Franz Josef Schöningh

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Franz Josef Schönigh (1902-1960) - mit unter auch Franz-Josef oder Franz Joseph - war ein deutscher Publizist, mehrmals Schriftleiter der Zeitschrift Hochland

Biographie

  • Sohn des Verlagsbuchhändlers Josef Schöningh und Enkel des Verlags- und Zeitungsgründers Ferdinand Schöningh
  • Studium der Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Freiburg, Berlin und München
  • 1926 Dr. oec. publ. bei Jakob Strieder mit einem Beitrag zur deutschen Wirtschaftsgeschichte des 16. und 17. Jahrhunderts
  • 1928-1930 Aufenthalt in Berlin, um Schauspieler (Engagements in kleineren Rollen am Theater am Schiffbauerdamm)
  • 1929 Heirat mit Irmgard Wegner in Kassel (politisch als Kommunistin tätig)
  • Juli 1930 Geburt der Tochter Karen, bald danach reichte die Mutter die Scheidung ein (1932 rechtskräftig)
  • Februar 1932 Rückkehr nach München als wissenschaftlicher Assistent für Wirtschaftsgeschichte, wohl in der Absicht zu habilitieren.
  • 1. März 1935: Ende der Anstellung als Assistent von Strieder, ohne Habilitation abgeschlossen zu haben.
  • 1939 zweite Heirat mit Irmgard Schöningh, diesmal bis 1941 (zweite Scheidung 1946). Die Frau ging 1946 in die SBZ und machte in der DDR im Bereich von Bildung und Kultur Karriere.
  • 1942 bis 1944 stellvertretender Kreishauptmann der deutschen Zivilverwaltung in Sambor im besetzten Polen und in Tarnopol in der Ukraine, in dieser Zeit schwer zu beurteilende Verstrickung in Ghettoisierung und Deportation von Juden bei gleichzeitiger Bewahrung von hunderten von Juden vor der Verschickung (Knud von Harbou: Wege und Abwege. Franz Josef Schöningh, der Mitbegründer der Süddeutschen Zeitung. Eine Biografie, München 2013, S. 148, 153 und 263)
  • 1945 Mitbegründer der Süddeutschen Zeitung. Er gilt als Erfinder ihrer Kolumne Streiflicht.

Franz Josef Schöningh und Guardini

wird noch vervollständigt

Franz Joseph Schöningh und der Hochland

Autor (1933-1935)

Schöningh, der zum Münchner Kreis um Theodor Haecker gehörte, wurde von diesem Carl Muth als Autor empfohlen. Bereits 1933/34 verfasste er zwei auch für Guardinis Kontext interessante Aufsätze über Görres (Görres spricht zu unserer Zeit, in: Hochland, 31, 1933/34, I, 3 (Dezember 1933), S. 266ff.) und Ketteler (Ketteler, in: Hochland, 31, 1933/34, I, 1 (Oktober 1933), S. 1ff.) im Hochland veröffentlicht.

Am 16. Januar 1934 notierte der junge Schöningh in seinem Tagebuch: „Wann werden die Fieberträume dieses Volkes vorüber sein, wann werden die Spukgestalten sich in das Nichts auflösen, das sie sind? Wann wird dieses Volk sich schütteln in der Erinnerung an diese Gestalten, die aus seinen wüsten Träumen emporstiegen sadistische Kobolde, heulende Wolfsmenschen, Narren, Shakespearsche Narren, nur ohne Tiefe? Wann wird dieses Volk sich erheben von seinem Lager aus Elend und Not und Abschütteln diese Albträume“ (zitiert nach Knud von Harbou: Wege und Abwege. Franz Josef Schöningh, der Mitbegründer der Süddeutschen Zeitung. Eine Biografie, München 2013, S. 67).

Schriftleiter (1935 bis 1939)

Im Oktober 1935 nahm Carl Muth ihn in die Schriftleitung auf.

Da das „Hochland“ als eines der wenigen Presseorgane nicht gleichgeschaltet wurde, konnte Muth seine Auflage von ca. 5000 Exemplaren 1933 auf ca. 12000 Exemplaren 1939 mehr als verdoppeln. Unter „Vermeidung aller politischen Fallstricke“ wurde im Hochland „nur“ über philosophische, historische und theologische Themen gesprochen und somit auf versteckte Weise Kritik an der Gegenwart geübt. Muth versammelte um sich einen kleinen und überschaubaren Kreis von Redaktion und Autoren, in deren Beiträgen – in gegenseitiger vertraulicher Absprache – der Name Hitler durchwegs unerwähnt blieb (vgl. Konrad Ackermann: Hochland. Monatsschrift für alle Gebiet des Wissens, der Literatur und Kunst, in: Historisches Lexikon Bayerns, a.a.O.). Insgesamt wurde die Monatsschrift zu einer bedeutenden Widerstandskraft gegen den Nationalsozialismus und für die „innere Erneuerung Deutschlands“ werden.

