der Emotionen, des religiösen Rausches. Die Feier ging weiter, und danach strömten, in der Mitte der Nacht, die große Menge schweigend hinunter in den Burghof und blieb dort, schweigend, versammelt, wartend ohne Absicht. Einer unter den dicht Gedrängten stimmte aus der Stille von neuem an, was eben im Saal oben dreimal gesungen worden war: `Christ ist erstanden´.“ (hier zitiert nach Karl Dietrich Erdmann, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 32, 1981, S. 330 in seinem Nachruf auf Felix Messerschmid)
  • Ende Mai/Mitte Juni: Öffentliche Vermeldung über Versetzung Guardinis in den Ruhestand (siehe Sekundärbibliographie)
  • nach eigener Einschätzung hatte Guardini im Sommer 1939 nicht viel getan (Guardini, Stationen, S. 53)
  • August 1939 Aufhebung von Burg Rothenfels
  • August 1939: Die geplante Werkwoche findet daher nicht in Rothenfels, sondern mit mehreren hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Vierzehnheiligen statt, verbunden mit der Hochzeit eines Frankfurter Quickbornpaares
  • nach eigener Einschätzung gilt die obige Aussage bezüglich des Sommers 1939 auch für den Herbst 1939 (Guardini, Stationen, S. 53)
  • gleich nach Kriegsbeginn: Beginn der Vorträge für den Katholischen Frauenbund in der Canisius-Kirche in Berlin-Charlottenburg;
    • vgl. eigene Erinnerung von 1943/45: "Gleich nach Beginn des Krieges kam Frau Dr. Josepha Fischer im Auftrage des Berliner Katholischen Frauenbundes und meinte, man solle etwas schaffen, das geeignet sei, in den Bedrängnissen der Zeit zu helfen. ... Die Vorträge sollten in einer Kirche stattfinden, da man hier allein die nötige Bewegungsfreiheit habe. ... Die Vorträge fanden in der von Jesuiten betreuten Canisius-Kirche in Charlottenburg statt.“ (Guardini, Stationen und Rückblicke/Berichte über mein Leben, a.a.O., S. 110). Die Zuhörerschaft war „zahlreich, und sie setzte sich, wie wir es erhofft hatten, aus den verschiedenartigsten Menschen zusammen. Sie hörten mit einem Ernst und einer Konzentration zu“, oft bis zu 50 Minuten lang. „Aus jenen Vorträgen sind manche Veröffentlichungen hervorgegangen; so vor allem die zwölf Beiträge, die ich zu der Reihe „Christliche Besinnung“ beigesteuert habe, und die fünf Kapitel des Buches über „Die letzten Dinge“.“ (ebd., S. 111).
    • Petrusblatt, Berlin 11, 1955, 7, (13.2.1955), S. 1.: „Jahre hindurch sprach er vier-zehntägig in der alten Canisius-Kapelle am Lietzensee, die immer gedrängt voll von Menschen war.“
    • daher ist der Bericht von Hans Kudzus (Spion Gottes in einer gottlosen Welt. Zum 80. Geburtstag Romano Guardinis, in: Der Tagesspiegel, Berlin, 21, 1965, 5909, 17.2.1965; auch in: Neue Deutsche Hefte, Berlin 15, 1968, 4, = Nr. 120, S. 226) wohl irrtümlich, wonach "in den Jahren des zweiten Weltkrieges" "mit seinen damals berühmten Vorträgen im immer überfüllten Carl Sonnenschein-Haus“ gewirkt habe.