Papst Franziskus: Unterschied zwischen den Versionen
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**** 38 A. López Quintas, Pasión de verdad ..., p. 167. | **** 38 A. López Quintas, Pasión de verdad ..., p. 167. | ||
** in italienischer Übersetzung: '''Necessità di un’antropologia politica. Un problema pastorale''' (1989), in: Ders., Pastorale Sociale, Mailand 2015 (Zur Notwendigkeit einer politischen Anthropologie), zuerst in: (ins Italienische übersetzt durch A. Taroni); | ** in italienischer Übersetzung: '''Necessità di un’antropologia politica. Un problema pastorale''' (1989), in: Ders., Pastorale Sociale, Mailand 2015 (Zur Notwendigkeit einer politischen Anthropologie), zuerst in: (ins Italienische übersetzt durch A. Taroni); | ||
=== 2003 === | |||
* Il lavoro e la dignità dell’uomo. Jorge Mario Bergoglio su Giovanni Paolo II. Una conferenza tenuta il 7 giugno 2003, in: L´ Osservatore Romano, 23/24. Mai 2020 - https://www.ilcattolico.it/rassegna-stampa-cattolica/etica/il-lavoro-e-la-dignita-dell-uomo.html | |||
** "Il Papa ripete ciò dalla prospettiva dell’essenza stessa dell’uomo, essenza dalla quale deriva la missione di “dominare la terra” e che implica la “libera decisione di essere collaboratori del Creatore”. È sottesa qui la profezia di Romano Guardini quando nel suo libro Il Potere segnalava il motivo fondamentale del cambiamento di paradigma che si operava in modo crescente nel nostro mondo moderno. Guardini affermava che il rischio più rappresentativo e decisivo della nostra civiltà attuale era che il potere si stava trasformando, in modo crescente, in qualcosa di anonimo. Da qui si sviluppano, come da una radice, tutti i pericoli e le ingiustizie che subiamo attualmente. E l’antidoto proposto da Guardini non era altro se non farsi ognuno responsabile in modo solidale del potere. In questo preciso punto si colloca la visione di Giovanni Paolo II sul lavoro umano come il luogo dove l’uomo decide liberamente sull’uso del potere come servizio e collaborazione all’opera creatrice di Dio per il bene dei suoi fratelli." | |||
=== 2011 === | === 2011 === | ||
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** 203, S. 181 f.: "Da der Markt dazu neigt, einen unwiderstehlichen Konsum-Mechanismus zu schaffen, um seine Produkte abzusetzen, versinken die Menschen schließlich in einem Strudel von unnötigen Anschaffungen und Ausgaben. Der zwanghafte Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen Paradigmas. Es geschieht das, worauf schon '''Romano Guardini''' hingewiesen hat: Der Mensch »nimmt […] Gebrauchsdinge und Lebensformen an, wie sie ihm von der rationalen Planung und den genormten Maschinenprodukten aufgenötigt werden, und tut dies im Großen und Ganzen mit dem Gefühl, so sei es vernünftig und richtig«.[144:Das Ende der Neuzeit, Würzburg (9)1965, S. 66-67.] Dieses Modell wiegt alle in dem Glauben, frei zu sein, solange sie eine vermeintliche Konsumfreiheit haben, während in Wirklichkeit jene Minderheit die Freiheit besitzt, welche die wirtschaftliche und finanzielle Macht innehat. In dieser Unklarheit hat die postmoderne Menschheit kein neues Selbstverständnis gefunden, das sie orientieren kann, und dieser Mangel an Identität wird mit Angst erfahren. Wir haben allzu viele Mittel für einige dürftige und magere Ziele." | ** 203, S. 181 f.: "Da der Markt dazu neigt, einen unwiderstehlichen Konsum-Mechanismus zu schaffen, um seine Produkte abzusetzen, versinken die Menschen schließlich in einem Strudel von unnötigen Anschaffungen und Ausgaben. Der zwanghafte Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen Paradigmas. Es geschieht das, worauf schon '''Romano Guardini''' hingewiesen hat: Der Mensch »nimmt […] Gebrauchsdinge und Lebensformen an, wie sie ihm von der rationalen Planung und den genormten Maschinenprodukten aufgenötigt werden, und tut dies im Großen und Ganzen mit dem Gefühl, so sei es vernünftig und richtig«.[144:Das Ende der Neuzeit, Würzburg (9)1965, S. 66-67.] Dieses Modell wiegt alle in dem Glauben, frei zu sein, solange sie eine vermeintliche Konsumfreiheit haben, während in Wirklichkeit jene Minderheit die Freiheit besitzt, welche die wirtschaftliche und finanzielle Macht innehat. In dieser Unklarheit hat die postmoderne Menschheit kein neues Selbstverständnis gefunden, das sie orientieren kann, und dieser Mangel an Identität wird mit Angst erfahren. Wir haben allzu viele Mittel für einige dürftige und magere Ziele." | ||
** 219, S. 194: "19. Allerdings ist es zur Lösung einer so komplexen Situation wie der, mit der sich die Welt von heute auseinandersetzen muss, nicht genug, dass jeder Einzelne sich bessert. Die isolierten Einzelpersonen können ihre Fähigkeit und ihre Freiheit verlieren, die Logik der instrumentellen Vernunft zu überwinden, und sind schließlich einem Konsumismus ohne Ethik und ohne soziales und umweltbezogenes Empfinden ausgeliefert. Auf soziale Probleme muss mit Netzen der Gemeinschaft reagiert werden, nicht mit der bloßen Summe individueller positiver Beiträge: »Die Anforderungen dieses Werkes werden so ungeheuer sein, dass sie aus den Möglichkeiten der individuellen Initiative und des Zusammenschlusses individualistisch geformter Einzelner nicht zu lösen sind. Es wird einer Sammlung der Kräfte und einer Einheit der Leistung bedürfen.«[154: Romano Guardini, Das Ende der Neuzeit, Würzburg (9)1965, S. 72] Die ökologische Umkehr, die gefordert ist, um eine Dynamik nachhaltiger Veränderung zu schaffen, ist auch eine gemeinschaftliche Umkehr." | ** 219, S. 194: "19. Allerdings ist es zur Lösung einer so komplexen Situation wie der, mit der sich die Welt von heute auseinandersetzen muss, nicht genug, dass jeder Einzelne sich bessert. Die isolierten Einzelpersonen können ihre Fähigkeit und ihre Freiheit verlieren, die Logik der instrumentellen Vernunft zu überwinden, und sind schließlich einem Konsumismus ohne Ethik und ohne soziales und umweltbezogenes Empfinden ausgeliefert. Auf soziale Probleme muss mit Netzen der Gemeinschaft reagiert werden, nicht mit der bloßen Summe individueller positiver Beiträge: »Die Anforderungen dieses Werkes werden so ungeheuer sein, dass sie aus den Möglichkeiten der individuellen Initiative und des Zusammenschlusses individualistisch geformter Einzelner nicht zu lösen sind. Es wird einer Sammlung der Kräfte und einer Einheit der Leistung bedürfen.«[154: Romano Guardini, Das Ende der Neuzeit, Würzburg (9)1965, S. 72] Die ökologische Umkehr, die gefordert ist, um eine Dynamik nachhaltiger Veränderung zu schaffen, ist auch eine gemeinschaftliche Umkehr." | ||
* '''Ansprache von Papst Franziskus an die Teilnehmer der Konferenz der "Romano-Guardini-Stiftung"''' vom 13. November 2015: "Es ist mir eine große Freude, Sie als Mitglieder der Romano-Guardini-Stiftung begrüßen zu dürfen. Sie sind nach Rom gekommen, um an einer von der Universität Gregoriana veranstalteten Tagung aus Anlass des 130. Geburtstags von '''Romano Guardini''' teilzunehmen. Ich danke Herrn Professor von Pufendorf für die aufmerksamen Grußworte und auch für den Hinweis auf die bevorstehende Publikation eines bisher unveröffentlichten Textes. Ich bin überzeugt, dass '''Guardini''' ein Denker ist, der den Menschen unserer Zeit, nicht nur den Christen, viel zu sagen hat. Mit Ihrer Stiftung möchten Sie dieses Vorhaben verwirklichen, indem Sie anhand von '''Guardinis''' Gedankengut mit der Welt der Politik, der Kultur und der Wissenschaft in einen facettenreichen Dialog treten. Dazu wünsche ich Ihnen von Herzen viel Erfolg. In seinem Buch Der Mensch und der Glaube geht '''Guardini''' unter anderem auf eine Episode in Dostojewskijs Roman Die Brüder Karamasoff ein[1: Der Mensch und der Glaube. Versuch über die religiöse Existenz in Dostojewskijs großen Romanen. Leipzig 1932, S. 35ff.]: Es ist der Moment, wo das Volk zum Starez Sossima kommt und die Menschen ihm ihre Sorgen und Nöte vorlegen, auf dass er für sie bete und sie segne. Schließlich tritt eine ärmliche blasse Frau an ihn heran, um zu beichten. Flüsternd berichtet sie, dass sie ihren kranken Mann, der sie früher sehr gequält hat, umgebracht hat. Der Starez sieht, dass die Frau in ihrem verzweifelten Schuldbewusstsein ganz in sich verschlossen ist und dass jede Reflexion, jeder Trost, jeder Rat wie an einer Mauer abgleiten würde. Die Frau ist überzeugt, verworfen zu sein. Der Priester zeigt ihr aber einen Ausweg: Ihr Dasein hat einen Sinn, weil Gott sie annimmt im Moment der Reue. „Fürchte nichts, und fürchte dich niemals“, sagt der Starez. „Wenn nur die Reue in dir nicht verarmt, wird Gott dir alles verzeihen. (…) Kann doch der Mensch nie und nimmer eine so große Sünde begehen, dass sie die endlose Liebe Gottes ganz erschöpfte“[2: Ebd. S. 36]. In der Beichte wird diese Frau verwandelt und erhält wieder Hoffnung. Gerade die einfachsten Menschen verstehen, um was es hier geht. Sie werden erfasst von dem Großen, das in der Weisheit und Liebeskraft des Starez aufleuchtet. Sie erhalten einen Sinn dafür, was Heiligkeit bedeutet, nämlich groß gelebte gläubige Existenz. Sie öffnet den Blick dafür, dass Gott den Menschen nahe ist und ihr Leben in seinen Händen hält. '''Guardini''' sagt hierzu: „Im schlichten Entgegennehmen des Daseins aus Gottes Hand vollzieht sich der Umbruch aus dem eigenen Willen in den Willen Gottes hinüber; so wird, ohne dass das Geschöpf aufhörte, nur Geschöpf, und Gott aufhörte, wirklich Gott zu sein, lebendige Einheit“[3: Ebd., S. 47]. Das ist der tiefgründige Blick '''Guardinis'''. Er hat wohl seinen Ursprung in seinem ersten metaphysischen Werk Der Gegensatz[4: Der Gegensatz. Versuche zu einer Philosophie des Lebendig-Konkreten. Mainz 1925. 257 S.]. Für '''Guardini''' ist diese „lebendige Einheit“ mit Gott in den konkreten Austausch der Personen mit der Welt und den Mitmenschen eingebettet. Der Einzelne erfährt sich verwoben mit einem Volk, einem „ursprünglichen Zusammenhang von Menschen, die nach Art, Land und geschichtlicher Entwicklung eins sind“[5: Das Erwachen der Kirche in der Seele. In: Vom Sinn der Kirche. Fünf Vorträge (1922). Mainz 41955, S. 27.] '''Guardini''' versteht den Begriff „Volk“ in Abgrenzung zu einem aufklärerischen Rationalismus, der nur das als Wirklichkeit akzeptiert, was rational erfasst werden kann[6: Vgl. Der Mensch und der Glaube. A.a.O. S. 372.] und den Menschen zu isolieren versucht, indem er ihn den natürlichen Zusammenhängen des Lebens entreißt. Das Volk hingegen ist „der Inbegriff alles menschlich Echten, Tiefen und Tragenden“[7: Ebd., S. 21]. Wir können im Volk wie in einem Spiegel das Kraftfeld des göttlichen Wirkens erkennen. Das Volk – fährt '''Guardini''' fort – „fühlt, wie in allem von Gott her etwas vor sich geht. Es ahnt das Geheimnis dieses Geschehens, seine Nähe, seine Unruhe.“[8: Ebd., S. 24]. Deshalb sage ich gerne – ja, davon ich bin überzeugt – dass „Volk“ nicht eine logische Kategorie ist, sondern eine mystische. Aus diesem Grund sagt '''Guardini''' das. Vielleicht können wir '''Guardinis''' Überlegung einmal auf unsere Zeit anwenden, indem wir im aktuellen Geschehen die Hand Gottes aufzuspüren versuchen. Dann werden wir vielleicht erkennen, dass Gott in seiner Weisheit uns im reichen Europa gerade heute den Hungrigen geschickt hat, damit wir ihm Essen geben, den Durstigen, damit wir ihm zu trinken geben, den Fremden, damit wir ihn aufnehmen, und den Nackten, damit wir ihm Kleidung geben. Die Geschichte wird es dann zeigen: Wenn wir ein Volk sind, werden wir ihn sicher aufnehmen. Wenn wir nur noch eine Gruppe von mehr oder weniger organisierten Individuen sind, werden wir versucht sein, zunächst unsere Haut zu retten, aber wir werden keinen Bestand haben." - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2015/november/documents/papa-francesco_20151113_romano-guardini-stiftung.html | * '''Ansprache von Papst Franziskus an die Teilnehmer der Konferenz der "Romano-Guardini-Stiftung"''' vom 13. November 2015: | ||
** "Es ist mir eine große Freude, Sie als Mitglieder der Romano-Guardini-Stiftung begrüßen zu dürfen. Sie sind nach Rom gekommen, um an einer von der Universität Gregoriana veranstalteten Tagung aus Anlass des 130. Geburtstags von '''Romano Guardini''' teilzunehmen. Ich danke Herrn Professor von Pufendorf für die aufmerksamen Grußworte und auch für den Hinweis auf die bevorstehende Publikation eines bisher unveröffentlichten Textes. Ich bin überzeugt, dass '''Guardini''' ein Denker ist, der den Menschen unserer Zeit, nicht nur den Christen, viel zu sagen hat. Mit Ihrer Stiftung möchten Sie dieses Vorhaben verwirklichen, indem Sie anhand von '''Guardinis''' Gedankengut mit der Welt der Politik, der Kultur und der Wissenschaft in einen facettenreichen Dialog treten. Dazu wünsche ich Ihnen von Herzen viel Erfolg. In seinem Buch Der Mensch und der Glaube geht '''Guardini''' unter anderem auf eine Episode in Dostojewskijs Roman Die Brüder Karamasoff ein[1: Der Mensch und der Glaube. Versuch über die religiöse Existenz in Dostojewskijs großen Romanen. Leipzig 1932, S. 35ff.]: Es ist der Moment, wo das Volk zum Starez Sossima kommt und die Menschen ihm ihre Sorgen und Nöte vorlegen, auf dass er für sie bete und sie segne. Schließlich tritt eine ärmliche blasse Frau an ihn heran, um zu beichten. Flüsternd berichtet sie, dass sie ihren kranken Mann, der sie früher sehr gequält hat, umgebracht hat. Der Starez sieht, dass die Frau in ihrem verzweifelten Schuldbewusstsein ganz in sich verschlossen ist und dass jede Reflexion, jeder Trost, jeder Rat wie an einer Mauer abgleiten würde. Die Frau ist überzeugt, verworfen zu sein. Der Priester zeigt ihr aber einen Ausweg: Ihr Dasein hat einen Sinn, weil Gott sie annimmt im Moment der Reue. „Fürchte nichts, und fürchte dich niemals“, sagt der Starez. „Wenn nur die Reue in dir nicht verarmt, wird Gott dir alles verzeihen. (…) Kann doch der Mensch nie und nimmer eine so große Sünde begehen, dass sie die endlose Liebe Gottes ganz erschöpfte“[2: Ebd. S. 36]. In der Beichte wird diese Frau verwandelt und erhält wieder Hoffnung. Gerade die einfachsten Menschen verstehen, um was es hier geht. Sie werden erfasst von dem Großen, das in der Weisheit und Liebeskraft des Starez aufleuchtet. Sie erhalten einen Sinn dafür, was Heiligkeit bedeutet, nämlich groß gelebte gläubige Existenz. Sie öffnet den Blick dafür, dass Gott den Menschen nahe ist und ihr Leben in seinen Händen hält. '''Guardini''' sagt hierzu: „Im schlichten Entgegennehmen des Daseins aus Gottes Hand vollzieht sich der Umbruch aus dem eigenen Willen in den Willen Gottes hinüber; so wird, ohne dass das Geschöpf aufhörte, nur Geschöpf, und Gott aufhörte, wirklich Gott zu sein, lebendige Einheit“[3: Ebd., S. 47]. Das ist der tiefgründige Blick '''Guardinis'''. Er hat wohl seinen Ursprung in seinem ersten metaphysischen Werk Der Gegensatz[4: Der Gegensatz. Versuche zu einer Philosophie des Lebendig-Konkreten. Mainz 1925. 257 S.]. Für '''Guardini''' ist diese „lebendige Einheit“ mit Gott in den konkreten Austausch der Personen mit der Welt und den Mitmenschen eingebettet. Der Einzelne erfährt sich verwoben mit einem Volk, einem „ursprünglichen Zusammenhang von Menschen, die nach Art, Land und geschichtlicher Entwicklung eins sind“[5: Das Erwachen der Kirche in der Seele. In: Vom Sinn der Kirche. Fünf Vorträge (1922). Mainz 41955, S. 27.] '''Guardini''' versteht den Begriff „Volk“ in Abgrenzung zu einem aufklärerischen Rationalismus, der nur das als Wirklichkeit akzeptiert, was rational erfasst werden kann[6: Vgl. Der Mensch und der Glaube. A.a.O. S. 372.] und den Menschen zu isolieren versucht, indem er ihn den natürlichen Zusammenhängen des Lebens entreißt. Das Volk hingegen ist „der Inbegriff alles menschlich Echten, Tiefen und Tragenden“[7: Ebd., S. 21]. Wir können im Volk wie in einem Spiegel das Kraftfeld des göttlichen Wirkens erkennen. Das Volk – fährt '''Guardini''' fort – „fühlt, wie in allem von Gott her etwas vor sich geht. Es ahnt das Geheimnis dieses Geschehens, seine Nähe, seine Unruhe.“[8: Ebd., S. 24]. Deshalb sage ich gerne – ja, davon ich bin überzeugt – dass „Volk“ nicht eine logische Kategorie ist, sondern eine mystische. Aus diesem Grund sagt '''Guardini''' das. Vielleicht können wir '''Guardinis''' Überlegung einmal auf unsere Zeit anwenden, indem wir im aktuellen Geschehen die Hand Gottes aufzuspüren versuchen. Dann werden wir vielleicht erkennen, dass Gott in seiner Weisheit uns im reichen Europa gerade heute den Hungrigen geschickt hat, damit wir ihm Essen geben, den Durstigen, damit wir ihm zu trinken geben, den Fremden, damit wir ihn aufnehmen, und den Nackten, damit wir ihm Kleidung geben. Die Geschichte wird es dann zeigen: Wenn wir ein Volk sind, werden wir ihn sicher aufnehmen. Wenn wir nur noch eine Gruppe von mehr oder weniger organisierten Individuen sind, werden wir versucht sein, zunächst unsere Haut zu retten, aber wir werden keinen Bestand haben." - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2015/november/documents/papa-francesco_20151113_romano-guardini-stiftung.html | |||
** Englische Übersetzung von Ansprache an Guardini-Stiftung: "I am very pleased to be able to greet you, members of the Romano Guardini Foundation, who have come to Rome to participate in the Conference organized by the Gregorian University on the occasion of the 130th anniversary of '''Guardini’s''' birth. I thank Professor von Pufendorf for his kind words of greeting, and for having announced the imminent publication of an original text. I am certain that '''Guardini''' is a thinker who has much to say to the people of our time, and not only to Christians. You are carrying out this project with your foundation, bringing '''Guardini’s''' thought into a polyphonic dialogue in the spheres of today’s politics, culture and science. I earnestly hope for the success of this endeavour. In his book The Religious World of Dostoyevsky, '''Guardini''' takes up, among other things, an episode from the novel The Brothers Karamazov (The Religious World of Dostoyevsky, Morcelliana, Brescia, p. 24ff). It is the passage where the people go to the starec Zosima to present their concerns and difficulties to him, asking for his prayers and blessing. An emaciated peasant woman also approaches him to make her confession. In a soft whisper she says she has killed her husband who in the past had greatly mistreated her. The starec sees that the woman, desperately aware of her guilt, is completely closed in on herself, and that any reflection, consolation or advice would hit a brick wall. The woman is convinced she will be condemned, but the priest shows her a way out: her existence has meaning, because God receives her at the moment of her repentance. “Fear nothing and never be afraid; and don’t fret” — says the starec. “If only your penitence fail not, God will forgive all. There is no sin, and there can be no sin on all the earth, which the Lord will not forgive to the truly repentant! Man cannot commit a sin so great as to exhaust the infinite love of God” (ibid., p. 25). The woman is transformed by her confession and her hope is revitalized. In fact, the simplest persons understand what this is about. They are taken by the grandeur that shines in the starec’s wisdom and the strength of his love. They understand what holiness means, namely a life lived in faith, capable of seeing that God is close to men, that he has their life in his hands. In this regard '''Guardini''' says that, by “humbly accepting existence from the hand of God, personal will transforms into divine will and in this way, without the creature ceasing to be only a creature and God truly God, their living unity is brought about” (ibid., p. 32). This is '''Guardini’s''' profound vision. Perhaps it is grounded in his first metaphysical book Der Gegensatz. For '''Guardini''' this “living unity” with God consists in the concrete relationships of individuals with the world and with those around them. The individual feels interwoven within a people, namely, in an “original union of men that by species, country and historical evolution in life and in their destinies are a unique whole” (The Meaning of the Church, Morcelliana, Brescia, 2007, pp. 21-22). '''Guardini''' interprets the concept of “people” by distinguishing it clearly from an Enlightenment rationalism that considers real only what can be grasped through reason (cf. The Religious World of Dostoyevsky, p. 321) and from what tends to isolate man, tearing him away from vital natural relationships. Instead “people” signifies the compendium of what is genuine, profound, essential in man (ibid., p. 12). We are able to recognize in the people, as in a mirror, the “force field of divine action”. The people — '''Guardini''' continues — “feel this operating in all places and perceive the mystery, the restless presence” (ibid., p. 15). Therefore, I prefer to say — I am certain of it — that “people” is not a logical category, but a mystical category, for the reason that '''Guardini''' offers. Perhaps we can apply '''Guardini’s''' reflections to our time, seeking to discover God’s hand in present-day events. Then, perhaps, we will be able to recognize that God in his wisdom, has sent to us in wealthy Europe, the hungry that we give them food, the thirsty that we give them drink, strangers that we welcome them and the naked that we clothe them. History will then demonstrate that, if we are a people, we will certainly welcome them as our brothers; if we are only a group of more or less organized individuals, we will be tempted to save our skin first of all, but we will not have continuity. I thank you all once again for your presence. May your work with '''Guardini’s''' writings bring you to an ever greater understanding of the meaning and value of the Christian foundations of culture and society. I bless you wholeheartedly and I ask you, please, to pray for me. | ** Englische Übersetzung von Ansprache an Guardini-Stiftung: "I am very pleased to be able to greet you, members of the Romano Guardini Foundation, who have come to Rome to participate in the Conference organized by the Gregorian University on the occasion of the 130th anniversary of '''Guardini’s''' birth. I thank Professor von Pufendorf for his kind words of greeting, and for having announced the imminent publication of an original text. I am certain that '''Guardini''' is a thinker who has much to say to the people of our time, and not only to Christians. You are carrying out this project with your foundation, bringing '''Guardini’s''' thought into a polyphonic dialogue in the spheres of today’s politics, culture and science. I earnestly hope for the success of this endeavour. In his book The Religious World of Dostoyevsky, '''Guardini''' takes up, among other things, an episode from the novel The Brothers Karamazov (The Religious World of Dostoyevsky, Morcelliana, Brescia, p. 24ff). It is the passage where the people go to the starec Zosima to present their concerns and difficulties to him, asking for his prayers and blessing. An emaciated peasant woman also approaches him to make her confession. In a soft whisper she says she has killed her husband who in the past had greatly mistreated her. The starec sees that the woman, desperately aware of her guilt, is completely closed in on herself, and that any reflection, consolation or advice would hit a brick wall. The woman is convinced she will be condemned, but the priest shows her a way out: her existence has meaning, because God receives her at the moment of her repentance. “Fear nothing and never be afraid; and don’t fret” — says the starec. “If only your penitence fail not, God will forgive all. There is no sin, and there can be no sin on all the earth, which the Lord will not forgive to the truly repentant! Man cannot commit a sin so great as to exhaust the infinite love of God” (ibid., p. 25). The woman is transformed by her confession and her hope is revitalized. In fact, the simplest persons understand what this is about. They are taken by the grandeur that shines in the starec’s wisdom and the strength of his love. They understand what holiness means, namely a life lived in faith, capable of seeing that God is close to men, that he has their life in his hands. In this regard '''Guardini''' says that, by “humbly accepting existence from the hand of God, personal will transforms into divine will and in this way, without the creature ceasing to be only a creature and God truly God, their living unity is brought about” (ibid., p. 32). This is '''Guardini’s''' profound vision. Perhaps it is grounded in his first metaphysical book Der Gegensatz. For '''Guardini''' this “living unity” with God consists in the concrete relationships of individuals with the world and with those around them. The individual feels interwoven within a people, namely, in an “original union of men that by species, country and historical evolution in life and in their destinies are a unique whole” (The Meaning of the Church, Morcelliana, Brescia, 2007, pp. 21-22). '''Guardini''' interprets the concept of “people” by distinguishing it clearly from an Enlightenment rationalism that considers real only what can be grasped through reason (cf. The Religious World of Dostoyevsky, p. 321) and from what tends to isolate man, tearing him away from vital natural relationships. Instead “people” signifies the compendium of what is genuine, profound, essential in man (ibid., p. 12). We are able to recognize in the people, as in a mirror, the “force field of divine action”. The people — '''Guardini''' continues — “feel this operating in all places and perceive the mystery, the restless presence” (ibid., p. 15). Therefore, I prefer to say — I am certain of it — that “people” is not a logical category, but a mystical category, for the reason that '''Guardini''' offers. Perhaps we can apply '''Guardini’s''' reflections to our time, seeking to discover God’s hand in present-day events. Then, perhaps, we will be able to recognize that God in his wisdom, has sent to us in wealthy Europe, the hungry that we give them food, the thirsty that we give them drink, strangers that we welcome them and the naked that we clothe them. History will then demonstrate that, if we are a people, we will certainly welcome them as our brothers; if we are only a group of more or less organized individuals, we will be tempted to save our skin first of all, but we will not have continuity. I thank you all once again for your presence. May your work with '''Guardini’s''' writings bring you to an ever greater understanding of the meaning and value of the Christian foundations of culture and society. I bless you wholeheartedly and I ask you, please, to pray for me. | ||
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* 4 registrazione audio vom 3., 29. Januar und 13. März (2x) 2017 gegenüber Massimo Borghesi, auf von ihm an Papst Franziskus gestellte Fragen. Diese hat Borghesi in seiner Papst-Biographie verwendet: | * 4 registrazione audio vom 3., 29. Januar und 13. März (2x) 2017 gegenüber Massimo Borghesi, auf von ihm an Papst Franziskus gestellte Fragen. Diese hat Borghesi in seiner Papst-Biographie verwendet: | ||
** Audio-Aufzeichnung vom 3. September 2017: "Il tema era il primo libro filosofico di '''Guardini''': Der Gegensatz, "l´ opposizione polare", lo studio che fa '''Guardini''' sul "vivente concreto". Ho lavorato su quel libro aiutato dallo sudio di Guido Sommavilla che per me era allora il traduttore di '''Guardini''' e, al contempo, un autentico pensatore '''guardiniano'''. Il titolo della tesi era: L´opposizione polare come struttura del pensiero quotidiano e dell´annunzio cristiano. Ma non era ancora determinato del tutto. [...]. Ha avuto un grande influsso su di me Hanna-Barbara Gerl, una delle specialiste di '''Guardini''', custode dell'Archivio '''Guardini''' di München. La Gerl ha avuto un ...???" In englischer Übersetzung: "The topic was Guardini´s first book of philosophy, Der Gegensatz, "polar opposition," the study that '''Guardini''' did on "concrete-living". I worked on that book with the help of Guido Sommavilla´s study, which became for me the translator of '''Guardini''' and, at the same time, an authentic '''Guardinian''' thinker. The title of my thesis was "Polar Opposition as Structure of Daily Thought and of Christian Proclamation." But it was not yet completely worked out. ... Hanna-Barbara Gerl, an expdert on '''Guardini''' and director of the '''Guardini''' Archive in Munich, had a great influence on me. Gerl hat a great influence on my studies." | ** Audio-Aufzeichnung vom 3. September 2017: "Il tema era il primo libro filosofico di '''Guardini''': Der Gegensatz, "l´ opposizione polare", lo studio che fa '''Guardini''' sul "vivente concreto". Ho lavorato su quel libro aiutato dallo sudio di Guido Sommavilla che per me era allora il traduttore di '''Guardini''' e, al contempo, un autentico pensatore '''guardiniano'''. Il titolo della tesi era: L´opposizione polare come struttura del pensiero quotidiano e dell´annunzio cristiano. Ma non era ancora determinato del tutto. [...]. Ha avuto un grande influsso su di me Hanna-Barbara Gerl, una delle specialiste di '''Guardini''', custode dell'Archivio '''Guardini''' di München. La Gerl ha avuto un ...???" In englischer Übersetzung: "The topic was Guardini´s first book of philosophy, Der Gegensatz, "polar opposition," the study that '''Guardini''' did on "concrete-living". I worked on that book with the help of Guido Sommavilla´s study, which became for me the translator of '''Guardini''' and, at the same time, an authentic '''Guardinian''' thinker. The title of my thesis was "Polar Opposition as Structure of Daily Thought and of Christian Proclamation." But it was not yet completely worked out. ... Hanna-Barbara Gerl, an expdert on '''Guardini''' and director of the '''Guardini''' Archive in Munich, had a great influence on me. Gerl hat a great influence on my studies." | ||
** Audio-Aufzeichnung vom 29. Januar 2017: Die Einsicht "nasce da un confronto con '''Romano Guardini'''? Ma sicuro di sì. C'è un'opposizione che a me piace quando ho studiato il problema della globalizzazione negli ultimi 10-15 anni. La comparazione tra la globalizzazione sferica e quella poliedrica. La contrapposizione | ** Audio-Aufzeichnung vom 29. Januar 2017: Die Einsicht "nasce da un confronto con '''Romano Guardini'''? Ma sicuro di sì. C'è un'opposizione che a me piace quando ho studiato il problema della globalizzazione negli ultimi 10-15 anni. La comparazione tra la globalizzazione sferica e quella poliedrica. La '''contrapposizione''' [sic!] sferica annulla ogni tensione. L´ unica tensione è tra centro e periferia. Una sola tensione ma la periferie non esistono e ogni punto è uguale all'altro. Invece la globalizzazione poliedrica è quella che realizza la vera tensione. La prima è una illusione, una tensione intellettuale, cartesiana. Ma la seconda, quella poliedrica, è una vera tensione tra una realtà e un'altra realtà. Sono due realtà che si oppongono in tensione. Il poliedro [rappresenta] la vera globalizzazione, quella che fa crescere l'umanità, sempre. Sempre difende la particolarità della persona, o di un popolo o di una cultura. Non annulla, risolve il problema in un piano superiore." In englischer Übersetzung: "born through my study of '''Romano Guardini'''? Certainly, yes. There is an opposition that I like as I have studied the problem of globalization in the last ten or fifteen years. The comparison between spherical and polyhedraic globalization. The spherical opposition cancels every tension. The only tension is between the center and the periphery. Only one tension but the peripheries do not exist and each point is equal to the other. Instead, polyhedraic globalization is the one that realizes the true tension. Sperical globalization is an illusion, an intellecutal, Cartesian tension. But the second, polyhedraic one is a true tension between reality and another reality. They are two realities that are opposed in tension. The polyhedron [reprensents] the true globalization, the one that allwos humanity to grow, always. It always defends the particularity of the person, or of a people or a culture. It does not cancel; it solves the problem at a higher level." | ||
* /Dominique Wolton: Politique et société. Recontres avec Dominique Wolton, 2017 | * /Dominique Wolton: Politique et société. Recontres avec Dominique Wolton, 2017 | ||
