Hans Maier: Unterschied zwischen den Versionen
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“Die hängen einfach damit zusammen, dass Guardini sich Gesellschaft nicht vorstellen konnte. Er konnte sich nur vorstellen etwas, was aus Ich und Du zusammenkommt: Person. Er konnte sich Gemeinschaft vorstellen, das ist Ich und Du; aus vielen Ichs und Dus wird so etwas wie Gemeinschaft. Aber er konnte sich nicht vorstellen, mehrere `er´ und mehrere `sie´ nebeneinander. Er konnte sich nicht vorstellen Sachstrukturen, nicht die Ausdifferenzierung der modernen Welt in autonome Sachbereiche. ... Auf der andern Seite treten dann wieder identitäre Formulierungen auf wie `Der Staat sind wir´, die das Problem fast unerträglich vereinfachen. Auf diesen blinden Fleck Politik in der Jugendbewegung wollte ich hinweisen." (Maier, Diskussionsbeitrag, in ders., 1996, S. 186f.) | “Die hängen einfach damit zusammen, dass Guardini sich Gesellschaft nicht vorstellen konnte. Er konnte sich nur vorstellen etwas, was aus Ich und Du zusammenkommt: Person. Er konnte sich Gemeinschaft vorstellen, das ist Ich und Du; aus vielen Ichs und Dus wird so etwas wie Gemeinschaft. Aber er konnte sich nicht vorstellen, mehrere `er´ und mehrere `sie´ nebeneinander. Er konnte sich nicht vorstellen Sachstrukturen, nicht die Ausdifferenzierung der modernen Welt in autonome Sachbereiche. ... Auf der andern Seite treten dann wieder identitäre Formulierungen auf wie `Der Staat sind wir´, die das Problem fast unerträglich vereinfachen. Auf diesen blinden Fleck Politik in der Jugendbewegung wollte ich hinweisen." (Maier, Diskussionsbeitrag, in ders., 1996, S. 186f.) | ||
2005 konstatierte Maier über Guardinis Zeitgefühl: "Aus manchen Sätzen des frühen Guardini spricht ein melancholisches, ja pessimistisches Zeitgefühl. Auf der einen Seite übt er heftige Kritik an der neuen Zivilisation, die von Nordeuropa, den USA her das alte Europa überzieht, er verteidigt das Okzidentale, Alteuropäische, Mittelmeerische – auf der anderen Seite entdeckt er staunend, wie sich in den Bewegungen der Gegenwart neue weltweite Zusammenhänge bilden, eine neue Oikumene sichtbar wird - ein „Bewusstsein von der nicht mehr er-weiterbaren Wohn-, Lebens- und Wirkfläche“ der Erde im ganzen." Maier geht davon aus, dass Guardini "gleichsam im Vorübergehen" "in den zwanziger Jahren Themen" entdeckt, "die erst viele Jahre später, nach dem Zweiten Weltkrieg, öffentlich bedeutsam werden: das Thema der Ökologie, das Thema der „Grenzen des Wachstums“, das Thema der „Erdpolitik“, das Thema der „Weltkulturen“. Auch den Trend zur „Föderalisierung“, zur | |||
stärkeren Betonung subsidiärer Strukturen, die Relativierung des Zentralstaats und Nationalstaats im 20. Jahrhundert sieht er schon damals mit großer Hellsicht voraus." Hans Maier geht mit Gerl-Falkovitz davon aus, dass Guardini weder einer "romantischen Restauration" das Wort redet noch eine bedingungslose Option "für das Kommende" vertritt, sondern es eine Doppelbewegung gebe, "die das ganze Werk Guardinis durchzieht: die Bereitschaft nämlich, auf der einen Seite Verluste zu benennen, zerstörende Tendenzen sichtbar zu machen, zugleich aber auch – manchmal fast in Selbstüberwindung - das Neue zu bejahen. "Die Grundgestalt der Analyse ist dabei nicht einfachhin negativ eingefärbt, sondern versucht, aus dem Versinkenden das Kommende vorauszusehen." "Unser Platz ist im Werdenden“, heißt es programmatisch in den „Briefen vom Comer See“. Es sind immer zwei komplementäre Bewegungen, die Guardini in seinen Zeitdiagnosen – und in seinem Werk - vollzieht: eine analytische und eine verarbeitende, eine kritische und eine aneignende. Es ist ein „Hinausgehen aus der Zeit, um dann desto fester darin zu stehen“ (G 198)." Guardinis "kritischer Zugriff auf die Gegenwart" habe weder die "Schärfe einer absoluten Negation" noch seine "Liebe zur Zukunft" die Qualität einer "Amor fati im Sinne Nietzsches". Maier verweist auf die Aussage Guardinis um 1933, dass die Antwort auf die Frage der Zeit „nur aus einer Betrachtung der Zeit selbst kommen" könne – "einer solchen freilich, welche an Gottes Liebe glaubt und die eigene Zeit liebt.