Josef Außem

Aus Romano-Guardini-Handbuch

(Heinrich) Josef (Joseph) Außem (1888-1956)

Biographie

  • Mitglied des Werl-Soester-Kreises von Hermann Platz und Theodor Abele;
  • Quickborner;
  • Mitgründer, zunächst alleiniger Herausgeber, später Mitherausgeber der Zeitschrift „Die Schildgenossen“;
  • 1922 Burgkaplan und Leiter des Großquickborn;
  • 1924 Mitherausgeber von Romano Guardini/Josef Außem: Geweihte Kunst, Burg Rothenfels 1924;
  • 1924 Mitverfasser von "An alle im Bund!" (in: Quickborn, 12, 1924-1925, 1 (Mai 1924), S. 1-4 (Unterzeichnet von: Bernhard Strehler; Josef Außem, Romano Guardini, Marie Liedl, Ludwig Neundörfer) [Mercker 0143] und gemeinsam mit Romano Guardini und Helene Helming von "Werkwoche Älterer auf Burg Rothenfels" (in: Quickborn, 12, 1924-25, 2 (August 1924), S. 25-27 [Mercker 0167]) sowieals Mitarbeiter von Romano Guardini von "Über die Schildgenossen" (in: Die Schildgenossen, 4, 1923/24, 6 (September 1924), S. 363-364 (im Original „Ueber“ statt „Über“) [Mercker 0163]);
  • 1933 bis 1938 Mitherausgeber der Zeitschrift "Das Wort in der Zeit" (gemeinsam mit Abt Adalbert von Neipperg und Theodor Abele)
  • 1935-1946 Pfarrer von Barmen;
  • ab 1946 Professor für Pastoraltheologie und Homiletik am Priesterseminar in Aachen;
  • 1950 Emeritierung aus gesundheitlichen Gründen