** in englischer Übersetzung: /Dominique Wolton: A Future of Faith. The Path of Change in Politics and Society, 2018; | ** in englischer Übersetzung: /Dominique Wolton: A Future of Faith. The Path of Change in Politics and Society, 2018; | ||
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** "212. Hinsichtlich des Wachstums möchte ich einen wichtigen Hinweis geben. Mancherorts kommt es vor, dass – nachdem in den jungen Menschen eine intensive Gotteserfahrung ausgelöst wurde, eine Begegnung mit Jesus, der ihre Herzen berührte – ihnen dann lediglich Treffen zur „Unterweisung“ angeboten werden, bei denen nur Fragen der Lehre und Moral angesprochen werden: die Übel der Welt von heute, die Kirche, christliche Soziallehre, Keuschheit, Ehe, Geburtenregelung und andere Themen. Das Ergebnis ist, dass viele junge Menschen sich langweilen, das Feuer der Begegnung mit Christus und die Freude an der Nachfolge verlieren; viele verlassen den Weg und andere werden trist und negativ. Seien wir nicht so darauf versessen, eine Menge an Lehrinhalten weiterzugeben, und versuchen wir vor allem, die großen Erfahrungen, die das christliche Leben tragen, hervorzurufen und zu festigen. Wie schon Romano Guardini sagte: »In der Erfahrung der großen Liebe« wird »alles Geschehende […] zu einem Begebnis innerhalb dieses Bezuges.«[112: Romano Guardini, Das Wesen des Christentums / Die neue Wirklichkeit des Herrn, Mainz 71991, 14.]" | ** "212. Hinsichtlich des Wachstums möchte ich einen wichtigen Hinweis geben. Mancherorts kommt es vor, dass – nachdem in den jungen Menschen eine intensive Gotteserfahrung ausgelöst wurde, eine Begegnung mit Jesus, der ihre Herzen berührte – ihnen dann lediglich Treffen zur „Unterweisung“ angeboten werden, bei denen nur Fragen der Lehre und Moral angesprochen werden: die Übel der Welt von heute, die Kirche, christliche Soziallehre, Keuschheit, Ehe, Geburtenregelung und andere Themen. Das Ergebnis ist, dass viele junge Menschen sich langweilen, das Feuer der Begegnung mit Christus und die Freude an der Nachfolge verlieren; viele verlassen den Weg und andere werden trist und negativ. Seien wir nicht so darauf versessen, eine Menge an Lehrinhalten weiterzugeben, und versuchen wir vor allem, die großen Erfahrungen, die das christliche Leben tragen, hervorzurufen und zu festigen. Wie schon Romano Guardini sagte: »In der Erfahrung der großen Liebe« wird »alles Geschehende […] zu einem Begebnis innerhalb dieses Bezuges.«[112: Romano Guardini, Das Wesen des Christentums / Die neue Wirklichkeit des Herrn, Mainz 71991, 14.]" | ||
** "290. Die Macht des Lebens und die Kraft der eigenen Persönlichkeit nähren sich gegenseitig im Inneren jedes jungen Menschen und treiben ihn an, über alle Grenzen hinaus zu gehen. Dies geschieht aus Unerfahrenheit heraus, wird aber recht bald zu einer Erfahrung, die oftmals schmerzhaft ist. Es ist wichtig, diese Sehnsucht nach dem »Unendlichen des noch nicht erprobten Beginns«[160 Romano Guardini, Die Lebensalter. Ihre ethische und pädagogische Bedeutung, Würzburg 31955, 20.] mit der bedingungslosen Freundschaft in Berührung zu bringen, die Jesus uns anbietet. Noch vor jedem Gesetz und jeder Pflicht lädt uns Jesus ein, uns zur Nachfolge zu entscheiden, so wie Freunde einander folgen, aufsuchen und sich aus reiner Freundschaft treffen. Alles Übrige kommt danach und sogar die Erlebnisse des Versagens werden ein unschätzbares Erfahrungsgeschenk dieser Freundschaft sein, die niemals auseinandergeht." | ** "290. Die Macht des Lebens und die Kraft der eigenen Persönlichkeit nähren sich gegenseitig im Inneren jedes jungen Menschen und treiben ihn an, über alle Grenzen hinaus zu gehen. Dies geschieht aus Unerfahrenheit heraus, wird aber recht bald zu einer Erfahrung, die oftmals schmerzhaft ist. Es ist wichtig, diese Sehnsucht nach dem »Unendlichen des noch nicht erprobten Beginns«[160 Romano Guardini, Die Lebensalter. Ihre ethische und pädagogische Bedeutung, Würzburg 31955, 20.] mit der bedingungslosen Freundschaft in Berührung zu bringen, die Jesus uns anbietet. Noch vor jedem Gesetz und jeder Pflicht lädt uns Jesus ein, uns zur Nachfolge zu entscheiden, so wie Freunde einander folgen, aufsuchen und sich aus reiner Freundschaft treffen. Alles Übrige kommt danach und sogar die Erlebnisse des Versagens werden ein unschätzbares Erfahrungsgeschenk dieser Freundschaft sein, die niemals auseinandergeht." | ||
* Papstbrief zum Synodalen Weg in Deutschland, Juni 2019 - https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2019-06/papstbrief-synodaler-weg-deutschland-text-franziskus.html: | |||
** "11. Die synodale Sichtweise hebt weder Gegensätze oder Verwirrungen auf, noch werden durch sie Konflikte den Beschlüssen eines "guten Konsenses", die den Glauben kompromittieren, den Ergebnissen von Volkszählungen oder Erhebungen, die sich zu diesem oder jenem Thema ergeben, untergeordnet. Das wäre sehr einschränkend. Mit dem Hintergrund und der Zentralität der Evangelisierung und dem Sensus Ecclesiae als bestimmende Elemente unserer kirchlichen DNA beansprucht die Synodalität bewusst eine Art und Weise des Kirche-Seins anzunehmen, bei dem «das Ganze mehr ist als der Teil, und es ist auch mehr als ihre einfache Summe. Man darf sich also nicht zu sehr in Fragen verbeißen, die begrenzte Sondersituationen betreffen, sondern muss immer den Blick weiten, um ein größeres Gut zu erkennen, das uns allen Nutzen bringt. Das darf allerdings nicht den Charakter einer Flucht oder einer Entwurzelung haben. Es ist notwendig, die Wurzeln in den fruchtbaren Boden zu senken und in die Geschichte des eigenen Ortes, die ein Geschenk Gottes ist. Man arbeitet im Kleinen, mit dem, was in der Nähe ist, jedoch mit einer weiteren Perspektive» [42 Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 235.] | |||
** 12. Dies verlangt vom ganzen Volk Gottes und besonders von ihren Hirten eine Haltung der Wachsamkeit und der Bekehrung, die es ermöglicht, das Leben und die Wirksamkeit dieser Wirklichkeiten zu erhalten. Die Wachsamkeit und die Bekehrung sind Gaben, die nur der Herr uns schenken kann. Uns muss es genügen, durch Gebet und Fasten um seine Gnade zu bitten. Immer hat es mich beeindruckt, wie der Herr während seines irdischen Lebens, insbesondere in den Augenblicken großer Entscheidungen, in besonderer Weise versucht wurde. Gebet und Fasten hatten eine besondere und bestimmende Bedeutung für sein gesamtes nachfolgendes Handeln (vgl. Mt 4,1-11). Auch die Synodalität kann sich dieser Logik nicht entziehen und muss immer von der Gnade der Umkehr begleitet sein, damit unser persönliches und gemeinschaftliches Handeln sich immer mehr der Kenosis Christi angleichen und sie darstellen kann (vgl. Phil 2,1-11). Als Leib Christi sprechen, handeln und antworten, bedeutet auch, in der Art und Weise Christi mit den gleichen Haltungen, mit derselben Umsicht und denselben Prioritäten zu sprechen und zu handeln. Dem Beispiel des Meisters folgend, der «sich selbst entäußerte, und wie ein Sklave wurde» (Phil 2,7), befreit uns die Gnade der Bekehrung deshalb von falschen und sterilen Protagonismen. Sie befreit uns von der Versuchung, in geschützten und bequemen Positionen zu verharren, und lädt uns ein, an die Ränder zu gehen, um uns selbst zu finden und besser auf den Herrn zu hören. Diese Haltung der Entäußerung erlaubt es uns auch, die kreative und immer reiche Kraft der Hoffnung zu erfahren, die aus der Armut des Evangeliums geboren wurde, zu der wir berufen sind; sie macht uns frei zur Evangelisierung und zum Zeugnis. So erlauben wir dem Geist, unser Leben zu erfrischen und zu erneuern, indem er es von Sklaverei, Trägheit und nebensächlichem Komfort befreit, die uns daran hindern, hinauszugehen und, vor allem, anzubeten. Denn in der Anbetung erfüllt der Mensch seine höchste Pflicht und sie erlaubt ihm, einen Blick auf die kommende Klarheit zu werfen, die uns hilft, die neue Schöpfung zu verkosten [43 Vgl. Romano Guardini, Glaubenserkenntnis, Mainz 3. Aufl. 1997. S. 16.]." | |||
** Bei Guardini, Glaubenserkenntnis, S. 16 heißt es: "Großes, seliges Geheimnis, die Anbetung! In ihr vollzieht der Mensch seine letzte Pflicht, aber auch die Gewähr seines eigensten Heils, denn in ihr geschieht Wahrheit. Er vollzieht sie nicht nur durch Erkenntnis und Ausspruch, sondern durch die Bewegung des ganzen Seins. Sie ist das Fundament, der Pfeiler, die Wölbung, der Inbegriff aller Wahrheit: daß Gott Gott ist und der Mensch Mensch. Im Brief des Apostels Paulus an die Epheser findet sich ein abgründig schönes Wort; da sagt er, wir sollen »die Wahrheit vollziehen in Liebe.« (4,15) Das tut die Anbetung. Sie ist die Gewähr unseres Heils, unserer innersten geistigen Gesundheit." | |||
* 8. September 2019: In seiner Ansprache bei der Begegnung mit Priestern, Ordensleuten und Seminaristen auf seiner apostolischen Reise nach Mosambik, Madagaskar und Mauritius sagte Papst Franziskus im Collège de Saint Michel in Antananarivo: | |||
** "Wie der weise und heiligmäßige Romano Guardini gerne betonte: »Wer – seiner innersten Gesinnung nach und auch, sobald es dafür Zeit ist, wirklich, im lebendigen Akt – Gott anbetet, ist in der Wahrheit behütet. Er mag noch so vieles falsch machen; noch so sehr erschüttert werden und ratlos sein – im Letzten sind die Richtungen und Ordnungen seines Daseins sicher« (Glaubenserkenntnis, Mainz 1997, 17), im Lobpreis, in der Anbetung." - Im Italienischen steht da, Guardini sei ein: "uomo saggio e santo", im Französischen, er sei ein "homme sage et saint", im Englischen "wise and holy man". | |||
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** in deutscher Übersetzung: '''Wage zu träumen!: Mit Zuversicht aus der Krise''', 2020 - https://books.google.de/books?id=Do__DwAAQBAJ(Siehe unten) | ** in deutscher Übersetzung: '''Wage zu träumen!: Mit Zuversicht aus der Krise''', 2020 - https://books.google.de/books?id=Do__DwAAQBAJ(Siehe unten) | ||
* '''Ich glaube: Wichtige Lebensfragen neu interpretiert''', 2020, zu Romano Guardini S. ???: "'''Romano Guardini''', ein deutscher Theologe italienischer Abstammung, den ich sehr schätze, schreibt, dass Christ sein heiße zu entdecken, dass Christus in uns lebt. Dann fährt er fort: "Dieser gleiche Christus aber, von dem ich hoffe, dass Er in mir sei, lebt auch in jenem Anderen dort, und in jenem Dritten und Vierten und in allen, die an ihn glauben [...] In diesem inneren, aus Gott geborenen Leben [...] bilden wir die Familie der Kinder Gottes, unter denen Christus steht als `der Erstgeborene unter vielen Geschwistern´ (Röm 8, 29) Der reinste Ausdruck dieser Gemeinsamkeit ist das ist das Vaterunser. Hier redet das christliche ›Wir‹. Die Kinder Gottes, von ihrem ältesten Bruder geführt, sprechen zum gemeinsamen Vater." (Zitat aus: Guardini, Der Herr) [Monographie]- https://books.google.de/books?id=N7rbDwAAQBAJ | * '''Ich glaube: Wichtige Lebensfragen neu interpretiert''', 2020, zu Romano Guardini S. ???: "'''Romano Guardini''', ein deutscher Theologe italienischer Abstammung, den ich sehr schätze, schreibt, dass Christ sein heiße zu entdecken, dass Christus in uns lebt. Dann fährt er fort: "Dieser gleiche Christus aber, von dem ich hoffe, dass Er in mir sei, lebt auch in jenem Anderen dort, und in jenem Dritten und Vierten und in allen, die an ihn glauben [...] In diesem inneren, aus Gott geborenen Leben [...] bilden wir die Familie der Kinder Gottes, unter denen Christus steht als `der Erstgeborene unter vielen Geschwistern´ (Röm 8, 29) Der reinste Ausdruck dieser Gemeinsamkeit ist das ist das Vaterunser. Hier redet das christliche ›Wir‹. Die Kinder Gottes, von ihrem ältesten Bruder geführt, sprechen zum gemeinsamen Vater." (Zitat aus: Guardini, Der Herr) [Monographie]- https://books.google.de/books?id=N7rbDwAAQBAJ | ||
=== 2021 === | |||
* Verleihung des Ratzinger-Preises (13. November 2021) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2021/november/documents/20211113-premio-ratzinger.html - "Wir haben die Namen der größten Gesprächspartner unserer intellektuellen Arbeit gehört: große Meister der Philosophie und der Theologie unserer Zeit, von Guardini und De Lubac, über Edith Stein und Lévinas, Ricœur und Derrida, bis hin zu McIntyre; und weitere könnte man hinzufügen. Sie lehren uns zu denken, um eine immer tiefere Beziehung zu Gott und zu den anderen zu leben, um das menschliche Handeln an den Tugenden und vor allem an der Liebe zu orientieren." | |||
* Heilige Messe zum 25. Welttag des geweihten Lebens (2. Februar 2021) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/homilies/2021/documents/papa-francesco_20210202_omelia-vitaconsacrata.html und https://www.vatican.va/content/francesco/de/messages/consecrated_life/documents/papa-francesco_20210202_omelia-vitaconsacrata.html - "Gerne erinnere ich an dieser Stelle an Romano Guardini, der einmal sagte, die Geduld sei eine Art und Weise, mit der Gott auf unsere Schwachheit antwortet, um uns Zeit zu geben für einen Wandel (vgl. Glaubenserkenntnis, Würzburg 1949, S. 28)." | |||
=== 2022 === | |||
* Am 29. Juni 2022 unterschrieb und veröffentlichte '''[[Papst Franziskus]]''' das Apostolische Schreiben '''"[[Desiderio desideravi]]"''' über die '''"[[Liturgische Bildung]] des Volkes Gottes"'''. Der vollständige Text findet sich unter https://www.vatican.va/content/francesco/de/apost_letters/documents/20220629-lettera-ap-desiderio-desideravi.html#_ftnref15. | |||
** Papst Franziskus beruft sich darin außer auf die Kirchenväter (Leo Magnus, Augustinus, Irenæus Lugdunensis und Franziskus), auf das Missale Romanum, weitere liturgische Bücher sowie frühere päpstliche Schreiben auf zwei Werke Romano Guardinis als einzige Bezüge auf einen zeitgenössischen Theologen: dreimal auf '''Liturgische Bildung''' von 1923 und einmal ''' Der Kultakt und die gegenwärtige Aufgabe der Liturgischen Bildung''' (1964). | |||
* 1. September 2022: In einer Ansprache von '''[[Papst Franziskus]]''' an die Mitglieder der Italienischen Vereinigung der Professoren und Pfleger der Liturgie anlässlich des 50. Jahrestages ihres Bestehens - https://www.vatican.va/content/francesco/it/speeches/2022/september/documents/20220901-cultori-liturgia.html - heißt es zu Guardini im Kontext: | |||
** "Kürzlich habe ich in dem Schreiben "Desiderio desideravi" über die liturgische Ausbildung die Notwendigkeit betont, geeignete Kanäle für ein Studium der Liturgie zu finden, das über den akademischen Bereich hinausgeht und das Volk Gottes erreicht. Angefangen bei der liturgischen Bewegung wurde in dieser Hinsicht viel getan, mit wertvollen Beiträgen von vielen Gelehrten und verschiedenen akademischen Institutionen. '''Ich möchte mit Ihnen an Romano Guardini erinnern, der sich durch seine Fähigkeit auszeichnete, die Errungenschaften der liturgischen Bewegung außerhalb der akademischen Sphäre zu verbreiten, und zwar auf eine zugängliche Art und Weise, so dass jeder Gläubige – angefangen bei den Jugendlichen – in einer lebendigen und erfahrbaren Kenntnis der theologischen und spirituellen Bedeutung der Liturgie wachsen konnte.''' Mögen seine Gestalt und sein ebenso moderner wie klassischer Ansatz der Liturgiepädagogik für Sie ein Bezugspunkt sein, damit Ihr Studium kritische Intelligenz und geistliche Weisheit, biblische Fundierung und kirchliche Verwurzelung, Offenheit für Interdisziplinarität und pädagogische Eignung vereint." | |||
** Vgl. auch die Berichterstattung auf Vaticannews (https://www.vaticannews.va/en/pope/news/2022-09/pope-liturgy-must-look-to-god-without-being-worldly.html), CNA (https://de.catholicnewsagency.com/story/papst-franziskus-arbeit-der-annahme-der-liturgiereform-noch-im-gange-11623 und https://www.catholicculture.org/news/headlines/index.cfm?storyid=56007) und Kath.net (und https://www.kath.net/news/79367); | |||
* Am 12. September 2022 sprach [[Papst Franziskus]] vor Schweizer Studierenden erneut von Romano Guardini (https://www.vatican.va/content/francesco/it/speeches/2022/september/documents/20220912-studenti-svizzeri.html): | |||
** "Questo mi fa pensare a una bella considerazione di Romano Guardini, che dice così: «Dobbiamo sempre presupporre una cosa: il mistero della nascita… Tutto ciò che si definisce educazione, significa soltanto servire, aiutare, liberare, rimanendo all’interno di questo mistero». Educare è accompagnare un uomo, una donna nella sua “nascita” come persona, nel suo “venire al mondo”, nel suo “venire alla luce”. Gesù Cristo è il più grande educatore della storia: con l’amore del Padre e l’azione dello Spirito Santo ci fa nascere “dall’alto”, come disse a Nicodemo (cfr Gv 3,3). Fa uscire l’uomo nuovo dall’involucro dell’uomo vecchio. Ci libera dalla schiavitù dell’io e ci apre alla pienezza di vita in comunione con Dio, con gli altri, con le creature, e anche con noi stessi. Perché – come ci dimostra bene Agostino nelle sue Confessioni – non siamo in pace con noi stessi finché non ci arrendiamo all’amore di Dio in Cristo Gesù. Questo amore che ci perseguita, che è sempre inquietante e pacifico al tempo stesso." Das Zitat stammt aus dem Text "Die Glaubwürdigkeit des Erziehers" aus dem Jahr 1929 und lautet im deutschen Original: '''"Dabei haben wir eines immer voraussetzen müssen: das Geheimnis der Geburt. ... Und alles, was Erziehung heißt, bedeutet nur, dienend, helfend, heilend innerhalb dieses Geheimnisses bleiben."''' | |||
=== 2023 === | |||
* Ansprache bei der Begegnung mit der Welt der Wissenschaft und Kultur an der Fakultät für Informatik und Bionik der katholischen Peter-Pazmany-Universität (Budapest) im Rahmen seiner Apostolischen Reise nach Ungarn (30. April 2023) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2023/april/documents/20230430-ungheria-cultura.html | |||
** "Vor einhundert Jahren hatte Romano Guardini, ein großer Intellektueller und Mann des Glaubens, inmitten einer aufgrund der Schönheit ihrer Gewässer einzigartigen Landschaft, eine fruchtbare kulturelle Erkenntnis. Er schrieb: »Dieser Tage ist mir so deutlich zu Bewusstsein gekommen, dass es zwei Arten des Erkennens gibt. Eine führt zur Versenkung in das Ding und den Zusammenhang. Der Erkennende sucht einzudringen, inne zu werden, mitzuleben. Die andere Weise aber packt, zergliedert, ordnet in Fächer, nimmt in Besitz, herrscht« (Briefe vom Comer See, Mainz 1927, S. 52). Er unterscheidet zwischen einem bescheidenen und beziehungsorientierten Erkennen, das ist wie »ein Herrschen durch Dienst; ein Schaffen aus natürlich-gewiesenen Möglichkeiten heraus, das […] gesetzte Grenzen nicht überschritt« (S. 54), und einer anderen Art des Wissens, von dem gilt: es »schaut nicht, sondern analysiert. Es versenkt sich nicht, sondern packt zu« (S. 53). Und in dieser zweiten Art des Erkennens »sind Kräfte und Stoffe in zweckgerichteten Zustand gebracht: Maschinen« (S. 55), und »so bildet sich eine Technik der Beherrschung des lebendigen Menschen aus« (S. 59-60). Guardini verteufelt die Technik nicht, welche es erlaubt, ein besseres Leben zu führen, zu kommunizieren und viele Vorteile zu haben, aber er spürt die Gefahr, dass sie regulierend oder gar dominierend auf das Leben wirkt. In diesem Sinne sah er eine große Gefahr: »während der Mensch alle inneren Bindungen durch organisches Maßgefühl und naturfolgende Bildungsgestalt verliert, während er innerlich bild-, maß-, richtungslos wird, bestimmt er willkürlich seine Ziele, und zwingt die beherrschten Naturkräfte, sie zu verwirklichen« (S. 57). Und er hinterließ der Nachwelt eine beunruhigende Frage: »Was wird aus dem Leben, wenn es in die Gewalt dieser Herrschaft gerät? [...] Was wird, wenn es […] in die Gewalt technischen Zwanges gerat? Ein System von Maschinen legt sich um das Leben. [...] Kann Leben lebendig bleiben in diesem System?« (S. 58-59). Kann das Leben lebendig bleiben? Das ist eine Frage, die man sich gerade an diesem Ort, an dem Informationstechnologie und „bionische Wissenschaften“ vertieft werden, stellen sollte. Was Guardini erahnte, scheint heute nämlich offensichtlich zu sein: Man denke an die ökologische Krise, in der die Natur einfach auf die zweckdienliche Benutzung reagiert, die wir ihr haben zukommen lassen. Man denke an das Fehlen von Grenzen, an die Logik des „es ist machbar, also ist es erlaubt“. Denken wir auch an den Willen, nicht den Menschen und seine Beziehungen in den Mittelpunkt zu stellen, sondern das Individuum, das auf seine eigenen Bedürfnisse zentriert ist, gierig nach Gewinn und unersättlich, die Wirklichkeit zu erfassen. Und denken wir folglich an die Zersetzung gemeinschaftlicher Bindungen, wodurch Einsamkeit und Angst sich von existenziellen Zuständen zu sozialen Zuständen zu verwandeln scheinen." | |||
* 27. Mai 2023: Papst Franziskus verweist auf Guardinis Gegensatzlehre im Zusammenhang von Kunst und Realität in seiner "Adresse an die Teilnehmer der gemeinsamen Konferenz von "La civiltà cattolica" und von der Georgetown University" im Sala Clementina im Apostolischen Palast - https://www.vatican.va/content/francesco/en/speeches/2023/may/documents/20230527-convegno.html (englisch) - https://www.vatican.va/content/francesco/it/speeches/2023/may/documents/20230527-convegno.html (italienisch): | |||
** "Vorrei dire però una seconda cosa: voi siete anche la voce delle inquietudini umane. Tante volte le inquietudini sono sepolte nel fondo del cuore. Voi sapete bene che l’ispirazione artistica non è solo confortante, ma anche inquietante, perché presenta sia le realtà belle della vita sia quelle tragiche. L’arte è il terreno fertile nel quale si esprimono le «opposizioni polari» della realtà, [2: Cfr R. GUARDINI, L’opposizione polare. Saggio per una filosofia del concreto vivente, Brescia, Morcelliana, 1977] le quali richiedono sempre un linguaggio creativo e non rigido, capace di veicolare messaggi e visioni potenti. Per esempio, pensiamo a quando Dostoevskij nei Fratelli Karamazov racconta di un bambino, piccolo, figlio di una serva, che lancia una pietra e colpisce la zampa di uno dei cani del padrone. Allora il padrone aizza tutti i cani contro il bambino. Lui scappa e prova a salvarsi dalla furia del branco, ma finisce per essere sbranato sotto gli occhi soddisfatti del generale e quelli disperati della madre. Questa scena ha una potenza artistica e politica tremenda: parla della realtà di ieri e di oggi, delle guerre, dei conflitti sociali, dei nostri egoismi personali. Per citare soltanto un brano poetico che ci interpella." (Übersetzung HZ: "Ich möchte jedoch noch etwas Zweites sagen: Sie sind auch die Stimme menschlicher Belange. Ängste liegen oft tief im Herzen. Sie wissen genau, dass künstlerische Inspiration nicht nur tröstlich, sondern auch verstörend ist, weil sie sowohl die schönen als auch die tragischen Realitäten des Lebens präsentiert. Kunst ist der fruchtbare Boden, auf dem sich die „polaren Gegensätze“ der Realität ausdrücken, die immer eine kreative und nicht starre Sprache erfordern, die in der Lage ist, kraftvolle Botschaften und Visionen zu vermitteln. Denken Sie zum Beispiel daran, wie Dostojewski in „Die Brüder Karamasow“ von einem kleinen Kind erzählt, dem Sohn eines Dieners, der einen Stein wirft und dabei die Pfote eines Hundes seines Herrn trifft. Dann stellt der Herr alle Hunde gegen das Kind auf. Es rennt weg und versucht, sich vor der Wut der Herde zu retten, wird jedoch vor den zufriedenen Augen des Generals und den verzweifelten Augen seiner Mutter in Stücke gerissen. Diese Szene hat eine enorme künstlerische und politische Kraft: Sie spricht von der Realität von gestern und heute, von Kriegen, sozialen Konflikten, unserem persönlichen Egoismus. Um nur eine poetische Passage zu zitieren, die uns herausfordert." | |||
* 21. Juni 2023: [[Papst Franziskus]] schreibt in seiner "Botschaft an die Päpstliche Kommission für Lateinamerika", namentlich an Monsignore Robert Prevost über das christlich Wesentliche und verweist dabei auf Romano Guardinis Schrift "Vom Wesen des Christentums": | |||
** "Se “l’essenziale cristiano” lo diamo per scontato, prima o poi diventa un mero ricorso retorico e alla fine si dimentica (cfr. R. Guardini, L’essenza del cristianesimo ). Se “l’essenziale cristiano” non è presente, rimane solo il freddo pragmatismo che finisce con l’asfissiare le istituzioni ecclesiali e i suoi membri." (Übersetzung HZ: "Wenn wir das „christliche Wesentliche“ als selbstverständlich hinnehmen, wird es früher oder später zu einem bloßen rhetorischen Rekurs und gerät am Ende in Vergessenheit (vgl. R. Guardini, Das Wesen des Christentums). Wenn „das christliche Wesentliche“ nicht vorhanden ist, bleibt nur der kalte Pragmatismus, der letztendlich die kirchlichen Institutionen und ihre Mitglieder erstickt." | |||
* 23. Juni 2023: [[Papst Franziskus]] erwähnt in seiner Ansprache zum 50. Jahrestag der Einweihung der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Vatikanischen Museen erneut Romano Guardini, dazu Hannah Arendt und Simone Weil. Die Guardini-Passagen lauten: | |||
** "Romano Guardini schrieb, dass „der Zustand, in dem sich der Künstler beim Schaffen befindet, dem des Kindes und auch dem des Sehers ähnelt“ (L'opera d'arte, Brescia 1998, 25). Diese beiden Vergleiche scheinen mir interessant zu sein. Ihm zufolge „eröffnet das Kunstwerk einen Raum, in den der Mensch eintreten kann, in dem er atmen, sich bewegen und mit den Dingen und Menschen umgehen kann, der offen gemacht wird“ (ebd., S. 35). Es ist wahr, dass sich bei der Arbeit in der Kunst die Grenzen lockern und die Grenzen der Erfahrung und des Verständnisses erweitern. Alles erscheint offener und verfügbarer. Dann erlangt man die Spontaneität des Kindes, das sich etwas vorstellt, und die Schärfe des Sehers, der die Wirklichkeit begreift." | |||
** "Ihr Künstler habt also die Fähigkeit, neue Versionen der Welt zu erträumen, das Neue in die Geschichte einzuführen. Deshalb sagt Guardini, dass ihr auch Visionären ähnelt. Ihr seid ein bisschen wie Propheten. Ihr versteht es, die Dinge sowohl in der Tiefe als auch in der Ferne zu betrachten, wie Wächter, die ihre Augen verengen, um den Horizont abzutasten und die Wirklichkeit jenseits des Scheins zu ergründen." | |||
** https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2023-06/papst-franziskus-ansprache-kunst-vatikan-museen-wortlaut-de.html - Live-Übertragung - https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2023-06/papst-franziskus-ansprache-kunst-vatikan-museen-wortlaut-de.html | |||
** offizieller Text in Italienisch: https://www.vatican.va/content/francesco/it/speeches/2023/june/documents/20230623-artisti.html | |||
=== 2024 === | |||
* 24. Januar 2024: In seiner Botschaft zum 58. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel zum Thema: '''Künstliche Intelligenz und Weisheit des Herzens: für eine wahrhaft menschliche Kommunikation''' erwähnt Papst Franziskus erneut Guardini - https://www.vatican.va/content/francesco/de/messages/communications/documents/20240124-messaggio-comunicazioni-sociali.html: | |||
** "Zunächst einmal lohnt es sich, das Terrain von schwarzmalerischen Lesarten und ihren lähmenden Auswirkungen zu räumen. Romano Guardini, der sich bereits vor hundert Jahren Gedanken über die Technik und den Menschen machte, rief dazu auf, sich nicht gegen das „Neue“ zu versteifen, in dem Bemühen, »eine schöne Welt zu bewahren […], die untergehen muss«. Zugleich warnte er aber auch eindringlich und prophetisch: »Unser Platz ist im Werdenden. Wir sollen uns hineinstellen, jeder an seinem Ort, [...] ehrlich unser Ja dazu sprechen; doch zugleich mit unbestechlichem Herzen fühlend bleiben für alles, was darin zerstörend, unmenschlich ist«. Und er schloss mit den Worten: »Wohl handelt es sich um technische, wissenschaftliche, politische Aufgaben; die aber sind nur vom Menschen her zu lösen. Ein neues Menschentum muss erwachen, von tieferer Geistigkeit, neuer Freiheit und Innerlichkeit«[1 Briefe vom Comer See, Berlin 1927, 93-96.]." | |||
* 27. September 2024: Rede von Papst Franziskus an der Katholischen Universität Löwen im Rahmen seines Pastoralbesuches in Belgien - https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2024-09/papst-franziskus-reise-belgien-wortlaut-rede-universitaet-loewen.html: Er spricht dabei über die Aufgabe von Universitäten als Orte akademischer und kultureller Bildung: "Kulturelle Bildung ist in der Tat niemals ein Selbstzweck, und die Universitäten dürfen nicht das Risiko eingehen, zu „Kathedralen in der Wüste“ zu werden; sie sind ihrem Wesen nach Orte, die Ideen hervorbringen und neue Impulse für das menschliche Leben und Denken und für die Herausforderungen der Gesellschaft liefern, also generative Räume." - "Erweitert die Grenzen des Wissens! Es geht nicht darum, die Begriffe und Theorien zu vervielfachen, sondern darum, die akademische und kulturelle Bildung zu einem lebendigen Raum zu machen, der das Leben begreift und zum Leben spricht." "Die Grenzen zu erweitern und ein offener Raum für Mensch und Gesellschaft zu werden, das ist der bedeutende Auftrag der Universität." Die "Müdigkeit des Geistes" und ein "seelenloser Rationalismus" würden diese Sendung beeinträchtigen. An dieser Stelle verweist Papst Franziskus abermals auf Romano Guardini, dieses Mal auf eine Stelle aus "[[Gebet und Wahrheit]]": "Romano Guardini fragte sich: '''''„Warum ist aber der Mensch trotz all des Fortschritts sich selbst so unbekannt und wird es immer mehr? Weil er weithin den Schlüssel zum Wesen des Menschen verloren hat. Das Gesetz unserer Wahrheit sagt, dass der Mensch sich nur von über ihm herab erkennt, von Gott her, weil er nur von Ihm her existiert“''''' (Gebet und Wahrheit, Mainz/Paderborn 1988, 49)." | |||
== Nachweis über Vatican.va == | |||
{{Vorlage:Vatikan Franziskus}} | |||
<br>[https://www.romano-guardini.org/mediawiki/index.php?title=Vorlage:Vatikan_Franziskus&action=edit Bearbeiten] | |||
== Sekundärbibliographie == | == Sekundärbibliographie == | ||
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! "`Mit Frieden gewinnt man alles´. Im Gespräch mit [[Dominique Wolton]], 2019 !! /Dominique Wolton: A Future of Faith. The Path of Change in Politics and Society, 2018 !! Dio è un poeta. Un dialogo inedito sulla politica e la società, 2018 !! Politique et société: Pape François, rencontres avec Dominique Wolton, 2017 | ! "`Mit Frieden gewinnt man alles´. Im Gespräch mit [[Dominique Wolton]], 2019 !! /Dominique Wolton: A Future of Faith. The Path of Change in Politics and Society, 2018 !! Dio è un poeta. Un dialogo inedito sulla politica e la società, 2018 !! Politique et société: Pape François, rencontres avec Dominique Wolton, 2017 | ||
