Luise Rinser

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Luise Rinser (1911-2002) war eine deutsche Schriftstellerin

Biographie

  • Lehrers- und Organistentochter
  • Ausbildung zur Volkschullehrerin an einem Lehrerinnenseminar in München
  • 1933 Denunzierung ihres jüdischen Schuldirektors als Junglehrerin wegen dessen angeblich schlampigen Arbeit
  • erste Veröffentlichungen in der Zeitschrift Herdfeuer
  • 1934 Lobgedicht "Junge Generation" auf Adolf Hitler
  • ab 1935 Aushilfslehrerin an verschiedenen oberbayerischen Schulen
  • Begegnung mit dem Reformpädagogen Franz Seitz
  • seit 1936 Mitgliedschaft in der NS-Frauenschaft
  • bis 1939 Mitglied im NS-Lehrerbund
  • 1939 Ausscheiden aus dem Schuldienst auf eigenen Wunsch
  • Heirat mit dem Komponisten und Dirigenten Horst-Günther Schnell
  • 1940 Geburt des Sohnes Christoph
  • 1941 Geburt des Sohnes Stephan; der aus einer außerehelichen Beziehung entstammt
  • 1941 Erzählung "Die gläsernen Ringe"; Zustimmung von Hermann Hesse
  • 1942 Arbeit an einem Drehbuch für die UFA über den weiblichen Arbeitsdienst
  • 1942 Scheidung von Schnell
  • 1943 Drehbuch für den Film "Schule der Mädchen" des NS-Propagandafilm-Regisseurs Karl Ritter
  • 1943 Schnell fällt im Russland-Feldzug
  • Heirat mit dem Schriftsteller Klaus Herrmann; angeblich um ihn, „der als Homosexueller, Kommunist und Pazifist im Hitler-Reich doppelt und dreifach gefährdet war, mit einer Scheinehe vor dem Konzentrationslager zu retten
  • bis 1944 Publikationen in der Kölnischen Zeitung
  • Oktober 1944 Denunziation wegen "Wehrkraftzersetzung"; Verhaftung und Einlieferung ins Frauengefängnis Traunstein; am 21. Dezember 1944 Hafturlaub zu Weihnachten
  • 1945-1953 Freie Mitarbeiterin der "Neuen Zeitung" (Rezensionen und Kulturfragen)
  • 1946 Publikation des "Gefängnistagebuchs"; darin behauptet sie, dass am Volksgerichtshof Berlin unter dem berüchtigten Freisler ein Prozess gegen sie wegen Hochverrats lief; allerdings gibt es unabhängig davon bislang keinen unabhängigen Beleg dieser Anklage wegen Hochverrats und der Involvierung Freislers
  • 1948 Umzug nach München
  • bis 1949 Leben mit Herrmann in Kirchanschöring; beide publizieren imselben Verlag
  • 1949 Teilnahme an einer Tagung der Gruppe 47; aufgrund der Kritik an der von ihr gelesenen Novelle nahm sie nicht weiter teil.
  • 1951 Teilnahme am internationalen Kongress „International Understanding through Children’s Books“, organisiert von Internationalen Jugendbibliothek, die von Jella Lepmann gegründet worden war
  • 1952 Scheidung von Herrmann; Herrmann ging in die DDR
  • Bericht über die stigmatisierte Therese von Konnersreuth "Die Wahrheit über Konnersreuth"
  • 1954 Heirat mit dem Komponisten Carl Orff
  • Spätsommer 1957 Studium an der Ausländeruniversität Perugia
  • Stipendium für einen Aufenthalt in der Villa Massimo in Rom
  • 1959 Scheidung; Umzug nach Rom; sie behielt aber die Wohnung in München für ihre zahlreichen Aufenthalte in Deutschland
  • Freundschaft mit dem Benediktinerabt Johannes Maria Hoeck sowie mit dem Theologen Karl Rahner
  • 1962 Aufsatz "Vom Sinn der Traurigkeit (Felix tristitia)"
  • 1964 Arbeit "Über die Hoffnung"
  • ab 1965 Umzug nach Rocca di Papa bei Rom
  • 1966 Arbeit "Hat Beten einen Sinn?"
  • 1967 Arbeiten "Laie nicht ferngesteuert" und "Zölibat und Frau"
  • 1968 Arbeit "Von der Unmöglichkeit und der Möglichkeit heute Priester zu sein"
  • mit ihren Arbeiten im Zusammenhang mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, das sie akkreditierte Journalistin beobachtete, galt sie als eine führende Stimme des Linkskatholizismus und der Kritik an der katholischen Kirche, aus der sie jedoch nicht austrat
  • 1968 Offener Brief mit Kritik am Urteil gegen Andreas Baader und Gudrun Ensslin wegen der Kaufhaus-Brandstiftungen
  • in den 1970er Jahren Engagement für die Abschaffung des Abtreibungsparagraphen § 2018
  • 1972 Unterstützung für Willy Brandt im Wahlkampf;
  • ab 1972 intensive Reisetätigkeit (u.a. Sowjetunion, USA, Spanien, Indien, Indonesien, Süd- und Nordkorea, Iran, Japan, Kolumbien)
  • 1975 Aufsatz "Leiden, Sterben, Auferstehen"
  • Anfang der 1980er Jahre Demonstration gemeinsam mit Heinrich Böll und Günter Grass gegen den NATO-Doppelbeschluss
  • Engagement gegen die atomare Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf
  • 1981 Erster Teil der Autobiographie "Den Wolf um Armen" (bis 1950)
  • 1984 Kandidatur für die Wahl des deutschen Bundespräsidenten auf Vorschlag der Grünen (sie unterlag Richard von Weizsäcker)
  • 1986 Ehrenbürgerin von Rocca di Papa
  • 1990 Geleitwort für Eugen Drewermanns Buch "Über die Unsterblichkeit der Tiere"
  • 1994 Zweiter Teil der Autobiographie "Saturn auf der Sonne"
  • 1994 Briefwechsel "Gratwanderung. Briefe der Freundschaft an Karl Rahner"
  • 1995 Bekanntschaft mit José Sánchez de Murillo in Rocca di Papa; dieser veröffentlichte 2011 eine Biographie, die kritisch gegenüber Rinsers Schönung ihrer Biographie im Dritten Reich berichtete
  • über alle Jahre hinweg zahlreiche weitere schriftstellerische Arbeiten mit religiösen Bezügen oer Bezügen zu ihren Reisen und Gesprächen mit religiösen und politischen Führern der Welt
  • 2002 Tod; auf testamentarischen Wunsch hin Beerdigung auf dem Friedhof von Wessobrunn