“ (Z 6) Maier behauptet, "dem älter gewordenen Guardini" sei es nach 1945 "zunehmend schwerer" gefallen sei, "nach der ersten auch die zweite Bewegung zu vollziehen, obwohl er dies doch die längste Zeit seines Lebens unbeirrt getan (und so eine große Zahl von Menschen für die Begegnung mit der Wirklichkeit gewonnen) hatte." Maier sah in Büchern wie „Die Macht“ oder „Das Ende der Neuzeit“, dass "Guardinis Kritik am Bestehenden schärfere, dezidiertere Formen" angenommen habe. "Das Pathos der Aneignung" sei schwächer gewoden und schließlich ganz verblasst. Als Beleg führt Maier an, dass "hierüber ein Streit selbst im Kreis der Schüler Guardinis" ausgebrochen sei und "seine innere Logik" gehabt habe. "Zugleich erscheint die Vergangenheit, das Mittelalter, die Welt Dantes in Guardinis Spätwerk in nostalgischen und verklärten Farben. In die Träume des alten Mannes, die sein Tagebuch sorgfältig festhält, fallen immer wieder das verlorene Rothenfels, das verlorene Isola Vicentina ein: die mittelalterliche Burg und die italienische Villa, Bilder einer glücklichen, aber dahingegangenen Welt, von denen der Erwachende nur resignierend sagen kann, dass sie „schon verloren (sind) oder verlassen werden (müssen)."" | |||
Maier schließt 2005: "Wer in jenen Jahren Guardini über Ethik sprechen hörte, der hatte den Eindruck eines insistierenden, immer wieder neu ansetzenden Anlaufs. Das Thema Ethik hat Guardini in München in seinen letzten Lebensjahren beschäftigt wie kein anderes. Über die Gründe kann man spekulieren. War es das Gefühl, die zeitgenössische Philosophie (und Theologie!) sei dem Ethischen, Praktisch-Politischen etwas schuldig geblieben? Hat vielleicht auch Guardinis intensive Beschäftigung mit der „Weißen Rose“ und mit dem Widerstand im Dritten Reich dazu geführt, entsprechende Defizite aufzudecken? In der Tat gab es im Werk des von ihm bewunderten Martin Heidegger keine Ethik – und auch von Heideggers Nachkriegs-Antipoden Adorno kamen, wenn er über Ethik handelte, nur Fragmente, „Minima Moralia“. Dem Existentialismus wie dem dialektischen Denken blieb die politische Praxis fremd. Und die Jugendbewegung, der sich Guardini zeitlebens eng verbunden fühlte, hatte ihren Personalismus in weiten Strecken auf eine strikte Absage an „die Gesellschaft“ gegründet. Dachte Guardini im Hinblick auf das Erlebte daran, hier etwas ändern zu sollen, ändern zu müssen? Das wird man vermuten dürfen, auch wenn man in seinen Aufzeichnungen darüber wenig findet." | |||
Maier wiederholte diese Spekulation in seiner Autobiographie „Böse Jahre, gute Jahre“. Er frage sich, „warum Guardini das Thema Ethik im Alter mit so großem Eifer, fast mit Obsession verfolgte. War es das Gefühl, die zeitgenössische Philosophie (und Theologie!) sei dem Ethischen, dem Praktisch-Politischen etwas schuldig geblieben? Hatte Guardinis Beschäftigung mit der „Weißen Rose“ und mit dem Widerstand im Dritten Reich zur Entdeckung dieses Defizits geführt? In der Tat gab es im Werk des von Guardini bewunderten [[Martin Heidegger]] keine Ethik – und auch von Heideggers Nachkriegs-Antipoden Adorno kamen, wenn er über Ethik handelte, nur Fragmente, `Minima Moralia´. Dem Existentialismus wie dem dialektischen Denken blieb die politische Praxis fremd. Und die Jugendbewegung, der Guardini zeitlebens so eng verbunden war? Nun, sie hatte ihren Personalismus über weite Strecken hin auf eine strikte Absage an `die Gesellschaft´ gegründet. Wenn sie sich aufs soziale Feld hinauswagte, dann