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| S. 27f.: "Bei einer Spannung darf man also nicht nach der Synthese suchen, denn die Synthese kann zerstören. Man muss zum Polyeder hinstreben, zur Einheit, die alle Unterschiede, alle Identitäten bewahrt. Der Meister auf diesem Gebiet - denn ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken - ist '''Romano Guardini. Guardini'''' ist meiner Meinung nach derjenige, der das alles begriffen hat, und er erklärt es insbesondere in seinem Buch Der Gegensatz – ich weiß nicht, wie die französische Übersetzung heißt, die italienische trägt den Titel L'opposizione polare. Dieses erste Buch, das er 1923 [sic!] über die Metaphysik geschrieben hat, ist meiner Meinung nach sein Meisterwerk. Was er darin erläutert, könnte man als die "Philosophie der Politik" bezeichnen aber die Grundlage jeder Politik sind Überzeugung und Nähe. [...] Erlauben Sie mir, noch einmal kurz auf den Meister '''Guardini''' zurückzukommen. Es gibt da auch noch ein ganz kleines Buch über Europa von Przywara, einem der Denker, die ihn inspiriert haben. Aber der Meister der Gegensätze, der bipolaren Spannungen, wie wir sagen, ist '''Guardini''', der uns diesen Weg der Einheit in der Vielfalt lehrt." || S. ???: "In tense situations, then, we must not seek synthesis, because synthesis can destroy everething; we must tend towards the polyhedron, towards the unity that preserves all diversities, all identities. The master in this field - because I don´t want to commit an act of plagiarism - is '''Romano Guardini'''. In my view '''Guardini''' is the man who understood everthing, and he explains it particularly well in his book Der Gegensatz - I don´t know the English title, but in Italian it's La Contrapposizione [sic!]. That first book that he wrote on metaphysics, in 1925, is his masterpiece in my view. In it, he explains what we might call the 'philosophy of politics', but at the root of all politics lie persuasion and closeness. [...] Let me come back to '''Guardini''' for a moment. There is also a very short book on Europe by one of the thinkers who inspired him, Przywara, who also works on these very questions. But the master of oppositions, of bipolar tensions, as we might call them, is '''Guardini''', who teaches us this path of unity in diversity." || S. ???: " In una tensione, quindi, non bisogna cercare la sintesi, perché la sintesi può distruggere. Bisogna tendere verso il poliedro, verso l´ unità in grado di conservare tutte le diversità, tutte le identità. In questo campo il maestro - perché non voglio plagiare nessuno - è '''Romano Guardini. Guardini''' è a mio avviso l´ uomo che ha capito tutto; lo spiega in particolare nel suo libro Der Gegensatz, tradotto in italiano come L´opposizione polare. Si tratta del primo libro che ha scritto sulla metafisica, nel 1923 [sic!], nonché, a mio avviso, della sua opera più importante. Vi espone quelle che possiamo chiamare la sua "filosofia della politica", ma alle base di ogni politica ci sono la persuasione e la prossimità. [...] Permettiamo di tornare un istante al maestro '''Guardini'''. C´ è anche un libriccino sull´ Europa scritto da uno dei suoi ispiratori, Erich Erich Przywara, che ha riflettuto sugli stessi temi. Ma il maestro delle opposizioni, delle cosiddette tensioni bipolari, è '''Guardini'''; è lui a insegnarci la strada dell´ unità nella diversità." || Dans une tension, il ne faut (donc) pas chercher la synthèse, parce que la synthèse peut détruire. Il faut tendre vers le polyèdre, vers l'unité conservant toutes les diversités, toutes les identités. Le maître dans ce domaine - car je ne veux plagier personne - est '''Romano Guardini. Guardini''' est selon moi l'homme qui a tout compris et il l'explique notamment dans son livre Der Gegensatz - je ne sais pas comment c'est traduit en français, mais en italien c'est La '''Contraposition''' [sic!]. ce premier livre qu'il a écrit sur la métaphysique, en 1923 [sic!], est selon moi son oeuvre maîtresse. Il y a explique ce que l'on peut appeler "la philosophie de la politique", mais à la base de chaque politique, il y a la persuasion et la proximité. [...] Permettez-moi de revenir un instant au maître '''Guardini'''. Il y a également un tout petit livre sur l'Europe écrit par un de ses inspirateurs Przywara, qui travaille aussi sur ces thèmes-là. Mais le maître des oppositions, des tensions bipolaires comme nous disons, c'est '''Guardini''', qui nous enseigne cette voie de l'unité dans la diversité." | | S. 27f.: "Bei einer Spannung darf man also nicht nach der Synthese suchen, denn die Synthese kann zerstören. Man muss zum Polyeder hinstreben, zur Einheit, die alle Unterschiede, alle Identitäten bewahrt. Der Meister auf diesem Gebiet - denn ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken - ist '''Romano Guardini. Guardini'''' ist meiner Meinung nach derjenige, der das alles begriffen hat, und er erklärt es insbesondere in seinem Buch Der Gegensatz – ich weiß nicht, wie die französische Übersetzung heißt, die italienische trägt den Titel L'opposizione polare. Dieses erste Buch, das er 1923 [sic!] über die Metaphysik geschrieben hat, ist meiner Meinung nach sein Meisterwerk. Was er darin erläutert, könnte man als die "Philosophie der Politik" bezeichnen aber die Grundlage jeder Politik sind Überzeugung und Nähe. [...] Erlauben Sie mir, noch einmal kurz auf den Meister '''Guardini''' zurückzukommen. Es gibt da auch noch ein ganz kleines Buch über Europa von Przywara, einem der Denker, die ihn inspiriert haben. Aber der Meister der Gegensätze, der bipolaren Spannungen, wie wir sagen, ist '''Guardini''', der uns diesen Weg der Einheit in der Vielfalt lehrt." || S. ???: "In tense situations, then, we must not seek synthesis, because synthesis can destroy everething; we must tend towards the polyhedron, towards the unity that preserves all diversities, all identities. The master in this field - because I don´t want to commit an act of plagiarism - is '''Romano Guardini'''. In my view '''Guardini''' is the man who understood everthing, and he explains it particularly well in his book Der Gegensatz - I don´t know the English title, but in Italian it's La '''Contrapposizione''' [sic!]. That first book that he wrote on metaphysics, in 1925, is his masterpiece in my view. In it, he explains what we might call the 'philosophy of politics', but at the root of all politics lie persuasion and closeness. [...] Let me come back to '''Guardini''' for a moment. There is also a very short book on Europe by one of the thinkers who inspired him, Przywara, who also works on these very questions. But the master of oppositions, of bipolar tensions, as we might call them, is '''Guardini''', who teaches us this path of unity in diversity." || S. ???: " In una tensione, quindi, non bisogna cercare la sintesi, perché la sintesi può distruggere. Bisogna tendere verso il poliedro, verso l´ unità in grado di conservare tutte le diversità, tutte le identità. In questo campo il maestro - perché non voglio plagiare nessuno - è '''Romano Guardini. Guardini''' è a mio avviso l´ uomo che ha capito tutto; lo spiega in particolare nel suo libro Der Gegensatz, tradotto in italiano come L´opposizione polare. Si tratta del primo libro che ha scritto sulla metafisica, nel 1923 [sic!], nonché, a mio avviso, della sua opera più importante. Vi espone quelle che possiamo chiamare la sua "filosofia della politica", ma alle base di ogni politica ci sono la persuasione e la prossimità. [...] Permettiamo di tornare un istante al maestro '''Guardini'''. C´ è anche un libriccino sull´ Europa scritto da uno dei suoi ispiratori, Erich Erich Przywara, che ha riflettuto sugli stessi temi. Ma il maestro delle opposizioni, delle cosiddette tensioni bipolari, è '''Guardini'''; è lui a insegnarci la strada dell´ unità nella diversità." || Dans une tension, il ne faut (donc) pas chercher la synthèse, parce que la synthèse peut détruire. Il faut tendre vers le polyèdre, vers l'unité conservant toutes les diversités, toutes les identités. Le maître dans ce domaine - car je ne veux plagier personne - est '''Romano Guardini. Guardini''' est selon moi l'homme qui a tout compris et il l'explique notamment dans son livre Der Gegensatz - je ne sais pas comment c'est traduit en français, mais en italien c'est La '''Contraposition''' [sic!]. ce premier livre qu'il a écrit sur la métaphysique, en 1923 [sic!], est selon moi son oeuvre maîtresse. Il y a explique ce que l'on peut appeler "la philosophie de la politique", mais à la base de chaque politique, il y a la persuasion et la proximité. [...] Permettez-moi de revenir un instant au maître '''Guardini'''. Il y a également un tout petit livre sur l'Europe écrit par un de ses inspirateurs Przywara, qui travaille aussi sur ces thèmes-là. Mais le maître des oppositions, des tensions bipolaires comme nous disons, c'est '''Guardini''', qui nous enseigne cette voie de l'unité dans la diversité." | ||
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| S. ???: "Ich komme auf Laudato si´ zurück. Ich habe auch Anleihen bei Theologen gemacht, '''Romano Guardini''' zum Beispiel. '''Guardini '''sprach von einer zweiten Form der Unkultur. Gott hat dem Menschen eine Unkultur gegeben, damit er sie in Kultur verwandelt. Doch anschließend bemächtigt sich der Mensch dieser Kultur. Und macht sie derart autonom, dass sie sich selbst zerstört und eine neuerliche Unkultur erschafft." || S. ???: "Let me come back to Laudato Si´. I´ve also taken some thing from the theologians. '''Romano Guardini''', for example. '''Guardini''' talked about the second form of "unculture." God gives mankind "unculture" so that it can be turned into culture. But then humanity takes that unculture and renders it so autonomous that it destroys itself and creates another unculture" || S. ???: "Torno a Laudato si´. Anch´ io ho preso qualcosa dai teologi. Da '''Romano Guardini''', per esempio. '''Guardini''' parlava della seconda forma di incultura. Dio dona all´ uomo l´ incultura perché la trasformi in cultura. Ma poi l´ uomo si impadronisce di quella cultura. E la rende così autonoma che lei si distrugge e crea un´ altra cultura. E la rende così autonoma che lei si distrugge e crea un´ altra incultura." || Je reviens à Laudato si'. Moi aussi j'ai pris des choses chez des théologiens. '''Romano Guardini''' par exemple. '''Guardini''' parlait de la deuxième forme de l'inculture. Dieu donne à l'homme une inculture pour qu'il la fasse culture. Mais l'homme s'empare ensuite de cette culture. Et la rend tellement autonome qu'elle se détruit et crée une autre inculture." | | S. ???: "Ich komme auf Laudato si´ zurück. Ich habe auch Anleihen bei Theologen gemacht, '''Romano Guardini''' zum Beispiel. '''Guardini '''sprach von einer zweiten Form der Unkultur. Gott hat dem Menschen eine Unkultur gegeben, damit er sie in Kultur verwandelt. Doch anschließend bemächtigt sich der Mensch dieser Kultur. Und macht sie derart autonom, dass sie sich selbst zerstört und eine neuerliche Unkultur erschafft." || S. ???: "Let me come back to Laudato Si´. I´ve also taken some thing from the theologians. '''Romano Guardini''', for example. '''Guardini''' talked about the second form of "unculture." God gives mankind "unculture" so that it can be turned into culture. But then humanity takes that unculture and renders it so autonomous that it destroys itself and creates another unculture" || S. ???: "Torno a Laudato si´. Anch´ io ho preso qualcosa dai teologi. Da '''Romano Guardini''', per esempio. '''Guardini''' parlava della seconda forma di incultura. Dio dona all´ uomo l´ incultura perché la trasformi in cultura. Ma poi l´ uomo si impadronisce di quella cultura. E la rende così autonoma che lei si distrugge e crea un´ altra cultura. E la rende così autonoma che lei si distrugge e crea un´ altra incultura." || Je reviens à Laudato si'. Moi aussi j'ai pris des choses chez des théologiens. '''Romano Guardini''' par exemple. '''Guardini''' parlait de la deuxième forme de l'inculture. Dieu donne à l'homme une inculture pour qu'il la fasse culture. Mais l'homme s'empare ensuite de cette culture. Et la rend tellement autonome qu'elle se détruit et crée une autre inculture." | ||
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| S. ???: "Ich wette mit Ihnen, dass Sie im ganzen Werk Dostojewskis nicht eine einzige Andeutung von Pelagianismus oder Gnostizismus finden werden. Ich empfehle Ihnen, das Buch von '''Romano Guardini''' über Dostojewskis religiöse Welt zu lesen, ein sehr schönes Buch." || S. ???: "I challenge you to find in the work of Dostojevsky a single manifestation of Pelagianism oder Gnosticism. I advise you to read '''Romano Guardini´s''' book about the religious universe of Dostoyjevsky - a very fine book" || S. ???: " La sfido a trovare una sola manifestazione di pelagianesimo o di gnosticismo nell'opera di Dostoevskij. Le consiglio la lettura del libro di '''Romano Guardini''' sull´ universo religioso di Dostoevskij, un testo stupendo." || "Je vous mets au défi de trouver dans l'œuvre de Dostoïevski une seule manifestation de pélagianisme ou de gnosticisme. Je vous conseille la lecture du livre de '''Romano Guardini''' sur l'univers religieux de Dostoïevski, un très beau livre." | | S. ???: "Ich wette mit Ihnen, dass Sie im ganzen Werk Dostojewskis nicht eine einzige Andeutung von Pelagianismus oder Gnostizismus finden werden. Ich empfehle Ihnen, das Buch von '''Romano Guardini''' über Dostojewskis religiöse Welt zu lesen, ein sehr schönes Buch." || S. ???: "I challenge you to find in the work of Dostojevsky a single manifestation of Pelagianism oder Gnosticism. I advise you to read '''Romano Guardini´s''' book about the religious universe of Dostoyjevsky - a very fine book" || S. ???: " La sfido a trovare una sola manifestazione di pelagianesimo o di gnosticismo nell'opera di Dostoevskij. Le consiglio la lettura del libro di '''Romano Guardini''' sull´ universo religioso di Dostoevskij, un testo stupendo." || "Je vous mets au défi de trouver dans l'œuvre de Dostoïevski une seule manifestation de pélagianisme ou de gnosticisme. Je vous conseille la lecture du livre de '''Romano Guardini''' sur l'univers religieux de Dostoïevski, un très beau livre." | ||
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! Wage zu träumen! Mit Zuversicht aus der Krise, 2020 !! Let Us Dream. The Path to a Better Future, New York, 2020 !! !! | ! Wage zu träumen! Mit Zuversicht aus der Krise, 2020 !! Let Us Dream. The Path to a Better Future, New York, 2020 !! Ritorniamo a sognare, 2020 !! | ||
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| S. ??? "Diese Weise des Denkens habe ich von '''Romano Guardini''' gelernt. Es war sein Stil, der mich gefesselt hat, vor allem in seinem Buch Der Herr. '''Guardini''' hat mir den Wert des unfertigen Denkens gezeigt. Er entwickelt einen Gedanken, aber dann begleitet er dich nur bis zu einem Punkt, bevor er dich innehalten lässt, um dir Raum zum Nachdenken zu geben. Er schafft einen Raum, in dem du der Wahrheit begegnen kannst. Ein fruchtbarer Gedanke sollte immer unfertig sein, um einer weiteren Entwicklung Raum zu geben. Von '''Guardini''' habe ich gelernt, nicht absolute Sicherheiten zu suchen, denn die sind nur ein Zeichen eines ängstlichen Geistes. Seine Weisheit hat mir erlaubt, komplexe Probleme anzugehen, die nicht einfach durch die Anwendung von Regeln gelöst werden können, und stattdessen eine Denkweise zu verwenden, die es einem erlaubt, Konflikte zu steuern, ohne in ihnen gefangen zu sein. Die von ihm angeregte Denkweise öffnet uns für den Geist und für die Unterscheidung der Geister. Wenn du dich nicht öffnest, kannst du nicht unterscheiden. Daher rührt meine Allergie gegen Moralismus und andere -ismen, die alle Probleme nur mit Vorschriften, Gleichungen und Regeln zu lösen suchen. Wie '''Guardini''' auch glaube ich an objektive Wahrheiten und feste Prinzipien." (Hier wechselt Papst Franziskus zu Gedanken von Kardinal Newman)|| S. 55-56: "I learned this way of thinking from '''Romano Guardini'''. It was his style that captivated me, first of all in his book Il Signore (The Lord). '''Guardini''' showed me the importance of incomplete thought. He develops a thought to a certain point, but then invites you to stop to gain space in order to contemplate. He creates room for you to encounter the truth. A fruitful thought should always be unfinished in order to allow space for subsequent development. With '''Guardini''' I learned not to expect absolute certainties about everything, which is a symptom of an anxious spirit. His wisdom has allowed me to confront complex problems that cannot be resolved simply following norms, but using instead a kind of thinking that allows you to navigate conflicts without being trapped in them. The way of thinking that he proposes opens us to the Spirit and to the discernment of spirits. If you don´t open up, you can´t discern. Hence my allergy to moralisms and other -isms that try to resolve all problems with prescriptions, equations, and rules. Like '''Guardini''', I believe in objective truths and solid principles." || | | S. ??? "Diese Weise des Denkens habe ich von '''Romano Guardini''' gelernt. Es war sein Stil, der mich gefesselt hat, vor allem in seinem Buch Der Herr. '''Guardini''' hat mir den Wert des unfertigen Denkens gezeigt. Er entwickelt einen Gedanken, aber dann begleitet er dich nur bis zu einem Punkt, bevor er dich innehalten lässt, um dir Raum zum Nachdenken zu geben. Er schafft einen Raum, in dem du der Wahrheit begegnen kannst. Ein fruchtbarer Gedanke sollte immer unfertig sein, um einer weiteren Entwicklung Raum zu geben. Von '''Guardini''' habe ich gelernt, nicht absolute Sicherheiten zu suchen, denn die sind nur ein Zeichen eines ängstlichen Geistes. Seine Weisheit hat mir erlaubt, komplexe Probleme anzugehen, die nicht einfach durch die Anwendung von Regeln gelöst werden können, und stattdessen eine Denkweise zu verwenden, die es einem erlaubt, Konflikte zu steuern, ohne in ihnen gefangen zu sein. Die von ihm angeregte Denkweise öffnet uns für den Geist und für die Unterscheidung der Geister. Wenn du dich nicht öffnest, kannst du nicht unterscheiden. Daher rührt meine Allergie gegen Moralismus und andere -ismen, die alle Probleme nur mit Vorschriften, Gleichungen und Regeln zu lösen suchen. Wie '''Guardini''' auch glaube ich an objektive Wahrheiten und feste Prinzipien." (Hier wechselt Papst Franziskus zu Gedanken von Kardinal Newman)|| S. 55-56: "I learned this way of thinking from '''Romano Guardini'''. It was his style that captivated me, first of all in his book Il Signore (The Lord). '''Guardini''' showed me the importance of incomplete thought. He develops a thought to a certain point, but then invites you to stop to gain space in order to contemplate. He creates room for you to encounter the truth. A fruitful thought should always be unfinished in order to allow space for subsequent development. With '''Guardini''' I learned not to expect absolute certainties about everything, which is a symptom of an anxious spirit. His wisdom has allowed me to confront complex problems that cannot be resolved simply following norms, but using instead a kind of thinking that allows you to navigate conflicts without being trapped in them. The way of thinking that he proposes opens us to the Spirit and to the discernment of spirits. If you don´t open up, you can´t discern. Hence my allergy to moralisms and other -isms that try to resolve all problems with prescriptions, equations, and rules. Like '''Guardini''', I believe in objective truths and solid principles." || "Ho imparato questo modo di pensare da '''Romano Guardini'''. Il suo stile mi ha affascinato, anzitutto nel suo libro Il Signore. '''Guardini''' mi ha mostrato l´ importanza del pensiero incompleto, quello che ti porta fino a un certo punto ma poi ti invita a contemplare in prima persona. Crea uno spazio per farti incontrare la verità. Un pensiero fecondo dovrebbe essere sempre incompleto per dare spazio a sviluppi successivi. Da '''Guardini''' ho imparato a non pretendere certezze assolute su tutto, sintomi di uno spirito ansioso. La sua saggezza mi ha permesso di affrontare problemi complessi che non si potevano risolvere semplicemente sulla base di norme, bensì con un tipo di pensiero che permetteva di attraversare i conflitti senza restarne intrappolato. Il modo di pensare che propone apre allo Spirito e al discernimento degli spiriti. Se non ti apri, non puoi discernere. Viene da qui la mia "allergia" ai moralismi e agli intellettualismi, che cercano di risolvere tutti i problemi a forza di prescrizioni, regole ed equazioni. Provo la stessa allergia per il relativismo, che è il travestimento intellettuale dell´ egocentrismo. Come '''Guardini''', credo nelle verità oggettive e nei principi saldi."|| | ||
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| S. ??? "'''Guardini''' gab mir eine verblüffende Einsicht beim Umgang mit Konflikten, indem er ihre Komplexität analysierte und dabei jeglichen vereinfachenden Reduktionismus vermied: Es gibt Unterschiede, die in Spannung zueinander stehen, und diese ziehen auseinander, aber alles koexistiert innerhalb einer größeren Einheit. Zu verstehen, wie offenbare Widersprüche metaphysisch durch Unterscheidung zu lösen sind, war das Thema meiner Doktorarbeit über '''Guardini''', für die ich 1986 zu Forschungszwecken nach Deutschland ging. Ich habe einige Jahre daran gearbeitet, sie aber nie beendet. Aber die Arbeit hat mir sehr geholfen, besonders beim Umgang mit Spannungen und Konflikten. (Mehr als zwanzig Jahre später, 2012, nachdem ich das 75. Lebensjahr vollendet hatte und dachte, Papst Benedikt würde meinen Rücktritt als Erzbischof von Buenos Aires annehmen, habe ich überlegt, die Arbeit doch noch zu beenden. Aber im März 2013 wurde ich dann in ein anderes Bistum versetzt. Und schließlich habe ich alles, was ich geschrieben hatte, einem Priester gegeben, der '''Guardini''' studierte. Eine der Auswirkungen von Konflikten ist, als Widerspruch zu sehen, was in Wirklichkeit ein Gegensatz ist. Ein Gegensatz bringt zwei sich gegenseitig abstoßende Pole in Spannung zueinander: Horizont/Begrenzung, lokal/global, das Ganze/ein Teil, und so weiter. Es sind Gegensätze, die trotz allem in fruchtbarer, kreativer Spannung zueinander stehen. Wie '''Guardini''' es mich gelehrt hat, ist die Schöpfung voller lebendiger Gegensätze, sie lassen uns lebendig und dynamisch sein. Widersprüche auf der anderen Seite verlangen unsere Entscheidung zwischen Richtig und Falsch (Gut und Böse hingegen können nie ein Gegensatz sein, weil das Böse nicht gegen das Gute steht, sondern es negiert.) Gegensätze als Widersprüche zu sehen ist Ergebnis mittelmäßigen Denkens, das uns von der Wirklichkeit entfernt. Der böse Geist - der Geistes des Konflikt, der Dialog und Geschwisterlichkeit schwächt - macht aus Gegensätzen Widersprüche und verlangt so unsere Entscheidung. Er reduziert Wirklichkeit auf eine binäre Lösung. Das tun Ideologien und skrupellose Politiker. Wenn wir also auf einen Widerspruch stoßen, der uns nicht erlaubt, uns in Richtung einer echten Lösung zu bewegen, dann wissen wir, dass wir es mit einem reduktiven, einseitigen geistigen Schema zu tun haben, das wir versuchen müssen, zu überwinden. Aber der böse Geist kann auch die Spannung zwischen zwei Polen in einem Gegensatz leugnen und sich stattdessen für eine Art statische Koexistenz entscheiden. Das ist die Gefahr des Relativismus oder einer falschen Friedfertigkeit, einer Haltung des "Friedens um jeden Preis", in dem es um die Vermeidung jeglichen Konflikts geht. In diesem Fall kann es keine Lösung geben, weil Spannung verneint und sich selbst überlassen wird. Es ist außerdem die Weigerung, die Wirklichkeit zu akzeptieren. Es sind also zwei Versuchungen: auf der einen Seite die Versuchung, uns in das Banner der einen oder anderen Seite zu hüllen und so den Konflikt zu verschlimmern; auf der anderen Seite die Versuchung, den Konflikt als solchen zu vermeiden, die dazugehörige Spannung zu verleugnen und unsere Hände in Unschuld zu waschen. Die Aufgabe des Versöhners hingegen ist es, den Konflikt zu "ertragen", ihn anzunehmen, und indem er unter die Oberfläche geht, die Gründe für die Meinungsverschiedenheiten zu erkennen. Er öffnet so den Beteiligten die Möglichkeit einer neuen Synthese, die keine der beiden Pole negiert, sondern das Gute und Gültige in beiden Polen in einer neuen Perspektive bewahrt." || S. 78: "'''Guardini''' gave me a startling insight to deal with conflicts, analyzing their complexity while avoiding any simplifying reductionism: there exist differences in tension, pulling apart, but all coexist within a larger unity. Understanding how apparent contradictions could be resolved metaphysically, through discernment, was the topic of my thesis on '''Guardini''', which I went to Germany to research. I worked on it for some years but never finished writing it up. But the thesis has helped me a lot, especially in managing tensions and conflicts. (Twenty years later, in 2012, after I turned seventy-five, when I thought Pope Benedict might accept my resignation as Archbishop of Buenos Aires, it occurred to me for a time that I might, after all, finsish the theseis. But in March 2013 I was transferred to another diocese. In the end I gave what I had written to a priest who was studying '''Guardini'''.) One of the effects of conflict is to see as contradictions what are in fact '''contrapositions''', as I like to call them. A '''contraposition''' involves two poles in tension, pulling away from each other: horizon/limit, local/global, whole/part, and so on. These are '''contrapositions''' because they are opposites that nonetheless interact in a fruitful, creative tension. As '''Guardini''' taught me, creation is full of these living polarities, or Gegensätze; they are what make us alive and dynamic. Contradictions (Widersprüche) on the other hand demand that we choose, between right and wrong. (Good and evil can never be an '''contraposition''', because evil is not the counterpart of good but its negation.) To see '''contrapositions''' as contradictions is the result of mediocre thinking that takes us away from reality. The bad spirit - the spirit of conflict, which undermines dialogue and fraternity - turns '''contrapositions''' into contradictions, demanding we choose, and reducing reality to simple binaries. This is what ideologies and unscrupulous politicians do. So when we run up against a contradiction that does not allow us to advance to a real solution, we know we are faced with a reductive, partial mental scheme that we must try to move beyond. But the bad spirit can also deny the tension between two poles in '''contraposition''', opting instead for a kind of static coexistence. This is the danger of relativism or false irenicism, an attitude of "peace at any price" in which the goal is to avoid conflict altogether. In this case, there can be no solution, because the tension has been denied, and abandoned. This is also a refusal to accept reality. So we have two temptations: on the one hand, to wrap ourselves in the banner of one side or the other, exacerbating the conflict; on the other, to avoid engaging in conflict altogether, denying the tension involved and washing our hands of it. The task of the reconciler is instead to "endure" the conflict, facing it head-on, and by discerning see beyond the surface reasons for disagreement, opening those involved to the possibility of a new synthesis, one that does not destroy either pole, but preserves what is good and valid in both in a new perspective." || | | S. ??? "'''Guardini''' gab mir eine verblüffende Einsicht beim Umgang mit Konflikten, indem er ihre Komplexität analysierte und dabei jeglichen vereinfachenden Reduktionismus vermied: Es gibt Unterschiede, die in Spannung zueinander stehen, und diese ziehen auseinander, aber alles koexistiert innerhalb einer größeren Einheit. Zu verstehen, wie offenbare Widersprüche metaphysisch durch Unterscheidung zu lösen sind, war das Thema meiner Doktorarbeit über '''Guardini''', für die ich 1986 zu Forschungszwecken nach Deutschland ging. Ich habe einige Jahre daran gearbeitet, sie aber nie beendet. Aber die Arbeit hat mir sehr geholfen, besonders beim Umgang mit Spannungen und Konflikten. (Mehr als zwanzig Jahre später, 2012, nachdem ich das 75. Lebensjahr vollendet hatte und dachte, Papst Benedikt würde meinen Rücktritt als Erzbischof von Buenos Aires annehmen, habe ich überlegt, die Arbeit doch noch zu beenden. Aber im März 2013 wurde ich dann in ein anderes Bistum versetzt. Und schließlich habe ich alles, was ich geschrieben hatte, einem Priester gegeben, der '''Guardini''' studierte. Eine der Auswirkungen von Konflikten ist, als Widerspruch zu sehen, was in Wirklichkeit ein '''Gegensatz''' ist. Ein '''Gegensatz''' bringt zwei sich gegenseitig abstoßende Pole in Spannung zueinander: Horizont/Begrenzung, lokal/global, das Ganze/ein Teil, und so weiter. Es sind '''Gegensätze''', die trotz allem in fruchtbarer, kreativer Spannung zueinander stehen. Wie '''Guardini''' es mich gelehrt hat, ist die Schöpfung voller lebendiger Gegensätze, sie lassen uns lebendig und dynamisch sein. Widersprüche auf der anderen Seite verlangen unsere Entscheidung zwischen Richtig und Falsch (Gut und Böse hingegen können nie ein '''Gegensatz''' sein, weil das Böse nicht gegen das Gute steht, sondern es negiert.) Gegensätze als Widersprüche zu sehen ist Ergebnis mittelmäßigen Denkens, das uns von der Wirklichkeit entfernt. Der böse Geist - der Geistes des Konflikt, der Dialog und Geschwisterlichkeit schwächt - macht aus '''Gegensätzen''' Widersprüche und verlangt so unsere Entscheidung. Er reduziert Wirklichkeit auf eine binäre Lösung. Das tun Ideologien und skrupellose Politiker. Wenn wir also auf einen Widerspruch stoßen, der uns nicht erlaubt, uns in Richtung einer echten Lösung zu bewegen, dann wissen wir, dass wir es mit einem reduktiven, einseitigen geistigen Schema zu tun haben, das wir versuchen müssen, zu überwinden. Aber der böse Geist kann auch die Spannung zwischen zwei Polen in einem '''Gegensatz''' leugnen und sich stattdessen für eine Art statische Koexistenz entscheiden. Das ist die Gefahr des Relativismus oder einer falschen Friedfertigkeit, einer Haltung des "Friedens um jeden Preis", in dem es um die Vermeidung jeglichen Konflikts geht. In diesem Fall kann es keine Lösung geben, weil Spannung verneint und sich selbst überlassen wird. Es ist außerdem die Weigerung, die Wirklichkeit zu akzeptieren. Es sind also zwei Versuchungen: auf der einen Seite die Versuchung, uns in das Banner der einen oder anderen Seite zu hüllen und so den Konflikt zu verschlimmern; auf der anderen Seite die Versuchung, den Konflikt als solchen zu vermeiden, die dazugehörige Spannung zu verleugnen und unsere Hände in Unschuld zu waschen. Die Aufgabe des Versöhners hingegen ist es, den Konflikt zu "ertragen", ihn anzunehmen, und indem er unter die Oberfläche geht, die Gründe für die Meinungsverschiedenheiten zu erkennen. Er öffnet so den Beteiligten die Möglichkeit einer neuen Synthese, die keine der beiden Pole negiert, sondern das Gute und Gültige in beiden Polen in einer neuen Perspektive bewahrt." || S. 78: "'''Guardini''' gave me a startling insight to deal with conflicts, analyzing their complexity while avoiding any simplifying reductionism: there exist differences in tension, pulling apart, but all coexist within a larger unity. Understanding how apparent contradictions could be resolved metaphysically, through discernment, was the topic of my thesis on '''Guardini''', which I went to Germany to research. I worked on it for some years but never finished writing it up. But the thesis has helped me a lot, especially in managing tensions and conflicts. (Twenty