Epoche

Aus Romano-Guardini-Handbuch
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Guardinis Begriff der Epoche geht von der Möglichkeit einer zwar chronologischen, aber vor allem phänomenologischen Typisierung von Epochen aus. Dabei geht er von einer vor allem im deutschsprachigen, aber auch im slawischen Raum verbreiteten Bezeichnung von Antike, Mittelalter und Neuzeit aus.

Diese phänomenologische Typisierung entfaltet er besonders in seinem Buch "Das Ende der Neuzeit", ist aber schon in einem frühen Aufsatz von 1911 über Das Interesse der deutschen Bildung an der Kultur der Renaissance, in dem er ausdrücklich vom "neuen Mittelalter" spricht, das keine Restauration, kein Zurück ins Mittelalter will, sondern in die Zukunft gerichtet ist. Er führt das neue Interesse an der Renaissance darauf zurück, dass die Neuzeit zu Ende gegangen ist und man auf der Suche nach der Signatur der jetzigen Übergangsphase ist. Dabei könne der Blick auf die Renaissance zwar helfen, aber Guardini warnt davor, zu versuchen, die damaligen Kriterien auf heute zu übertragen, da die Neuzeit, gerade auch mit ihren Errungenschaften ja nicht ausgelöscht werden können:

Guardini schreibt, damals anonym: "Was an der Renaissance unvergänglich ist, ist all der Reichtum schaffenden, sprudelnden Lebens, die geniale Größe ihrer Menschen und Werke. Aber ihr letzter eigentlicher Inhalt, ihre »Lehre« vermag uns Heutigen nichts zu nützen. - Es gibt aber eine andere Zeit, die uns wirklich verwandt ist, die des Hellenismus und des römischen Kaisertums. Auch sie hatte ein Freiwerden aller individuellen Kräfte und Momente, eine Einstellung der Aufmerksamkeit auf das Ich erlebt. Auch sie war zersplittert, skeptisch und gefangen in dies Ich. Auf sie aber folgte nach langem Ringen eine Periode, die in ihrer Art das hatte, was wir heute suchen, das Mittelalter, jene Jahrhunderte gewaltiger Leistungen, gewaltiger Einheiten. Das Mittelalter ist die modernste Zeit, mehr, es ist unsere Zukunft. Wie aus der zersetzten hellenistisch-römischen Kultur, durch den Eintritt des Christentums und Germanentums das Mittelalter wurde, das Schauspiel, scheint mir, könnte uns Weisheit lehren, denn unsere Aufgabe ist, ein neues »Mittelalter« zu schaffen. Das braucht niemanden zu erschrecken; nicht zurück zum vergangenen, sondern vorwärts zu »unserem Mittelalter« Solls gehen. Vom Entstehen des ersten aber können wir lernen, die Welt wieder nicht mit den kleinen, verschleierten Augen unserer Subjektivität, sondern mit dem Blick der Dinge selbst, Gottes, zu sehen. Könnten uns wieder nach der Enge und Ängstlichkeit der »kritischen« Zeit die große, so tiefschauende Naivität des objektiven Auges, die Kraft der großen ungebrochenen Bejahung erringen, sie für viele verlorenen Ideale der Heiligkeit, der Wahrheit, der Herrlichkeit des Reiches Gottes wiederfinden."

Epochen nach Guardini

  • Antike
    • (Frühantike)
    • Hochantike
    • Spätantike
  • Übergangsphase (Hellenismus und römisches Kaisertum)
  • Mittelalter
    • Frühmittelalter
    • Hochmittelalter
    • Spätmittelalter
  • Übergangsphase (Renaissance)
  • Neuzeit (demnächst auch "zweites Mittelalter")
    • Frühneuzeit
    • Hochneuzeit
    • Spätneuzeit
  • Übergangsphase (Nach-Neuzeit) [1900-dato]
  • Zukünftig, aber noch nicht bestimmbar: "Neues Mittelalter" bzw. "Zweite Neuzeit" bzw. eine neue "Neuzeit"
    • "Neues Frühmittelalter"
    • usw.

wird noch weiter vervollständigt