Mittelalter

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Mittelalter

Prägende Gestalten

Die drei prägendsten mittelalterlichen Gestalten bei Guardini sind: Bonaventura, Dante Alighieri und Michelangelo. Hinzu kommen Franz von Assisi, Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin. Wenn man den Kirchenvater Augustinus zum Frühmittelalter zählt, gehört er auch zu den Guardini maßgeblich prägenden Gestalten.

Das Weltbild des Mittelalters

In seinem Buch "Das Ende der Neuzeit" stellt Guardini chronologisch und typologisch das Weltbild des Mittelalters an zweiter Stelle zwischen Antike und Neuzeit dar. Im Übergang von Mittelalter zur Neuzeit steht für Guardini die Renaissance als zwangsläufige Ablösung von Einseitigkeiten des spätmittelalterlichen Denkens.

Zitate

  • 1911: "Es gibt aber eine andere Zeit, die uns wirklich verwandt ist, die des Hellenismus und des römischen Kaisertums. Auch sie hatte ein Freiwerden aller individuellen Kräfte und Momente, eine Einstellung der Aufmerksamkeit auf das Ich erlebt. Auch sie war zersplittert, skeptisch und gefangen in dies Ich. Auf sie aber folgte nach langem Ringen eine Periode, die in ihrer Art das hatte, was wir heute suchen, das Mittelalter, jene Jahrhunderte gewaltiger Leistungen, gewaltiger Einheiten. Das Mittelalter ist die modernste Zeit, mehr, es ist unsere Zukunft. Wie aus der zersetzten hellenistisch-römischen Kultur, durch den Eintritt des Christentums und Germanentums das Mittelalter wurde, das Schauspiel, scheint mir, könnte uns Weisheit lehren, denn unsere Aufgabe ist, ein neues »Mittelalter« zu schaffen. Das braucht niemanden zu erschrecken; nicht zurück zum vergangenen, sondern vorwärts zu »unserem Mittelalter« solls gehen. Vom Entstehen des ersten aber können wir lernen, die Welt wieder nicht mit den kleinen, verschleierten Augen unserer Subjektivität, sondern mit dem Blick der Dinge selbst, Gottes, zu sehen. Könnten uns wieder nach der Enge und Ängstlichkeit der »kritischen« Zeit die große, so tiefschauende Naivität des objektiven Auges, die Kraft der großen ungebrochenen Bejahung erringen, sie für viele verlorenen Ideale der Heiligkeit, der Wahrheit, der Herrlichkeit des Reiches Gottes wiederfinden."
  • 1923: "Wir wollen nicht zum Mittelalter zurück, wir wollen unsere Gegenwart und Zukunft. Aber wir verlangen danach, dass jene Kräfte, davon das Mittelalter so bildmächtig war, nun wieder erwachen, freilich in unserer Zeit und für uns Heutige."