years later, in 2012, after I turned seventy-five, when I thought Pope Benedict might accept my resignation as Archbishop of Buenos Aires, it occurred to me for a time that I might, after all, finsish the theseis. But in March 2013 I was transferred to another diocese. In the end I gave what I had written to a priest who was studying '''Guardini'''.) One of the effects of conflict is to see as contradictions what are in fact '''contrapositions''', as I like to call them. A '''contraposition''' involves two poles in tension, pulling away from each other: horizon/limit, local/global, whole/part, and so on. These are '''contrapositions''' because they are opposites that nonetheless interact in a fruitful, creative tension. As '''Guardini''' taught me, creation is full of these living polarities, or Gegensätze; they are what make us alive and dynamic. Contradictions (Widersprüche) on the other hand demand that we choose, between right and wrong. (Good and evil can never be an '''contraposition''', because evil is not the counterpart of good but its negation.) To see '''contrapositions''' as contradictions is the result of mediocre thinking that takes us away from reality. The bad spirit - the spirit of conflict, which undermines dialogue and fraternity - turns '''contrapositions''' into contradictions, demanding we choose, and reducing reality to simple binaries. This is what ideologies and unscrupulous politicians do. So when we run up against a contradiction that does not allow us to advance to a real solution, we know we are faced with a reductive, partial mental scheme that we must try to move beyond. But the bad spirit can also deny the tension between two poles in '''contraposition''', opting instead for a kind of static coexistence. This is the danger of relativism or false irenicism, an attitude of "peace at any price" in which the goal is to avoid conflict altogether. In this case, there can be no solution, because the tension has been denied, and abandoned. This is also a refusal to accept reality. So we have two temptations: on the one hand, to wrap ourselves in the banner of one side or the other, exacerbating the conflict; on the other, to avoid engaging in conflict altogether, denying the tension involved and washing our hands of it. The task of the reconciler is instead to "endure" the conflict, facing it head-on, and by discerning see beyond the surface reasons for disagreement, opening those involved to the possibility of a new synthesis, one that does not destroy either pole, but preserves what is good and valid in both in a new perspective." || '''Guardini''' mi hadato una nuova percezione dei conflitti, per affrontarli analizzandone la complessità senza accettare alcun riduzionismo semplificatore. Le differenze di tensione esistono, ciascuna va nella propria direzione, ma coesistono all´ interno di un´ unità più ampia. Capire come le contraddizioni apparenti possano essere risolte metafisicamente, attraverso il discernimento, era l´ argomento della mia tesi su '''Guardini''', su cui intendevo impostare le ricerche quando andai in Germania. Ci ho lavorato per alcuni anni, tuttavia non ho mai finito di scriverla. Ma quella tesi mi ha aiutato molto, sopprattutto a gestire tensioni e conflitti. (Vent´anni dopo, nel 2012, dopo aver computo settantaciqnue anni, quando pensavo che Papa Benedetto avrebbe accolto le mie dimissioni da arcivescovo di Buenos Aires, mi era venuto in mente per un po´che alla fin fine avrei potuto completare la tesi. Ma nel marzo 2013 sono stato trasferito in un´ altra diocesi. In conclusione ho consegnato quello che avevo scritto a un prete studioso di '''Guardini'''.)11 Uno degli effetti del conflitto è vedere come contraddizioni quelle che in effetti sono '''contrapposizioni''', come mi piace chiamarle. Una '''contrapposizione''' coinvolge due poli in tensione, che divergono l'uno dall'altro: orizzonte/limite, locale/globale, tutto/parte e così via. Sono '''contrapposizioni''' perché sono opposti che tuttavia interagiscono in una tensione feconda e creativa. Come mi ha insegnato '''Guardini''', la creazione è piena di queste polarità viventi o Gegensätze; sono esse a renderci vivi e dinamici. Invece le contraddizioni (Widersprüche) ci richiedono di sceglilere tra giusto e sbagliato. (Il bene e il male non possono mai essere in '''contrapposizione''', perché il male non è la controparte del bene, ma la sua negazione.) Quelle che vede le '''contrapposizioni''' come contraddizioni è un pensiero mediocre che ci allontana dalla realtà. Lo spirito cattivo - lo spirito di conflitto, che compromette il dialogo e la fraternità - cerca sempre di trasformare le '''contrapposizioni''' in contraddizioni, pretendendo che scegliamo e riducendo la realtà a semplici coppie di alternative. è questo che fanno le ideologie e i politici senza scrupoli. Dunque, quando ci imbattiamo in una contraddizione che non ci consente di avanzare verso una vera soluzione, sappiamo di trovari di fronte a uno schema mentale riduttivo e parziale che dobbiamo cercare di superare. Ma lo spirito cattivo può anche negare la tensione tra due poli in '''contrapposizione''', preferendo invece una sorta di convivenza statica. Qui c´ è il pericolo del relativismo o del falso irenismo, un atteggiamento di "pace a qualsiasi costo" che ha per obiettivo di evitare del tutto il conflitto. In questo caso non può esserci soluzione, perché la tensione è stata negata e abbandonata. Anche questo è in rifiuto di accettare la realtà. Quindi abbiamo due tentazioni: da un lato, quella di avvolgerci nello stendardo di una parte o dell´ altra, esasperando il conflitto; dall´altro, quella di lavarcene le mani, per evitare del tutto di entrare in opposzione, negando la tensione che è presente. Il compito del riconciliatore è invece quello di "sopportare" il conflitto e, attraverso il discernimento, guardare oltre le ragioni superficiali del disaccordo, aprire chi vi è implicato alla possibilità di una nuova sintesi, che non distrugga nessuno dei due poli, ma conservi in una nuova prospettiva ciò che è buono e valido di entrambi." || | ||
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=== Synthese oder Synopse? === | === Synthese oder Synopse? === | ||
* Auch wenn Guardini den Begriff "Synthese" nicht apodiktisch, aber erkennbar meidet, ist es bedauerlich, dass Papst Franziskus 2020 von "the possibility of a new synthesis", also der "Möglichkeit einer neuen Synthese" spricht. Hier geht es aber nicht um das Finden einer "Synthese", sondern wenn dann um eine Zusammenschau als Spannungseinheit, also eher das Finden einer "Synopse". | * Auch wenn Guardini den Begriff "Synthese" nicht apodiktisch, aber erkennbar meidet, ist es bedauerlich, dass Papst Franziskus 2020 von "the possibility of a new synthesis", also der "Möglichkeit einer neuen Synthese" spricht. Hier geht es aber nicht um das Finden einer "Synthese", sondern wenn dann um eine Zusammenschau als Spannungseinheit, also eher das Finden einer "Synopse". 2019 hatte er noch richtig betont "Bei einer Spannung darf man also nicht nach der Synthese suchen, denn die Synthese kann zerstören", um dann auf den "Polyeder" hinzuweisen. | ||
=== Kritik an der deutschen Übersetzung von "Wage zu träumen!" === | === Kritik an der deutschen Übersetzung von "Wage zu träumen!" === | ||
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* [[Rainer Leurs]]: Bergoglio in Hessen. Er spricht Deutsch. Um an seiner Dissertation zu arbeiten, kam der junge Pater Jorge Mario Bergoglio in den achtziger Jahren nach Deutschland. Tatsächlich hat der argentinische Papst hier noch alte Bekannte. Artikel im SPiegel vom 14.03.2013 - https://www.spiegel.de/panorama/spurensuche-in-deutschland-papst-franziskus-und-sankt-georgen-a-888849.html | * [[Rainer Leurs]]: Bergoglio in Hessen. Er spricht Deutsch. Um an seiner Dissertation zu arbeiten, kam der junge Pater Jorge Mario Bergoglio in den achtziger Jahren nach Deutschland. Tatsächlich hat der argentinische Papst hier noch alte Bekannte. Artikel im SPiegel vom 14.03.2013 - https://www.spiegel.de/panorama/spurensuche-in-deutschland-papst-franziskus-und-sankt-georgen-a-888849.html | ||
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Aktuelle Version vom 17. Oktober 2024, 08:01 Uhr
Papst Franziskus, bürgerlich Jorge Mario Bergoglio SJ (* 1936) ist ein argentinischer Theologe und Priester, der seit dem 13. März 2013 Bischof von Rom und somit Papst und Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche sowie Souverän des Vatikanstaats ist
Biographie
- Ausbildung zum Chemietechniker
- 1958 Eintritt ins Noviziat der Jesuiten; während des Noviziats liest er Guardinis "Der Herr";
- Studium in Chile (Geisteswissenschaften), in Buenos Aires (Philosophie und Theologie)
- 1960 Abschluss in Philosophie
- 1969 Priesterweihe
- 1970 Abschluss in Theologie
- 1973-1979 Provinzial der argentinischen Provinz des Jesuitenordens, daneben Novizenmeister und Theologiedozent;
- 1980-1986 Rektor der Theologischen Fakultät von San Miguel;
- 1986 Deutschlandaufenthalt, um an einer Doktorarbeit über Guardini zu schreiben und zwar zum Verständnis, "wie scheinbare Widersprüche metaphysisch durch Unterscheidung zu lösen sind" (die Übersetzung "offenbare Widersprüche" ist hier falsch);
- Bergoglio hat spätestens während seiner Recherchen für seine Doktorarbeit folgende Werke von Guardini nachweislich gelesen: Vom Wesen katholischer Weltanschauung, Der Gegensatz, Das Ende der Neuzeit; Die Macht;
- Rückberufung; geistlicher Begleiter in Córdoba
- 1992 Weihbischof in Buenos Aires; 1997 Koadjutorerzbischof von Buenos Aires; 1998 Erzbischof von Buenos Aires
- 2001 Ernennung zum Kardinal; bereits im Konklave 2005 soll Bergoglio im dritten Wahlgang 40 Stimmen erhalten haben, sich dann aber für Joseph Ratzinger als Papst ausgesprochen haben;
- 2005-2011 Vorsitzender der argentinischen Bischofskonferenz;
- 2012 altersbedingtes Rücktrittsangebot zum 75. Geburtstag; wird von Papst Benedikt noch abgelehnt;
- 2013 Wahl zum Papst;
Jorge Mario Bergoglio wollte 1986 noch in St. Georgen über die Gegensatzlehre Romano Guardinis promovieren, nachdem er zuvor schon als Theologiedozent und von 1980 bis 1986 auch als Rektor der Theologischen Fakultät der Jesuitenhochschule Universidad del Salvador von San Miguel gewirkt hatte. Seine Person und sein Werk hatten aber weiterhin Einfluss auf seine eigene Gegensatzlehre, die – wie Massimo Borghesi in seinem Interviewbuch mit Papst Franziskus jetzt klären konnte (Borghesi, Massimo: Jorge Mario Bergoglio. Una biografia intellettuale, Mailand 2017) – ihren Ausgangspunkt nicht bei Guardini, sondern in der durch Henri de Lubac SJ, Hans Urs von Balthasar (damals noch Jesuit) und vor allem Gaston Fessard SJ aufbereiteten Gegensatzlehre des Ordensgründers Ignatius von Loyola hat. Siehe Fessard, Gaston: La dialectique des ‚Exercises Spritituels‘ de Saint Ignace de Loyola, Paris 1956; (2)1966. Dennoch zieht er Guardini auch als Papst in vielerlei Hinsicht als Gewährstheologen und –philosophen bei, so in der Umwelt-Enzyklika „Laudato si“, wo er sich stark auf Guardinis kulturphilosophisches Buch „Das Ende der Neuzeit“ stützt. Vgl. Dobrinski, Matthias: Ein theologische Vordenker. Romano Guardini prägte die katholische Liturgie und Weltanschauung, in: Süddeutsche Zeitung – online vom 15. Dezember 2017 - http://www.sueddeutsche.de/muenchen/der-religionsphilosoph-ein-theologischer-vordenker-1.3793845.
Bibliographie zu Guardini
1988
- Servicio de la Fe y promoción de la Justicia, in: Stromata. Ciencia y fe, 44, 1988, S. 7-22 - https://books.google.de/books?id=l2VaAAAAMAAJ und http://revistas.bibdigital.uccor.edu.ar/index.php/STRO/article/view/2815/4289, neu auch in: Marco Gallo: El pensamiento social y político de Bergoglio y Papa Francisco, 2019 - https://books.google.de/books?id=6bapDwAAQBAJ; zu Romano Guardini
- S. 19: "La actitud de inculturación no es `quieta´ sino tensionante respecto a la bipolaridad con la universalidad (ya Pablo VI lo decía en la Evangelii Nuntiandi). Una tensión que nunca se resuelve del todo sino que - a cada paso que se da - se va solventado en la antinomia (siempre en un plano superior, pero manteniendo las virtualidades de la tensión bipolar) de una especie de universal concreto22."
- "22 Cfr. R. Guardini, Der Gegensatz, M. Grünewald, Mainz, 1955 págs. 165 ss. No se trata del universal concreto de la dialéctica de la negación de la negación, que corre el peligro de reducir lo singular a mero momento. Guardini plantea el problema del conocimiento del viviente concreto por el conocimiento de un sujeto también viviente. El conocimiento real se da en el ámbito dialogal del encuentro y tiene una estructura polar. El viviente concreto puede ser alcanzado solamente si concepto e intuición se le aplican simultáneamente. El puro concepto resolvería al concreto en lo abstracto. La pura intuición lo haría diluirse en lo inasible. Hace falta unir ambos, pero no externamente ni sintéticamente sino del modo como un opuesto se une con el otro opuesto: en la tensión de un acto concreto. Esto que expresa Guardini es lo que se da en una elección Ignaciana. ¿Es posible esta visión? La visión (anschauung) de lo universal concreto no se da como síntesis de opuestos sino como acto cognoscitivo viviente y concreto que se realiza en la mácima tensión entre los dos polos vitales. Y cuando es una elección confirmada por el buen espíritu y la Iglesia adquiere la fuerza de algo que es verdaderamente universal y concreto."
- italienische Übersetzung mit dem Titel: Servizio della fede e promozione della giustizia (1988), in: Ders., Pastorale Sociale, Mailand 2015 (Dienst des Glaubens und Förderung der Gerechtigkeit);
1989
- Necesidad de una antropología política: un problema pastorale, in: Stromata, January-June 1989, S. 173-189 - https://books.google.de/books?id=H2ZaAAAAMAAJ - http://revistas.bibdigital.uccor.edu.ar/index.php/STRO/article/view/2867/4259; neu auch in: Marco Gallo: El pensamiento social y político de Bergoglio y Papa Francisco, 2019 - https://books.google.de/books?id=6bapDwAAQBAJ;
- S. 175: "Jerarquizar lo político3"
- "3 Las tensiones que se manejan en esta parte son interioridad-totalidad."
- S. 176: "Planetearse el problema de una antropologìa política implica considerar la poliítica como síntesis, pero no como totalidad inmanente que aplaste e insectifique al hombre. Política que supere la tentación de la autonomía absoluta, de la razón enloquecida. Jerarquizar lo político no es absolutizarlo ni minimizarlo. Es ubicarlo en su justo lugar como dimensión de la vida y de la historia de los pueblos. Como contraposición a esto puede ayudar recordar los defectos que destruyen la correcta tensión entre interioridad (o inmanencia) y totalidad, que son: la reclusión en sí mismo, el individualismo y el totalitarismo o pérdida de sí. Sólo se lucha por la persona entera desde la totalidad; si no, se defiende particularidades. La totalidad sólo se posee desde lo más interior; si no, se convierte en estructura abstracta y no sirve [177] de marco para trascender los conflictos, se convierte en pérdida de si en un todo que no asume ni representa lo más genuino."
- S. 177: "Método
- 8. [...] Para analizar algunos rasgos de esta cultura de la posmodernidad y para buscar pautas que conformen una antropología política acorde al hombre de esta cultura , he usado los criterios del que fuera llamado el “profeta de la posmodernidad”, Romano Guardini4. Su pensamiento , convocante ya en la década de los veinte5, ha sufrido el camino de los que son padres del espíritu: conoció el distanciamiento, incluso el repudio, tanto más enconado cuanto más doctrinal fue su postura, hasta que una época posterior , partiendo de sus nuevos supuestos , descubre nuevas relaciones, lo revalora . Teniendo en cuenta esto, sigo adelante con el método de descripción del problema, profundización, elaboración de categorías propias para abordar el tema central. Los pasos son: 1) una descripción de la crisis de la posmodernidad, 2) características y tentaciones de la antropo-[178]logia politica, 3) ontología subyacente e esta antropología. Dado que se trata de un efoque pastoral, se profundiza en el ámbito de la ontología teológica"
- S. 178: "Descripción de la crisis de la posmodernidad"
- "9. [...] Este desequilibrio entre el poder hacer y el poder vivir (o convivir) causa al hombre una tremenda y creciente desazón"6 "El hombre de hoy se siente extranamente libre, con una libertad que - en gran parte - es desamparo ... Pasa inadvertido el hecho de que la creación puede engendrar orgullo, y éste provoca un desequilibrio entre el poder que se tiene sobre las cosas y el poder que se tiene sobre el poder"7. Existe desproporción etre el poder que de la técnica y la madurez ética de los usufructuarios del mismo8."
- "10. [...] y - si bien los tres elementos típicos de la Modernidad (la naturaleza como subsistente en sí misma, el sujeto-personalidad autónomo y la cultura creadora a partir de sus propias normas)10 hand perdido su vigencia referencial - con todo ha aparecido un cierto moralismo sustitutivo de tales elementos. En la lucha por el poder ilimitado (posibilidad de la técnica), la política recurre a falsos mesianismos (actitud ante el fin); y la desmesura del poder técnico (poder hacer y poder sobre las cosas) no permite su manejo político (poder vivir, poder sobre el poder) y esto causa la inseguridad y la desazón. La política de los mesianismos profanos, al no buscar findes trascendentes, revela su apetito de poder técnico o del poder por el poder. Por otra parte ese mesianismo afecta a la ética supliéndola por el moralismo inmanente."
- S. 180: "13. Vuelvo sobre lo dicho más arriba. No podemos hablar de una antropología política para el hombre de hoy sin intentar una justa aproximación valorativa de la época. Y “el único patrón para valorar con acierto una época es preguntar hasta qué punto se desarrolla en ella y alcancza una auténtica razón de ser la plenitud de la existencia humana , de acuerdo con el carácter peculiar y las posibilidades de dicha época”15. Aquí hay una tensión bipolar entre plentitud y límite. Nadie duda que vivimos una época de transición, y "como sucede siempre en estas épocas del ser humano. Las pasiones primitivas despiertan con mayor fuerza: la angustia, la violencia, el ansia de bienes, la reacción contra el orden. Las palabras y los actos adquieren cierto tono primitivo e inquietante. También las energías religiosas fundamentales dan señales de vida. Fuera y dentro se tiene experiencia de los poderes superiores que, si bien son fuente de fecundidad, también desconciertan y aniquilan. En este ambiente , los problemas del sentido de la existencia , de la salvación y de la condenación , de las debidas relaciones con Dios, de la ordenación correcta de la vida (problemas de perenne actualidad) cobran nueva intensidad. Se experimentan con mayor urgencia las contradicciones que se dan en la interioridad del hombre, entre el deseo de verdad y la resistencia e ella, entre el bien y el mal"16 Esta tensión interna sale hacia afuera, conforma un ámbito cultural específico , se exterioriza culturalmente. Al hombre que hoy vive este ámbito cultural específico. Al hombre que hoy vive este cultural específico, ¿qué se le dice acerca de su actividad política? ¿Cuál es la antropología política sobre la cual ha de apoyarse el anuncio evangélico? Qué pautas debe tener dicha antropología contextuada en una cultura que tienta al hombre con cosmovisiones gnósticas que lo dividen interiormente creándole confusión?
- S. 181: "Características y tentaciones de la antropología política [...]"
- S. 182: "16. Desde los refugios culturales a la tracendencia que funda. En tercer lugar se ha de buscar una antropología que deje de lado cualquier camino de "retorno" concebio - más o menos conscientemente como refugio cultural. Este rasgo es consecuencia de lo anterior. La modernidad - al perder puntos de apoyo objetivos - recurre a "lo cláscico" (pero en el sentido de mundo clásico, mundo antguo, no en el sentido que le damos nosotros) como una expresión del deber ser cultural. A propósito es curioso notar cómo el empirismo objetivista más craso puede - en el desquicio de la modernidad - ir a la par con el subjetivismo valorativo kantiano y ser proyectado hacia la búsqueda de puntos de apoyo, verdaderos "refugios culturales", tal como es este deber ser cultural. El hombre de hoy repite de alguna maciado consigo mismo, confunde la nostalgia propia del llamado también desarraigadas22. Una cultura sin arraigo y sin undidad no se sostiene, y arraigo y unidad no son dados por anoranzas de panteísmo (pensemos en los retornismos del desesperado Hölderlin a las concepciones de Giordano Bruno) ni por los evolucioismos utópicos de la escatología histórica hegeliana. Sie proponemos una antropología política de tipo "retornista" estaremos predicando con radical insinceridad que la actitud de desaaraigo pleno es fecunda."
- "17. Desde "lo inculto" destructor al senorío sobre el poder. En cuarto lugar hay que considerar que la antropología política para el hombre de hoy no suponga, ni siquiera larvadamente, una segunda forma de "lo inculto". Me explico: "Lo inculto, en su primera forma, està vencido. Debido al progreso de la técnica la naturaleza inmediata obedece al dominio del hombre. Pero, de manera larvada, eso inculto penetra nuevamente dentro de la misma cultura, y su instrumento es precisamente lo que proporcionó el triunfo sobre su primera forma: el poder mismo. En esta segunda [183] forma de inculto se han vuelto a abrir todos los abismos de los tiempos primitivos : aparece la angustia de los desiertos y el horror de las tinieblas. El hombre se encuentra nuevamente ante el caos”23. Si al plantearnos el problema de una antropología con dimensión política olvidamos este punto central del señorío sobre el poder24 no podremos acercarnos al núcleo mismo de la contradicción del hombre de hoy y, por tanto, no podremos entregar la predicación evangélica en toda su fuerza, sino reducida por este hecho, en sí mismo pecaminoso.
- 18. Hablo de pecado. El poder es ambiguo y puede operar como bien y como mal. El problema radica, como dije más arriba, en la desproporción que existe entre el poder que el hombre tiene sobre lo existente y el sentimiento de responsabilidad ante ese poder: este sentimiento es débil. El hombre actual no está preparado para utilizar el poder con acierto, y en gran medida falta conciencia de esto. De tal modo que - sin dominio por parte del hombre el poder se hypostasía y va desarrollándose autónomamente. Es una manera de decir. No existe la “tierra de nadie" en estas cosas. Y si el poder no responde a la libertad del hombre-señor, va «cobrando sustancia» en sí mismo, pero no para convertirse en autodueño de sí, sino para cambiar de dueño, para responder a otra libertad, el dominio del Malo que esclaviza a todo hombre. Por ello, esta segunda forma de "lo inculto" se mueve en el campo de lo demoníaco, es decir de Satanás. Una antropología política para nuestra época debe dejar sitio a esta realidad que nada tiene de esotérico sino que se da como el fruto del mismo maltrato del ser : es la tristeza del no ser25.
- 19. Desde el sincretismo conciliador a la pluriformidad en unidad de los valores. Desde la puridad nihilista a la captación del límite de los procesos. Finalmente, una antropología política debe negarse al manejo tanto del sincretismo conciliador como de la «puridad» que, en definitiva, está en la base de cualquier forma de nihilismo26. [...]
- "20. [...] La antropología que oriente en la superación de la crisis debe ser dialéctica: estrictamente personal y solidaria a la vez28. Debe suponer un tránsito del desamparo al sentimiento de estar en el [185] ámbito apropiado; desde el desarraigo a las raíces constitutivas; desde los nominalismos formales a la objetividad armoniosa de toda forma; desde los refugios culturales a la trascendenca que funda; desde "lo inculto" destructor als senorío sobre el poder; desde el sincretismo conciliador a la pluriformidad en unidad de los valores; desde la puridad nihilista a la captación del límite de los procesos."
- "21. La persona. En definitiva, se trata de un tránsito desde la "personalidad" a la persona, persona que asuma conscientemente su realidad de ser persona: cada hombre y mujer es único, es inalienable, irremplazable, insustituible. A esta unicidad hay que apelar en los momentos de crisis. Aun en las tensiones internas que no logran avenirse en un mismo plano, será la unicidad quien inspire la armonización en un plano superior. Este tránsito de la personalidad a la persona connlleva, como conditio sine qua non, la condena sin miramientos al fraude de los valores, fraude intrínseco de valores que son o cristianos o humanos iluminados por la Revelación, y se los presenta - bajo la inspiración de la modernidad - como correspondientes al mero desarrollo de la naturaleza humana, ignorando el sentido real de los mismos29. Hay un progresión en este fraude ontologico30: la desconexión de las raíces cristianas convierte a los valores en mónadas, lugares comunes o simplemente nombres. De ahí al fraude de la persona hay un paso. Porque, en definitiva, una antropología no puede eludir la confrontación de la persona con la Persona que la trasciende y que la fundamenta en esa misma trascendencia. Y también es impensable prescindir de esto en materia sociopolítica. [...] 34 [...] 35 [...] 36 [...] 37 [...] 38."
- Anmerkungen:
- 4 R. Guardini , El Ocaso de la Edad Moderna , ed . Guadarrama , Madrid , 1958 , 188 págs.
- 5 Las oposiciones polares de Guardini se dan en el ser viviente y real. Este se experimenta estructurado en las tensiones: plenitud-forma, acto-estructura, individualidad-totalidad. A estas oposiciones las llama categorías intraempíricas. Un nivel más profundo (y yo diría reflexivo) de las tensiones se establece als relacionarse lo experimentable con la interioridad del hombre. Se estructura esta realidad transempírica en los opuestos producción - disposición, originalidad - regla, interioridad - trascendencia. Por fin, sintetiza Guardini las tensiones que se dan en todas las demás, tensiones polares trascendentales: unidad-multiplicidad y semejanza-diferencia. Es decir: las anteriores tensiones entre los opuestos hay que verlas indivise et inconfuse. Hay que mantener su distinción y su semejanza, su undidad y multiplicidad, y esto se logra con la medida y el ritmo. En el plano gnoseológico la tensión fundamental es entre intuición y concepto. Tensión que permite ver indivise et inconfuse las tensiones anteriores. Cfr . R. Guardini, Der Gegensatz, Grünewald, Mainz, 3 Aufl. 1985, 235 págs. En las referencias que haré a Guardini, sobre todo a su libro El ocaso de la Edad Moderna, a no ser que sean textuales, no las citaré.
- 6 Alfonso López Quintás, Pasión de verdad y dialéctica en Romano Guardini, como estudio complentario a la edición de El ocaso de la Edad citado en nota 4; pp. 151-184. Aquí, p. 169.
- 7 Id., p. 171
- 8 Id., p. 172
- [...]
- 10 Guardini, El ocaso de la Edad Moderna, p. 77
- 15 R. Guardini, El ocaso de la Edad Moderna, p. 42
- 16 Id., pp. 72-73
- 17 A. López Quintás, op. cit., p. 163
- [...]
- 19 Esta característica se mueve en la tensión entre concepto y realidad. Hay que tener en cuenta que el condepto está en tensión con la intuición, de todas las tensiones. Aquí se privilegia la tensión forma-plentidud. El nominalismo se queda solamente con la forma: es retórica.
- 21 Aquí el tema del arraigo se puede considerar en la visión de Guardini en López Quintás, Romano Guardini, Cristiandad, 1966, 337 págs., p. 324 ss. Esta cuestión del arraigo evita los escapes hacia atrás (retorno panteísta) y hacia adelante (evolucionismo utópico). Lo que Guardini ve en categorías de todo - parte aquí lo pongo en categorías temporales: desarraigo por vuelta al panteísmo inicial o por fuga al futuro utópico. Retornoevolución.
- 22 El tema de la nostalgia y la añoranza implica las tensiones inmanente - trascendente. Guardini ve como tentación de la trascendencia la pérdida de sí, y como tentación de la inmanencia el recluirse en sí. Aquí esto segundo está caracterizado como " retorno " y lo primero como " evolucionismo utópico ".
- 23 R. Guardini , El ocaso de la Edad Moderna , p. 122.
- 24 En la caracterización de una antropología que no caiga en una vuelta a «lo inculto» la cuestión del señorío sobre el poder se mueve en la tensión plenitudforma, que evita el caos y el formalismo. Dar forma y poner límite aun a la plenitud ilimitada de la técnica del poder es el desafío de la antropología. Y la correcta caracterización de las tensiones ayuda y es ya en sí misma señorío y límite que conduce esa fuerza desencadenada por la cultura de la modernidad.
- 25. Cfr. Guardini, El ocaso de la Edad Moderna, p. 113. Cfr. también en los Ejercicios de san Ignacio, la doctrina de la desolación.
- 26. Se mueve en la tensión trascendencia-inmanencia y totalidad-parte, tomando el totalitarismo (exageración de la totalidad) desde su figura actual sincrética Y tomando la reclusión en sí (exageración de la interioridad) desde su característica fundamentalista , que reduce todo lo que se le presenta conflictivo a la parte pura y se recluye en sí, lo cual no es lo mismo que interioridad.
- [...]
- 28 A. López Quintás, Pasión de verdad..., p. 171
- 29 R. Guardini , El ocaso ..., p. 135.
- 30 La visión de que habla Guardini es la visión eclesial , de la que uno participa en la medida en que pertenece al espacio y tiempo catolico de la Iglesia. Se puede trasponer analógicamente a la visión de los pueblos, de cada pueblo, que tendría características similares.
- [...]
- 34 A. López Quintas, Pasión de verdad ..., pp. 153-157.
- 35 Cfr. id., p. 165
- 36 Cfr. id., p. 166.
- 37 López Quintas, en Pasión de verdad ..., p. 165, nota 2, describe al ser supraobjetivo (él lo llama inobjetivo: ungeständliche [sic!] Sein).
- 38 A. López Quintas, Pasión de verdad ..., p. 167.
- in italienischer Übersetzung: Necessità di un’antropologia politica. Un problema pastorale (1989), in: Ders., Pastorale Sociale, Mailand 2015 (Zur Notwendigkeit einer politischen Anthropologie), zuerst in: (ins Italienische übersetzt durch A. Taroni);
2003
- Il lavoro e la dignità dell’uomo. Jorge Mario Bergoglio su Giovanni Paolo II. Una conferenza tenuta il 7 giugno 2003, in: L´ Osservatore Romano, 23/24. Mai 2020 - https://www.ilcattolico.it/rassegna-stampa-cattolica/etica/il-lavoro-e-la-dignita-dell-uomo.html
- "Il Papa ripete ciò dalla prospettiva dell’essenza stessa dell’uomo, essenza dalla quale deriva la missione di “dominare la terra” e che implica la “libera decisione di essere collaboratori del Creatore”. È sottesa qui la profezia di Romano Guardini quando nel suo libro Il Potere segnalava il motivo fondamentale del cambiamento di paradigma che si operava in modo crescente nel nostro mondo moderno. Guardini affermava che il rischio più rappresentativo e decisivo della nostra civiltà attuale era che il potere si stava trasformando, in modo crescente, in qualcosa di anonimo. Da qui si sviluppano, come da una radice, tutti i pericoli e le ingiustizie che subiamo attualmente. E l’antidoto proposto da Guardini non era altro se non farsi ognuno responsabile in modo solidale del potere. In questo preciso punto si colloca la visione di Giovanni Paolo II sul lavoro umano come il luogo dove l’uomo decide liberamente sull’uso del potere come servizio e collaborazione all’opera creatrice di Dio per il bene dei suoi fratelli."