versuchte sie möglichst vieles, ja fast alles personalistisch, aus Ich-Du-Beziehungen, zu erklären und aufzubauen. Dachte Guardini im Hinblick auf das Erlebte daran, hier etwas ändern zu sollen, ändern zu müssen? Man darf es vermuten, auch wenn sich in seinen Aufzeichnungen darüber wenig Aufschlüsse finden. Ein kleines Indiz ist für mich die Tatsache, dass Guardini sich intensiv am Neuaufbau der politischen Bildung in Bayern beteiligte, dass er Mitgründer der Akademie für Politische Bildung wurde und im Kuratorium dieser Einrichtung mitwirkte, dass ein Freund und Schüler, [[Felix Messerschmid]] – wie schon erzählt – der erste Direktor in Tutzing wurde." (Maier, Böse Jahre, gute Jahre. Ein Leben 1931ff., 2011, S. 147f.) | |||
Diese Spekulation scheitert allerdings bereits an den Bezügen. Guardini kannte Heidegger seit der gemeinsamen Zeit bei Engelbert Krebs in Freiburg in den zehner Jahren. Bewundert hat Guardini den Existentialisten allerdings nachweislich nie. Die Mär von der „strikten Absage“ der katholischen Jugendbewegung an „die Gesellschaft“ wird durch Wiederholung gerade für den Quickborn nicht stichhaltiger. Im Blick auf die Politische Bildung vergisst Maier, dass Guardini bereits in den reform-pädagogischen Diskurs über sie in den zwanziger Jahren eingebunden war. | Diese Spekulation scheitert allerdings bereits an den Bezügen. Guardini kannte Heidegger seit der gemeinsamen Zeit bei Engelbert Krebs in Freiburg in den zehner Jahren. Bewundert hat Guardini den Existentialisten allerdings nachweislich nie. Die Mär von der „strikten Absage“ der katholischen Jugendbewegung an „die Gesellschaft“ wird durch Wiederholung gerade für den Quickborn nicht stichhaltiger. Im Blick auf die Politische Bildung vergisst Maier, dass Guardini bereits in den reform-pädagogischen Diskurs über sie in den zwanziger Jahren eingebunden war. | ||
[[Winfried Hover]] hielt daher Maier zurecht entgegen, dass man Guardini nicht „als Ästheten, Ästhetizisten, abtun“ könne, auch wenn „er häufig so gesehen“ werde. Guardini sei vielmehr „ein eminent politischer Mensch“. Allerdings geht auch Höver mit seiner Erklärung, dass Guardini „ein Gespür für Gemeinschaft“ gehabt habe und sein Gesellschaftsbegriff eben ein Begriff von personaler Gemeinschaft gewesen sei, der dem neuzeitlichen, auf Sachverbindungen beruhenden Gesellschaftsbegriff natürlich widerspreche, fehl. Guardini führte eben die Krise gerade nicht auf das Fehlen personaler Gemeinschaft zurück, sondern auf das Fehlen theonomer, die Polarität von Autonomie und Heteronomie berücksichtigender politischer Ordnung, die wiederum auf dem Fehlen einer entsprechenden philosophisch-politischen Bildung beruht. Allerdings trifft Hover in der Diagnose des neuzeitlichen Individualismus wieder Guardinis Ansatz: | [[Winfried Hover]] hielt daher bereits 1998 Maier zurecht entgegen, dass man Guardini nicht „als Ästheten, Ästhetizisten, abtun“ könne, auch wenn „er häufig so gesehen“ werde. Guardini sei vielmehr „ein eminent politischer Mensch“. Allerdings geht auch Höver mit seiner Erklärung, dass Guardini „ein Gespür für Gemeinschaft“ gehabt habe und sein Gesellschaftsbegriff eben ein Begriff von personaler Gemeinschaft gewesen sei, der dem neuzeitlichen, auf Sachverbindungen beruhenden Gesellschaftsbegriff natürlich widerspreche, fehl. Guardini führte eben die Krise gerade nicht auf das Fehlen personaler Gemeinschaft zurück, sondern auf das Fehlen theonomer, die Polarität von Autonomie und Heteronomie berücksichtigender politischer Ordnung, die wiederum auf dem Fehlen einer entsprechenden philosophisch-politischen Bildung beruht. Allerdings trifft Hover in der Diagnose des neuzeitlichen Individualismus wieder Guardinis Ansatz: | ||