Bibliographie zu Guardini

  • 3 Treffer von 1923 bis 1924
  1. Josef Aussem, Grüssau, in: Die Schildgenossen, 3, 1923, 5/6 (Ernsting 1923), zu Guardini S. 190-193 [historisch relevant]: Bericht über das Pfingsttreffen in Grüssau mit einer improvisierten Rede Guardinis zu „Volk und Europa“ [Gerner 232] - [Artikel] - [noch nicht online]:
    1. S. 190 f.: "Kirche. Uneingestanden brennen beide Lebens- und Fragenkreise den meisten auf der Seele. Mit den Erklärungen über Quickborn und Autorität, die auf der zweiten Quickborntagung vom damaligen Gauleiterkreis aufgestellt worden sind, ist die ganze Fülle des neuen Lebens nicht berührt, geschweige gebändigt und eingefügt. Ich wage nicht in diesen wenigen Zeilen den ganzen Fragenkreis aufzurollen, noch die Worte Guardinis zusammenzufassen. Aber genau so, wie der Gauleiterkreis 1920 vor der Fragestellung in der damaligen Form nicht ausgewichen ist und wie ebenfalls 1920 in einem größeren Kreis älterer Quickborner im Rittersaal erstmals an die Frage Autorität und Freiheit lebhaft gerührt wurde, ebenso werden wir auch heute daran gehen, aus dem klarer gewordenen Wesensbild, das wir in uns tragen, die Kirche zu sehen. Weder mit dem Buch "Vom Sinn der Kirche", noch mit den star[k]en und kraftvollen Worten Guardinis in Grüssau ist die tiefgehende Entwicklung getroffen. Es geht nicht um den Sinn der Kirche, sondern um das Sein der Kirche in uns, um die Bindung des schöpferisch die Kirche lebenden und an die absolute Autorität, die hinter ihr und dem Dogma steht, gebundenen Menschen an eine menschliche Verkörperung der Autorität, deren Träger, nicht der Substanz der Wahrheit nach, wohl aber der Wirkung und Handhabung der Autorität nach innerhalb der naturgemäßen Grenzen ihrer persönlichen Enge und Beschränkung stehen. [...] Es ist zum erstenmal in einem Thing versucht worden, von der Kirche als einer schweren Aufgabe zu sprechen und eine vitale Entwicklung von größter Wucht und Tiefe, und die Kirche lebendig umfangender Liebe ins Bewußtsein zu heben. Die Zukunft liegt wie ein weites, reiches, verheißungsvolles Land vor uns. Die Stille nach Guardinis Worten zeigte den Ernst der Stunde und unseres Weges."
    2. S. 191 f.: "Pfarrer Rohn sollte zu uns sprechen. Weil er ausblieb, baten wir am Morgen selbst noch Guardini zu sprechen, weil er die besondere Gabe hat, sich in die feinsten und verästeltsten Wesensbeziehungen unserer Bewegung einzufühlen und sie in Ausdruck und Begriff zu prägen. So kam es, daß Guardini am selben Morgen zweimal sprach.
    3. Volk und Europa. Guardini begründete zunächst sein Recht, zu diesem Thema zu sprechen, obwohl er Italiener dem Blute nach sei. Sein geistiges Wesen wurzele in der deutschen Kultur. Er habe als Soldat im Heer gestanden und der Krieg und der Zusammenbruch hätten ihn aufs Neue vor die Entscheidung gestellt, zu welchem Volk er gehöre. Er habe sich für Deutschland entschieden. Er spreche also mit voller Befugnis und sittlicher Berechtigung über Volk. Ihm sei Volk nicht Problem, sondern Wirklichkeit. Zu seinem Volk stehen und sein Werk mitzutragen, ist innerste sittliche Pflicht. Das ergibt sich aus dem 4. Gebot, das die Forderung aufstellt, die großen Gegebenheiten und Wirklichkeiten des Lebens zu ehren: Kirche, Volk, Eltern. Diese Pflicht besteht für normale, erst recht in außerordentlichen Zeiten, wenn das Volk in Not gerät; dann muß die Treue doppelt tief und die Einheit doppelt groß sein. Bei dem Zusammenbruch hatten wir das Gefühl eines Ertrinkenden, dem es um Ehre und Sein geht. Jedem, der im besetzen Gebiet wohnt, war das Hellste dunkel, wenn er die fremden Uniformen sah. Hieraus ergibt sich, daß die Realität Volk im vollen Ausmaß anerkannt wird. Aber sie ist nicht die einzige, letzte, die vor uns steht und Anerkennung verlangt. Es gibt eine zweite, nicht so vordringliche und unmittelbar aus dem Leben springende. Diese Wirklichkeit heißt EUROPA. Dabei müssen wir Vorurteile, alles was ans Warenhaus, an einen faden Internationalismus erinnert, fortlassen. DIE TATSACHE VOLK ALS ABGESCHLOSSENE WELT GIBT ES NICHT MEHR. Die Völker sind durch neuzeitlichen Verkehr und wirtschaftlichen Betrieb miteinander verwachsen. Es haben sich wirtschaftliche