2011
- Nosotros como ciudadanos, nosotros como pueblo: hacia un bicentenario en justicia y solidaridad, 2010-2016, 2011 - https://www.pastoralsocialbue.org.ar/wp-content/uploads/2014/11/Nosotros-como-Ciudadanos-Nosotros-como-Pueblo.pdf
- S.13 ff.: Ohne direkten Bezug zu Guardini spricht Bergoglio von drei bipolaren Spannungen: mit vier (Handlungs-)Prinzipien
- 1) Plenitud y límite
- I) El tiempo es superior al espacio
- II) La unidad es superior als conflicto
- 2) Idea y realidad.
- III) La realidad es superior a la idea
- 3) Global y local.
- IV) El todo es superior a la parte
- in italienischer Übersetzung Noi come cittadini, noi come popolo. Verso un bicentenario in giustizia e solidarietà 2010-2016, Mailand 2013 (Wir als Bürger, wir als Volk);
- im Kern auch unter dem Titel "La sfida di essere cittadino", Vortrag vom 30. Juni 2007, abgedruckt auch in: /Mardco Gallo: Pastorale sociale, Mailand 2015, S. 345-354;
2013
- Enzyklika "Lumen Fidei", 29. Juni 2013 [Monographie] - https://www.vatican.va/content/francesco/de/encyclicals/documents/papa-francesco_20130629_enciclica-lumen-fidei.html; zu Romano Guardini:
- "Das Bild des Leibes will den Gläubigen nicht auf einen bloßen Teil eines anonymen Ganzen reduzieren, auf ein einfaches Rädchen in einem großen Getriebe, sondern will vielmehr die lebendige Einheit Christi mit den Gläubigen und aller Gläubigen untereinander unterstreichen. Die Christen sind „einer" (vgl. Gal 3,28), ohne ihre Individualität zu verlieren, und im Dienst an den anderen gewinnt jeder sein eigenes Sein bis ins Letzte. Dann versteht man auch, warum außerhalb dieses Leibes, außerhalb dieser Einheit der Kirche in Christus — dieser Kirche, die nach den Worten Romano Guardinis die »geschichtliche Trägerin des vollen Blicks Christi auf die Welt«[16] ist — der Glaube sein „Maß" verliert, nicht mehr sein Gleichgewicht findet, den nötigen Raum, um sich zu stützen. Der Glaube hat eine notwendig kirchliche Gestalt; er wird vom Innern des Leibes Christi aus bekannt, als konkrete Gemeinsamkeit der Gläubigen. Von diesem kirchlichen Ort her macht er den einzelnen Christen offen für alle Menschen."
- Übersetzung des Zitates "geschichtliche Trägerin des vollen Blicks Christi auf die Welt"
- ins Englische: "is the bearer within history of the plenary gaze of Christ on the world" (der Plenar-Blick" statt der "volle Blick" (full look or view))
- ins Französische: "est la porteuse historique du regard plénier du Christ sur le monde" ("der Plenar-Blick" statt der "volle Blick" (regard pleine))
- ins Italienische: "è la portatrice storica dello sguardo plenario di Cristo sul mondo" ("der Plenar-Blick" statt der "volle Blick" (sguardo pleno))
- ins Portugiesische: "é a portadora histórica do olhar global de Cristo sobre o mundo" ("der globale Blick" statt der "volle Blick" (olhar pleno o completo))
- ins Spanische: "es la portadora histórica de la visión integral de Cristo sobre el mundo" ("integrale Vision" statt "voller Blick"))
- Die Freude des Evangeliums. Das Apostolische Schreiben "Evangelii gaudium" über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute, 24. November 2013 [Monographie] - https://books.google.de/books?id=d__mAgAAQBAJ, zu Romano Guardini:
- S. ???: "Die Geschichte wird die Letzteren vielleicht nach jenem Kriterium beurteilen, das Romano Guardini dargelegt hat: »Der Maßstab, an welchem eine Zeit allein gerecht gemessen werden kann, ist die Frage, wie weit in ihr, nach ihrer Eigenart und Möglichkeit, die Fülle der menschlichen Existenz sich entfaltet und zu echter Sinngebung gelangt." (Zitat aus: Guardini, Das Ende der Neuzeit)
- Offener Geist und gläubiges Herz. Biblische Betrachtungen eines Seelsorgers, 2013:
- In der italienischen Übersetzung: Aprite la mente al vostro cuore, 2014, zu Romano Guardini S. ???: "Secondo Guardini la Verita costituisce il fondamento dell´ esistenza e il pane dello spirito, ma nello spazio della storia umana è spearata dal potere. La Verità ha valore, il potere costringe. Più la Verità è nobile, meno ha potere, perché non comporta un effetto immediato. Le verità minori, tuttavia, possiedono una certa potenza, nel loro compito di confermare tendenze e necessità; pensiamo, per esempio, a quelle che interessano le nostre necessità vitali immediate. Più elevata è la verità, minore è la sua forza dominatrice, e lo spirito deve aprirsi con maggiore libertà per poterla cogliere. Più una verità è nobile, più è ignorata e addirittura ridicolizzata della realtà grossolana; e deve fare maggior affidamento sulla combattività dello spirito." [Monographie] - https://books.google.de/books?id=0I1MBQAAQBAJ;
2014
- Äußerung von Papst Franziskus gegenüber Javier Cámara und Sebastiàn Pfaffen, in: Javier Cámara/Sebastiàn Pfaffen: Aquel Francisco, Raíz de Dos, Córdoba 2014; 2021 - https://books.google.de/books?id=WFNLEAAAQBAJ;
- italienische Übersetzung unter dem Titel "Gli anni oscuri di Bergoglio. Una storia sorprendente", Mailand 2015; 2016:
- S. 184 f.: "A Córdoba ripresi a studiare per vedere se potevo procedere un poco nella stesura della tesi di dottorato su Romano Guardini. Non riuscii ad ultimarla, ma quello studio mi ha aiutato molto per ciò che mi è accaduto dopo, compresa la scrittura della esortazione apostolica Evangelii gaudium, la cui sezione sui criteri sociali è tutta ripresa dalla mia tesi su Guardini" (in Borghesis englischer Übersetzung: "In Cordoba I continued to study to see if I could make progress in drafting the thesis, but this purpose waned. I never defended an d published it. Even if I wasn´t able to defend my thesis, the study I did helped me a lot for everything that came after. That includes the apostolic exhortation Evangelii Gaudium (`The Joy of the Gospel´), given that the whole section on social principles is drawn from the thesis on Guardini." (demnach ist der ganze "Abschnitt zu den sozialen Prinzipien" in "Evangelii gaudium" "der Dissertation über Guardini entnommen")
- italienische Übersetzung unter dem Titel "Gli anni oscuri di Bergoglio. Una storia sorprendente", Mailand 2015; 2016:
2015
- Laudato si. Die Umwelt-Enzyklika des Papstes, 2015 [Monographie] - https://www.vatican.va/content/dam/francesco/pdf/encyclicals/documents/papa-francesco_20150524_enciclica-laudato-si_ge.pdf; zu Romano Guardini:
- 105/106, S. 96 f.: "105. Man neigt zu der Ansicht, »jede Zunahme an Macht sei einfachhin ‚Fortschritt‘; Erhöhung von Sicherheit, Nutzen, Wohlfahrt, Lebenskraft, Wertsättigung«[83: Romano Guardini, Das Ende der Neuzeit, Würzburg (9)1965, S. 87], als gingen die Wirklichkeit, das Gute und die Wahrheit spontan aus der technologischen und wirtschaftlichen Macht selbst hervor. Tatsache ist, dass »der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht erzogen wird«[84: Ebd.], denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher. Jede Zeit neigt dazu, eine dürftige Selbsterkenntnis in Bezug auf die eigenen Grenzen zu entwickeln. Aus diesem Grund ist es möglich, dass die Menschheit heute nicht den Ernst der Herausforderungen, die sich ihr stellen, wahrnimmt. »Die Möglichkeit, der Mensch werde die Macht falsch gebrauchen, [wächst] beständig«, wenn »keine Freiheitsnormen, sondern nur angebliche Notwendigkeiten des Nutzens und der Sicherheit bestehen«[85: Ebd., S. 87-88]. Der Mensch ist nicht völlig autonom. Seine Freiheit wird krank, wenn sie sich den blinden Kräften des Unbewussten, der unmittelbaren Bedürfnisse, des Egoismus und der Gewalt überlässt. In diesem Sinne ist er seiner eigenen Macht, die weiter wächst, ungeschützt ausgesetzt, ohne die Mittel zu haben, sie zu kontrollieren. Er mag über oberflächliche Mechanismen verfügen, doch wir können feststellen, dass er heute keine solide Ethik, keine Kultur und Spiritualität besitzt, die ihm wirklich Grenzen setzen und ihn in einer klaren Selbstbeschränkung zügeln."
- 108, S. 100: "[...] In der Tat neigt die Technik dazu, zu versuchen, dass nichts außerhalb ihrer harten Logik bleibt, und »der Mensch, der sie trägt, weiß, dass es in der Technik letztlich weder um Nutzen noch um Wohlfahrt geht, sondern um Herrschaft; um eine Herrschaft im äußersten Sinn des Wortes«.[87: Romano Guardini, Das Ende der Neuzeit, Würzburg (9)1965, S. 63-64] »Er greift« daher »nach den Elementen der Natur, wie nach denen des Menschendaseins.«[88: Ebd., S. 64] Die Entscheidungsfähigkeit, die ganz authentische Freiheit und der Raum für die eigenständige Kreativität der Einzelnen nehmen ab.
- 115, S. 106: "115. Der moderne Anthropozentrismus hat schließlich paradoxerweise die technische Vernunft über die Wirklichkeit gestellt, denn »dieser Mensch empfindet die Natur weder als gültige Norm, noch als lebendige Bergung. Er sieht sie voraussetzungslos, sachlich, als Raum und Stoff für ein Werk, in das alles hineingeworfen wird, gleichgültig, was damit geschieht.«[92: Romano Guardini, Das Ende der Neuzeit, Würzburg (9)1965, S. 63] Auf diese Weise wird der Wert, den die Welt in sich selbst hat, gemindert. Wenn aber der Mensch seinen wahren Platz nicht wiederentdeckt, missversteht er sich selbst und widerspricht am Ende seiner eigenen Wirklichkeit. [...]"
- 203, S. 181 f.: "Da der Markt dazu neigt, einen unwiderstehlichen Konsum-Mechanismus zu schaffen, um seine Produkte abzusetzen, versinken die Menschen schließlich in einem Strudel von unnötigen Anschaffungen und Ausgaben. Der zwanghafte Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen Paradigmas. Es geschieht das, worauf schon Romano Guardini hingewiesen hat: Der Mensch »nimmt […] Gebrauchsdinge und Lebensformen an, wie sie ihm von der rationalen Planung und den genormten Maschinenprodukten aufgenötigt werden, und tut dies im Großen und Ganzen mit dem Gefühl, so sei es vernünftig und richtig«.[144:Das Ende der Neuzeit, Würzburg (9)1965, S. 66-67.] Dieses Modell wiegt alle in dem Glauben, frei zu sein, solange sie eine vermeintliche Konsumfreiheit haben, während in Wirklichkeit jene Minderheit die Freiheit besitzt, welche die wirtschaftliche und finanzielle Macht innehat. In dieser Unklarheit hat die postmoderne Menschheit kein neues Selbstverständnis gefunden, das sie orientieren kann, und dieser Mangel an Identität wird mit Angst erfahren. Wir haben allzu viele Mittel für einige dürftige und magere Ziele."
- 219, S. 194: "19. Allerdings ist es zur Lösung einer so komplexen Situation wie der, mit der sich die Welt von heute auseinandersetzen muss, nicht genug, dass jeder Einzelne sich bessert. Die isolierten Einzelpersonen können ihre Fähigkeit und ihre Freiheit verlieren, die Logik der instrumentellen Vernunft zu überwinden, und sind schließlich einem Konsumismus ohne Ethik und ohne soziales und umweltbezogenes Empfinden ausgeliefert. Auf soziale Probleme muss mit Netzen der Gemeinschaft reagiert werden, nicht mit der bloßen Summe individueller positiver Beiträge: »Die Anforderungen dieses Werkes werden so ungeheuer sein, dass sie aus den Möglichkeiten der individuellen Initiative und des Zusammenschlusses individualistisch geformter Einzelner nicht zu lösen sind. Es wird einer Sammlung der Kräfte und einer Einheit der Leistung bedürfen.«[154: Romano Guardini, Das Ende der Neuzeit, Würzburg (9)1965, S. 72] Die ökologische Umkehr, die gefordert ist, um eine Dynamik nachhaltiger Veränderung zu schaffen, ist auch eine gemeinschaftliche Umkehr."
- Ansprache von Papst Franziskus an die Teilnehmer der Konferenz der "Romano-Guardini-Stiftung" vom 13. November 2015:
- "Es ist mir eine große Freude, Sie als Mitglieder der Romano-Guardini-Stiftung begrüßen zu dürfen. Sie sind nach Rom gekommen, um an einer von der Universität Gregoriana veranstalteten Tagung aus Anlass des 130. Geburtstags von Romano Guardini teilzunehmen. Ich danke Herrn Professor von Pufendorf für die aufmerksamen Grußworte und auch für den Hinweis auf die bevorstehende Publikation eines bisher unveröffentlichten Textes. Ich bin überzeugt, dass Guardini ein Denker ist, der den Menschen unserer Zeit, nicht nur den Christen, viel zu sagen hat. Mit Ihrer Stiftung möchten Sie dieses Vorhaben verwirklichen, indem Sie anhand von Guardinis Gedankengut mit der Welt der Politik, der Kultur und der Wissenschaft in einen facettenreichen Dialog treten. Dazu wünsche ich Ihnen von Herzen viel Erfolg. In seinem Buch Der Mensch und der Glaube geht Guardini unter anderem auf eine Episode in Dostojewskijs Roman Die Brüder Karamasoff ein[1: Der Mensch und der Glaube. Versuch über die religiöse Existenz in Dostojewskijs großen Romanen. Leipzig 1932, S. 35ff.]: Es ist der Moment, wo das Volk zum Starez Sossima kommt und die Menschen ihm ihre Sorgen und Nöte vorlegen, auf dass er für sie bete und sie segne. Schließlich tritt eine ärmliche blasse Frau an ihn heran, um zu beichten. Flüsternd berichtet sie, dass sie ihren kranken Mann, der sie früher sehr gequält hat, umgebracht hat. Der Starez sieht, dass die Frau in ihrem verzweifelten Schuldbewusstsein ganz in sich verschlossen ist und dass jede Reflexion, jeder Trost, jeder Rat wie an einer Mauer abgleiten würde. Die Frau ist überzeugt, verworfen zu sein. Der Priester zeigt ihr aber einen Ausweg: Ihr Dasein hat einen Sinn, weil Gott sie annimmt im Moment der Reue. „Fürchte nichts, und fürchte dich niemals“, sagt der Starez. „Wenn nur die Reue in dir nicht verarmt, wird Gott dir alles verzeihen. (…) Kann doch der Mensch nie und nimmer eine so große Sünde begehen, dass sie die endlose Liebe Gottes ganz erschöpfte“[2: Ebd. S. 36]. In der Beichte wird diese Frau verwandelt und erhält wieder Hoffnung. Gerade die einfachsten Menschen verstehen, um was es hier geht. Sie werden erfasst von dem Großen, das in der Weisheit und Liebeskraft des Starez aufleuchtet. Sie erhalten einen Sinn dafür, was Heiligkeit bedeutet, nämlich groß gelebte gläubige Existenz. Sie öffnet den Blick dafür, dass Gott den Menschen nahe ist und ihr Leben in seinen Händen hält. Guardini sagt hierzu: „Im schlichten Entgegennehmen des Daseins aus Gottes Hand vollzieht sich der Umbruch aus dem eigenen Willen in den Willen Gottes hinüber; so wird, ohne dass das Geschöpf aufhörte, nur Geschöpf, und Gott aufhörte, wirklich Gott zu sein, lebendige Einheit“[3: Ebd., S. 47]. Das ist der tiefgründige Blick Guardinis. Er hat wohl seinen Ursprung in seinem ersten metaphysischen Werk Der Gegensatz[4: Der Gegensatz. Versuche zu einer Philosophie des Lebendig-Konkreten. Mainz 1925. 257 S.]. Für Guardini ist diese „lebendige Einheit“ mit Gott in den konkreten Austausch der Personen mit der Welt und den Mitmenschen eingebettet. Der Einzelne erfährt sich verwoben mit einem Volk, einem „ursprünglichen Zusammenhang von Menschen, die nach Art, Land und geschichtlicher Entwicklung eins sind“[5: Das Erwachen der Kirche in der Seele. In: Vom Sinn der Kirche. Fünf Vorträge (1922). Mainz 41955, S. 27.] Guardini versteht den Begriff „Volk“ in Abgrenzung zu einem aufklärerischen Rationalismus, der nur das als Wirklichkeit akzeptiert, was rational erfasst werden kann[6: Vgl. Der Mensch und der Glaube. A.a.O. S. 372.] und den Menschen zu isolieren versucht, indem er ihn den natürlichen Zusammenhängen des Lebens entreißt. Das Volk hingegen ist „der Inbegriff alles menschlich Echten, Tiefen und Tragenden“[7: Ebd., S. 21]. Wir können im Volk wie in einem Spiegel das Kraftfeld des göttlichen Wirkens erkennen. Das Volk – fährt Guardini fort – „fühlt, wie in allem von Gott her etwas vor sich geht. Es ahnt das Geheimnis dieses Geschehens, seine Nähe, seine Unruhe.“[8: Ebd., S. 24]. Deshalb sage ich gerne – ja, davon ich bin überzeugt – dass „Volk“ nicht eine logische Kategorie ist, sondern eine mystische. Aus diesem Grund sagt Guardini das. Vielleicht können wir Guardinis Überlegung einmal auf unsere Zeit anwenden, indem wir im aktuellen Geschehen die Hand Gottes aufzuspüren versuchen. Dann werden wir vielleicht erkennen, dass Gott in seiner Weisheit uns im reichen Europa gerade heute den Hungrigen geschickt hat, damit wir ihm Essen geben, den Durstigen, damit wir ihm zu trinken geben, den Fremden, damit wir ihn aufnehmen, und den Nackten, damit wir ihm Kleidung geben. Die Geschichte wird es dann zeigen: Wenn wir ein Volk sind, werden wir ihn sicher aufnehmen. Wenn wir nur noch eine Gruppe von mehr oder weniger organisierten Individuen sind, werden wir versucht sein, zunächst unsere Haut zu retten, aber wir werden keinen Bestand haben." - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2015/november/documents/papa-francesco_20151113_romano-guardini-stiftung.html
- Englische Übersetzung von Ansprache an Guardini-Stiftung: "I am very pleased to be able to greet you, members of the Romano Guardini Foundation, who have come to Rome to participate in the Conference organized by the Gregorian University on the occasion of the 130th anniversary of Guardini’s birth. I thank Professor von Pufendorf for his kind words of greeting, and for having announced the imminent publication of an original text. I am certain that Guardini is a thinker who has much to say to the people of our time, and not only to Christians. You are carrying out this project with your foundation, bringing Guardini’s thought into a polyphonic dialogue in the spheres of today’s politics, culture and science. I earnestly hope for the success of this endeavour. In his book The Religious World of Dostoyevsky, Guardini takes up, among other things, an episode from the novel The Brothers Karamazov (The Religious World of Dostoyevsky, Morcelliana, Brescia, p. 24ff). It is the passage where the people go to the starec Zosima to present their concerns and difficulties to him, asking for his prayers and blessing. An emaciated peasant woman also approaches him to make her confession. In a soft whisper she says she has killed her husband who in the past had greatly mistreated her. The starec sees that the woman, desperately aware of her guilt, is completely closed in on herself, and that any reflection, consolation or advice would hit a brick wall. The woman is convinced she will be condemned, but the priest shows her a way out: her existence has meaning, because God receives her at the moment of her repentance. “Fear nothing and never be afraid; and don’t fret” — says the starec. “If only your penitence fail not, God will forgive all. There is no sin, and there can be no sin on all the earth, which the Lord will not forgive to the truly repentant! Man cannot commit a sin so great as to exhaust the infinite love of God” (ibid., p. 25). The woman is transformed by her confession and her hope is revitalized. In fact, the simplest persons understand what this is about. They are taken by the grandeur that shines in the starec’s wisdom and the strength of his love. They understand what holiness means, namely a life lived in faith, capable of seeing that God is close to men, that he has their life in his hands. In this regard Guardini says that, by “humbly accepting existence from the hand of God, personal will transforms into divine will and in this way, without the creature ceasing to be only a creature and God truly God, their living unity is brought about” (ibid., p. 32). This is Guardini’s profound vision. Perhaps it is grounded in his first metaphysical book Der Gegensatz. For Guardini this “living unity” with God consists in the concrete relationships of individuals with the world and with those around them. The individual feels interwoven within a people, namely, in an “original union of men that by species, country and historical evolution in life and in their destinies are a unique whole” (The Meaning of the Church, Morcelliana, Brescia, 2007, pp. 21-22). Guardini interprets the concept of “people” by distinguishing it clearly from an Enlightenment rationalism that considers real only what can be grasped through reason (cf. The Religious World of Dostoyevsky, p. 321) and from what tends to isolate man, tearing him away from vital natural relationships. Instead “people” signifies the compendium of what is genuine, profound, essential in man (ibid., p. 12). We are able to recognize in the people, as in a mirror, the “force field of divine action”. The people — Guardini continues — “feel this operating in all places and perceive the mystery, the restless presence” (ibid., p. 15). Therefore, I prefer to say — I am certain of it — that “people” is not a logical category, but a mystical category, for the reason that Guardini offers. Perhaps we can apply Guardini’s reflections to our time, seeking to discover God’s hand in present-day events. Then, perhaps, we will be able to recognize that God in his wisdom, has sent to us in wealthy Europe, the hungry that we give them food, the thirsty that we give them drink, strangers that we welcome them and the naked that we clothe them. History will then demonstrate that, if we are a people, we will certainly welcome them as our brothers; if we are only a group of more or less organized individuals, we will be tempted to save our skin first of all, but we will not have continuity. I thank you all once again for your presence. May your work with Guardini’s writings bring you to an ever greater understanding of the meaning and value of the Christian foundations of culture and society. I bless you wholeheartedly and I ask you, please, to pray for me.
2016
- Nei tuoi occhi è la mia parola. Omelie e discorsi di Buenos Aires 1999-2013, 2016, darin: Le orme di un pastore. Una conversazione con Papa Francesco
- in deutscher Übersetzung: /Antonio Spadaro: Im Angesicht des Herrn: Gedanken über Freiheit, Hoffnung und Liebe, 2017, Bd. 1, darin: Die Spuren eines Hirten. Ein Gespräch mit Papst Franziskus, zu Romano Guardini S. ??? [Monographie] - https://books.google.de/books?id=A3AzDwAAQBAJ
- Interview von Guillaume Goubert und Sébastien Maillard mit Papst Franziskus, in: La Croix vom 9. Mai 2016 (Papst Franziskus sieht darin Erich Przywara als Lehrer von Guardini und Balthasar) - https://www.la-croix.com/Religion/Pape/EXCLUSIF-Interview-avec-pape-Francois-integralite-2016-05-19-1200761289;
- /Simon Biallowons: Gott ist barmherzig: Die wichtigste Botschaft des Heiligen Vaters, 2016, zu Guardini S. ???: "Ein großer deutscher Theologe, Romano Guardini, sagte, dass die Geduld Gottes auf unsere Schwäche antwortet und dies die Rechtfertigung unserer Zuversicht, unserer Hoffnung ist (vgl. Glaubenserkenntnis, Würzburg 1949, S. 28)." [Monographie] - https://books.google.de/books?id=M-pcDAAAQBAJ
- Weihnachtsempfang für die Römische Kurie. Ansprache von Papst Franziskus vom 22. Dezember 2016: "Weihnachten ist also das Fest der liebenden Demut Gottes, des Gottes, der die Ordnung des logisch Selbstverständlichen, die Ordnung des Folgerichtigen, des Dialektischen und des Mathematischen auf den Kopf stellt. In dieser Umkehrung liegt der ganze Reichtum der göttlichen Logik, die die Begrenztheit unserer menschlichen Logik durcheinander wirft (vgl. Jes 55,8-9). Romano Guardini sagte: » Welche Umwertung aller dem Menschen gewohnten Werte – nicht nur der menschlichen, auch der göttlichen! Wahrlich, dieser Gott wirft alles um, was der Mensch im Hochmut […] von sich aus aufbaut «.[3: Der Herr, Würzburg 1951, S. 386-387.] Zu Weihnachten sind wir aufgefordert, mit unserem Glauben „Ja“ zu sagen – nicht zum Herrscher über das All und auch nicht zu den edelsten Vorstellungen, sondern gerade zu diesem Gott, der der Demütig-Liebende ist." (Der zitierte Satz wird bei Guardini eingeleitet mit: „Gott ist der Demütig-Liebende“, in der Auslassung steht: Hochmut „aus Empörung“) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2016/december/documents/papa-francesco_20161222_curia-romana.html, zitiert auch in: Osservatore Romano, 2017, Ausgabe 1 - https://www.osservatore-romano.de/inhalte.php?jahrgang=2017&ausgabe=1&artikel=4
2017
- Videobotschaft von Papst Franziskus an die Teilnehmer am 3. Internationalen Symposium über das Apostolische Schreiben "Amoris Laetitia", 2017, zu Romano Guardini: "Romano Guardini hat in einem seiner Texte über das Thema des Gewissens den Weg gewiesen, wie man das wahre Gute sucht: »Aus dieser Selbstverfangenheit komme ich nur heraus, wenn ich einen Punkt finde, der nicht Ich ist; eine ›Höhe über mir‹. Ein Etwas, ein Festes, ein Wirkendes, das in meinem Inneren zur Geltung kommt. Hier stehen wir am Kernpunkt […], an der religiösen Wirklichkeit. Jenes ›Gute‹ […] ist etwas Lebendiges […] Es ist die Wertfülle des lebendigen Gottes selbst« (Romano Guardini, Das Gute, das Gewissen und die Sammlung, Matthias-Grünewald-Verlag Mainz 1952, S. 47)." - https://www.vatican.va/content/francesco/de/messages/pont-messages/2017/documents/papa-francesco_20171111_videomessaggio-simposio-amorislaetitia.html
- Pressekonferenz mit dem Heiligen Vater auf dem Rückflug von der Apostolischen Reise nach Myanmar und Bangladesh am 2. Dezember 2017:
- Papst Franziskus: "Bei den Kernwaffen ist man in 34 Jahren weiter, weiter und weiter gegangen. Heute sind wir an der Grenze. Man kann darüber diskutieren, es ist meine Meinung, meine überzeugte Auffassung: Ich bin davon überzeugt. Wir sind an der Grenze der Erlaubtheit, Kernwaffen zu haben und zu nutzen. Warum? Weil man heute mit dem so ausgeklügelten Kernwaffenarsenal die Zerstörung der Menschheit riskiert oder zumindest eines großen Teils der Menschheit. Deshalb verbinde ich es mit „Laudato si‘“. Was hat sich geändert? Dies. Das Wachstum der nuklearen Aufrüstung. Es hat sich auch verändert… es sind ausgeklügelte und auch grausame [Bewaffnungen], sie sind fähig, die Menschen zu zerstören, auch ohne ihre Strukturen zu berühren… Wir sind an der Grenze und, da wir an der Grenze sind, stelle ich mir diese Frage – nicht als päpstliches Lehramt, aber es ist die Frage, die sich ein Papst stellt –: Ist es heute erlaubt, die Kernwaffenarsenale beizubehalten, so wie sie sind, oder ist es heute nicht notwendig, davor zurückzukehren, um die Schöpfung, um die Menschheit zu retten? Ich komme auf eine Sache zurück, die von Guardini ist, sie ist nicht von mir. Es gibt zwei Formen von „Unkultur“: Die erste Unkultur ist diejenige, die Gott uns gegeben hat, um daraus die Kultur zu machen, durch die Arbeit, durch die Forschung und so weiter, Kultur machen. Denken wir an die medizinischen Wissenschaften, so viel Fortschritt, Kultur, an die Mechanik, an viele Dinge. Und der Mensch hat die Sendung eine Kultur zu machen ausgehend von der empfangenen Unkultur. Aber kommen wir zum Punkt, an dem der Mensch mit dieser Kultur die Fähigkeit hat, eine andere Unkultur zu machen: Denken wir an Hiroshima und Nagasaki. Und dies vor 60, 70 Jahren. Die Zerstörung. Und dies geschieht auch, wenn man die Atomenergie nicht unter Kontrolle halten kann: Denkt an die Unfälle in der Ukraine. Deshalb sage ich, auf die Waffen zurückkommend, die zum Sieg durch Zerstörung da sind, dass wir an der Grenze der Erlaubtheit sind."
- 4 registrazione audio vom 3., 29. Januar und 13. März (2x) 2017 gegenüber Massimo Borghesi, auf von ihm an Papst Franziskus gestellte Fragen. Diese hat Borghesi in seiner Papst-Biographie verwendet:
- Audio-Aufzeichnung vom 3. September 2017: "Il tema era il primo libro filosofico di Guardini: Der Gegensatz, "l´ opposizione polare", lo studio che fa Guardini sul "vivente concreto". Ho lavorato su quel libro aiutato dallo sudio di Guido Sommavilla che per me era allora il traduttore di Guardini e, al contempo, un autentico pensatore guardiniano. Il titolo della tesi era: L´opposizione polare come struttura del pensiero quotidiano e dell´annunzio cristiano. Ma non era ancora determinato del tutto. [...]. Ha avuto un grande influsso su di me Hanna-Barbara Gerl, una delle specialiste di Guardini, custode dell'Archivio Guardini di München. La Gerl ha avuto un ...???" In englischer Übersetzung: "The topic was Guardini´s first book of philosophy, Der Gegensatz, "polar opposition," the study that Guardini did on "concrete-living". I worked on that book with the help of Guido Sommavilla´s study, which became for me the translator of Guardini and, at the same time, an authentic Guardinian thinker. The title of my thesis was "Polar Opposition as Structure of Daily Thought and of Christian Proclamation." But it was not yet completely worked out. ... Hanna-Barbara Gerl, an expdert on Guardini and director of the Guardini Archive in Munich, had a great influence on me. Gerl hat a great influence on my studies."
- Audio-Aufzeichnung vom 29. Januar 2017: Die Einsicht "nasce da un confronto con Romano Guardini? Ma sicuro di sì. C'è un'opposizione che a me piace quando ho studiato il problema della globalizzazione negli ultimi 10-15 anni. La comparazione tra la globalizzazione sferica e quella poliedrica. La contrapposizione [sic!] sferica annulla ogni tensione. L´ unica tensione è tra centro e periferia. Una sola tensione ma la periferie non esistono e ogni punto è uguale all'altro. Invece la globalizzazione poliedrica è quella che realizza la vera tensione. La prima è una illusione, una tensione intellettuale, cartesiana. Ma la seconda, quella poliedrica, è una vera tensione tra una realtà e un'altra realtà. Sono due realtà che si oppongono in tensione. Il poliedro [rappresenta] la vera globalizzazione, quella che fa crescere l'umanità, sempre. Sempre difende la particolarità della persona, o di un popolo o di una cultura. Non annulla, risolve il problema in un piano superiore." In englischer Übersetzung: "born through my study of Romano Guardini? Certainly, yes. There is an opposition that I like as I have studied the problem of globalization in the last ten or fifteen years. The comparison between spherical and polyhedraic globalization. The spherical opposition cancels every tension. The only tension is between the center and the periphery. Only one tension but the peripheries do not exist and each point is equal to the other. Instead, polyhedraic globalization is the one that realizes the true tension. Sperical globalization is an illusion, an intellecutal, Cartesian tension. But the second, polyhedraic one is a true tension between reality and another reality. They are two realities that are opposed in tension. The polyhedron [reprensents] the true globalization, the one that allwos humanity to grow, always. It always defends the particularity of the person, or of a people or a culture. It does not cancel; it solves the problem at a higher level."
