Max Tau

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Max Tau (1897-1976) war ein deutsch-norwegischer Schriftsteller, Lektor und Verleger.

Biographie

  • Studium der Philosophie, Psychologie und Germanistik in Berlin, Hamburg und Kiel
  • 1928 Promotion über den „assoziativen Faktor in der Landschafts- und Ortsdarstellung Theodor Fontanes“.
  • anschließend Cheflektor des Bruno-Cassirer-Verlages in Berlin und von 1929 bis 1933 Moderator von Literatursendungen im Rundfunk
  • 1935 Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer, laut David Basker als letzter bis dahin in der Kammer verbliebener Jude gewesen sein.[David Basker: „Deutschland lebt an der Nahtstelle, an der Bruchstelle“: Literature and Politics in Germans 1933-1950. In: William John Niven, James Jordan (Hrsg.): Politics and culture in twentieth-century Germany, Camden House, Suffolk 2003, S. 89–106, hier S. 105]
  • 1938 Flucht nach Oslo, dort bis zum Beginn der deutschen Besatzung Lektor im Johan-Grundt-Tanum-Verlag
  • 1942 Flucht nach Schweden, dort Mitbegründer des Neuen Verlags, der sich für neuere deutsche Literatur einsetzte, so für Lion Feuchtwanger, Heinrich Mann, Alfred Neumann und Arnold Zweig.
  • 1944 Heirat mit Tove Filseth, norwegische Repräsentantin der Nansenhilfe, die er in Schweden kennengelernt hatte.
  • 1944 Zuerkennung der norwegischen Staatsbürgerschaft durch die norwegische Exilregierung
  • 1950 Erster Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels, kurz vor Albert Schweitzer (1951) und Romano Guardini (1952)
  • 1945 Rückkehr nach Oslo, dort Lektor bei Tanum bzw. ab 1957 im Verlag Aschehoug.

Guardini-Bezüge

  • Alfons Perlick (Hrsg.): Festschrift für Dr. Max Tau, Dortmund 1961 (Mitteilungen des Beuthener Geschichts- und Museumsvereins, Band 23/1961), darin:
    • Tau, Max???: ???, zu Romano Guardini S. 73 [Gerner 297] - [Artikel] - [noch nicht online]
  • Ein Flüchtling findet sein Land, Hamburg 1964, S. 33: "Und vor vielen Jahren hatte Hermann Hesse mir einmal geschrieben: Die Versöhnung der Konfessionen kann nur möglich sein, wenn sich auch in den Vertretern der anderen so viel Bereitschaft und Toleranz findet wie in dem Propheten - wie er ihn nannte - Martin Buber. Ich hatte das Glück, in dem Land, aus dem ich vertrieben wurde, einmal als junger Student einen Menschen zu erleben, dem ich diese Aufgabe zutraute. Ich saß in seinem Kolleg. Er war Professor für katholische Theologie und er deutete Friedrich Hölderlins Dichtung. Er strahlte eine Demut aus, die uns zur Ehrfurcht zwang. Er verstand Friedrich Hölderlin, wie nur ein Dichter ihn verstehen konnte. Oft gingen später im Leben meine Gedanken zu ihm zurück, zu dem Weisen und Propheten, Erzieher und Tröster Romano Guardini. Aber dann begannen die Zweifel zu nagen. Hatte er wirklich vergebens gesät? Was war aus seinen Schülern geworden, denen er Maßstäbe und Werte vermittelt hatte, die jetzt vernichtet zu werden drohten? Von neuem wurde ich von der Verzweiflung ergriffen, die mich nur lehrte, daß wir eigentlich nichts wissen können."
    • in der norwegischen Übersetzung "En flyktning finner sitt land" heißt der Passus auf S. 26: "Hermann Hesse hadde engang for mange år siden skrevet til meg at en forsoning mellom konfesjonene bare er mulig dersom det innen de andre konfesjoner finnes representanter med den samme åpenhet og toleranse som profeten (som han kalte ham) Martin Buber. I det land jeg ble fordrevet, hadde jeg engang som ung studendt den lykke å oppleve et menneske som jeg var sikker på ville være en slik oppgave voksen. Jeg satt under hans kateter; han var professor i katolsk teologi, men disse forelesningene gjaldt Friedrich Hölderlins diktning. Han ut strålte en ydmykhet som gjorde oss ærbødige. Han forsto Friedrich Hölderlin som bare en dikter kan forstå ham. Han åpenbarte hans religiøsitet som en profet. Senere i livet gikk mine tanker ofte tilbake til ham, vismannen og oppdrageren, profeten og trøsteren Romano Guardini. Men så begynte tvilen å gnage. Hadde han ikke sådd sin sæd forgjeves? Hva var det blitt av hans elever, som han hadde gitt en målestokk og en verdinorm som nå truet med å bli tilintetgjort? På ny ble jeg grepet av den fortvilelsen som bare lærte meg at vi mennesker egentlig ikke kan vite noen ting."
  • Auf dem Weg zur Versöhnung, Hamburg 1968 [Gerner 297] - [Monographie] - https://books.google.de/books?id=GHdLAAAAMAAJ
    • S. 100: "Die wirkliche Erneuerung Europas kam zunächst aber noch nicht von der Dichtung. Sie begann mit dem Verantwortungsgefühl vor den Menschen, die viel gelitten hatten. Martin Buber, Romano Guardini, Paul Tillich haben durch ihre menschliche Ausstrahlung nicht nur getröstet, sondern den Weg aus der Finsternis gewiesen. Wir können keine größere schöpferische Tat vollbringen, als zur Entfaltung der unentdeckten menschlichen Kräfte beizutragen."
    • S. 150: "Ich tröstete mich mit den Schriften von Helmut Gollwitzer, Romano Guardini und einer Reihe von jungen deutschen Theologen. Sie stehen allein, aber vielleicht ist ihre Kraft größer. Denn im Geistigen kann man nur säen."