Herz-Jesu-Kloster St. Adelheid in Pützchen

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Das Herz-Jesu-Kloster St. Adelheid in Pützchen-Bechlinghoven war eine der Wirkungsstätten Guardinis, während seiner Bonner Habilitationszeit.

Adresse

  • Am Herz-Jesu-Kloster 22

Geschichte

  • 1920 Gründung der Klosters durch Schwestern der Gesellschaft vom Heiligen Herzen Jesu bzw. "Sacre-Coeur-Schwestern" (Eigenbezeichnung: Ordensfrauen vom Heiligen Herzen Jesu; lateinisch: Virgines Religiosae Societatis Sacratissimi Cordis Jesu, französisch auch »Dames du Sacre Coeur« genannt), ein 1810 in Paris gegründeter Zweig der weiblichen Herz-Jesu-Genossenschaften, durch Erwerb des Geländes der vormaligen Heilanstalt Pützchen, die auch Gebäude eines früheren Karmelitenklosters zur Betreuung von Wallfahrern zum Adelheidis-Brunnen beinhaltete.
  • Das Kloster wurde gleichzeitig Provinzialat bzw. deutsches Vikariat; zuvor in Deutschland Niederlassung in Warendorf (1852); weitere Niederlassungen in München und Berlin-Charlottenburg
  • zunächst Betrieb einer Schule für Mädchen mit einem angeschlossenen Internat in den alten Klostergebäuden (Mädchenpensionat), dann nach Errichtung eines neuen Schulbaus (aber unter Einbezug der Substanz des Heilanstaltsgebäudes) im Jahr 1925 in der heutigen Pützchen Chaussee 133 bis 1985 Betrieb des Sankt-Adelheid-Gymnasiums.
  • enagagiert auch in Frauenexerzitien und katholischem Vereinswesen

Guardini zu seiner Zeit in Pützchen

  • Romano Guardini wird auf Vermittlung durch die Abtei Maria Laach vom 12. April an erster Hausgeistlicher des Klosters unter den schnell aufeinanderfolgenden ersten drei Oberinnen
  • Alfred Schüler begleitete den Umzug von Mainz nach Pützchen
  • 82. Brief an Josef Weiger vom 18.04.1920, Pützchen bei Beuel: "Grad eben erhalte ich eine Aufforderung des Kölner erzb. Ordinariates, ein Curriculum Vitae einzureichen. Selbiges soll geliefert werden, damit mir die Bestätigung als Hausgeistlicher am Herz-Jesu-Kloster St. Adelheid, Pützchen bei Beuel, etwa 3/4 Stde von Bonn entfernt, gegeben werden könne."
  • Während der Zeit in Pützchen hielt er auch Vorträge, darunter: »Wesen und Bedeutung der Jugendbewegung« vor dem »Verband katholischer deutscher Philologinnen« und »Frauenart und Frauensendung« vor dem »Katholischen Deutschen Frauenbund« (KDFB) (Gerner II, 6).
  • In Pützchen lernte Gerta Krabbel, Märit Scheler gehörte zu seinem Kreis.
  • Auseinandersetzung mit der Oberin "M. Sch." von Sacré-Coeur nach einem Treffen der Quickbornjugend im Park des Klosters mit jugendbewegtem Tanz, Singen und Lagerfeuer. Vgl. GF 149 f.
  • Unter dem Text "Die Abende im Rittersaal" ist angegeben. "Pützchen. Romano Guardini"
  • Das Vorwort zu "Aus einem Jugendreich" datiert mit "St. Adelheid am Pützchen,

bei Beuel, Rheinland im Juni 1921"

  • Im Februar 1922 datiert das Vorwort zur gebundenen Ausgabe von "Quickborn. Tatsachen und Grundsätze"
  • Auch weitere Texte aus dieser Zeit sind mit "Pützchen bei Bonn" bzw. "Pützchen bei Beuel" verzeichnet (Franziskanische Studien, Literarischer Handweiser)
  • Ende Mai 1922: Umzug von Pützchen nach Holtdorf, bei dem Kunibert Mohlberg half.
  • 85. Brief an Josef Weiger April/Juni 1922, im Juni geschrieben: "Warum ich von Pützchen weggegangen bin, ist eigentlich schnell gesagt: die frühere Oberin war eine Integrale reinsten Wassers, und hat dafür gesorgt. Der nähere Vorgang ist sehr kompliziert, und ich hoffe, ihn Dir einmal mündlich erzählen zu können. Ich habe viel daraus gelernt, »für ein andermal« und »für immer«."