- /Dominique Wolton: Politique et société. Recontres avec Dominique Wolton, 2017
- in englischer Übersetzung: /Dominique Wolton: A Future of Faith. The Path of Change in Politics and Society, 2018;
- in italienischer Übersetzung: /Dominique Wolton: Dio è un poeta. Un dialogo inedito sulla politica e la società, 2018
- in deutscher Übersetzung: /Dominique Wolton: `Mit Frieden gewinnt man alles´: Im Gespräch mit Dominique Wolton, 2019 [Monographie] - https://books.google.de/books?id=GlbrDwAAQBAJ
2018
- Ave Maria, 2018 - https://books.google.de/books?id=OaNwDwAAQBAJ
- in deutscher Übersetzung: Ave Maria: Die Mutter Gottes und ihr Geheimnis, 2019, zu Romano Guardini S. ???: "Romano Guardini, schreibt, Maria habe einen Glauben gehabt, »der im Unbegreiflichen ausharrt und wartet, dass das Licht von Gott kommt«." [Monographie] - /books.google.de/books?id=hlKXDwAAQBAJ
2019
- Christus vivit - Apostolische Exhortation vom 25. März 2019 - https://www.vatican.va/content/francesco/de/apost_exhortations/documents/papa-francesco_esortazione-ap_20190325_christus-vivit.html
- "160. Andererseits muss auch ein Erwachsener reifen, ohne dabei die Werte der Jugend aufzugeben. Tatsächlich ist jeder Lebensabschnitt eine fortdauernde Gnade und besitzt einen Wert, der nicht vergehen soll. Eine gut gelebte Jugendzeit bleibt als innere Erfahrung gegenwärtig. Im Erwachsenenleben wird diese dann weiter verarbeitet, vertieft und fortgeführt und zeigt ihre Früchte. Während es für den jungen Menschen charakteristisch ist, sich vom Unendlichen angezogen zu fühlen, das sich eröffnet und beginnt,[85] Vgl. Romano Guardini, Die Lebensalter. Ihre ethische und pädagogische Bedeutung, Würzburg 31955, 20.] ist es eine Gefahr des Erwachsenenlebens mit seinen Absicherungen und Annehmlichkeiten, diesen Horizont immer mehr einzugrenzen und den der Jugendzeit eigenen Wert zu vergessen. Es sollte das Gegenteil geschehen: reifen, wachsen und das eigene Leben ordnen, ohne diese Begeisterung zu verlieren, diese Offenheit, diese Faszination für eine Wirklichkeit, die immer mehr ist. In jedem Augenblick des Lebens werden wir unsere Jugend erneuern und vermehren können. Als ich meinen Dienst als Papst begann, hat der Herr mir die Horizonte geweitet und mir eine erneuerte Jugend geschenkt. Dasselbe kann einer langjährigen Ehe passieren oder einem Mönch in seinem Kloster. Es gibt Dinge, die sich über die Jahre „setzen“ müssen, aber diese Reifung kann mit einem Feuer koexistieren, das sich erneuert, mit einem immer jungen Herzen."
- "212. Hinsichtlich des Wachstums möchte ich einen wichtigen Hinweis geben. Mancherorts kommt es vor, dass – nachdem in den jungen Menschen eine intensive Gotteserfahrung ausgelöst wurde, eine Begegnung mit Jesus, der ihre Herzen berührte – ihnen dann lediglich Treffen zur „Unterweisung“ angeboten werden, bei denen nur Fragen der Lehre und Moral angesprochen werden: die Übel der Welt von heute, die Kirche, christliche Soziallehre, Keuschheit, Ehe, Geburtenregelung und andere Themen. Das Ergebnis ist, dass viele junge Menschen sich langweilen, das Feuer der Begegnung mit Christus und die Freude an der Nachfolge verlieren; viele verlassen den Weg und andere werden trist und negativ. Seien wir nicht so darauf versessen, eine Menge an Lehrinhalten weiterzugeben, und versuchen wir vor allem, die großen Erfahrungen, die das christliche Leben tragen, hervorzurufen und zu festigen. Wie schon Romano Guardini sagte: »In der Erfahrung der großen Liebe« wird »alles Geschehende […] zu einem Begebnis innerhalb dieses Bezuges.«[112: Romano Guardini, Das Wesen des Christentums / Die neue Wirklichkeit des Herrn, Mainz 71991, 14.]"
- "290. Die Macht des Lebens und die Kraft der eigenen Persönlichkeit nähren sich gegenseitig im Inneren jedes jungen Menschen und treiben ihn an, über alle Grenzen hinaus zu gehen. Dies geschieht aus Unerfahrenheit heraus, wird aber recht bald zu einer Erfahrung, die oftmals schmerzhaft ist. Es ist wichtig, diese Sehnsucht nach dem »Unendlichen des noch nicht erprobten Beginns«[160 Romano Guardini, Die Lebensalter. Ihre ethische und pädagogische Bedeutung, Würzburg 31955, 20.] mit der bedingungslosen Freundschaft in Berührung zu bringen, die Jesus uns anbietet. Noch vor jedem Gesetz und jeder Pflicht lädt uns Jesus ein, uns zur Nachfolge zu entscheiden, so wie Freunde einander folgen, aufsuchen und sich aus reiner Freundschaft treffen. Alles Übrige kommt danach und sogar die Erlebnisse des Versagens werden ein unschätzbares Erfahrungsgeschenk dieser Freundschaft sein, die niemals auseinandergeht."
- Papstbrief zum Synodalen Weg in Deutschland, Juni 2019 - https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2019-06/papstbrief-synodaler-weg-deutschland-text-franziskus.html:
- "11. Die synodale Sichtweise hebt weder Gegensätze oder Verwirrungen auf, noch werden durch sie Konflikte den Beschlüssen eines "guten Konsenses", die den Glauben kompromittieren, den Ergebnissen von Volkszählungen oder Erhebungen, die sich zu diesem oder jenem Thema ergeben, untergeordnet. Das wäre sehr einschränkend. Mit dem Hintergrund und der Zentralität der Evangelisierung und dem Sensus Ecclesiae als bestimmende Elemente unserer kirchlichen DNA beansprucht die Synodalität bewusst eine Art und Weise des Kirche-Seins anzunehmen, bei dem «das Ganze mehr ist als der Teil, und es ist auch mehr als ihre einfache Summe. Man darf sich also nicht zu sehr in Fragen verbeißen, die begrenzte Sondersituationen betreffen, sondern muss immer den Blick weiten, um ein größeres Gut zu erkennen, das uns allen Nutzen bringt. Das darf allerdings nicht den Charakter einer Flucht oder einer Entwurzelung haben. Es ist notwendig, die Wurzeln in den fruchtbaren Boden zu senken und in die Geschichte des eigenen Ortes, die ein Geschenk Gottes ist. Man arbeitet im Kleinen, mit dem, was in der Nähe ist, jedoch mit einer weiteren Perspektive» [42 Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 235.]
- 12. Dies verlangt vom ganzen Volk Gottes und besonders von ihren Hirten eine Haltung der Wachsamkeit und der Bekehrung, die es ermöglicht, das Leben und die Wirksamkeit dieser Wirklichkeiten zu erhalten. Die Wachsamkeit und die Bekehrung sind Gaben, die nur der Herr uns schenken kann. Uns muss es genügen, durch Gebet und Fasten um seine Gnade zu bitten. Immer hat es mich beeindruckt, wie der Herr während seines irdischen Lebens, insbesondere in den Augenblicken großer Entscheidungen, in besonderer Weise versucht wurde. Gebet und Fasten hatten eine besondere und bestimmende Bedeutung für sein gesamtes nachfolgendes Handeln (vgl. Mt 4,1-11). Auch die Synodalität kann sich dieser Logik nicht entziehen und muss immer von der Gnade der Umkehr begleitet sein, damit unser persönliches und gemeinschaftliches Handeln sich immer mehr der Kenosis Christi angleichen und sie darstellen kann (vgl. Phil 2,1-11). Als Leib Christi sprechen, handeln und antworten, bedeutet auch, in der Art und Weise Christi mit den gleichen Haltungen, mit derselben Umsicht und denselben Prioritäten zu sprechen und zu handeln. Dem Beispiel des Meisters folgend, der «sich selbst entäußerte, und wie ein Sklave wurde» (Phil 2,7), befreit uns die Gnade der Bekehrung deshalb von falschen und sterilen Protagonismen. Sie befreit uns von der Versuchung, in geschützten und bequemen Positionen zu verharren, und lädt uns ein, an die Ränder zu gehen, um uns selbst zu finden und besser auf den Herrn zu hören. Diese Haltung der Entäußerung erlaubt es uns auch, die kreative und immer reiche Kraft der Hoffnung zu erfahren, die aus der Armut des Evangeliums geboren wurde, zu der wir berufen sind; sie macht uns frei zur Evangelisierung und zum Zeugnis. So erlauben wir dem Geist, unser Leben zu erfrischen und zu erneuern, indem er es von Sklaverei, Trägheit und nebensächlichem Komfort befreit, die uns daran hindern, hinauszugehen und, vor allem, anzubeten. Denn in der Anbetung erfüllt der Mensch seine höchste Pflicht und sie erlaubt ihm, einen Blick auf die kommende Klarheit zu werfen, die uns hilft, die neue Schöpfung zu verkosten [43 Vgl. Romano Guardini, Glaubenserkenntnis, Mainz 3. Aufl. 1997. S. 16.]."
- Bei Guardini, Glaubenserkenntnis, S. 16 heißt es: "Großes, seliges Geheimnis, die Anbetung! In ihr vollzieht der Mensch seine letzte Pflicht, aber auch die Gewähr seines eigensten Heils, denn in ihr geschieht Wahrheit. Er vollzieht sie nicht nur durch Erkenntnis und Ausspruch, sondern durch die Bewegung des ganzen Seins. Sie ist das Fundament, der Pfeiler, die Wölbung, der Inbegriff aller Wahrheit: daß Gott Gott ist und der Mensch Mensch. Im Brief des Apostels Paulus an die Epheser findet sich ein abgründig schönes Wort; da sagt er, wir sollen »die Wahrheit vollziehen in Liebe.« (4,15) Das tut die Anbetung. Sie ist die Gewähr unseres Heils, unserer innersten geistigen Gesundheit."
- 8. September 2019: In seiner Ansprache bei der Begegnung mit Priestern, Ordensleuten und Seminaristen auf seiner apostolischen Reise nach Mosambik, Madagaskar und Mauritius sagte Papst Franziskus im Collège de Saint Michel in Antananarivo:
- "Wie der weise und heiligmäßige Romano Guardini gerne betonte: »Wer – seiner innersten Gesinnung nach und auch, sobald es dafür Zeit ist, wirklich, im lebendigen Akt – Gott anbetet, ist in der Wahrheit behütet. Er mag noch so vieles falsch machen; noch so sehr erschüttert werden und ratlos sein – im Letzten sind die Richtungen und Ordnungen seines Daseins sicher« (Glaubenserkenntnis, Mainz 1997, 17), im Lobpreis, in der Anbetung." - Im Italienischen steht da, Guardini sei ein: "uomo saggio e santo", im Französischen, er sei ein "homme sage et saint", im Englischen "wise and holy man".
2020
- Let Us Dream. The Path to a Better Future, New York, 2020
- in deutscher Übersetzung: Wage zu träumen!: Mit Zuversicht aus der Krise, 2020 - https://books.google.de/books?id=Do__DwAAQBAJ(Siehe unten)
- Ich glaube: Wichtige Lebensfragen neu interpretiert, 2020, zu Romano Guardini S. ???: "Romano Guardini, ein deutscher Theologe italienischer Abstammung, den ich sehr schätze, schreibt, dass Christ sein heiße zu entdecken, dass Christus in uns lebt. Dann fährt er fort: "Dieser gleiche Christus aber, von dem ich hoffe, dass Er in mir sei, lebt auch in jenem Anderen dort, und in jenem Dritten und Vierten und in allen, die an ihn glauben [...] In diesem inneren, aus Gott geborenen Leben [...] bilden wir die Familie der Kinder Gottes, unter denen Christus steht als `der Erstgeborene unter vielen Geschwistern´ (Röm 8, 29) Der reinste Ausdruck dieser Gemeinsamkeit ist das ist das Vaterunser. Hier redet das christliche ›Wir‹. Die Kinder Gottes, von ihrem ältesten Bruder geführt, sprechen zum gemeinsamen Vater." (Zitat aus: Guardini, Der Herr) [Monographie]- https://books.google.de/books?id=N7rbDwAAQBAJ
2021
- Verleihung des Ratzinger-Preises (13. November 2021) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2021/november/documents/20211113-premio-ratzinger.html - "Wir haben die Namen der größten Gesprächspartner unserer intellektuellen Arbeit gehört: große Meister der Philosophie und der Theologie unserer Zeit, von Guardini und De Lubac, über Edith Stein und Lévinas, Ricœur und Derrida, bis hin zu McIntyre; und weitere könnte man hinzufügen. Sie lehren uns zu denken, um eine immer tiefere Beziehung zu Gott und zu den anderen zu leben, um das menschliche Handeln an den Tugenden und vor allem an der Liebe zu orientieren."
- Heilige Messe zum 25. Welttag des geweihten Lebens (2. Februar 2021) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/homilies/2021/documents/papa-francesco_20210202_omelia-vitaconsacrata.html und https://www.vatican.va/content/francesco/de/messages/consecrated_life/documents/papa-francesco_20210202_omelia-vitaconsacrata.html - "Gerne erinnere ich an dieser Stelle an Romano Guardini, der einmal sagte, die Geduld sei eine Art und Weise, mit der Gott auf unsere Schwachheit antwortet, um uns Zeit zu geben für einen Wandel (vgl. Glaubenserkenntnis, Würzburg 1949, S. 28)."
2022
- Am 29. Juni 2022 unterschrieb und veröffentlichte Papst Franziskus das Apostolische Schreiben "Desiderio desideravi" über die "Liturgische Bildung des Volkes Gottes". Der vollständige Text findet sich unter https://www.vatican.va/content/francesco/de/apost_letters/documents/20220629-lettera-ap-desiderio-desideravi.html#_ftnref15.
- Papst Franziskus beruft sich darin außer auf die Kirchenväter (Leo Magnus, Augustinus, Irenæus Lugdunensis und Franziskus), auf das Missale Romanum, weitere liturgische Bücher sowie frühere päpstliche Schreiben auf zwei Werke Romano Guardinis als einzige Bezüge auf einen zeitgenössischen Theologen: dreimal auf Liturgische Bildung von 1923 und einmal Der Kultakt und die gegenwärtige Aufgabe der Liturgischen Bildung (1964).
- 1. September 2022: In einer Ansprache von Papst Franziskus an die Mitglieder der Italienischen Vereinigung der Professoren und Pfleger der Liturgie anlässlich des 50. Jahrestages ihres Bestehens - https://www.vatican.va/content/francesco/it/speeches/2022/september/documents/20220901-cultori-liturgia.html - heißt es zu Guardini im Kontext:
- "Kürzlich habe ich in dem Schreiben "Desiderio desideravi" über die liturgische Ausbildung die Notwendigkeit betont, geeignete Kanäle für ein Studium der Liturgie zu finden, das über den akademischen Bereich hinausgeht und das Volk Gottes erreicht. Angefangen bei der liturgischen Bewegung wurde in dieser Hinsicht viel getan, mit wertvollen Beiträgen von vielen Gelehrten und verschiedenen akademischen Institutionen. Ich möchte mit Ihnen an Romano Guardini erinnern, der sich durch seine Fähigkeit auszeichnete, die Errungenschaften der liturgischen Bewegung außerhalb der akademischen Sphäre zu verbreiten, und zwar auf eine zugängliche Art und Weise, so dass jeder Gläubige – angefangen bei den Jugendlichen – in einer lebendigen und erfahrbaren Kenntnis der theologischen und spirituellen Bedeutung der Liturgie wachsen konnte. Mögen seine Gestalt und sein ebenso moderner wie klassischer Ansatz der Liturgiepädagogik für Sie ein Bezugspunkt sein, damit Ihr Studium kritische Intelligenz und geistliche Weisheit, biblische Fundierung und kirchliche Verwurzelung, Offenheit für Interdisziplinarität und pädagogische Eignung vereint."
- Vgl. auch die Berichterstattung auf Vaticannews (https://www.vaticannews.va/en/pope/news/2022-09/pope-liturgy-must-look-to-god-without-being-worldly.html), CNA (https://de.catholicnewsagency.com/story/papst-franziskus-arbeit-der-annahme-der-liturgiereform-noch-im-gange-11623 und https://www.catholicculture.org/news/headlines/index.cfm?storyid=56007) und Kath.net (und https://www.kath.net/news/79367);
- Am 12. September 2022 sprach Papst Franziskus vor Schweizer Studierenden erneut von Romano Guardini (https://www.vatican.va/content/francesco/it/speeches/2022/september/documents/20220912-studenti-svizzeri.html):
- "Questo mi fa pensare a una bella considerazione di Romano Guardini, che dice così: «Dobbiamo sempre presupporre una cosa: il mistero della nascita… Tutto ciò che si definisce educazione, significa soltanto servire, aiutare, liberare, rimanendo all’interno di questo mistero». Educare è accompagnare un uomo, una donna nella sua “nascita” come persona, nel suo “venire al mondo”, nel suo “venire alla luce”. Gesù Cristo è il più grande educatore della storia: con l’amore del Padre e l’azione dello Spirito Santo ci fa nascere “dall’alto”, come disse a Nicodemo (cfr Gv 3,3). Fa uscire l’uomo nuovo dall’involucro dell’uomo vecchio. Ci libera dalla schiavitù dell’io e ci apre alla pienezza di vita in comunione con Dio, con gli altri, con le creature, e anche con noi stessi. Perché – come ci dimostra bene Agostino nelle sue Confessioni – non siamo in pace con noi stessi finché non ci arrendiamo all’amore di Dio in Cristo Gesù. Questo amore che ci perseguita, che è sempre inquietante e pacifico al tempo stesso." Das Zitat stammt aus dem Text "Die Glaubwürdigkeit des Erziehers" aus dem Jahr 1929 und lautet im deutschen Original: "Dabei haben wir eines immer voraussetzen müssen: das Geheimnis der Geburt. ... Und alles, was Erziehung heißt, bedeutet nur, dienend, helfend, heilend innerhalb dieses Geheimnisses bleiben."
2023
- Ansprache bei der Begegnung mit der Welt der Wissenschaft und Kultur an der Fakultät für Informatik und Bionik der katholischen Peter-Pazmany-Universität (Budapest) im Rahmen seiner Apostolischen Reise nach Ungarn (30. April 2023) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2023/april/documents/20230430-ungheria-cultura.html
- "Vor einhundert Jahren hatte Romano Guardini, ein großer Intellektueller und Mann des Glaubens, inmitten einer aufgrund der Schönheit ihrer Gewässer einzigartigen Landschaft, eine fruchtbare kulturelle Erkenntnis. Er schrieb: »Dieser Tage ist mir so deutlich zu Bewusstsein gekommen, dass es zwei Arten des Erkennens gibt. Eine führt zur Versenkung in das Ding und den Zusammenhang. Der Erkennende sucht einzudringen, inne zu werden, mitzuleben. Die andere Weise aber packt, zergliedert, ordnet in Fächer, nimmt in Besitz, herrscht« (Briefe vom Comer See, Mainz 1927, S. 52). Er unterscheidet zwischen einem bescheidenen und beziehungsorientierten Erkennen, das ist wie »ein Herrschen durch Dienst; ein Schaffen aus natürlich-gewiesenen Möglichkeiten heraus, das […] gesetzte Grenzen nicht überschritt« (S. 54), und einer anderen Art des Wissens, von dem gilt: es »schaut nicht, sondern analysiert. Es versenkt sich nicht, sondern packt zu« (S. 53). Und in dieser zweiten Art des Erkennens »sind Kräfte und Stoffe in zweckgerichteten Zustand gebracht: Maschinen« (S. 55), und »so bildet sich eine Technik der Beherrschung des lebendigen Menschen aus« (S. 59-60). Guardini verteufelt die Technik nicht, welche es erlaubt, ein besseres Leben zu führen, zu kommunizieren und viele Vorteile zu haben, aber er spürt die Gefahr, dass sie regulierend oder gar dominierend auf das Leben wirkt. In diesem Sinne sah er eine große Gefahr: »während der Mensch alle inneren Bindungen durch organisches Maßgefühl und naturfolgende Bildungsgestalt verliert, während er innerlich bild-, maß-, richtungslos wird, bestimmt er willkürlich seine Ziele, und zwingt die beherrschten Naturkräfte, sie zu verwirklichen« (S. 57). Und er hinterließ der Nachwelt eine beunruhigende Frage: »Was wird aus dem Leben, wenn es in die Gewalt dieser Herrschaft gerät? [...] Was wird, wenn es […] in die Gewalt technischen Zwanges gerat? Ein System von Maschinen legt sich um das Leben. [...] Kann Leben lebendig bleiben in diesem System?« (S. 58-59). Kann das Leben lebendig bleiben? Das ist eine Frage, die man sich gerade an diesem Ort, an dem Informationstechnologie und „bionische Wissenschaften“ vertieft werden, stellen sollte. Was Guardini erahnte, scheint heute nämlich offensichtlich zu sein: Man denke an die ökologische Krise, in der die Natur einfach auf die zweckdienliche Benutzung reagiert, die wir ihr haben zukommen lassen. Man denke an das Fehlen von Grenzen, an die Logik des „es ist machbar, also ist es erlaubt“. Denken wir auch an den Willen, nicht den Menschen und seine Beziehungen in den Mittelpunkt zu stellen, sondern das Individuum, das auf seine eigenen Bedürfnisse zentriert ist, gierig nach Gewinn und unersättlich, die Wirklichkeit zu erfassen. Und denken wir folglich an die Zersetzung gemeinschaftlicher Bindungen, wodurch Einsamkeit und Angst sich von existenziellen Zuständen zu sozialen Zuständen zu verwandeln scheinen."
- 27. Mai 2023: Papst Franziskus verweist auf Guardinis Gegensatzlehre im Zusammenhang von Kunst und Realität in seiner "Adresse an die Teilnehmer der gemeinsamen Konferenz von "La civiltà cattolica" und von der Georgetown University" im Sala Clementina im Apostolischen Palast - https://www.vatican.va/content/francesco/en/speeches/2023/may/documents/20230527-convegno.html (englisch) - https://www.vatican.va/content/francesco/it/speeches/2023/may/documents/20230527-convegno.html (italienisch):
- "Vorrei dire però una seconda cosa: voi siete anche la voce delle inquietudini umane. Tante volte le inquietudini sono sepolte nel fondo del cuore. Voi sapete bene che l’ispirazione artistica non è solo confortante, ma anche inquietante, perché presenta sia le realtà belle della vita sia quelle tragiche. L’arte è il terreno fertile nel quale si esprimono le «opposizioni polari» della realtà, [2: Cfr R. GUARDINI, L’opposizione polare. Saggio per una filosofia del concreto vivente, Brescia, Morcelliana, 1977] le quali richiedono sempre un linguaggio creativo e non rigido, capace di veicolare messaggi e visioni potenti. Per esempio, pensiamo a quando Dostoevskij nei Fratelli Karamazov racconta di un bambino, piccolo, figlio di una serva, che lancia una pietra e colpisce la zampa di uno dei cani del padrone. Allora il padrone aizza tutti i cani contro il bambino. Lui scappa e prova a salvarsi dalla furia del branco, ma finisce per essere sbranato sotto gli occhi soddisfatti del generale e quelli disperati della madre. Questa scena ha una potenza artistica e politica tremenda: parla della realtà di ieri e di oggi, delle guerre, dei conflitti sociali, dei nostri egoismi personali. Per citare soltanto un brano poetico che ci interpella." (Übersetzung HZ: "Ich möchte jedoch noch etwas Zweites sagen: Sie sind auch die Stimme menschlicher Belange. Ängste liegen oft tief im Herzen. Sie wissen genau, dass künstlerische Inspiration nicht nur tröstlich, sondern auch verstörend ist, weil sie sowohl die schönen als auch die tragischen Realitäten des Lebens präsentiert. Kunst ist der fruchtbare Boden, auf dem sich die „polaren Gegensätze“ der Realität ausdrücken, die immer eine kreative und nicht starre Sprache erfordern, die in der Lage ist, kraftvolle Botschaften und Visionen zu vermitteln. Denken Sie zum Beispiel daran, wie Dostojewski in „Die Brüder Karamasow“ von einem kleinen Kind erzählt, dem Sohn eines Dieners, der einen Stein wirft und dabei die Pfote eines Hundes seines Herrn trifft. Dann stellt der Herr alle Hunde gegen das Kind auf. Es rennt weg und versucht, sich vor der Wut der Herde zu retten, wird jedoch vor den zufriedenen Augen des Generals und den verzweifelten Augen seiner Mutter in Stücke gerissen. Diese Szene hat eine enorme künstlerische und politische Kraft: Sie spricht von der Realität von gestern und heute, von Kriegen, sozialen Konflikten, unserem persönlichen Egoismus. Um nur eine poetische Passage zu zitieren, die uns herausfordert."
- 21. Juni 2023: Papst Franziskus schreibt in seiner "Botschaft an die Päpstliche Kommission für Lateinamerika", namentlich an Monsignore Robert Prevost über das christlich Wesentliche und verweist dabei auf Romano Guardinis Schrift "Vom Wesen des Christentums":
- "Se “l’essenziale cristiano” lo diamo per scontato, prima o poi diventa un mero ricorso retorico e alla fine si dimentica (cfr. R. Guardini, L’essenza del cristianesimo ). Se “l’essenziale cristiano” non è presente, rimane solo il freddo pragmatismo che finisce con l’asfissiare le istituzioni ecclesiali e i suoi membri." (Übersetzung HZ: "Wenn wir das „christliche Wesentliche“ als selbstverständlich hinnehmen, wird es früher oder später zu einem bloßen rhetorischen Rekurs und gerät am Ende in Vergessenheit (vgl. R. Guardini, Das Wesen des Christentums). Wenn „das christliche Wesentliche“ nicht vorhanden ist, bleibt nur der kalte Pragmatismus, der letztendlich die kirchlichen Institutionen und ihre Mitglieder erstickt."
- 23. Juni 2023: Papst Franziskus erwähnt in seiner Ansprache zum 50. Jahrestag der Einweihung der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Vatikanischen Museen erneut Romano Guardini, dazu Hannah Arendt und Simone Weil. Die Guardini-Passagen lauten:
- "Romano Guardini schrieb, dass „der Zustand, in dem sich der Künstler beim Schaffen befindet, dem des Kindes und auch dem des Sehers ähnelt“ (L'opera d'arte, Brescia 1998, 25). Diese beiden Vergleiche scheinen mir interessant zu sein. Ihm zufolge „eröffnet das Kunstwerk einen Raum, in den der Mensch eintreten kann, in dem er atmen, sich bewegen und mit den Dingen und Menschen umgehen kann, der offen gemacht wird“ (ebd., S. 35). Es ist wahr, dass sich bei der Arbeit in der Kunst die Grenzen lockern und die Grenzen der Erfahrung und des Verständnisses erweitern. Alles erscheint offener und verfügbarer. Dann erlangt man die Spontaneität des Kindes, das sich etwas vorstellt, und die Schärfe des Sehers, der die Wirklichkeit begreift."
- "Ihr Künstler habt also die Fähigkeit, neue Versionen der Welt zu erträumen, das Neue in die Geschichte einzuführen. Deshalb sagt Guardini, dass ihr auch Visionären ähnelt. Ihr seid ein bisschen wie Propheten. Ihr versteht es, die Dinge sowohl in der Tiefe als auch in der Ferne zu betrachten, wie Wächter, die ihre Augen verengen, um den Horizont abzutasten und die Wirklichkeit jenseits des Scheins zu ergründen."
- https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2023-06/papst-franziskus-ansprache-kunst-vatikan-museen-wortlaut-de.html - Live-Übertragung - https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2023-06/papst-franziskus-ansprache-kunst-vatikan-museen-wortlaut-de.html
- offizieller Text in Italienisch: https://www.vatican.va/content/francesco/it/speeches/2023/june/documents/20230623-artisti.html
2024
- 24. Januar 2024: In seiner Botschaft zum 58. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel zum Thema: Künstliche Intelligenz und Weisheit des Herzens: für eine wahrhaft menschliche Kommunikation erwähnt Papst Franziskus erneut Guardini - https://www.vatican.va/content/francesco/de/messages/communications/documents/20240124-messaggio-comunicazioni-sociali.html:
- "Zunächst einmal lohnt es sich, das Terrain von schwarzmalerischen Lesarten und ihren lähmenden Auswirkungen zu räumen. Romano Guardini, der sich bereits vor hundert Jahren Gedanken über die Technik und den Menschen machte, rief dazu auf, sich nicht gegen das „Neue“ zu versteifen, in dem Bemühen, »eine schöne Welt zu bewahren […], die untergehen muss«. Zugleich warnte er aber auch eindringlich und prophetisch: »Unser Platz ist im Werdenden. Wir sollen uns hineinstellen, jeder an seinem Ort, [...] ehrlich unser Ja dazu sprechen; doch zugleich mit unbestechlichem Herzen fühlend bleiben für alles, was darin zerstörend, unmenschlich ist«. Und er schloss mit den Worten: »Wohl handelt es sich um technische, wissenschaftliche, politische Aufgaben; die aber sind nur vom Menschen her zu lösen. Ein neues Menschentum muss erwachen, von tieferer Geistigkeit, neuer Freiheit und Innerlichkeit«[1 Briefe vom Comer See, Berlin 1927, 93-96.]."
- 27. September 2024: Rede von Papst Franziskus an der Katholischen Universität Löwen im Rahmen seines Pastoralbesuches in Belgien - https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2024-09/papst-franziskus-reise-belgien-wortlaut-rede-universitaet-loewen.html: Er spricht dabei über die Aufgabe von Universitäten als Orte akademischer und kultureller Bildung: "Kulturelle Bildung ist in der Tat niemals ein Selbstzweck, und die Universitäten dürfen nicht das Risiko eingehen, zu „Kathedralen in der Wüste“ zu werden; sie sind ihrem Wesen nach Orte, die Ideen hervorbringen und neue Impulse für das menschliche Leben und Denken und für die Herausforderungen der Gesellschaft liefern, also generative Räume." - "Erweitert die Grenzen des Wissens! Es geht nicht darum, die Begriffe und Theorien zu vervielfachen, sondern darum, die akademische und kulturelle Bildung zu einem lebendigen Raum zu machen, der das Leben begreift und zum Leben spricht." "Die Grenzen zu erweitern und ein offener Raum für Mensch und Gesellschaft zu werden, das ist der bedeutende Auftrag der Universität." Die "Müdigkeit des Geistes" und ein "seelenloser Rationalismus" würden diese Sendung beeinträchtigen. An dieser Stelle verweist Papst Franziskus abermals auf Romano Guardini, dieses Mal auf eine Stelle aus "Gebet und Wahrheit": "Romano Guardini fragte sich: „Warum ist aber der Mensch trotz all des Fortschritts sich selbst so unbekannt und wird es immer mehr? Weil er weithin den Schlüssel zum Wesen des Menschen verloren hat. Das Gesetz unserer Wahrheit sagt, dass der Mensch sich nur von über ihm herab erkennt, von Gott her, weil er nur von Ihm her existiert“ (Gebet und Wahrheit, Mainz/Paderborn 1988, 49)."
