Dietrich von Hildebrand

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Dietrich von Hildebrand (1889-1977) war ein deutscher katholischer Philosoph und Autor.

Biographie

  • in Florenz als Sohn einer deutschen Künstlerfamilie geboren und aufgewachsen; protestantisch getauft
  • Studium der Philosophie in München und Göttingen
  • Dr. phil. bei Edmund Husserl
  • 1914 Konversion zur katholischen Kirche
  • 1918-1933 Professor für Philosophie an der Universität München; dort Lehrer von Balduin Schwarz
  • Entwicklung einer katholisch geprägten, phänomenologischen Wertphilosophie unter dem Einfluss seiner Freunde Adolf Reinach und Max Scheler
  • politisch war Hildebrand legitimistischer Monarchist; er unterhielt freundschaftliche Verbindungen zum bayerischen Königshaus, zum Münchner Erzbischof Michael Faulhaber sowie dem damaligen Nuntius in München und späteren Papst Pius XII., der ihn später "Kirchenlehrer des 20. Jahrhunderts" genannt haben soll; sowie zum ebenfalls monarchistisch-legitimistisch geprägten Harnier-Kreis, der während des Dritten Reichs in Deutschland Widerstand gegen den Nationalsozialismus leistete (siehe unten); zu seinen Freunden gehörte insbesondere auch Carl-Oskar von Soden (Hans Günter Hockerts/Hans Maier (Hrsg.): Christlicher Widerstand im Dritten Reich, 2003, S. 30)
  • frühe Ablehnung von Nationalismus, Kommunismus und auch Nationalsozialismus; aufgrund seiner radikalen Stellungnahmen gegen Hitler bereits in den 20er Jahren musste er 1923 während des Putsches und im März 1933 nach der Machtergreifung fliegen
  • 1933 Emigration über Florenz (März 1933) nach Wien (September 1933)
  • 1933 (gemeinsam mit Klaus Dohrn und mit Unterstützung des österreichischen Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß) Gründung und Redaktion der anti-nationalsozialistischen Zeitschrift "Der christlicher Ständestaat"; aufgrund seiner Tätigkeit kam er in Deutschland auf eine Todesliste
  • 1938 Nach dem Anschluss Österreichs: Flucht über die Schweiz nach Frankreich
  • Dozent an der Katholischen Universität in Toulouse
  • 1940 Nach der deutschen Besetzung Frankreichs: Flucht über Portugal in die Vereinigten Staaten von Amerika
  • Dozent für Philosophie an der privaten Jesuiten-Hochschule Fordhm University in Rose Hill
  • in New York (gemeinsam mit Carl-Oskar von Soden und Georg Moenius): Protagonist des „Bavarian Council“. Man strebte die Autonomie Bayerns an, wenn auch „ohne monarchische Spitze" sowie eine Föderalisierung des Nachkriegsdeutschlands und eine Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen. Außerdem wollte man die Ausbreitung des Kommunismus verhindern (vgl. Winfried Becker/Rudolf Morsey (Hrsg.): Christliche Demokratie in Europa, 1988, S. ???)
  • 1957 Tod seiner ersten Frau Maragarete geb. Denck
  • 1959 Heirat seiner 34 Jahre jüngeren Schülerin und Assistentin Alice Jourdain
  • 1960 Emeritierung

Dietrich von Hildebrand und der Harnier-Kreis

Während seiner Zeit als Professor für Philosophie an der Universität München (1918-1933) postulierte Hildebrand eine „autoritär-demokratische Monarchie“ oder „soziale Monarchie“. Er stand einem Kreis bayerischer Monarchisten und deren übernationalen Reichsidee nahe. Auch 1933-1938 in Österreich legitimierte er die Restauration mit der österreichischen völkerverbindenden Sendung: Das „Einheitsband“ als übernationales Gebilde trage die Habsburgerdynastie (vgl. Elke Seefried: Reich und Stände: Ideen und Wirken des deutschen politischen Exils in Österreich 1933-1938, 2006, S. 242; Rudolf Ebneth: Die österreichische Wochenschrift „Der christliche Ständestaat“, 1976, S. ???). Nach seiner Emigration 1933 war der Kontakt zwischen Hildebrand und dem Kreis um Stengel verloren gegangen, doch gerade als "Harnier-Kreis" bemühte man sich seit 1935 wieder Kontakte zu Hildebrand aufzunehmen.

Bibliographie zu Guardini

  1. Wer ist ein Emigrant?, in: Christlicher Ständestaat, 1935, 47 (24. November 1935) [neu aufgenommen] - [Artikel] - [noch nicht online]; dann wieder in ders.: Memoiren und Aufsätze gegen den Nationalsozialismus 1933-1938, mit Alice von Hildebrand und Rudolf Ebneth hrsg. von Ernst Wenisch, Mainz 1994, S. 295-303, zu Romano Guardini S. 295 und 375 [neu aufgenommen] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=lxy8AAAAIAAJ; zu Romano Guardini:
    1. S. 295: „Wer ist ein Emigrant?“: “Vielleicht das radikalste Beispiel der Verwurzelung in einem anderen Land bietet der katholische Philosoph Romano Guardini. Rein italienischen Ursprungs und in der Nähe von Verona geboren, kam er schon früh mit seinen Eltern nach Deutschland und ward so sehr zum Deutschen, daß er nicht nur eine prominente Rolle in dem deutschen Geistesleben spielt, sondern ein spezifischer Vertreter deutscher Geistesart wurde“.
  2. [Festschriftbeitrag], in: Interpretation der Welt, 1965 (=Kapitel IX: Eigenleben und Transzendenz, aus: ders., Das Wesen der Liebe. Band III der Gesammelten Werke. Regensburg 1971)

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