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Aus Romano-Guardini-Handbuch
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* 2. März 1953: „Heute nachmittag habe ich einen Vortrag, den ich an der Universität gehalten, auf Band gesprochen. Es wird um Ostern herum durch den Bayr. Rundfunk gesendet werden” (201. Brief vom 2. März 1953, München, in: Briefe an Josef Weiger, a.a.O., S. 387).
* 1. Juni 1953, abends: Kinobesuch "Quattro passi nelle nuvole", eigentlicher Titel: "Quattro passi fra le nuvole". Der italienische Film von 1942 lief wohl am 1. Juni 1953 in München.
* 1. Juni 1953, abends: Kinobesuch "Quattro passi nelle nuvole", eigentlicher Titel: "Quattro passi fra le nuvole". Der italienische Film von 1942 lief wohl am 1. Juni 1953 in München.
* 3. Juni 1953: Nach einer Lektüre einer Darstellung von [[Maurice Montuclard]] notiert Guardini in sein Tagebuch, dass er dabei „zum ersten Mal die innere geschichtliche Möglichkeit des Kommunismus empfunden habe. Wie wenn auf einmal alles in Frage gestellt wäre.”
* 12. Juni 1953: In seinem Tagebuch notiert Guardini über [[Theodor W. Adorno]], er sehe in Adorno “eine Monotonie der Kritik aus einer bitteren Überlegenheit. Seine `Minima moralia´ sind geradeso.”
* 23. Juni 1953: Guardini schreibt in sein Tagebuch von einer Einladung des Verlages Kohlhammer, „für eine Sammlung politischer Texte hohen Wertes die Einleitung zu schreiben. Auf meine verwunderte Frage, ob man denn wisse, dass ich Theologe sei: eben das wolle man ... Und ob man die Abstempelung nicht fürchte; nein, gerade das sei erwünscht.“ Noch konnte Guardini diese neue Situation nicht recht einordnen: „Ist das nun ein Zeichen entstehender Verständnis- und Vertrauensverhältnisse oder Bankrott im Allgemeinen?”, fragte er sich selbst (Guardini, Stationen und Rückblicke/Berichte über mein Leben, a.a.O., S. 165). Allem Anschein nach ist dieses Projekt dann aber doch nicht zustande gekommen.
* 3. Juli 1953: Lektüre des Buches “Verratenes Atomgeheimnis” von Alan Moorehead (Braunschweig 1953) “mit großer Beteiligung” gelesen. Vier Tage später schrieb er über die beunruhigende Wirkung dieses Buches: „Ich werde im Ethikkolleg morgen darüber sprechen, als Beispiel für den aus der Autonomiehaltung kommenden Nihilismus.”  Das hat er dann auch tatsächlich getan (Guardini, Stationen und Rückblicke/Berichte über mein Leben, a.a.O., S. 169f., Eintrag zum 7. und 8. Juli 1953; vgl. Guardini: Ethik a.a.O., S. 1072). Guardini hat sich dabei vor allem auf die Rolle des Deutschen Klaus Fuchs (* 1911) konzentriert (Vgl. Gerner, a.a.O., Bd. 1, S. 255, FN 26. Zu Klaus Fuchs vgl. auch: May, Nunn: Klaus Fuchs, Pontecorvo. Aus dem Englischen von Maria von Schweinitz, 1953). 
* 3. Juli 1953: Guardini vermerkt in seinem Tagebuch ein zentrales Moment der Schwäche der deutschen Nachkriegsdemokratie: der fehlende Sinn für echte Repräsentation. Nachdem er den Film von der Krönung der englischen Königin gesehen hatte, schrieb in seinem Tagebuch: "Dass uns alles das verloren ist! Im politischen Leben Deutschlands gibt es nichts, aber auch gar nichts, was irgendeiner Weise damit vergleichbar wäre. Daneben ist alles einfach banal; darüber hilft keine demokratische Selbsttröstung hinweg" (Guardini, Stationen und Rückblicke/Berichte über mein Leben, a.a.O., S. 169 f.). Allerdings übt Guardini gleichzeitig deutliche Kritik an der staatskirchlichen Organisation der englischen Monarchie, die dazu führe, dass die Katholiken nur “danebenstehen” und nicht “hereingezogen” würden. [Nicht wenige haben aus derartigen Bemerkungen eine Sympathie Guardinis für die Monarchie abgeleitet. Dem muss entschieden widersprochen werden, zum einen weil es sich bei der englischen Monarchie ja gerade um eine parlamentarisch-konstitutionelle handelt, zum anderen weil Guardini, wie wir bereits mehrfach gesehen haben, klar und deutlich zwischen Demokratismus und Demokratie unterscheidet. Ohne Frage hat Guardini erhebliche Zweifel an der konkreten Form und der politischen Kultur der deutschen Nachkriegsdemokratie, nicht aber an der Möglichkeit und Notwendigkeit der Demokratie selbst.]