Nachweis über Vatican.va
Papst Franziskus hat mindestens 22 Mal während seines Pontifikates auf Romano Guardini verwiesen. Dabei zitiert er insbesondere aus dem Werk "Das Ende der Neuzeit". Die Texte von Papst Franziskus sind noch nicht vollständig über vatican.va durchsuchbar, siehe daher: https://www.google.de/search?q=site%3Avatican.va%2Fcontent%2Ffrancesco%2F+%22Guardini%22
- 2023
- Ansprache bei der Begegnung mit der Welt der Wissenschaft und Kultur an der Fakultät für Informatik und Bionik der katholischen Peter-Pazmany-Universität (Budapest) im Rahmen seiner Apostolischen Reise nach Ungarn (30. April 2023) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2023/april/documents/20230430-ungheria-cultura.html
- "Vor einhundert Jahren hatte Romano Guardini, ein großer Intellektueller und Mann des Glaubens, inmitten einer aufgrund der Schönheit ihrer Gewässer einzigartigen Landschaft, eine fruchtbare kulturelle Erkenntnis. Er schrieb: »Dieser Tage ist mir so deutlich zu Bewusstsein gekommen, dass es zwei Arten des Erkennens gibt. Eine führt zur Versenkung in das Ding und den Zusammenhang. Der Erkennende sucht einzudringen, inne zu werden, mitzuleben. Die andere Weise aber packt, zergliedert, ordnet in Fächer, nimmt in Besitz, herrscht« (Briefe vom Comer See, Mainz 1927, S. 52). Er unterscheidet zwischen einem bescheidenen und beziehungsorientierten Erkennen, das ist wie »ein Herrschen durch Dienst; ein Schaffen aus natürlich-gewiesenen Möglichkeiten heraus, das […] gesetzte Grenzen nicht überschritt« (S. 54), und einer anderen Art des Wissens, von dem gilt: es »schaut nicht, sondern analysiert. Es versenkt sich nicht, sondern packt zu« (S. 53). Und in dieser zweiten Art des Erkennens »sind Kräfte und Stoffe in zweckgerichteten Zustand gebracht: Maschinen« (S. 55), und »so bildet sich eine Technik der Beherrschung des lebendigen Menschen aus« (S. 59-60). Guardini verteufelt die Technik nicht, welche es erlaubt, ein besseres Leben zu führen, zu kommunizieren und viele Vorteile zu haben, aber er spürt die Gefahr, dass sie regulierend oder gar dominierend auf das Leben wirkt. In diesem Sinne sah er eine große Gefahr: »während der Mensch alle inneren Bindungen durch organisches Maßgefühl und naturfolgende Bildungsgestalt verliert, während er innerlich bild-, maß-, richtungslos wird, bestimmt er willkürlich seine Ziele, und zwingt die beherrschten Naturkräfte, sie zu verwirklichen« (S. 57). Und er hinterließ der Nachwelt eine beunruhigende Frage: »Was wird aus dem Leben, wenn es in die Gewalt dieser Herrschaft gerät? [...] Was wird, wenn es […] in die Gewalt technischen Zwanges gerat? Ein System von Maschinen legt sich um das Leben. [...] Kann Leben lebendig bleiben in diesem System?« (S. 58-59). Kann das Leben lebendig bleiben? Das ist eine Frage, die man sich gerade an diesem Ort, an dem Informationstechnologie und „bionische Wissenschaften“ vertieft werden, stellen sollte. Was Guardini erahnte, scheint heute nämlich offensichtlich zu sein: Man denke an die ökologische Krise, in der die Natur einfach auf die zweckdienliche Benutzung reagiert, die wir ihr haben zukommen lassen. Man denke an das Fehlen von Grenzen, an die Logik des „es ist machbar, also ist es erlaubt“. Denken wir auch an den Willen, nicht den Menschen und seine Beziehungen in den Mittelpunkt zu stellen, sondern das Individuum, das auf seine eigenen Bedürfnisse zentriert ist, gierig nach Gewinn und unersättlich, die Wirklichkeit zu erfassen. Und denken wir folglich an die Zersetzung gemeinschaftlicher Bindungen, wodurch Einsamkeit und Angst sich von existenziellen Zuständen zu sozialen Zuständen zu verwandeln scheinen."
- 2022
- Apostolisches Schreiben Desiderio desideravi über die liturgische Bildung des Volkes Gottes (29. Juni 2022) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/apost_letters/documents/20220629-lettera-ap-desiderio-desideravi.html
- 2021
- Verleihung des Ratzinger-Preises (13. November 2021) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2021/november/documents/20211113-premio-ratzinger.html - "Wir haben die Namen der größten Gesprächspartner unserer intellektuellen Arbeit gehört: große Meister der Philosophie und der Theologie unserer Zeit, von Guardini und De Lubac, über Edith Stein und Lévinas, Ricœur und Derrida, bis hin zu McIntyre; und weitere könnte man hinzufügen. Sie lehren uns zu denken, um eine immer tiefere Beziehung zu Gott und zu den anderen zu leben, um das menschliche Handeln an den Tugenden und vor allem an der Liebe zu orientieren."
- Heilige Messe zum 25. Welttag des geweihten Lebens (2. Februar 2021) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/homilies/2021/documents/papa-francesco_20210202_omelia-vitaconsacrata.html und https://www.vatican.va/content/francesco/de/messages/consecrated_life/documents/papa-francesco_20210202_omelia-vitaconsacrata.html - "Gerne erinnere ich an dieser Stelle an Romano Guardini, der einmal sagte, die Geduld sei eine Art und Weise, mit der Gott auf unsere Schwachheit antwortet, um uns Zeit zu geben für einen Wandel (vgl. Glaubenserkenntnis, Würzburg 1949, S. 28)."
- 2019
- Apostolische Reise nach Madagaskar: Begegnung mit Priestern, Ordensleuten und Seminaristen im "Collège de Saint Michel" (Antananarivo, 8. September 2019) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2019/september/documents/papa-francesco_20190908_consacrati-madagascar.html - "In gewisser Weise hängt viel von unserem Leben, unserer missionarischen Freude und Fruchtbarkeit von dieser Einladung Jesu zum Lobpreis ab. Wie der weise und heiligmäßige Romano Guardini gerne betonte: »Wer – seiner innersten Gesinnung nach und auch, sobald es dafür Zeit ist, wirklich, im lebendigen Akt – Gott anbetet, ist in der Wahrheit behütet. Er mag noch so vieles falsch machen; noch so sehr erschüttert werden und ratlos sein – im Letzten sind die Richtungen und Ordnungen seines Daseins sicher« (Glaubenserkenntnis, Mainz 1997, 17), im Lobpreis, in der Anbetung."
- Schreiben an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland (29. Juni 2019) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/letters/2019/documents/papa-francesco_20190629_lettera-fedeligermania.html - "Diese Haltung der Entäußerung erlaubt es uns auch, die kreative und immer reiche Kraft der Hoffnung zu erfahren, die aus der Armut des Evangeliums geboren wurde, zu der wir berufen sind; sie macht uns frei zur Evangelisierung und zum Zeugnis. So erlauben wir dem Geist, unser Leben zu erfrischen und zu erneuern, indem er es von Sklaverei, Trägheit und nebensächlichem Komfort befreit, die uns daran hindern, hinauszugehen und, vor allem, anzubeten. Denn in der Anbetung erfüllt der Mensch seine höchste Pflicht und sie erlaubt ihm, einen Blick auf die kommende Klarheit zu werfen, die uns hilft, die neue Schöpfung zu verkosten[43 Vgl. Romano Guardini, Glaubenserkenntnis. Mainz 3. Aufl. 1997. S.16.]"
- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christus vivit and ie Jungen Menschen und an das ganze Volk Gottes - https://www.vatican.va/content/francesco/de/apost_exhortations/documents/papa-francesco_esortazione-ap_20190325_christus-vivit.html: "160 ... Während es für den jungen Menschen charakteristisch ist, sich vom Unendlichen angezogen zu fühlen, das sich eröffnet und beginnt,[85 Vgl. Romano Guardini, Die Lebensalter. Ihre ethische und pädagogische Bedeutung, Würzburg 31955, 20.] ist es eine Gefahr des Erwachsenenlebens mit seinen Absicherungen und Annehmlichkeiten, diesen Horizont immer mehr einzugrenzen und den der Jugendzeit eigenen Wert zu vergessen." - "212 ... Seien wir nicht so darauf versessen, eine Menge an Lehrinhalten weiterzugeben, und versuchen wir vor allem, die großen Erfahrungen, die das christliche Leben tragen, hervorzurufen und zu festigen. Wie schon Romano Guardini sagte: »In der Erfahrung der großen Liebe« wird »alles Geschehende […] zu einem Begebnis innerhalb dieses Bezuges.«[Romano Guardini, Das Wesen des Christentums / Die neue Wirklichkeit des Herrn, Mainz 71991, 14.]
- 2018
- An die Teilnehmer des Kongresses »Wohnt Gott nicht mehr hier? Veräußerung von Gotteshäusern und integrierte Verwaltung der kirchlichen Kulturgüter« (Päpstliche Universität Gregoriana, 29.-30. November 2018) (29. November 2018) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/messages/pont-messages/2018/documents/papa-francesco_20181129_messaggio-convegno-beniculturali.html - "Den Inhalten des kirchlichen Lehramts folgend können wir daher gleichsam einen theologischen Diskurs über die Kulturgüter erarbeiten, wenn wir in Betracht ziehen, dass diese an der heiligen Liturgie, der Evangelisierung und der Übung der Nächstenliebe teilhaben. Sie gehören nämlich in erster Linie zu jenen »Dingen« (res), die gottesdienstliche Gegenstände sind (oder waren), »heilige Zeichen«, wie der Theologe Romano Guardini sagt (Von heiligen Zeichen, Kevelaer 2008), »res ad sacrum cultum pertinentes«, gemäß der Definition der Konzilskonstitution Sacrosanctum concilium (Nr. 122). Der Glaubenssinn der Gläubigen spürt, dass die für den Gottesdienst bestimmten Räume und Gegenstände eine Art bleibende Prägung besitzen, die auch dann nicht nachlässt, wenn sie diese Bestimmung verloren haben."
- Predigt am Palmsonntag zum 33. Weltjugendtag (25. März 2018) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/homilies/2018/documents/papa-francesco_20180325_omelia-palme.html - "Denjenigen, die sich selbst für gerecht und dem Gesetz und den rituellen Geboten „treu“ halten, erscheint dieser Freudenjubel als aufmüpfig. Er wird als Ärgernis erregender Unfug empfunden.[1]Vgl. R. Guardini, Der Herr, Würzburg 81991, S. 369f.]"
- 2017
- Apostolische Reise nach Myanmar und Bangladesch: Pressekonferenz auf dem Rückflug von Bangladesh (2. Dezember 2017) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2017/december/documents/papa-francesco_20171202_viaggioapostolico-bangladesh-voloritorno.html - "Ich komme auf eine Sache zurück, die von Guardini ist, sie ist nicht von mir. Es gibt zwei Formen von „Unkultur“: Die erste Unkultur ist diejenige, die Gott uns gegeben hat, um daraus die Kultur zu machen, durch die Arbeit, durch die Forschung und so weiter, Kultur machen. Denken wir an die medizinischen Wissenschaften, so viel Fortschritt, Kultur, an die Mechanik, an viele Dinge. Und der Mensch hat die Sendung eine Kultur zu machen ausgehend von der empfangenen Unkultur. Aber kommen wir zum Punkt, an dem der Mensch mit dieser Kultur die Fähigkeit hat, eine andere Unkultur zu machen: Denken wir an Hiroshima und Nagasaki."
- Videobotschaft von Papst Franziskus an die Teilnehmer am 3. Internationalen Symposium über das Apostolische Schreiben "Amoris Laetitia", das das Nationalbüro für Familienpastoral organisiert hat (11. November 2017) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/messages/pont-messages/2017/documents/papa-francesco_20171111_videomessaggio-simposio-amorislaetitia.html - "Romano Guardini hat in einem seiner Texte über das Thema des Gewissens den Weg gewiesen, wie man das wahre Gute sucht: »Aus dieser Selbstverfangenheit komme ich nur heraus, wenn ich einen Punkt finde, der nicht Ich ist; eine ›Höhe über mir‹. Ein Etwas, ein Festes, ein Wirkendes, das in meinem Inneren zur Geltung kommt. Hier stehen wir am Kernpunkt […], an der religiösen Wirklichkeit. Jenes ›Gute‹ […] ist etwas Lebendiges […] Es ist die Wertfülle des lebendigen Gottes selbst« (Romano Guardini, Das Gute, das Gewissen und die Sammlung, Matthias-Grünewald-Verlag Mainz 1952, S. 47)."
- Ostervigil (15. April 2017) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/homilies/2017/documents/papa-francesco_20170415_omelia-veglia-pasquale.html15/04/2017 - "Das am Kreuz entrissene, zerstörte, vernichtete Leben ist wieder erwacht und schlägt wieder (vgl. R. Guardini, Der Herr, Würzburg 1951, S. 479)."
- An die Mitglieder des italienischen Komitees für Biosicherheit, Biotechnologie und Wissenschaften des Lebens (10. April 2017) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2017/april/documents/papa-francesco_20170410_biotecnologie.html - "Die große Gefahr besteht darin, dass die Bürger und manchmal auch jene, die sie vertreten und regieren, die Ernsthaftigkeit der sich stellenden Herausforderungen, die Komplexität der zu lösenden Probleme und die Gefahr, die Macht, die die Wissenschaften und die Technologien des Lebens in unsere Hände legen, schlecht zu gebrauchen, nicht in ganzem Umfang wahrnehmen (vgl. Romano Guardini, Das Ende der Neuzeit. Ein Versuch zur Orientierung, Basel 1950, S. 102-103)."
- 2016
- Weihnachtsempfang für die römische Kurie (22. Dezember 2016) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2016/december/documents/papa-francesco_20161222_curia-romana.html - "Weihnachten ist also das Fest der liebenden Demut Gottes, des Gottes, der die Ordnung des logisch Selbstverständlichen, die Ordnung des Folgerichtigen, des Dialektischen und des Mathematischen auf den Kopf stellt. In dieser Umkehrung liegt der ganze Reichtum der göttlichen Logik, die die Begrenztheit unserer menschlichen Logik durcheinander wirft (vgl. Jes 55,8-9). Romano Guardini sagte: » Welche Umwertung aller dem Menschen gewohnten Werte – nicht nur der menschlichen, auch der göttlichen! Wahrlich, dieser Gott wirft alles um, was der Mensch im Hochmut […] von sich aus aufbaut «.[3] Zu Weihnachten sind wir aufgefordert, mit unserem Glauben „Ja“ zu sagen – nicht zum Herrscher über das All und auch nicht zu den edelsten Vorstellungen, sondern gerade zu diesem Gott, der der Demütig-Liebende ist."
- Apostolische Reise nach Polen: Begegnung mit den polnischen Bischöfen in der Kathedrale von Krakau (27. Juli 2016) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2016/july/documents/papa-francesco_20160727_polonia-vescovi.html27/07/2016 - "Gott hat uns einen Zustand der „Wildnis“ anvertraut, damit wir aus ihr Kultur machen; und dann tun wir mit dieser Kultur Dinge, die uns in den Zustand der „Wildnis“ zurückversetzen (vgl. Romano Guardini, Das Ende der Neuzeit, Würzburg 1950, S. 95-96)!"
- 2015
- Enzyklika Laudato si’ über die Sorge für das gemeinsame Haus (24. Mai 2015) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/encyclicals/documents/papa-francesco_20150524_enciclica-laudato-si.html
- Ansprache von Papst Franziskus an die Teilnehmer der Konferenz der "Romano-Guardini-Stiftung" (13. November 2015) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2015/november/documents/papa-francesco_20151113_romano-guardini-stiftung.html - - Zitat wäre zu umfangreich
- Ansprache bei der Begegnung mit den Teilnehmern der Konferenz »Moderne Sklaverei und Klimawandel: die Verpflichtung der Städte« (21. Juli 2015) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2015/july/documents/papa-francesco_20150721_sindaci-grandi-citta.html21/07/2015 - "Ich möchte mit einer Überlegung abschließen, die nicht von mir stammt, sondern vom Theologen und Philosophen Romano Guardini. Er spricht von zwei Formen der »Unkultur«: die »Unkultur«, die Gott uns übergeben hat, damit wir sie in Kultur verwandeln, und deshalb hat er uns den Auftrag gegeben, für die Erde Sorge zu tragen, sie wachsen zu lassen, über sie zu herrschen; und die zweite »Unkultur«, wenn der Mensch diese Beziehung zur Erde nicht respektiert, sich nicht um sie sorgt – die biblische Erzählung, eine Deutung auf mystischer Ebene, ist da sehr klar. Wenn der Mensch sie nicht schützt, dann macht er sich zum Herrn jener Kultur und beginnt, sie davon wegzuführen, und das heißt Unkultur: er führt sie aus der Bahn, verliert die Kontrolle über sie und wird zum Schöpfer einer zweiten Form der »Unkultur«: Atomenergie ist etwas Gutes, sie kann helfen. Bis hierher ist das in Ordnung, aber denken wir an Hiroshima und Nagasaki. Das heißt sie wird Ursache von Katastrophen und Zerstörung, um ein altes Beispiel zu bringen. Unter allen Formen der Unkultur, wie die, die Sie behandelt haben, ist es heute jene zweite Form der Unkultur, die den Menschen vernichtet."
- Sri Lanka - Philippinen: Pressekonferenz mit dem Heiligen Vater auf dem Flug von Colombo nach Manila (15. Januar 2015) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2015/january/documents/papa-francesco_20150115_srilanka-filippine-incontro-giornalisti.html15/01/2015 - "Nur ein Wort von Guardini möchte ich erwähnen, das eine ziemlich gute Erklärung gibt. Er sagt: Die zweite Art der Wildnis ist die schlechte. Die erste ist die Wildnis, die wir mit der Schöpfung empfangen, um aus ihr Kultur zu machen. Wenn du dich ihrer aber zu sehr bemächtigst und zu weit gehst, richtet sich diese Kultur gegen dich. Denken wir an Hiroshima. Es entsteht eine „nicht-kulturelle Kultur“, die von der Art der zweiten Wildnis ist (vgl. Das Ende der Neuzeit, Würzburg 1950, S. 95-96)."
- 2013
- Apostolisches Schreiben "Evangelii Gaudium" über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute (24. November 2013) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/apost_exhortations/documents/papa-francesco_esortazione-ap_20131124_evangelii-gaudium.html - "224. Bisweilen frage ich mich, wer diese sind, die sich in der heutigen Welt wirklich dafür einsetzen, Prozesse in Gang zu bringen, die ein Volk aufbauen; nicht, um unmittelbare Ergebnisse zu erhalten, die einen leichten politischen Ertrag schnell und kurzlebig erbringen, aber nicht die menschliche Fülle aufbauen. Die Geschichte wird die letzteren vielleicht nach jenem Kriterium beurteilen, das Romano Guardini dargelegt hat: » Der Maßstab, an welchem eine Zeit allein gerecht gemessen werden kann, ist die Frage, wie weit in ihr, nach ihrer Eigenart und Möglichkeit, die Fülle der menschlichen Existenz sich entfaltet und zu echter Sinngebung gelangt «.[182: Das Ende der Neuzeit, Würzburg 91965, S. 30-31.]"
- Enzyklika "Lumen fidei" über den Glauben (29. Juni 2013) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/encyclicals/documents/papa-francesco_20130629_enciclica-lumen-fidei.html - "Dann versteht man auch, warum außerhalb dieses Leibes, außerhalb dieser Einheit der Kirche in Christus — dieser Kirche, die nach den Worten Romano Guardinis die »geschichtliche Trägerin des vollen Blicks Christi auf die Welt«[16: Vom Wesen katholischer Weltanschauung (1923), in: Unterscheidung des Christlichen. Gesammelte Studien 1923-1963, Mainz 19632, 24.] ist — der Glaube sein „Maß" verliert, nicht mehr sein Gleichgewicht findet, den nötigen Raum, um sich zu stützen. Der Glaube hat eine notwendig kirchliche Gestalt; er wird vom Innern des Leibes Christi aus bekannt, als konkrete Gemeinsamkeit der Gläubigen. Von diesem kirchlichen Ort her macht er den einzelnen Christen offen für alle Menschen."
- Inbesitznahme der Kathedra Des Bischofs von Rom (7. April 2013) - https://www.vatican.va/content/francesco/de/homilies/2013/documents/papa-francesco_20130407_omelia-possesso-cattedra-laterano.html - "Ein großer deutscher Theologe, Romano Guardini, sagte, dass die Geduld Gottes auf unsere Schwäche antwortet und dies die Rechtfertigung unserer Zuversicht, unserer Hoffnung ist (vgl. Glaubenserkenntnis, Würzburg 1949, S. 28). Das ist wie ein Zwiegespräch zwischen unserer Schwachheit und der Geduld Gottes. Ein Dialog – wenn wir diesen Dialog führen, schenkt er uns Hoffnung."
Sekundärbibliographie
- Massimo Borghesi:
- Jorge Mario Bergoglio. Una biografia intelletuale. Dialettica e mistica, Mailand 2017, zu Romano Guardini S. ??? [Monographie] - [noch nicht online]
- englische Übersetzung unter dem Titel "The Mind of Pope Francis: Jorge Maria Bergoglio's Intellectual Journey. Übersetzt von Barry Hudock. Vorwort von Guzmán Carriquiry Lecour. Collegeville 2018, zu Romano Guardini S. ??? [Monographie] - https://books.google.de/books?id=Wi5tDwAAQBAJ;
- deutsche Übersetzung unter dem Titel "Papst Franziskus: Sein Denken, seine Theologie", 2020, zu Romano Guardini S. ??? [Monographie] - [noch nicht online]
- Bergoglios Denken. Interview mit dem italienischen Philosophen Massimo Borghesi, in: Spuren.de. Internationale Zeitschrift von Communio e Liberazione, 18. Januar 2018 [Artikel] - https://cl-spuren.de/bergoglios-denken/;
- Die intellektuelle Ausbildung von Jorge Mario Bergoglio, in: L´ Osservatore Romano. Wochenausgabe in deutscher Sprache, 2017, 48 (1. Dezember 2017), S. 6 (darin zum Einfluß von Guardini) [Artikel] - [noch nicht online]
- Il realismo cristiano di Guardini. Verso la beatificazione del pensatore italo-tedesco che ha segnato la formazione intellettuale e spirituale sia di Ratzinger che di Bergoglio, in: La Stampa Vatican Insider, 2016, 25. Juli [Artikel] - https://www.lastampa.it/vatican-insider/it/2016/07/25/news/il-realismo-cristiano-di-guardini-1.34839980;
- Jorge Mario Bergoglio. Una biografia intelletuale. Dialettica e mistica, Mailand 2017, zu Romano Guardini S. ??? [Monographie] - [noch nicht online]
- Diego Fares, L´ antropologia politica di Pope Francis, in: La Civiltà Cattolica, 3928, 2014, S. 345-360;
- Erny Gillen: gesund geführt im Krankenhaus. Die Papst Franziskus Formel. Vorwort von Kardinal Rodríguez Maradiaga SDB, 2017, zu Romano Guardini S. 57, 68 und 80 (vor allem zu: Guardini, Der Gegensatz) [Monographie] - https://books.google.de/books?id=0AJEDwAAQBAJ;
- Philip McCosker: From the Joy of the Gospel to the Joy of Christ, in: Ecclesiology, 12, 2016, 1, S. 34-53 (Verhältnis der Christologie von Papst Franziskus zu Romano Guardini, Jungmann, Benedikt XVI.) [Artikel] - [noch nicht online]
- Paul Metzlaff:
- Laudato si´ und das Ende der Neuzeit, 2016 (Audio-Dateien), http://mooshausen.de/mooshausen-medien/dokumentationen/laudato-si-und-das-ende-der-neuzeit-april-2016/;
- Romano Guardini und Papst Franziskus: Denker des Gegensatzes, in: Feinschwarz vom 13. Januar 2022 Online-[Aufsatz] - https://www.feinschwarz.net/romano-guardini-und-papst-franziskus-denker-des-gegensatzes/
- Hans-Otto Mühleisen: Menschenrechte und Kosmopolitische Demokratie. Visionäre Orientierung aus der Enzyklika "Laudato Si", in: Henning Ottmann/Pavo Barisic (Hrsg.): Kosmopolitische Demokratie, 2018, S. 37-50 , zu Romano Guardini S. 44 [Artikel] - https://books.google.de/books?id=9F14DwAAQBAJ
- José Luis Narvaja: Camminare con il popolo. Il pensiero teologico di Bergoglio tra Dostoevskij e Guardini, in: L´ Osservatore Romano, 2019, 29. Mai, S. 9 [Artikel] - https://it.clonline.org/cm-files/2019/05/29/narvaja-pensiero-teologico-bergoglio.pdf?hl=Guardini;
- Giovanni Scalese: Bergoglio e Guardini, in: Antiquo robore. Pensieri in libertà di un Querciolino errante, 2. Juni 2016 - https://querculanus.blogspot.com/2016/06/bergoglio-e-guardini.html
- Michael Sievernich: Einführung: Eine dienende Kirche im urbanen Raum, in: Jorge Mario Bergoglio: Die wahre Macht ist der Dienst, 2014, zu Romano Guardini S. ???: "Bei einem Denker wie dem Religionsphilosophen und Theologen Romano Guardin (1885-1968), den Papst Franziskus seit Längerem sehr schätzt, verhält sich das anders. Das wird deutlich an Guardinis kleiner Schrift über die Macht, deren umfassenderes Verständnis die genannten Merkmale einbezieht. Das wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg erschienene Büchlein spiegelt als Hintergrund die damaligen Erfahrungen von politischen Machtexzessen im Nationalsozialismus und im Realsozialismus wider, die Millionen von Opfern forderten. Es spiegelt aber auch die desaströsen Folgen militärisch-technischer Macht, die im Zweiten Weltkrieg zutage trat und im Abwurf von Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki kulminierte. Guardini geht davon aus, dass Macht ambivalent ist und sowohl zum Guten wie zum Bösen ausschlagen kann. Welche Richtung sie einschlägt, hängt vom menschlichen Handeln ab, von Personen und ihren Intentionen. Nach dem enormen Machtzuwachs der Neuzeit gehe es künftig aber nicht mehr um Steigerung der Macht, sondern um ihre "Bändigung", um die Macht über die Macht (S. 11). Guardnis Machtdiagnose am "Ende der Neuzeit" hat sich seither bestätigt durch die zunehmenden Gefährdungen gesteigerter Macht in der "Risikogesellschaft" (U. Beck). [...] Doch macht Guardini deutlich, dass nicht die Macht an sich böse oder verwerflich ist, sondern dass ihr Missbrauch das Problem darstellt. Macht wird dann problematisch, wenn ihr die Ehrfurcht vor der Person und die sittliche Verantwortung fehlen. Dann kann es zur Perversion der Macht kommen. Wenn jedoch die Macht ethisch gebändigt ist, sich nicht als autonom geriert, sondern als letztlich vor dem Gewissen und vor Gott zu verantworten, ändert sie sich grundlegend. "Dadurch wird die Herrschaft zum Gehorsam, zum Dienst" (S. 29). Als theologischen Grund für dieses positive Machtverständnis, das erst durch mangelnde Verantwortung für die anderen und vor dem ganz Anderen negativ wird, verweist Romano Guardini auf die schöpfungsmäßige Gottebenbildlichkeit des Menschen, aus der Machtbegabung und Herrschaft letztlich stammen. Macht auf allen Ebenen aber bedarf rechtlicher und ethischer Einhegung und damit der Verantwortung für Personen und Institutionen, einer Verantwortung, die vor dem Gewissen und vor Gott zur Rechenschaft verpflichtet." [Monographie] - https://books.google.de/books?id=Uv_mAgAAQBAJ
- Stefan Waanders: Guardini, leermeester van Paus Franciscus, in: Tertio. Christelijk opin-ieweekblad, Antwerpen, 14. Oktober 2015, Nr. 818, S. 5 [Artikel] - [noch nicht online],
- überarbeitet in deutscher Übersetzung unter dem Titel "Romano Guardini (1885-1968). Ein Lehrmeister von Papst Franziskus", in: Erbe und Auftrag. Benediktinische Zeitschrift - Monastische Welt, Beuron, 96, 2020, 1, S. 79-84 [Artikel] - [noch nicht online]
- Markus Zimmermann: Geist der Liturgie - von Guardini zu Benedikt XVI. und zu Franziskus, in: Ambo. Jahrbuch der Hochschule Heiligenkreuz 2018: Romano Guardini und der christliche Humanismus, 3, 2018, S. 287-320 [Artikel] - [noch nicht online]
Vergleich der vier Handlungsprinzipien 2011 und 2013 (auf Spanisch)
2011 | 2013 |
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4. PRINCIPIOS PARA ILUMINAR NUESTRO SER COMO CIUDADANOS Y COMO PUEBLO | III. El bien común y la paz social |
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Deutsch-Englisch-italienischer Vergleich von den Guardini-Stellen
Deutsch | Englisch | Italienisch | Französisch |
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/Antonio Spadaro: Im Angesicht des Herrn. Gedanken über Freiheit, Hoffnung und Liebe, 2017, Bd. 1, darin: Die Spuren eines Hirten. Ein Gespräch mit Papst Franziskus | /Antonio Spadaro: Open to God. Open to the World, 2018, darin: A shepherd´s footsteps | Nei tuoi occhi è la mia parola. Omelie e discorsi di Buenos Aires 1999-2013, 2016, darin: Le orme di un pastore. Una conversazione con Papa Francesco | |
S. ???: "Der Gegensatz eröffnet einen Weg, eine Straße, auf der man gehen kann. Allgemeiner gesprochen muss ich zugeben, dass ich die Gegensätze liebe. Hier hat mir Romano Guardini mit seinem Buch Der Gegensatz geholfen, das für mich sehr wichtig ist. Er spricht darin von einem polaren Gegensatz, bei dem die beiden Pole einander nicht aufheben. Und sie zerstören einander auch nicht. Zwischen ihnen besteht weder Gleichheit noch Widerspruch. Für ihn löst sich der Gegensatz auf einer höheren Ebene auf. Dennoch bleibt auch in dieser Auflösung die bipolare Spannung weiter bestehen. Die Spannung bleibt, sie löst sich nicht. Die Grenzen werden überwunden, indem man sie nicht negiert. Die Gegensätze helfen. Das menschliche Leben ist gegensätzlich strukturiert. Und das passiert jetzt gerade auch in der Kirche. Die Spannungen müssen nicht unbedingt aufgelöst und angeglichen werden, sie sind nicht wie die Widersprüche." | S. 60: "Opposition opens up a path, a road to travel down. Speaking more generally, I must say that I love oppositions. Romano Guardini helped me with a book of his that is very important to me, Der Gegensatz (“Contrast”). He spoke of a polar opposition in which the two opposites do not cancel one another out. One pole doesn't even destroy the other. There ist neither contradiction nor identity. For him, the opposition is resolved on a higher plane. But the bipolar tension remains in that solution. Tension remains: it is not cancelled out. Limits need to be overcome by not denying them. Oppositions help. Human life is structured in oppositional form. And that is what is now happenign in the Church as well. Tensions do not necessarily need to be resolved and homogenized; they are not like contradictions." | "L´ opposizione apre un cammino, una strada da percorrere. Parlando più in generale devo dire che amo le opposizioni. Romano Guardini mi ha aiutato con un suo libro per me importante, L´ opposizione polare. Lui parlava di un´ opposizione polare in cui i due opposti non si annullano. Non avviene neanche che un polo distrugga l´ altro. Non c´ è né contraddizione né identità. Per lui l´ opposizone si risolve in un piano superiore. In quella soluzione però rimane la tensione bipolare. La tensione rimane, non si annulla. I limiti vanno superati non negandoli. Le opposizioni aiutano. La vita umana è strutturata in forma oppositiva. Ed è quelle che succede adesso anche nella Chiesa. Le tensioni non vanno necessariamente risolte e omologate, non sono come la contraddizioni." | |
"`Mit Frieden gewinnt man alles´. Im Gespräch mit Dominique Wolton, 2019 | /Dominique Wolton: A Future of Faith. The Path of Change in Politics and Society, 2018 | Dio è un poeta. Un dialogo inedito sulla politica e la società, 2018 | Politique et société: Pape François, rencontres avec Dominique Wolton, 2017 |
