Guardini und die Machtergreifung

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Der Katholizismus und die Machtergreifung

Die Hauptprotagonisten der Vorgänge Ende Januar 1933, die gemeinhin als „Machtergreifung“ bezeichnet werden, waren aus katholischer Perspektive - neben den beiden Protestanten, dem Reichspräsidenten Hindenburg und dem Reichskanzler von Schleicher, und dem "Katholiken" und „Machtergreifer“ Hitler - auf Seiten des Zentrums Heinrich Brüning, Ludwig Kaas und Joseph Wirth und auf Seiten der katholischen Brückenbauer Franz von Papen und Carl Schmitt. Das Verhältnis von Katholizismus und Nationalsozialismus stand von Anfang des Dritten Reichs an unter dem eigentümlichen Verhältnis „zwischen Arrangement und Widerstand“ (Siehe Rainer Bendel (Hrsg.): Die katholische Schuld? Katholizismus und Drittes Reich. Zwischen Arrangement und Widerstand, Münster (2., durchges.)2004, insbesondere auch für die folgenden Angaben. Außerdem: Joachim Maier: Die Katholiken und die Machtergreifung, in: Wolfgang Michalka (Hrsg.): Die Nationalsozialistische Machtergreifung, 1984, S. 152-167).

Von Papen wurde von Hitler zum Vizekanzler gemacht, nachdem er sich maßgeblich am Sturz der Regierung Schleicher beteiligt und damit Hitler den Weg zur Macht geebnet hatte. Das langjährige Zentrumsmitglied von Papen hatte sich schon 1924 für eine sogenannte „Bürgerblockregierung“ aus Zentrum, DDP, DVP und DNVP (statt SPD) und 1925 für eine Wahl Hindenburgs, also gegen den Kandidaten seiner eigenen Partei, Wilhelm Marx, eingesetzt. Aufgrund seiner wirtschaftlichen Macht, zum Beispiel in Bezug auf die Zentrums-Zeitung „Germania“, wurde der von vielen Zentrumsmitgliedern geforderte Ausschluss von Papens nicht vollzogen. Erst nach seiner von seinem Freund Kurt von Schleicher betriebenen Ernennung zum Reichskanzler war von Papen selbst am 3. Juni 1932 aus der Zentrumspartei ausgetreten. Am Tag darauf hatte Hindenburg den Reichstag aufgelöst, und bot nach der Reichstagswahl am 31. Juli 1932 schließlich gemeinsam mit von Papen im August 1932 Hitler die Vize-Kanzlerschaft an, die dieser jedoch ablehnte.

Am 1. Februar 1933, also am Tag nach der Machtergreifung, wurde der Reichstag erneut aufgelöst und die Neuwahl auf den 5. März angesetzt. Gleichzeitig veröffentlichte die neue Regierung einen Aufruf, in dem verbal mit den „November-Parteien“ abgerechnet wurde, die Deutschland in den vierzehn Jahren der Republik ruiniert hätten (Morsey, a.a.O., S. 97).

Am 11. Februar 1933 war Schleicher „nahezu vier Stunden“ zu Besuch bei Brüning: „Es war das letzte Mal, dass ich ihn sah. Er schilderte mir die Vorgänge, und wir sprachen über die Vergangenheit. Er erzählte mir, dass Hitler ihm bei der Verabschiedung gesagt hätte, es sei das Erstaunliche in seinem Leben, dass er immer dann gerettet würde, wenn er sich selbst schon aufgegeben habe. Schleicher erzählte Einzelheiten, äußerte sich sehr vornehm über den Reichspräsidenten. Es war nicht notwendig zwischen uns beiden, auch nur ein Wort über diesen Fall zu wechseln. Dagegen war er leidenschaftlich aufgebracht gegen Papen und den Sohn Hindenburg. Ich hatte tiefes Mitleid mit ihm. ...“ (Brüning, Memoiren, a.a.O., S. 648f.) Darauf bezieht sich wohl auch die briefliche Äußerung von Treviranus gegenüber Nelly Planck: Seitdem Schleicher gegenüber Brüning „bekannt hatte, dass er einen Irrweg gegangen sei, war auch der Schatten verschwunden, den die Maitage 1932 auf ein zum Zweifel neigendes Gemüt geworfen hatten“ (Pufendorf, a.a.O., S. 313).

Zu den Wahlen am 5. März 1933 trat die DNVP gemeinsam mit dem Stahlhelmbund als „Kampffront Schwarz-Weiß-Rot“ an. Die mäßigen 8 Prozent reichten gemeinsam mit den Nationalsozialisten schließlich 51,9 Prozent aller Stimmen zu erreichen. Von Mai 1933 an wurde die Umbenennung der DNVP in „Deutschnationale Front“ vorgenommen, was aber nicht verhindern konnte, dass die DNVP Ende Juni 1933 schließlich auch zur Selbstauflösung gezwungen wurde.

Guardinis Kontakte zu den Haupt- und Nebenprotagonisten der Machtergreifung

Während des gesamten Zeitraums hatte Guardini lediglich über den Sombart-Kreis Kontakte zu Carl Schmitt bis zu dessen vorübergehenden Ausschluss, bis Mai 1933 und dann wieder ab ca. 1938/39 wieder Kontakte zu Martin Heidegger, ansonsten keine nachweislichen Beziehungen zu einem der anderen Haupt- oder Nebenprotagonisten der „nationalen Revolution“, wohl aber zu den Kräften des Zentrums, die sich um Brüning, Wirth und Kaas gruppierten, zumal er ja nach eigenen Angaben, wie gesehen, Mitglied der Zentrumspartei war.

Die Kontakte Guardinis zu Brüning, Wirth und Schmitt wurden bereits besprochen, zu von Schleicher und Papen sowie Hindenburg und Hitler sind direkt keine Kontakte bekannt, ebensowenig wie zu Kaas. Zur Einschätzung der Haltung Guardinis muss hier aber der historische Verlauf kurz nachskizziert werden.

Die religiöse Offenheit der Gegenwart

Siehe hierzu: Die religiöse Offenheit der Gegenwart

Eine erste Entscheidung: Freiwilliger Arbeitsdienst statt Hitlerjugend auf Burg Rothenfels

wird noch ausgeführt

Rede: Für das Vaterland

Siehe hierzu: Vaterland. Ansprache in der Heiligen Messe am Tage der Hausübernahme des freiwilligen Arbeitsdienstes auf Burg Rothenfels

Eine zweite Entscheidung: Eine neue Trägerschaft für die Burg und die Auflösung des Quickborn-Älteren-Bundes

Siehe hierzu: Burg oder Bund? Eine umstrittene Entscheidung im Jahr 1933