Hans Kuhn

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Hans Kuhn (1899-1968) war ein deutscher Anthroposoph

Biographie

  • 1939-1940 Mithilfe als Pfarrer der Christengemeinschaft in Ulm
  • Dr. phil.
  • Kuhn hatte später die anthroposophische Ärztin Rose Erlacher (1902-1990) geheiratet.

Romano Guardini und Hans Kuhn

Josef E. Zimmermann berichtete 1991 über eine Begebenheit während seines Studiums und seiner Mitarbeit als Assistent bei seinem akademischen Lehrer, dem Pädagogen und Jugendpsychologen Oswald Kroh (1887-1955) von 1939 bis 1943, hier etwa Ende 1940 oder Anfang 1941 in München. Es ging um den Studienwunsch des Priesters der Christengemeinschaft Hans Kuhn, der ohne Reifeprüfung studieren wollte. Darin wird davon berichtet dass dieser mit seinem Anliegen auch schon in Berlin bei Romano Guardini vorstellig geworden war, der aber aufgrund des anthroposophischen Hintergrundes ablehnt habe. Der Nationalsozialist Kroh war nun aber „Vorsitzender der sog. `Begabtenprüfung´, welche denjenigen ein Universitätsstudium ermöglichte, die keine Reifeprüfung haben.“ Zimmermann hatte ihn als Studienkollegen kennengelernt und mit ihm öfter gesprochen: „Kuhn war sowohl Anthroposoph als auch Priester der Christengemeinschaft Kroh war dies bekannt Dennoch setzte er sich für Kuhn ein und ermöglichte ihm, daß er tatsächlich das Studium beginnen konnte. Hans Kuhn hatte 1934 ein Buch veröffentlicht. `Vom Leben im Tode´, in dem er das Erlebnis des ersten Weltkrieges aus seiner Sicht beschrieb Das Buch lag Kroh vor und war wesentlich für die Entscheidung, Kuhn zum Studium zuzulassen; an der anthroposophischen und pazifistischen Grundeinstellung läßt der Band allerdings keinen Zweifel. Kroh schreckte also nicht davor zurück, Menschen die wegen Ihrer weltanschaulichen Haltung kritisch zum Nationalsozialismus eingestellt Repressalien ausgesetzt waren, zu schützen. Hans Kuhn freundete sich mit Prof. Kurt Huber an, dem er sogar Bücher auslieh. Huber nötigte ihn schließlich auch, aktiv im Widerstand mitzumachen, worauf Kuhn antwortete: `Ich bin Priester, zwar Gegner des NS-Staates, aber Sie können von mir nicht erwarten, daß ich ein Gewehr in die Hand nehme!´ Wie ich von Kuhn weiß, teilte ihm Clara Huber nach der Hinrichtung ihres Mannes mit. daß Kuhns Bücher noch im Regal ihres Mannes seien, und sie habe ihm die Bücher dann übergeben. Jenes Buch, das er über den ersten Weltkrieg geschrieben hatte, hatte er Huber auch verehrt. Kuhn war nur 2-3 Semester in München und ging dann nach Tübingen, er promovierte dort auch nach dem Krieg. Erst wollte er bei Romano Guardini seine Doktorarbeit schreiben, daraus wurde aber nichts, als dieser entdeckte, daß in Kuhns Arbeit Rudolf Steiner eine Rolle spielte. Er suchte sich dann einen anderen Doktorvater. Hans Kuhn war es auch, der Anfang November 1943 meinen ersten Sohn als Priester der Christengemeinschaft in St. Johann i. Tirol taufte; ich hatte ihm geschrieben und er kam. Nach dem Verbot der Christengemeinschaft und der Verhaftung ihrer Priester war diese Taufe nicht ganz ohne Risiko für unsere Sicherheit, wenn auch eine offene Formel dafür benutzt wurde; die Feier fand zudem im kleinsten Familienkreis statt.“ (zitiert nach Hein Retter: Oswald Kroh und der Nationalsozialismus: Rekonstruktion und Dokumentation einer verdrängten Beziehung, 2001, S. 145)

Die Erzählung hakt daran, dass Guardini in Berlin wie in Tübingen und dann auch in München aus eigenem Verzicht gar kein Promotionsrecht hatte. Dass Guardini nicht sein Doktorvater werden konnte, scheiterte also nicht an der Entdeckung, dass Kuhn Anthroposoph war. Ob Guardini dann in Tübingen Kuhns Anliegen zunächst beraten hatte und diese aufgrund seiner Skepsis gegenüber der Anthroposophie einstellte, wird nicht mehr zu klären sein.