S. 27f.: "Bei einer Spannung darf man also nicht nach der Synthese suchen, denn die Synthese kann zerstören. Man muss zum Polyeder hinstreben, zur Einheit, die alle Unterschiede, alle Identitäten bewahrt. Der Meister auf diesem Gebiet - denn ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken - ist Romano Guardini. Guardini' ist meiner Meinung nach derjenige, der das alles begriffen hat, und er erklärt es insbesondere in seinem Buch Der Gegensatz – ich weiß nicht, wie die französische Übersetzung heißt, die italienische trägt den Titel L'opposizione polare. Dieses erste Buch, das er 1923 [sic!] über die Metaphysik geschrieben hat, ist meiner Meinung nach sein Meisterwerk. Was er darin erläutert, könnte man als die "Philosophie der Politik" bezeichnen aber die Grundlage jeder Politik sind Überzeugung und Nähe. [...] Erlauben Sie mir, noch einmal kurz auf den Meister Guardini zurückzukommen. Es gibt da auch noch ein ganz kleines Buch über Europa von Przywara, einem der Denker, die ihn inspiriert haben. Aber der Meister der Gegensätze, der bipolaren Spannungen, wie wir sagen, ist Guardini, der uns diesen Weg der Einheit in der Vielfalt lehrt." | S. ???: "In tense situations, then, we must not seek synthesis, because synthesis can destroy everething; we must tend towards the polyhedron, towards the unity that preserves all diversities, all identities. The master in this field - because I don´t want to commit an act of plagiarism - is Romano Guardini. In my view Guardini is the man who understood everthing, and he explains it particularly well in his book Der Gegensatz - I don´t know the English title, but in Italian it's La Contrapposizione [sic!]. That first book that he wrote on metaphysics, in 1925, is his masterpiece in my view. In it, he explains what we might call the 'philosophy of politics', but at the root of all politics lie persuasion and closeness. [...] Let me come back to Guardini for a moment. There is also a very short book on Europe by one of the thinkers who inspired him, Przywara, who also works on these very questions. But the master of oppositions, of bipolar tensions, as we might call them, is Guardini, who teaches us this path of unity in diversity." | S. ???: " In una tensione, quindi, non bisogna cercare la sintesi, perché la sintesi può distruggere. Bisogna tendere verso il poliedro, verso l´ unità in grado di conservare tutte le diversità, tutte le identità. In questo campo il maestro - perché non voglio plagiare nessuno - è Romano Guardini. Guardini è a mio avviso l´ uomo che ha capito tutto; lo spiega in particolare nel suo libro Der Gegensatz, tradotto in italiano come L´opposizione polare. Si tratta del primo libro che ha scritto sulla metafisica, nel 1923 [sic!], nonché, a mio avviso, della sua opera più importante. Vi espone quelle che possiamo chiamare la sua "filosofia della politica", ma alle base di ogni politica ci sono la persuasione e la prossimità. [...] Permettiamo di tornare un istante al maestro Guardini. C´ è anche un libriccino sull´ Europa scritto da uno dei suoi ispiratori, Erich Erich Przywara, che ha riflettuto sugli stessi temi. Ma il maestro delle opposizioni, delle cosiddette tensioni bipolari, è Guardini; è lui a insegnarci la strada dell´ unità nella diversità." | Dans une tension, il ne faut (donc) pas chercher la synthèse, parce que la synthèse peut détruire. Il faut tendre vers le polyèdre, vers l'unité conservant toutes les diversités, toutes les identités. Le maître dans ce domaine - car je ne veux plagier personne - est Romano Guardini. Guardini est selon moi l'homme qui a tout compris et il l'explique notamment dans son livre Der Gegensatz - je ne sais pas comment c'est traduit en français, mais en italien c'est La Contraposition [sic!]. ce premier livre qu'il a écrit sur la métaphysique, en 1923 [sic!], est selon moi son oeuvre maîtresse. Il y a explique ce que l'on peut appeler "la philosophie de la politique", mais à la base de chaque politique, il y a la persuasion et la proximité. [...] Permettez-moi de revenir un instant au maître Guardini. Il y a également un tout petit livre sur l'Europe écrit par un de ses inspirateurs Przywara, qui travaille aussi sur ces thèmes-là. Mais le maître des oppositions, des tensions bipolaires comme nous disons, c'est Guardini, qui nous enseigne cette voie de l'unité dans la diversité." |
S. ???: "Ich komme auf Laudato si´ zurück. Ich habe auch Anleihen bei Theologen gemacht, Romano Guardini zum Beispiel. Guardini sprach von einer zweiten Form der Unkultur. Gott hat dem Menschen eine Unkultur gegeben, damit er sie in Kultur verwandelt. Doch anschließend bemächtigt sich der Mensch dieser Kultur. Und macht sie derart autonom, dass sie sich selbst zerstört und eine neuerliche Unkultur erschafft." | S. ???: "Let me come back to Laudato Si´. I´ve also taken some thing from the theologians. Romano Guardini, for example. Guardini talked about the second form of "unculture." God gives mankind "unculture" so that it can be turned into culture. But then humanity takes that unculture and renders it so autonomous that it destroys itself and creates another unculture" | S. ???: "Torno a Laudato si´. Anch´ io ho preso qualcosa dai teologi. Da Romano Guardini, per esempio. Guardini parlava della seconda forma di incultura. Dio dona all´ uomo l´ incultura perché la trasformi in cultura. Ma poi l´ uomo si impadronisce di quella cultura. E la rende così autonoma che lei si distrugge e crea un´ altra cultura. E la rende così autonoma che lei si distrugge e crea un´ altra incultura." | Je reviens à Laudato si'. Moi aussi j'ai pris des choses chez des théologiens. Romano Guardini par exemple. Guardini parlait de la deuxième forme de l'inculture. Dieu donne à l'homme une inculture pour qu'il la fasse culture. Mais l'homme s'empare ensuite de cette culture. Et la rend tellement autonome qu'elle se détruit et crée une autre inculture." |
S. ???: "Ich wette mit Ihnen, dass Sie im ganzen Werk Dostojewskis nicht eine einzige Andeutung von Pelagianismus oder Gnostizismus finden werden. Ich empfehle Ihnen, das Buch von Romano Guardini über Dostojewskis religiöse Welt zu lesen, ein sehr schönes Buch." | S. ???: "I challenge you to find in the work of Dostojevsky a single manifestation of Pelagianism oder Gnosticism. I advise you to read Romano Guardini´s book about the religious universe of Dostoyjevsky - a very fine book" | S. ???: " La sfido a trovare una sola manifestazione di pelagianesimo o di gnosticismo nell'opera di Dostoevskij. Le consiglio la lettura del libro di Romano Guardini sull´ universo religioso di Dostoevskij, un testo stupendo." | "Je vous mets au défi de trouver dans l'œuvre de Dostoïevski une seule manifestation de pélagianisme ou de gnosticisme. Je vous conseille la lecture du livre de Romano Guardini sur l'univers religieux de Dostoïevski, un très beau livre." |
Wage zu träumen! Mit Zuversicht aus der Krise, 2020 | Let Us Dream. The Path to a Better Future, New York, 2020 | Ritorniamo a sognare, 2020 | |
S. ??? "Diese Weise des Denkens habe ich von Romano Guardini gelernt. Es war sein Stil, der mich gefesselt hat, vor allem in seinem Buch Der Herr. Guardini hat mir den Wert des unfertigen Denkens gezeigt. Er entwickelt einen Gedanken, aber dann begleitet er dich nur bis zu einem Punkt, bevor er dich innehalten lässt, um dir Raum zum Nachdenken zu geben. Er schafft einen Raum, in dem du der Wahrheit begegnen kannst. Ein fruchtbarer Gedanke sollte immer unfertig sein, um einer weiteren Entwicklung Raum zu geben. Von Guardini habe ich gelernt, nicht absolute Sicherheiten zu suchen, denn die sind nur ein Zeichen eines ängstlichen Geistes. Seine Weisheit hat mir erlaubt, komplexe Probleme anzugehen, die nicht einfach durch die Anwendung von Regeln gelöst werden können, und stattdessen eine Denkweise zu verwenden, die es einem erlaubt, Konflikte zu steuern, ohne in ihnen gefangen zu sein. Die von ihm angeregte Denkweise öffnet uns für den Geist und für die Unterscheidung der Geister. Wenn du dich nicht öffnest, kannst du nicht unterscheiden. Daher rührt meine Allergie gegen Moralismus und andere -ismen, die alle Probleme nur mit Vorschriften, Gleichungen und Regeln zu lösen suchen. Wie Guardini auch glaube ich an objektive Wahrheiten und feste Prinzipien." (Hier wechselt Papst Franziskus zu Gedanken von Kardinal Newman) | S. 55-56: "I learned this way of thinking from Romano Guardini. It was his style that captivated me, first of all in his book Il Signore (The Lord). Guardini showed me the importance of incomplete thought. He develops a thought to a certain point, but then invites you to stop to gain space in order to contemplate. He creates room for you to encounter the truth. A fruitful thought should always be unfinished in order to allow space for subsequent development. With Guardini I learned not to expect absolute certainties about everything, which is a symptom of an anxious spirit. His wisdom has allowed me to confront complex problems that cannot be resolved simply following norms, but using instead a kind of thinking that allows you to navigate conflicts without being trapped in them. The way of thinking that he proposes opens us to the Spirit and to the discernment of spirits. If you don´t open up, you can´t discern. Hence my allergy to moralisms and other -isms that try to resolve all problems with prescriptions, equations, and rules. Like Guardini, I believe in objective truths and solid principles." | "Ho imparato questo modo di pensare da Romano Guardini. Il suo stile mi ha affascinato, anzitutto nel suo libro Il Signore. Guardini mi ha mostrato l´ importanza del pensiero incompleto, quello che ti porta fino a un certo punto ma poi ti invita a contemplare in prima persona. Crea uno spazio per farti incontrare la verità. Un pensiero fecondo dovrebbe essere sempre incompleto per dare spazio a sviluppi successivi. Da Guardini ho imparato a non pretendere certezze assolute su tutto, sintomi di uno spirito ansioso. La sua saggezza mi ha permesso di affrontare problemi complessi che non si potevano risolvere semplicemente sulla base di norme, bensì con un tipo di pensiero che permetteva di attraversare i conflitti senza restarne intrappolato. Il modo di pensare che propone apre allo Spirito e al discernimento degli spiriti. Se non ti apri, non puoi discernere. Viene da qui la mia "allergia" ai moralismi e agli intellettualismi, che cercano di risolvere tutti i problemi a forza di prescrizioni, regole ed equazioni. Provo la stessa allergia per il relativismo, che è il travestimento intellettuale dell´ egocentrismo. Come Guardini, credo nelle verità oggettive e nei principi saldi." | |
S. ??? "Guardini gab mir eine verblüffende Einsicht beim Umgang mit Konflikten, indem er ihre Komplexität analysierte und dabei jeglichen vereinfachenden Reduktionismus vermied: Es gibt Unterschiede, die in Spannung zueinander stehen, und diese ziehen auseinander, aber alles koexistiert innerhalb einer größeren Einheit. Zu verstehen, wie offenbare Widersprüche metaphysisch durch Unterscheidung zu lösen sind, war das Thema meiner Doktorarbeit über Guardini, für die ich 1986 zu Forschungszwecken nach Deutschland ging. Ich habe einige Jahre daran gearbeitet, sie aber nie beendet. Aber die Arbeit hat mir sehr geholfen, besonders beim Umgang mit Spannungen und Konflikten. (Mehr als zwanzig Jahre später, 2012, nachdem ich das 75. Lebensjahr vollendet hatte und dachte, Papst Benedikt würde meinen Rücktritt als Erzbischof von Buenos Aires annehmen, habe ich überlegt, die Arbeit doch noch zu beenden. Aber im März 2013 wurde ich dann in ein anderes Bistum versetzt. Und schließlich habe ich alles, was ich geschrieben hatte, einem Priester gegeben, der Guardini studierte. Eine der Auswirkungen von Konflikten ist, als Widerspruch zu sehen, was in Wirklichkeit ein Gegensatz ist. Ein Gegensatz bringt zwei sich gegenseitig abstoßende Pole in Spannung zueinander: Horizont/Begrenzung, lokal/global, das Ganze/ein Teil, und so weiter. Es sind Gegensätze, die trotz allem in fruchtbarer, kreativer Spannung zueinander stehen. Wie Guardini es mich gelehrt hat, ist die Schöpfung voller lebendiger Gegensätze, sie lassen uns lebendig und dynamisch sein. Widersprüche auf der anderen Seite verlangen unsere Entscheidung zwischen Richtig und Falsch (Gut und Böse hingegen können nie ein Gegensatz sein, weil das Böse nicht gegen das Gute steht, sondern es negiert.) Gegensätze als Widersprüche zu sehen ist Ergebnis mittelmäßigen Denkens, das uns von der Wirklichkeit entfernt. Der böse Geist - der Geistes des Konflikt, der Dialog und Geschwisterlichkeit schwächt - macht aus Gegensätzen Widersprüche und verlangt so unsere Entscheidung. Er reduziert Wirklichkeit auf eine binäre Lösung. Das tun Ideologien und skrupellose Politiker. Wenn wir also auf einen Widerspruch stoßen, der uns nicht erlaubt, uns in Richtung einer echten Lösung zu bewegen, dann wissen wir, dass wir es mit einem reduktiven, einseitigen geistigen Schema zu tun haben, das wir versuchen müssen, zu überwinden. Aber der böse Geist kann auch die Spannung zwischen zwei Polen in einem Gegensatz leugnen und sich stattdessen für eine Art statische Koexistenz entscheiden. Das ist die Gefahr des Relativismus oder einer falschen Friedfertigkeit, einer Haltung des "Friedens um jeden Preis", in dem es um die Vermeidung jeglichen Konflikts geht. In diesem Fall kann es keine Lösung geben, weil Spannung verneint und sich selbst überlassen wird. Es ist außerdem die Weigerung, die Wirklichkeit zu akzeptieren. Es sind also zwei Versuchungen: auf der einen Seite die Versuchung, uns in das Banner der einen oder anderen Seite zu hüllen und so den Konflikt zu verschlimmern; auf der anderen Seite die Versuchung, den Konflikt als solchen zu vermeiden, die dazugehörige Spannung zu verleugnen und unsere Hände in Unschuld zu waschen. Die Aufgabe des Versöhners hingegen ist es, den Konflikt zu "ertragen", ihn anzunehmen, und indem er unter die Oberfläche geht, die Gründe für die Meinungsverschiedenheiten zu erkennen. Er öffnet so den Beteiligten die Möglichkeit einer neuen Synthese, die keine der beiden Pole negiert, sondern das Gute und Gültige in beiden Polen in einer neuen Perspektive bewahrt." | S. 78: "Guardini gave me a startling insight to deal with conflicts, analyzing their complexity while avoiding any simplifying reductionism: there exist differences in tension, pulling apart, but all coexist within a larger unity. Understanding how apparent contradictions could be resolved metaphysically, through discernment, was the topic of my thesis on Guardini, which I went to Germany to research. I worked on it for some years but never finished writing it up. But the thesis has helped me a lot, especially in managing tensions and conflicts. (Twenty years later, in 2012, after I turned seventy-five, when I thought Pope Benedict might accept my resignation as Archbishop of Buenos Aires, it occurred to me for a time that I might, after all, finsish the theseis. But in March 2013 I was transferred to another diocese. In the end I gave what I had written to a priest who was studying Guardini.) One of the effects of conflict is to see as contradictions what are in fact contrapositions, as I like to call them. A contraposition involves two poles in tension, pulling away from each other: horizon/limit, local/global, whole/part, and so on. These are contrapositions because they are opposites that nonetheless interact in a fruitful, creative tension. As Guardini taught me, creation is full of these living polarities, or Gegensätze; they are what make us alive and dynamic. Contradictions (Widersprüche) on the other hand demand that we choose, between right and wrong. (Good and evil can never be an contraposition, because evil is not the counterpart of good but its negation.) To see contrapositions as contradictions is the result of mediocre thinking that takes us away from reality. The bad spirit - the spirit of conflict, which undermines dialogue and fraternity - turns contrapositions into contradictions, demanding we choose, and reducing reality to simple binaries. This is what ideologies and unscrupulous politicians do. So when we run up against a contradiction that does not allow us to advance to a real solution, we know we are faced with a reductive, partial mental scheme that we must try to move beyond. But the bad spirit can also deny the tension between two poles in contraposition, opting instead for a kind of static coexistence. This is the danger of relativism or false irenicism, an attitude of "peace at any price" in which the goal is to avoid conflict altogether. In this case, there can be no solution, because the tension has been denied, and abandoned. This is also a refusal to accept reality. So we have two temptations: on the one hand, to wrap ourselves in the banner of one side or the other, exacerbating the conflict; on the other, to avoid engaging in conflict altogether, denying the tension involved and washing our hands of it. The task of the reconciler is instead to "endure" the conflict, facing it head-on, and by discerning see beyond the surface reasons for disagreement, opening those involved to the possibility of a new synthesis, one that does not destroy either pole, but preserves what is good and valid in both in a new perspective." | Guardini mi hadato una nuova percezione dei conflitti, per affrontarli analizzandone la complessità senza accettare alcun riduzionismo semplificatore. Le differenze di tensione esistono, ciascuna va nella propria direzione, ma coesistono all´ interno di un´ unità più ampia. Capire come le contraddizioni apparenti possano essere risolte metafisicamente, attraverso il discernimento, era l´ argomento della mia tesi su Guardini, su cui intendevo impostare le ricerche quando andai in Germania. Ci ho lavorato per alcuni anni, tuttavia non ho mai finito di scriverla. Ma quella tesi mi ha aiutato molto, sopprattutto a gestire tensioni e conflitti. (Vent´anni dopo, nel 2012, dopo aver computo settantaciqnue anni, quando pensavo che Papa Benedetto avrebbe accolto le mie dimissioni da arcivescovo di Buenos Aires, mi era venuto in mente per un po´che alla fin fine avrei potuto completare la tesi. Ma nel marzo 2013 sono stato trasferito in un´ altra diocesi. In conclusione ho consegnato quello che avevo scritto a un prete studioso di Guardini.)11 Uno degli effetti del conflitto è vedere come contraddizioni quelle che in effetti sono contrapposizioni, come mi piace chiamarle. Una contrapposizione coinvolge due poli in tensione, che divergono l'uno dall'altro: orizzonte/limite, locale/globale, tutto/parte e così via. Sono contrapposizioni perché sono opposti che tuttavia interagiscono in una tensione feconda e creativa. Come mi ha insegnato Guardini, la creazione è piena di queste polarità viventi o Gegensätze; sono esse a renderci vivi e dinamici. Invece le contraddizioni (Widersprüche) ci richiedono di sceglilere tra giusto e sbagliato. (Il bene e il male non possono mai essere in contrapposizione, perché il male non è la controparte del bene, ma la sua negazione.) Quelle che vede le contrapposizioni come contraddizioni è un pensiero mediocre che ci allontana dalla realtà. Lo spirito cattivo - lo spirito di conflitto, che compromette il dialogo e la fraternità - cerca sempre di trasformare le contrapposizioni in contraddizioni, pretendendo che scegliamo e riducendo la realtà a semplici coppie di alternative. è questo che fanno le ideologie e i politici senza scrupoli. Dunque, quando ci imbattiamo in una contraddizione che non ci consente di avanzare verso una vera soluzione, sappiamo di trovari di fronte a uno schema mentale riduttivo e parziale che dobbiamo cercare di superare. Ma lo spirito cattivo può anche negare la tensione tra due poli in contrapposizione, preferendo invece una sorta di convivenza statica. Qui c´ è il pericolo del relativismo o del falso irenismo, un atteggiamento di "pace a qualsiasi costo" che ha per obiettivo di evitare del tutto il conflitto. In questo caso non può esserci soluzione, perché la tensione è stata negata e abbandonata. Anche questo è in rifiuto di accettare la realtà. Quindi abbiamo due tentazioni: da un lato, quella di avvolgerci nello stendardo di una parte o dell´ altra, esasperando il conflitto; dall´altro, quella di lavarcene le mani, per evitare del tutto di entrare in opposzione, negando la tensione che è presente. Il compito del riconciliatore è invece quello di "sopportare" il conflitto e, attraverso il discernimento, guardare oltre le ragioni superficiali del disaccordo, aprire chi vi è implicato alla possibilità di una nuova sintesi, che non distrugga nessuno dei due poli, ma conservi in una nuova prospettiva ciò che è buono e valido di entrambi." |
Würdigung und Kritik
Zur Problematik der verwendeten Übersetzung von Der Gegensatz
- In Spanische wurde "Der Gegensatz" vollständig erstmals 1996 unter dem Titel "El contraste. Ensayo de una filosofía de lo viviente-concreto" (Madrid 1996 in der Biblioteca de Autores Cristianos, kurz BAC), ins Spanische übersetzt von Alfonso López Quintás, vorgelegt.
- Papst Franziskus verwendet, wie er auch in autobiographischen Erzählungen erwähnt, die italienischen Übersetzungen durch Guido Sommavilla: Oppositione polare, in: Scritti filosofici, Band 1, ins Italienische übersetzt, hrsg. und eingeleitet durch Guido Sommavilla, Mailand 1964. Auch die jeweils überarbeiteten Übersetzungen von 1997 durch Giulio Colombi im Rahmen der Opere die Romano Guardini: L´ opposizione polare. Saggio per una filosofia del concreto vivente, Brescia November 1997, Opere di Romano Guardini 43; und 2007 durch Alberto Anelli im Rahmen der Opera omnia: L´ opposizione polare. Tentativi per una filosofia del concreto vivente, in: Opera omnia I: Scritti di metodologia filosofica, 2007, S. 65-241, wurden von ihm nicht herangezogen.
- Guardini selbst schreibt in seiner Gegensatzpaar-Tabelle aber nicht von "Einheit und Mannigfaltigkeit", sondern von "Zusammenhang und Gliederung", schreibt dann von der "Richtung auf Einheit und Zusammenhang" gehendund dann in der Ausführung erst statt von "Zusammenhang und Gliederung" von "Einheit und Mannigfaltigkeit". Dies bedeutet aber keine synonyme Verwendung, sondern er betont damit die "Einheit" im "Zusammenhang" und die "Mannigfaltigkeit" in der "Gliederung". Wenn daher diese bei Guardini selbst vorfindliche Ähnlichkeitsbeziehung zur reinen Synonomie gemacht wird, geht der begriffliche Unterschied zwischen "Einheit" und "Zusammenhang" und "Mannigfaltigeit" und "Gliederung" auf der anderen Seite verloren. Wenn Guardini bereits in der Gegensatzreihe "Einheit und Mannigfaltigkeit" gemeint hätte, hätte er es getan. Daher kann man im höchsten Fall "Zusammenhang (Einheit)" und "Gliederung (Mannigfaltigkeit)" schreiben und übersetzen. Leider hat dies Sommavilla, auf dessen Übersetzung er sich bezieht, nicht getan. Das Problem entsteht aber bei dieser Verschiebung in der Bestimmung der "Spannungseinheit", denn diese wird dann dadurch zur "Einheit" von "Einheit" und "Mannigfaltigkeit". Damit würde aber ein Pol selbst zur Spannungseinheit, er wäre Spannungseinheit und Pol in einem.
Contrapositionen
- Papst Franziskus verwendet für den deutschen Begriff "Gegensätze" gerne den Begriff "contraposizione" (Gegenposition) in untermittelbarerer Abgrenzung zu "contradizione" (Widerspruch). Damit macht er im italienischen wie im Deutschen eine einprägsamere Gegenüberstellung von dialogischen, in Spannungseinheit zu haltenden polaren Gegen-Positionen zu dialektischen, in These-Antithese-Synthese sich auflösende Gegen-Sprüche deutlich, in denen ursprünglich polare Gegensätze in einem Maße zu sich ausschließenden Extrem-Positionen und somit zu Schein-Widersprüchen gemacht werden.
Synthese oder Synopse?
- Auch wenn Guardini den Begriff "Synthese" nicht apodiktisch, aber erkennbar meidet, ist es bedauerlich, dass Papst Franziskus 2020 von "the possibility of a new synthesis", also der "Möglichkeit einer neuen Synthese" spricht. Hier geht es aber nicht um das Finden einer "Synthese", sondern wenn dann um eine Zusammenschau als Spannungseinheit, also eher das Finden einer "Synopse". 2019 hatte er noch richtig betont "Bei einer Spannung darf man also nicht nach der Synthese suchen, denn die Synthese kann zerstören", um dann auf den "Polyeder" hinzuweisen.
Kritik an der deutschen Übersetzung von "Wage zu träumen!"
- Papst Franziskus setzt hier im Englischen bewußt die Unterschiede von opposites, oppositions, contrapositions und counterparts im Vergleich zu contradictions ein. Diese Differenzierungen werden im Deutschen mit "Gegensätze" nivelliert oder in Sätze hinein aufgelöst. Indem er contraposition versus contradiction als Gegenposition versus Gegenspruch (Widerspruch) setzt, unterstreicht er noch einmal die leichte Verwechselbarkeit, die von Ideologien (-ismen) bewußt ausgenutzt wird. Es ist daher für mich unverständlich, wie man einen englischen Satz "These are contrapositions because they are opposites that nonetheless interact in a fruitful, creative tension." im Deutschen auf "Es sind Gegensätze, die trotz allem in fruchtbarer, kreativer Spannung zueinander stehen." zu reduzieren. Richtig müsste es es heißen: "Es handelt sich um Gegenpositionen, weil sie Gegensätze sind, die nichtdestoweniger in einer fruchtbaren, schöpferischen Spannung interagieren."
- Papst Franziskus gibt das Thema seiner Doktorarbeit mit "Understanding how apparent contradictions could be resolved metaphysically, through discernment" an. Dies wurde im Deutschen mit "Zu verstehen, wie offenbare Widersprüche metaphysisch durch Unterscheidung zu lösen sind" übersetzt. Tatsächlich heißt es aber: "Zu verstehen, wie scheinbare Widersprüche metaphysisch gelöst werden können, durch Urteilsfähigkeit", denn zum einen würden sich offenbare, also tatsächliche Widersprüche (gut-böse, richtig-falsch, hell-dunkel) nicht auflösen lassen, und Unterscheidung ist nicht discernment (Urteilsfähigkeit durch unterscheidendes Erkennen und Wahrnehmen), sondern distinction (Unterscheidung durch Trennung) oder differentiation (Unterscheidung als Differenzierung).
Kritik an der Verwendung des Wortes "Unkultur"
- Papst Franziskus sagt, Guardini spreche von einer zweiten Form der "Unkultur" (incultura). Er bezieht sich dabei wohl auf eine Stelle in "Ende der Neuzeit", in der es aber um eine "zweite Form der Wildnis" und um eine "nichtkulturelle Kultur" geht. Die Stelle bei Guardini heißt: "Die Wildnis in ihrer ersten Form ist bezwungen: die unmittelbare Natur gehorcht. Sie kehrt aber innerhalb der Kultur selbst wieder, und ihr Element ist eben das, was die erste Wildnis bezwungen hat: die Macht selbst. In dieser zweiten Wildnis haben sich alle Abgründe der Urzeit wieder geöffnet. Alles wuchernde und erwürgende Wachstum der Wälder dringt wieder vor. Alle Ungeheuer der Einöden, alle Schrecken der Finsternis sind wieder da. Der Mensch steht wieder vor dem Chaos; und das ist um so furchtbarer, als die meisten es gar nicht sehen, weil überall wissenschaftlich gebildete Leute reden, Maschinen laufen und Behörden funktionieren. Vielleicht ist durch das Gesagte deutlicher geworden, warum wir erwogen haben, ob wir nicht die Bezeichnung der »nichtkulturellen Kultur« anwenden sollten. Wenn das, was der Mensch der vergangenen Jahrhunderte hervorbrachte und worin er wohnte, Kultur war, dann ist das, womit wir es heute zu tun haben, tatsächlich etwas anderes. Der existentielle Raum, in dem es steht, ist ein anderer; anders ist sein Charakter und anders, was von ihm abhängt."
- Ich bezweifele ob Guardini mit seiner "nichtkulturellen Kultur" der "zweiten Wildnis" tatsächlich von "Unkultur" sprechen wollte. Jedenfalls verwendet Guardini das Wort "Unkultur" in seinem Werk nicht. Das Problem der wohl in der italienischen oder spanischen Übersetzung verursachten "Unkultur" überträgt sich auch auf die englische Sprache und die Rückübersetzung ins Deutsche, wo nunmehr auch davon die Rede ist, dass Guardini von einer "zweiten Form der Unkultur" gesprochen habe. Zumindest im Englischen wäre aber die Übersetzung mit "non-cultural culture" of the "second wildernis" durchaus möglich. Im Italienischen wäre bei der zweiten Wildnis zumindest von "cultura selvaggia" zu sprechen im Unterschied zur ersten Wildnis als "natura selvaggia". Tatsächlich heißt die Stelle in der Spanischen Übersetzung von Mariscal, 1958: "el problema central, en torno al cual va a girar la tarea del futuro y de cuya solución dependerá todo, no solamente el bien-estar o la miseria, sino la vida o la muerte, es el problema del poder. No el de su aumento, que se opera por sí solo; sino el de su sujeción, el de su recto uso. La incultura en su primera forma está vencida: la naturaleza inmediata obedece. Pero esa incultura penetra de nuevo dentro de la misma cultura, y su instrumento es precisamente lo que proporcionó el triunfo sobre su misma forma: el poder mismo. En esta segunda forma de incultura se han vuelto a abrir los abismos de los tiempos primitivos. La prolífica y sofocante vegetación de los bosques ha vuelto a ganar terreno. Nuevamente hace su aparición toda la angustia de los desiertos, todo el horror de las tinieblas. El hombre se encuentra de nuevo ante el caos; y es tanto más espantoso cuanto que la mayoría no lo ve en absoluto, porque dondequiera que hablan personas científicamente preparadas hay máquinas en marcha y oficinas funcionando..." (denn Bergoglio zitiert just diesen Passus in: Necesidad de una antropologiía política: un problema pastoral, Stromata. Ciencia y fe, 45, 1989, S. 173-189, hier S. 182)
- Die erste Wildnis ist von Gott gewollte, von Kultur noch unberührte Natur. Sie ist eben weder Kultur noch Unkultur. Die zweite Wildnis ist eine degenerierte Kultur, eine Barbarei, eine barbarische Kultur. Aber auch eine barbarische Kultur ist eben keine Un-Kultur, sondern nach Guardinis eigenen Worten eine "nicht-kulturelle Kultur", eine Kultur, die selbst vergessen hat, was der "Sinn", der "Geist", das "Wesen" echter menschlicher Kultur ist. Daher hat Papst Franziskus in der Bewertung dieser zweiten Wildnis bei Guardini natürlich recht: eine Kultur, die auf Zerstörung hin angelegt ist (Atomwaffen) und eine Kultur, die statt auf Erhalt der Vielfalt auf Mono-Kultur hin angelegt ist, um - in der Regel nicht nachhaltig - größtmöglichen Nutzen aus ihr zu ziehen, ist Barbarei. Von ihr sagt Guardini bereits sehr früh: "Barbarei tritt dann ein, wenn die Natürlichkeit und die Kultur zugleich verloren sind." Die Antwort, die Papst Franziskus gibt, ist ebenfalls jene Guardinis, der schreibt: "So steht der heutige Mensch vor einer Entscheidung, die, nach einer Reihe von Jahr-Hunderttausenden, wieder die gleiche ist, wie jene der Frühzeit: Entweder er verfällt der Wildnis - diesmal jener der Kultur -, indem er von ihren Motivketten, Problemgewirren, Handlungswirbeln aufgesogen wird, oder er gewinnt ihr gegenüber Stand und bringt sie in eine sinnvolle Beziehung zu echter personaler Existenz. Worum es geht, sind also nicht Reformen, die hier und dort und irgendwo sonst ansetzen, sondern eine neue Basis und eine neue Freiheit, die den Menschen befähigen, das, was ist, in den Blick zu bekommen; vom wirklichen Charakter der Vorgänge betroffen zu werden; zu unterscheiden, was wertvoll und was wertlos ist, und über die Sinnlosigkeit zu erschrecken, welche den Menschen der Apparatur ausliefert. Eine Aufgabe also, die an Größe jener der Frühzeit entspricht - ja vielleicht, da das neue Chaos eine ganz andere Bösartigkeit hat, sie noch übersteigt." (Guardini, in: Der Sonntag)
Internet
- Wikipedia-Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Franziskus_(Papst)
- Deutschland-Radio: Ludger Fittkau: Wo der Papst seine Doktorarbeit plante - Artikel vom 14.03.2013 (über das Sabbatjahr 1986 in Deutschland) - https://www.deutschlandradio.de/wo-der-papst-seine-doktorarbeit-plante.331.de.html?dram:article_id=240539
- Rainer Leurs: Bergoglio in Hessen. Er spricht Deutsch. Um an seiner Dissertation zu arbeiten, kam der junge Pater Jorge Mario Bergoglio in den achtziger Jahren nach Deutschland. Tatsächlich hat der argentinische Papst hier noch alte Bekannte. Artikel im SPiegel vom 14.03.2013 - https://www.spiegel.de/panorama/spurensuche-in-deutschland-papst-franziskus-und-sankt-georgen-a-888849.html