Sekundärliteratur

  • Bernd Söhren: Dante und die mittelalterliche Welt. Eine neue Deutung durch Romano Guardini (Rezension zu: Guardini, Der Engel in Dantes Göttlicher Komödie), in: Germania, Beilage „Von neuen Büchern“, Berlin, 1937, 186, 7. Juli, S. 1 [Mercker 2158] - [Rezension] - [noch nicht online]
  • Otto Georg von Simson: Das abendländische Vermächtnis der Liturgie, in: Von der Macht des Bildes im Mittelalter. Gesammelte Aufsätze zur Kunst des Mittelalters, 1993, zu Romano Guardini S. 11 und 44 [neu aufgenommen] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=ROXpAAAAMAAJ;
  • Hermann Kunisch: Die mittelalterliche Mystik und die deutsche Sprache. Ein Grundriß, in: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch, 1965, S. 37-90, zu Romano Guardini S. 53 (Verweise auf Guardini, Anfang; Der Ausgang der Denkbewegung Sören Kierkegaards in Fußnote 24 und 25) [neu aufgenommen] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=KzSONTmGVW4C;; auch in: ders.: Kleine Schriften, 1968, S. 21-77, zu Romano Guardini S. 39 [neu aufgenommen] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=OBxWR4xS3CEC;
  • Werner Dettloff: Himmlische und kirchliche Hierarchie bei Bonaventura, in: Zimmermann, Albert/(Vuillemin-Diem, Gudrun (Hrsg.): Soziale Ordnungen im Selbstverständnis des Mittelalters, 1979, S. 41-55, zu Romano Guardini S. 41f. [neu aufgenommen] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=HrpmrZzkliQC;
  • Otto Gerhard Oexle: Das Mittelalter und das Unbehagen an der Moderne. Mittelalterbeschwörungen in der Weimarer Republik und danach, in: Burghartz, Susanna u.a. (Hrsg.): Spannungen und Widersprüche. Gedenkschrift für František Graus, Sigmaringen 1992, S. 125-153, zu Romano Guardini, Ende der Neuzeit S. 150ff [Brüske 598] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=VK9mAAAAMAAJ; in: ders.: Geschichtswissenschaft im Zeichen des Historismus. Studien zu Problemgeschichten der Moderne, Göttingen 1996, S. 137-162, zu Romano Guardini S. 160f. und 288 [neu aufgenommen] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=RNyhZtFVN7wC&pg=160 und https://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00045805_00160.html; wohl weitgehend identisch mit: Oexle, Otto Gerhard: Die Moderne und ihr Mittelalter. Eine folgenreiche Problemgeschichte, in: Segl, Peter (Hrsg.): Mittelalter und Moderne. Entdeckung und Rekonstruktion der mittelalterlichen Welt. Kongreßakten des 6. Symposiums des Mediävistenverbandes in Bayreuth 1995, 1997, S. 329-338, zu Romano Guardini S. 322-324 und 326 [neu aufgenommen] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=AMAYAAAAYAAJ;
  • Gerd Althoff: Die Deutschen und ihr Mittelalter: Themen und Funktionen, 1992, zu Romano Guardini S. 19f., 30, 173 [neu aufgenommen] - [Monographie] - https://books.google.de/books?id=wwloAAAAMAAJ;
  • Carlo Morganti:
    • Guardini e Berdjaev: il medioevo contra nazismo e comunismo, in: Il pensiero politico, 1, 2016, S. 31-46 [Artikel] - [noch nicht online]
    • Suggestioni medievali e nuovissimo Medioevo nell´analisi politica di Romano Guardini, in: Governare la Paura. Journal of Interdisciplinary Studies, 9, 2016, 1, S. 201-212 [Artikel] - https://governarelapaura.unibo.it/article/download/6540/6330;
    • Medieval suggestions and newest Middle Ages in Romano Guardini´s political analysis, in: Governare la Paura. Journal of Interdisciplinary Studies, 9, 2016, 1, S. ??? (engl. Übersetzung oder abstract ???) [Artikel] - [noch nicht online]
    • Il Medioevo come paradigma dell’analisi politica di Romano Guardini, in: Alpha Omega, 22, 2019, 1, S. 87-102 [Artikel] - https://ojs.upra.org/index.php/ao/article/view/3832;
  • Gisela Seitschek: Schöne Lüge und verhüllte Wahrheit. Theologische und poetische Allegorie in mittelalterlichen Dichtungen, 2009, zu Romano Guardini S. 57f., 188, 195-197, 200, 229, 232, 237 und 276 - https://books.google.de/books?id=7KIqAQAAIAAJ;
  • Lea Lerch: „Am Mittelalter zu Bewusstsein bringen, was uns fehlt“. Geschichtsbilder der Liturgischen Bewegung und ihre theologische Funktion am Beispiel von Romano Guardini, in: Gerhards, Albert/Kranemann, Benedikt (Hrsg.): Dynamik und Diversität des Gottesdienstes. Liturgiegeschichte in neuem Licht, Freiburg/Basel/Wien 2018, S. 227-247 [Artikel] - https://books.google.de/books?id=4sFVDwAAQBAJ;
  • Michael Meyer-Blanck: Vom goldenen Zeitalter und der tiefen Schau des Seins. Bilder der Alten Kirche und des Mittelalters in der Liturgiegeschichtsschreibung, in: Kampmann, Claudia u.a. (Hrsg.): Kirchengeschichte. Historisches Spezialgebiet und/oder theologische Disziplin, Leipzig 2020, S. 173-193, zu Romano Guardini S. 184-188 [Artikel] - https://books.google.de/books?id=YTYjEAAAQBAJ;