Biographische Bezüge zu Guardini

  • 1966/67: Luise Rinser: Baustelle: Eine Art Tagebuch 1967–1970, 2016: "Im vorigen Juni fuhr ich an Guardinis Haus (in München) vorbei und überlegte, ob ich ihn nicht rasch besuchen sollte, um unser so schönes Gespräch vom Jahr vorher fortzusetzen. Ich tat es nicht. Guardini starb (1968)."

Bibliographie zu Guardini

  1. Hochzeit der Widersprüche, 2016: „An eine Frau über die „Annahme seiner selbst“. Ich kann Ihnen Auskunft geben: „Die Annahme seiner selbst“ ist der Titel eines Aufsatzes (eines Büchleins) von Romano Guardini, eines im letzten Jahrzehnt verstorbenen katholischen Philosophen, der seinerzeit eine wichtige Rolle in der katholischen Jugendbewegung spielte und ein großer Anreger für die Theologie war. Ich habe es leider nicht zur Hand, so weiß ich. Das Werk selbst hat sich als psychologisch-ethische Formel selbständig gemacht. Aber ich meine, daß Ihre Deutung nicht ganz das trifft, was Guardini meinen konnte und was ich meine. Sie machen es sich da zu leicht, wenn Sie sagen, man müsse „sich selbst ertragen so wie man eben einmal sei.“ Nein, das muß man nicht.“
  2. Vom Sinn der Traurigkeit, 2016: „Guardini unterscheidet eine «gute» und eine «böse» Schwermut, wobei jedoch, genau besehen, seine Bestimmung der ..."
  3. Gratwanderung: Briefe der Freundschaft an Karl Rahner 1962–1984, 2016: „Es ist viel leichter, echte Fachgelehrte zu würdigen als so halbdichterische Erscheinungen wie Guardini. Jetzt gehe ich wieder an die Arbeit ..."

wird noch ergänzt und bisheriges mit Erscheinungsjahr der Originalausgaben versehen

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