Robert Saitschick

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Robert M. Saitschick (1868-1965) war ein russisch-schweizerischer Kulturphilosoph und Literaturhistoriker.

Biographie

  • geboren im heutigen Weißrussland
  • bereits als Schüler in Konflikt mit Regierungsorganen; Flucht nach Wien um einer Verbannung nach Sibirien zu entgehen
  • Studium der Literatur
  • 1889 Dr. phil. mit einer Arbeit über „Beiträge zur Geschichte der rechtlichen Stellung der Juden, namentlich im Gebiet des heutigen Oesterreich-Ungarn“ in Bern; anschließend Privatdozent
  • 1890/91 Freier Schriftsteller in Berlin, Genf und Paris
  • 1892 Buch „Zur Psychologie unserer Zeit“ (Bern 1892)
  • ca. 1893: „Die Weltanschauung Dostojewskis und Tolstois“ (Halle S. ca. 1893)
  • 1894 Professor für vergleichende Literaturgeschichte an der Akademie Neuenburg
  • 1895-1914 Dozent an der Freifächerabteilung der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich
  • 1898 Goethe-Buch
  • 1899 Einbürgerung in Zürich
  • 1906 Bücher „Französische Skeptiker: Voltaire, Mérimee. Zur Psychologie des neueren Individualismus“ (Berlin 1906) und „Deutsche Skeptiker: Lichtenberg – Nietzsche“ (Berlin 1906)
  • 1907 "Quid est veritas?" (Berlin 1907)
  • 1914 "Der Mensch und sein Ziel" (München 1914; 1922; Tübingen 1957)
  • 1914-1925 Professor an der Universität Köln
  • 1917 "Von der innern Not unseres Zeitalters" (München 1917; 1919); "Franziskus von Assisi" (München 1917; 1918; 1923; Marburg an der Lahr 1957);
  • 1918 "Wotan und Brünnhilde" (München 1918; 1922);
  • 1919 "Der Staat und was mehr ist als er: ein Buch über die Grundlagen der künftigen Gesell-schaft" (München 1919; Marburg a.d.Lahn 1922; Zürich 1946)
  • ab 1925 freier Schriftsteller in der Schweiz
  • 1925 "Menschen und Kunst der italienischen Renaissance" (München 1925; Marburg a.d.L. 1957; Berlin o.J.); "Genie und Charakter" (Darmstadt 1925; 1926)
  • 1926 "Paulus" (Berlin 1926; Zürich 1945; Marburg an der Lahn 1957)
  • 1927 "Schicksal und Erlösung" (Darmstadt u.a. 1927; Marburg an der Lahn 1982)
  • 1928 "Die innere Welt Jesu" (München 1928)
  • vor 1929: "Symphonie der drei Wirklichkeiten" (Darmstadt (2)1929)
  • 1931 "Die Brücke zum Menschen" (Darmstadt 1931)
  • 1945 "Schöpfer höchster Lebenswerte" (Zürich 1945)
  • 1949 "Bismarck und das Schicksal des deutschen Volkes" (München 1949; Basel 1949); "Denker und Dichter" (Zürich 1949)
  • 1952 "Aufstieg und Niedergang des Bolschewismus" (Zürich u.a. 1952);
  • 1953 "Lebensweisheit" (o.O. 1953); "Joseph Görres und die abendländische Kultur" (Olten u.a. 1953);
  • Saitschick selbst ist ein Freund Foersters und hat sich an dessen Festschrift zum 85. Geburtstag beteiligt, vgl. Robert Saitschick: Die Friedensidee und das christliche Lebensgefühl, in: Antz, Joseph/Pöggeler, Franz (Hrsg.): Friedrich Wilhelm Foerster und seine Bedeutung für die Pädagogik der Gegenwart. Festschrift zur Vollendung des 85. Lebensjahres von Professor Dr. phil. Dr. theol. h.c. Friedrich Wilhelm Foerster am 2. Juni 1954 im Auftrage der Friedrich-Wilhelm-Foerster-Gesellschaft, Ratingen 1955, S. 204ff.
  • 1957 "Kunstschöpfer und Kunstschaffen" (Marburg an der Lahn 1957); "Kultur und Menschenkennt-nis" (Tübingen 1957; Marburg an der Lahn 1974); "Götter und Menschen in Richard Wagners Ring des Nibelungen" (Tübingen 1957);
  • 1958 "Gedanken beim Lesen der Evangelien" (o.O. 1958; Marburg an der Lahn 1974)

Bezüge von Guardini auf Saitschick

Saitschick ist mehrmals Gesprächsthema zwischen Guardini und seinem Freund Josef Weiger.

So stellt er ihn in seinem Brief vom 9. März 1913 neben Friedrich Wilhelm Foerster zu jenen Autoren, in deren Bücher für ihn auch eine Gefahr stecke. Sie seien "so vollkommen in ihrer psychologischen Beobachtung, so echt in ihren Ratschlägen, Urteilen…, auch so ruhig und abgeklärt, dass sie einen ganz in ihren Bann ziehen, einem allmählich Gott, vor allem aber sicher das eigentlich Übernatürliche entbehrlich erscheinen lassen" (20. Brief, 3. Teil vom 9. März 1913, Freiburg, in: Briefe an Josef Weiger, a.a.O., S. 84 ff).

Im Brief vom 15. Februar 1914 an Weiger schreibt Guardini: „R. Saitschick hat kürzlich ein Buch erscheinen lassen: „Philosophie ohne Umschweife“. Auer sagte mir, S. kenne keinen Menschen, so wisse er nicht recht, an wen sich um Rezension wenden. Da habe ich ihm gesagt, Du würdest vielleicht eine solche übernehmen. Was ich bei ganz flüchtiger Einsicht in das Buch sah, lässt mich glauben, es werde Dich interessieren. Sag also, ob Du einverstanden bist.” (43. Brief vom 15. Februar 1914, Freiburg, in: Briefe an Josef Weiger, a.a.O., S. 137). Am 10. Mai 1914 heißt es dann allerdings „Über Saitschick hab ich nichts mehr gehört. Erschienen ist es, aber Dir offenbar noch nicht zugesandt.” (46. Brief vom 10. Mai 1914, Freiburg, in: Briefe an Josef Weiger, a.a.O., S. 144).

In späteren Briefen spielt noch Saitschicks Goethe-Buch eine Rolle. Er habe es gelesen: „ist wirklich erquickend, so echt, bescheiden und lauter. Nur die Partien über Religion sind mir nicht eingegangen. Bin gespannt, was Du zu Volbehr sagst. Es ergänzt das Saitschick’sche Buch.” (66. Brief vom 27. August 1916, Mainz, in: Briefe an Josef Weiger, a.a.O., S. 194; vgl. dazu: Saitschick, Robert: Goethes Charakter, Stuttgart 1898; Volbehr, Theodor: Goethe und die bildende Kunst, Leipzig 1895.)

Außerdem beruft Guardini sich auf Saitschick, wenn es um besondere „Literaturgattungen wie Saitschicks `Wirklichkeit und Vollendung´, die Imitatio, u. s. w.” geht (70. Brief vom 17. Januar 1917, Mainz, in: Briefe an Josef Weiger, a.a.O.,, S. 203; vgl. dazu Robert Saitschick: Wirklichkeit und Vollendung Gedanken zur Menschenkenntnis und Lebenswahrheit, (2)1911)

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