August Ludowici
Aus Romano-Guardini-Handbuch
August Ludowici (1866-1945)
Biographie
- Der aus Landau stammende Ludowici war ein radikaler Deutsch-Nationalen und „Hobby-Philosoph”
- ursprünglich Ziegeleibesitzer, Pflanzen- und Rebzüchter
- später nachdem er sich seinen Anteil an der väterlichen Ziegelei von seinem Bruder ausbezahlen ließ, u.a. Stifter der Stadthalle Landau und Ehrendoktor der Universität.
- Nach dem 1. Weltkrieg wurde er von den Franzosen, die die Pfalz und das Rheinland besetzt hielten, ausgewiesen.
- Bis 1933 lebte er überwiegend auf Teneriffa. In dieser Zeit soll er u.a. auch Konsul in Genf gewesen sein, wobei er das dortige Konsulat auf eigene Kosten unterhielt.
- Erst nach der Machtergreifung Hitlers kehrte Ludowici nach Rheinzabern/Landau zurück.
- Er war ein großer Verehrer Rosenbergs und Hitlers und ein glühender Verfechter des Nationalsozialismus.
- 1941 erschien seine Autobiographie unter dem Titel „Eine Lebensernte aus bewegter Zeit” (August Ludowici, Eine Lebensernte aus bewegter Zeit”: 1866-1940, München 1941)
- Am 12. Mai 1945 begeht Ludowici Selbstmord.
- Im Jahr 2000 wurde der Nachlass im Stadtarchiv Landau eröffnet, worin sich aber hauptsächlich nur mehrere Exemplare seiner Autobiographie befanden. Vgl. Martin, Michael: August Ludowici: Versuch eines Lebensbildes, in: Förderverein zur Sanierung der Festhalle (Hrsg.): Festhalle Landau, Landau 1996, S. 33-36.
Ludowici und Chamberlain
- Ludowici war schon früh mit Houston Stewart Chamberlain befreundet. Sie ist bereits dokumentiert durch einen Brief von Chamberlain an August Ludowici vom 20. Februar 1904.
- 1913 schrieb Ludowici eine Schrift mit dem Titel „Das genetische Prinzip. Versuch einer Lebenslehre” (München: Bruckmann 1913), die 1914 durch Chamberlain in den Bayreuther Blättern besprochen wird, zu der er sich „als alter Freund des Verfassers zu Zurückhaltung verpflichtet” fühlt.
- Chamberlain widmete ihm seine Autobiographie „Lebenswege meines Denkens” (1919): „Meinem Freunde August Ludowici. Dem vorbildlich schlichten, gründlichen und edelgesinnten deutschen Mann. In Verehrung und Dankbarkeit.”
- Zwei Jahre später widmete Ludowici ihm seine „Pflugschar” (1921): "Seinem edlen Freunde Houston Stewart Chamberlain.”
Ludowici als Gegensatzphilosoph
- Seine „Lebenslehre” verstand Ludowici ausdrücklich als „Gegensatzphilosophie”, was auch der veränderte Titel der zweiten Auflage von 1917 zeigt: „Spiel und Widerspiel. Ein Werkzeug zum Ausgleich der Widersprüche” (2., verb. Ausg. vom "Genetischen Prinzip" (1913). München 1917).
- Darin unterließ er jegliche Unterscheidung zwischen Gegensatz und Widerspruch, was später gerade der Ansatzpunkt Guardinis sein wird.
- Unverkennbar ist Ludowicis Anknüpfen an Nietzsches Gegensatzphilosophie, die sich in seinem zweiten großen Werk sogar im Titel niederschlug: „Die Pflugschar: Philosophie des Gegensatzes” (München 1921). Mit dem Titel knüpft er direkt an Nietzsches Werk "Menschliches, Allzumenschliches, Ein Buch für freie Geister" (1878-79; MA) an, eine Aphorismenschrift, die er zunächst noch als „Unzeitgemäße Betrachtung“ unter dem Titel „Die Pflugschar“ geplant und im Juni 1876 begonnen hatte. Während die in fünf "Bücher" gegliederte "Morgenröte" (1881; M) unter dem Titel "passio nova" konzipiert und mit dem Titel "Die Pflugschar" als Manuskript abgeschlossen wurde, war "Die fröhliche Wissenschaft" (1882, erweitert 21887; FW) zunächst als Fortsetzung der "Morgenröte" geplant, vgl. Nemec, Friedrich: Friedrich Nietzsche, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 19, 1999. Die Schrift Ludowicis bildete vom Titel her quasi eine negative Brücke zu Guardinis Schrift von 1914 und dessen Erweiterung 1925.
- Ludowicis „Denkfibel” aus dem Jahr 1927 mit dem Untertitel „Die Lehre vom organischen Gegensatz” (München 1927), der 1929 in der zweiten Auflage in „Der Gegensatz als Richtmass” (München, (2)1929, (4., verb.) 1934; (5)1937) geändert wird, erscheint dann geradezu wieder als deutsch-nationale Antwort auf Guardini.
- Eine persönliche Bekanntschaft oder Auseinandersetzung zwischen Guardini und Ludowici ist bislang allerdings nicht bekannt.
- Im Dritten Reich folgen dann noch die nunmehr gänzlich nationalsozialistisch geprägten Schriften „Zugleich: Versuch einer Ordnungslehre (Hochzucht der Seele)” (München 1933), „Der Denkkreis. Drei philosophische Lesebogen” (1937) und „Der neue Weg. Versuch einer deutschen Weltanschauung” (ca. 1939/40).