* 21. Juli 1953: Guardini notiert in seine tagebuchartigen Aufzeichnungen: „Am Sonntagabend eine besondere Erfahrung: dass Er so ganz anders ist. Sie hat sich zum ersten Mal angedeutet, als ich fühlte, wie ganz anders das Sein der Materie ist als ihre Erscheinung“ (Guardini, Stationen und Rückblicke/Berichte über mein Leben, a.a.O., S. 173 f., Eintrag zum 21. Juli 1953).
* 22. Juli 1953: Guardini notiert in sein Tagebuch über ein Gespräch mit [[Emil Vietta]] zur Vorbereitung der „Darmstädter Gespräche“ von diesem Jahr, bei denen Guardini den zusammenfassenden Vortrag halten sollte. In der Soziologie herrsche die Tendenz einer vollständigen Funktionalisierung. Vom „Wesentlichen der Person, der Autorität, der Hoheit und der Begründung ins Absolute spreche keiner. Manchmal hat man das Gefühl, gegen eine Strömung zu arbeiten, die überall wider einen drückt" (Guardini, Stationen und Rückblicke/Berichte über mein Leben, a.a.O., S. 174, Eintrag zum 22. Juli 1953).
* 14. Juli 1953: Der Eintrag legt für die erste Hälfte des Juli eine Lektüre des Buches “Zwiespältiges Dasein” (Freiburg 1953) von [[Jakob Hommes]] (1898-1966), das “die existenziale Ontologie von Hegel bis Heidegger” behandelte. Guardini hielt das Buch für “eine, wie es scheint, sehr tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem Existentialismus” und kommentierte: "Ich wusste schon vorher, dass ich mich mit diesem genau beschäftigen müsse; jetzt ist mir das noch deutlicher geworden. Hier liegen die Probleme, die uns sehr nahe gehen. Vielleicht ist die christliche Antwort darauf noch gar nicht gegeben" (Guardini, Stationen und Rückblicke/Berichte über mein Leben, a.a.O., S. 173, Eintrag vom 14. Juli 1953)
* 12. Oktober 1953 (laut Tagebucheintrag): Besuch der Villa der Großeltern mütterlicherseits in [[Colognola di Colli]]: "Man ließ uns in den Garten eintreten - die Besitzer waren gerade abwesend - und alles war nicht viel anders, als es gewesen, wie wir als Kinder bei den Großeltern zu Besuch waren ... Ich mag keine Erinnerungen. Was vorbei ist, ist für mich sehr vorbei."
* 1953 erscheinen die ersten größeren Würdigungen des Denkansatzes und bisherigen Werkes Guardinis. Neben [[Karl Wucherer-Huldenfeld]]s Studie über seine Gegensatzlehre haben unter anderem [[Alois Dempf]] und [[Fritz Leist]] im „Philosophischen Jahrbuch der Görres-Gesellschaft“ Guardinis Gesamtwerk zusammengefasst.

Aktuelle Version vom 27. August 2024, 09:52 Uhr

  • 2. März 1953: „Heute nachmittag habe ich einen Vortrag, den ich an der Universität gehalten, auf Band gesprochen. Es wird um Ostern herum durch den Bayr. Rundfunk gesendet werden” (201. Brief vom 2. März 1953, München, in: Briefe an Josef Weiger, a.a.O., S. 387).
  • 1. Juni 1953, abends: Kinobesuch "Quattro passi nelle nuvole", eigentlicher Titel: "Quattro passi fra le nuvole". Der italienische Film von 1942 lief wohl am 1. Juni 1953 in München.
  • 3. Juni 1953: Nach einer Lektüre einer Darstellung von Maurice Montuclard notiert Guardini in sein Tagebuch, dass er dabei „zum ersten Mal die innere geschichtliche Möglichkeit des Kommunismus empfunden habe. Wie wenn auf einmal alles in Frage gestellt wäre.”
  • 12. Juni 1953: In seinem Tagebuch notiert Guardini über Theodor W. Adorno, er sehe in Adorno “eine Monotonie der Kritik aus einer bitteren Überlegenheit. Seine `Minima moralia´ sind geradeso.”
  • 23. Juni 1953: Guardini schreibt in sein Tagebuch von einer Einladung des Verlages Kohlhammer, „für eine Sammlung politischer Texte hohen Wertes die Einleitung zu schreiben. Auf meine verwunderte Frage, ob man denn wisse, dass ich Theologe sei: eben das wolle man ... Und ob man die Abstempelung nicht fürchte; nein, gerade das sei erwünscht.“ Noch konnte Guardini diese neue Situation nicht recht einordnen: „Ist das nun ein Zeichen entstehender Verständnis- und Vertrauensverhältnisse oder Bankrott im Allgemeinen?”, fragte er sich selbst (Guardini, Stationen und Rückblicke/Berichte über mein Leben, a.a.O., S. 165). Allem Anschein nach ist dieses Projekt dann aber doch nicht zustande gekommen.