Rückerinnerungen

  • 158. Brief an Josef Weiger vom 01.11.1933, Berlin-Eichkamp: "Zum ersten Mal seit vielen Jahren - eigentlich, wenn ich mich recht besinne, seit der ersten Pützchener Zeit; der ersten, sage ich, nachher kam es ja gründlich anders - habe ich das Gefühl das Zuhauseseins."
  • 1943/45 in "Berichte über mein Leben":
    • 1) "Die Frage meines Unterhalts wurde so gelöst, daß ich durch Vermittlung von Maria Laach Hausgeistlicher in dem gerade neu gegründeten Institut des Sacré-Cœur in Pützchen bei Bonn wurde. Über den Aufenthalt dort werde ich noch in anderem Zusammenhang zu berichten haben. Im ganzen war ich zwei Jahre, von Frühjahr 1920 bis Frühjahr 1922 dort, und zwar – bis auf die letzte Zeit, in der es unangenehme Verwicklungen gab, gern. Dann übernahm ich die zur Pfarrei Küdinghoven am Rhein gehörige Filiale Holtorf am Siebengebirge. In Pützchen schrieb ich meine Habilitationsarbeit."
    • 2) "Die Frage meines Lebensunterhaltes löste sich so, daß ich Hausgeistlicher in dem soeben neugegründeten Institut des Sacré-Coeur in Pützchen bei Beuel a.Rh. wurde. Dort war alles im ersten Anfang und hatte einen recht lebendigen Charakter. Das Anwesen war früher eine Nervenheilanstalt gewesen, mit einzelnen Gebäuden in einem großen Garten. In einem von diesen, mit großen Zimmern und riesigen Fenstern, wohnte ich ganz allein und fühlte mich sehr wohl. Meine Tätigkeit habe ich anfangs mißverstanden. Ich war der Meinung, etwas Geistiges geben zu können, mußte aber dann einsehen, daß ich nur ein geistlicher Hausangestellter war, der genau vorgeschriebene Verrichtungen zu vollziehen hatte. Als ich mir dann – in Übereinstimmung mit dem Pfarrer des Ortes – erlaubte, auf Unmöglichkeiten im Verhältnis zu Angestellten und Untergebenen hinzuweisen, wurde die Sache kritisch. Hinzu kam, daß ich damals schon zum Quickborn gehörte, dieser aber schon früh als revolutionär angesehen wurde. Unter der ersten Oberin, die die Gründung durchführte, war die Sache noch relativ gut gegangen, und die zweite war eine vortreffliche Frau; dazwischen hatte aber die Leitung in der Hand von M.Sch. gelegen, die eine Integrale reinsten Wassers, geradezu die weibliche Ausgabe des Mainzer Generalvikars Ludwig Bendix war. Bei der ersten Audienz fragte sie mich u.a., ob ich das »Hochland« lese; als ich bejahte, war ich als liberal charakterisiert. Wieder stellte sich die seltsame Doppelbeziehung her, die auch bei Bendix gewesen war: ich fühlte Sympathie für ihre starke Persönlichkeit, sie muß ihrerseits ähnliches empfunden haben. So ist es ihr wohl, als sie sich von meiner Gefährlichkeit überzeugt hatte, nicht leicht geworden, zu tun, was sie tat. Nachdem ihre Nachfolgerin schon im Amt war, teilte M.Sch. mir mit, von der Generaloberin sei die Weisung gekommen, man möge mich bitten, auf den Posten zu verzichten, welche Weisung aber auf ihren eigenen Bericht hin erfolgt war. Nach dieser Eröffnung sank sie in die Knie und bat um den Segen. Ich war zwei Jahre in Pützchen, und bis zu den letzten Verwicklungen gern. Wenn ich zurückhaltender gewesen wäre, hätte ich mir diese vielleicht erspart – aber doch nur vielleicht, denn das Eigentliche lag ja nicht in einzelnen Äußerungen oder Stellungnahmen, sondern im Wesen. [...] Nach jener Eröffnung von M.Sch. stellte ich zur Bedingung, ich müsse Zeit haben, etwas anderes zu suchen, und das wurde denn auch zugestanden. Dieses Andere fand sich so, daß ich die zur Pfarrei Küdinghoven am Rhein liegende Expositur Holtorf im Siebengebirge übernahm. Fräulein Thomas, die mir in Pützchen die Zimmer besorgt hatte, ging als meine Haushälterin mit und ist seitdem bei mir geblieben."

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