Hauptschriftleiter (1939 bis 1941)

1939 machte Muth dann Schöningh zum Hauptschriftleiter. Ab 1939 nahmen auch die Schikanen zu, mehrere Ausgaben wurden beschlagnahmt bzw. eingestampft.

Im Februar 1940 betonte Franz Schnabel im Hochland allgemein die Gefahren, die damit verbunden sind, „den Staat nach allgemeinen, von der Aufklärung und ihrer Atomistik geschaffenen Normen aufzubauen“, da es sich hierbei nur um abstrakte Konstrukte handle. Dagegen stehe das „deutsche organische Denken“ (Franz Schnabel: Staatsgrenzen und Volksgrenzen. Ein Beitrag zur modernen Geistesgeschichte, in: Hochland, 37, 1939/40, 5 (Februar 1940), S. 171-182, hier S. 171). Die „Achtung vor dem fremden Volkstum“ war dabei für ihn aber selbstverständlich, ebenso wie die Feststellung, dass die Grenzziehung nicht vom „Belieben der Grenzbewohner und ihrem Mehrheitsvotum“ abhängig sein dürfe. In diesem Anliegen grenzte er sich also nicht nur gegen die „Propaganda der französischen Revolution und des Liberalismus“ ab, sondern auch gegen den Nationalsozialismus (ebd., S. 181 f.).

Im April 1941 wurde das Heft ersatzlos eingestampft und die Zeitschrift am 1. Juni 1941 von den Nationalsozialisten angeblich wegen Papiermangels eingestellt, faktisch aber verboten (vgl. Konrad Ackermann: Der Widerstand der Monatsschrift „Hochland“ gegen den Nationalsozialismus, München 1965). Zum Zeitpunkt des Verbots der Zeitschrift war Muth aber schon Zentrum eines regimekritischen Kreises in Deutschland.

Ab Herbst 1941 wurden auch einzelne Mitglieder der studentischen Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“ vom Hochland-Kreis inspiriert. Bereits wenige Monate nach der Schließung der Zeitschrift im Herbst 1941 hat Otl Aicher Hans Scholl mit dem Publizisten Karl Muth bekannt gemacht, der dem jungen Studenten die Ordnung seiner Bibliothek anvertraute. Über Muth lernte Scholl auch Theodor Haecker und Werner Bergengruen kennen (Über das Verhältnis von Muth und Bergengruen und ihre Beziehung zum Widerstand vgl. den Aufsatz seiner Tochter Luise Hackelsberger: Das Wort als Waffe: Werner Bergengruen, Carl Muth und der Kreis um die Zeitschrift `Hochland´, in: Franz-Lothar Kroll (Hrsg.): Die totalitäre Erfahrung. Deutsche Literatur und Drittes Reich, Berlin 2003, S. 103-116). Muth wird zum Freund der ganzen Familie Scholl, die ihn während der letzten Kriegsjahre auch mit Nahrungsmitteln versorgte. Inge und Sophie Scholl sowie Otl Aicher übernachteten bei Besuchen in München im Hause Muths. Nach den Verhaftungen der „Weißen Rose“ am 18. Februar 1943 wurde auch Muth verhört und sein Haus durchsucht. Es konnte ihm jedoch nichts nachgewiesen werden. Glücklicherweise fand die Gestapo bei der Hausdurchsuchung auch nicht die Denkschrift über die Zustände in Deutschland, die Muth für Papst Pius XII. ausgearbeitet hatte (Vgl. Winfried Becker: Carl Muth, in: BBKL, 1993, Bd. VI, Sp. 396-402).

Hauptschriftleiter II (1946 bis 1960)

Schließlich fungierte Schöningh nach dem Zweiten Weltkrieg von 1946 bis 1960 wieder als Herausgeber und Hauptschriftleiter. Im ersten Nachkriegsheft würdigte Franz Josef Schöningh das „europäische Vermächtnis“ Carl Muths (Carl Muth. Ein europäisches Vermächtnis, in: Hochland, 39, 1946/47, 1 (November 1946), S. 1-19, hier S. 18f. In ähnlicher Weise vgl. Walter Dirks: Die Wahrheit und die Welt: Karl Muth zum Gedächtnis, in: Frankfurter Hefte, 1, 1946, 1, S. 9-10). Mit den Höhen und Tiefen des politischen Werdegangs Carl Muths beschäftigte sich Clemens Bauer (Clemens Bauer: Carl Muths und des Hochlands Weg aus dem Kaiserreich in die Weimarer Repub-lik, in: Hochland, 59, 1966/1967, S. 234-247). Richtungsweisend sind auch noch Schöninghs Aufsätze über das Verhältnis von Christentum und Politik bzw. Kultur (Der Christ und die Kultur der Gegenwart, in: Hochland, 40, 1947/48, S. 1-16; Christliche Politik?, in: Hochland, 41, 1948/49, S. 305-320)

In diesen Zeitraum fallen zahlreiche Beiträge Guardinis.

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