  • 3. Juli 1953: Lektüre des Buches “Verratenes Atomgeheimnis” von Alan Moorehead (Braunschweig 1953) “mit großer Beteiligung” gelesen. Vier Tage später schrieb er über die beunruhigende Wirkung dieses Buches: „Ich werde im Ethikkolleg morgen darüber sprechen, als Beispiel für den aus der Autonomiehaltung kommenden Nihilismus.” Das hat er dann auch tatsächlich getan (Guardini, Stationen und Rückblicke/Berichte über mein Leben, a.a.O., S. 169f., Eintrag zum 7. und 8. Juli 1953; vgl. Guardini: Ethik a.a.O., S. 1072). Guardini hat sich dabei vor allem auf die Rolle des Deutschen Klaus Fuchs (* 1911) konzentriert (Vgl. Gerner, a.a.O., Bd. 1, S. 255, FN 26. Zu Klaus Fuchs vgl. auch: May, Nunn: Klaus Fuchs, Pontecorvo. Aus dem Englischen von Maria von Schweinitz, 1953).
  • 3. Juli 1953: Guardini vermerkt in seinem Tagebuch ein zentrales Moment der Schwäche der deutschen Nachkriegsdemokratie: der fehlende Sinn für echte Repräsentation. Nachdem er den Film von der Krönung der englischen Königin gesehen hatte, schrieb in seinem Tagebuch: "Dass uns alles das verloren ist! Im politischen Leben Deutschlands gibt es nichts, aber auch gar nichts, was irgendeiner Weise damit vergleichbar wäre. Daneben ist alles einfach banal; darüber hilft keine demokratische Selbsttröstung hinweg" (Guardini, Stationen und Rückblicke/Berichte über mein Leben, a.a.O., S. 169 f.). Allerdings übt Guardini gleichzeitig deutliche Kritik an der staatskirchlichen Organisation der englischen Monarchie, die dazu führe, dass die Katholiken nur “danebenstehen” und nicht “hereingezogen” würden. [Nicht wenige haben aus derartigen Bemerkungen eine Sympathie Guardinis für die Monarchie abgeleitet. Dem muss entschieden widersprochen werden, zum einen weil es sich bei der englischen Monarchie ja gerade um eine parlamentarisch-konstitutionelle handelt, zum anderen weil Guardini, wie wir bereits mehrfach gesehen haben, klar und deutlich zwischen Demokratismus und Demokratie unterscheidet. Ohne Frage hat Guardini erhebliche Zweifel an der konkreten Form und der politischen Kultur der deutschen Nachkriegsdemokratie, nicht aber an der Möglichkeit und Notwendigkeit der Demokratie selbst.]
  • 21. Juli 1953: Guardini notiert in seine tagebuchartigen Aufzeichnungen: „Am Sonntagabend eine besondere Erfahrung: dass Er so ganz anders ist. Sie hat sich zum ersten Mal angedeutet, als ich fühlte, wie ganz anders das Sein der Materie ist als ihre Erscheinung“ (Guardini, Stationen und Rückblicke/Berichte über mein Leben, a.a.O., S. 173 f., Eintrag zum 21. Juli 1953).
  • 22. Juli 1953: Guardini notiert in sein Tagebuch über ein Gespräch mit Emil Vietta zur Vorbereitung der „Darmstädter Gespräche“ von diesem Jahr, bei denen Guardini den zusammenfassenden Vortrag halten sollte. In der Soziologie herrsche die Tendenz einer vollständigen Funktionalisierung. Vom „Wesentlichen der Person, der Autorität, der Hoheit und der Begründung ins Absolute spreche keiner. Manchmal hat man das Gefühl, gegen eine Strömung zu arbeiten, die überall wider einen drückt" (Guardini, Stationen und Rückblicke/Berichte über mein Leben, a.a.O., S. 174, Eintrag zum 22. Juli 1953).
  • 14. Juli 1953: Der Eintrag legt für die erste Hälfte des Juli eine Lektüre des Buches “Zwiespältiges Dasein” (Freiburg 1953) von Jakob Hommes (1898-1966), das “die existenziale Ontologie von Hegel bis Heidegger” behandelte. Guardini hielt das Buch für “eine, wie es scheint, sehr tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem Existentialismus” und kommentierte: "Ich wusste schon vorher, dass ich mich mit diesem genau beschäftigen müsse; jetzt ist mir das noch deutlicher geworden. Hier liegen die Probleme, die uns sehr nahe gehen. Vielleicht ist die christliche Antwort darauf noch gar nicht gegeben" (Guardini, Stationen und Rückblicke/Berichte über mein Leben, a.a.O., S. 173, Eintrag vom 14. Juli 1953)
  • 12. Oktober 1953 (laut Tagebucheintrag): Besuch der Villa der Großeltern mütterlicherseits in Colognola di Colli: "Man ließ uns in den Garten eintreten - die Besitzer waren gerade abwesend - und alles war nicht viel anders, als es gewesen, wie wir als Kinder bei den Großeltern zu Besuch waren ... Ich mag keine Erinnerungen. Was vorbei ist, ist für mich sehr vorbei."
  • 1953 erscheinen die ersten größeren Würdigungen des Denkansatzes und bisherigen Werkes Guardinis. Neben Karl Wucherer-Huldenfelds Studie über seine Gegensatzlehre haben unter anderem Alois Dempf und Fritz Leist im „Philosophischen Jahrbuch der Görres-Gesellschaft“ Guardinis Gesamtwerk zusammengefasst.