Beziehungen materieller und kultureller Abhängigkeiten ergeben, die man nicht willkürlich zerstören oder leugnen kann. Ein Volk wächst und fällt mit dem andern. Das ist eine OBJEKTIVE Tatsache. Ihr gegenüber steht eine SUBJEKTIV: s gibt eine Anzahl Menschen, denen infolge ihrer Entwicklung die geistige Ebene Deutschlands zu klein ist, die, wenn sie sich au ihren Wesenskern besinnen, sich auf der Ebene Europa fühlen. Wir meinen nicht die Verärgerten, die sich aus einem Ressentiment dahin abwenden und ablenken. Es gibt Menschen mit übervölkischem Zusammenhangsgefühl. Mit dieser geistigen Ebene darf nicht der Begriff des sozialistischen Internationalismus verwechselt werden, noch der jener, der machthungrigen Großindustriellen und ränkesüchtigen Politikern als Schachbrett ihres ehrgeizigen Strebens gilt. Wir sehen das LEBENDIGE EUROPA, das in einer Anzahl Menschen aufgetaucht ist, lebt und sich auswirkt. Hier liegt die Wurzel des Problems, die Verknüpfung zu finden zwischen der Wirklichkeit des Volkes und der großen Gemeinschaft, die darüber hinausgewachsen ist. Die jugendbewegten Menschen müssen für diese Fragen aufgeschlossen sein. Hier ergibt sich die Frage nach dem Wesen des jugendbewegten Menschen. Wer ist jugendbewegt? Es ist der, der innerlich aufgerissen, von diesen Fragen beunruhigt ist, dem sie zum Schicksal werden. Seine Aufgabe ist es, das Faktum Europa zu sehen. Die Lösung kann nicht aus irgend einem Ressentiment gefunden werden. Wir müssen uns entscheiden, ob wir demagogisch handeln, oder ob wir wesenhaft sehen und aus der Verantwortung der neuen Entwicklung denken und handeln. -"
    4. S. 192 f.: "An die Worte Guardinis knüpfte sich nur zögernd eine Aussprache. Es lag wohl an der Neuheit der Formulierung. Bald aber war ein Kontakt da, jedoch nicht lebensnah genug, um die Tiefe und Zusammenhänge der Dinge aufzuweisen. Die Aussprache bewegte sich zwischen zwei Polen, zwischen der Frage nach dem Wesen des Politischen (vor allem stellte Jupp Seipel die relative Autonomie des Politischen gegen unsachliche Vermengung mit dem Religiösen heraus) und der konkreten der Not des deutschen Volkes, die uns, wie Hans Altenburger meint, auf den Fingernägeln brennen; die Frage sei, was ist im gegenwärtigen Augenblick zu tun, um unser Volk, mit dem wir biologisch verwachsen sind, in seinem Lebensbestand zu erhalten. Es hat keinen Sinn, die Aussprache hier zu schildern. Die Auseinandersetzung über politische Dinge wird in den Schildgenossen ihren Fortgang nehmen. Die Grüssauer Aussprache war die erste im größeren Kreis. Sie war noch reichlich theoretisch, noch nicht getragen von einer durch Schrifttum und Gedankenaustausch gesättigten Fülle. Sie war gleichwohl straff und beherrscht und bewegte sich nicht in Nebensächlichkeiten. Sie führte nicht zu Polemik und politischem Streit, sondern jeder stellte seine Sicht der Dinge hin. - Nach einer Pause war das Bundesthing. [...] berichtete [...] Guardini von der Burgkapelle."
  2. Tage auf Burg Rothenfels, in: Die Schildgenossen, Rothenfels, 5, 1924/25, 1 (November 1924), S. 1-4, zu Romano Guardini S. 2f. [Gerner 234] - [Artikel] - [noch nicht online]
  3. Von der Werkwoche auf Burg Rothenfels, in: Quickborn, 12, 1924/25, 7/8 (Christmond=Dezember 1924), S. 50-55 [Gerner 234] - [Artikel] - [noch nicht online]

Korrespondenzen

Sekundärbibliographie

  1. Rezension zu: Außem/Guardini, Geweihte Kunst, in: Bücher-Rundschau, München, 4, 1924/25, 1 (Oktober 1924), S. 11 [Gerner 357] - [Rezension] - [noch nicht online]
  2. Felix Cremer: Rezension zu: Außem/Guardini, Geweihte Kunst, in: Augsburger Postzeitung, 1924, Literarische Beilage, Nr. 30 (23. Juli 1924), S. 117 [Gerner 357] - [Rezension] - [noch nicht online]
  3. Rezension zu: Außem/Guardini, Geweihte Kunst, in: Das Heilige Feuer, Paderborn, 11, 1923/24, 10 (1924), S. 237 [Gerner 357] - [Rezension] - [noch nicht online]
  4. Rezension zu: Außem/Guardini, Geweihte Kunst, in: Jungborn, Frankfurt am Main, 1, 1924, 7 (Gilbhart/Neblung), S. 207 [Gerner 357] - [Rezension] - [noch nicht online]
  5. Franz Baltin: Rezension zu: Außem/Guardini, Geweihte Kunst, in: Pharus, Donauwörth, 17, 1926, I, S. 473 [Gerner 357] - [Rezension] - [noch nicht online]