"Der andere ist mir kein `Du´, sondern ich benutze ihn nur, um meine mir selbst gesetzten Ziele zu verwirklichen" (Maier, Böse Jahre, gute Jahre, a.a.O., S. 188). | "Der andere ist mir kein `Du´, sondern ich benutze ihn nur, um meine mir selbst gesetzten Ziele zu verwirklichen" (Maier, Böse Jahre, gute Jahre, a.a.O., S. 188). | ||
Auch wenn Maier also - auf Hover antwortend - zurecht darauf verwies, dass „zwischen nur auf Sachverbindungen beruhender Gesellschaft und personaler Gemeinschaft“ noch viel liege (ebd., S. 188), werden aber weder Maier noch Hover der, wie gesehen, durchaus vielschichtigeren Auseinandersetzung Guardinis mit den Begriffen Gesellschaft und Gemeinschaft gerecht. Maiers Kritik an Guardini beruht letztlich auch auf seiner eigenen dezidierten Ablehnung jeglicher „politischen Theologie“. Aber auch daran, dass eine umfassendere Auseinandersetzung mit dem gesamten Werk Guardinis in den fünfziger und sechziger Jahren bei Hans Maier noch nicht stattfand, sein Frühwerk bis heute kaum in den Blick kommt. Selbst als Maier und Guardini 1962 Kollegen in München wurden, sind kaum direkte Kontakte nachweisbar, am ehesten noch über [[Arnold Bergsträßer]] und [[Felix Messerschmid]] und die Politische Akademie in Tutzing. | Auch wenn Maier also - auf Hover antwortend - zurecht darauf verwies, dass „zwischen nur auf Sachverbindungen beruhender Gesellschaft und personaler Gemeinschaft“ noch viel liege (ebd., S. 188), werden aber weder Maier noch Hover der, wie gesehen, durchaus vielschichtigeren Auseinandersetzung Guardinis mit den Begriffen Gesellschaft und Gemeinschaft gerecht. Maiers Kritik an Guardini beruht letztlich auch auf seiner eigenen dezidierten Ablehnung jeglicher „politischen Theologie“. Aber auch daran, dass eine umfassendere Auseinandersetzung mit dem gesamten Werk Guardinis in den fünfziger und sechziger Jahren bei Hans Maier noch nicht stattfand, sein Frühwerk bis heute kaum in den Blick kommt. Selbst als Maier und Guardini 1962 Kollegen in München wurden, sind kaum direkte Kontakte nachweisbar, am ehesten noch über [[Arnold Bergsträßer]] und [[Felix Messerschmid]] und die Politische Akademie in Tutzing. | ||
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Version vom 25. Dezember 2023, 16:25 Uhr
Hans Maier (* 1931), Politikwissenschaftler, Publizist, Politiker,
Biographie
- Studium der Geschichte, Germanistik, Romanistik und Philosophie in Freiburg, München und Paris
- 1956 Staatsexamen für das höhere Lehramt
- 1957 Dr. phil. zum Thema "Revolution und Kirche. Studien zur Entstehungsgeschichte der christlichen Demokratie in Frankreich"
- 1962 Habilitation als Schüler von Arnold Bergstraesser; er wird der "Freiburger Schule der Politikwissenschaft" zugerechnet;
- 1962 Professor für politische Wissenschaft am Geschwister-Scholl-Institut der Universität München
- 1970 Mitgründer des Bundes Freiheit der Wissenschaft (gemeinsam mit Richard Löwenthal und Hermann Lübbe)
- 1970-1986 Bayerischer Kultusminister; zunächst ohne dem Landtag noch der CSU anzugehören
- 1976-1988 Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, dem er auch danach noch angehörte;
- 1978 Mitglied des Bayerischen Landtags für den Stimmkreis Günzburg
- 1986 Rücktritt, nachdem Franz Josef Strauß das Ministerium nach der Landtagswahl 1986 in zwei Ressorts aufteilte
- 1987 Niederlegung des Mandats
- 1988 bis 1999 Inhaber des Guardini-Lehrstuhls für Christliche Weltanschauung, Religions- und Kulturtheorie;
- 1999 Romano-Guardini-Preisträger
- Engagement für einen Verbleib der Kirche in der Schwangerenkonfliktberatung und im Anschluss daran für Donum vitae
- einen großen Teil seiner Privatbibliothek vermachte er als "Hans-Maier-Bibliothek" der Katholischen Akademie in Bayern; sie wurde ebenfalls wie die Guardini-Bibliothek im Schloß Suresnes aufgestellt;
Bibliographie zu Guardini
- 41 Treffer von 1964 bis 2022;
- [Festschriftbeitrag], in: Helmut Kuhn/Heinrich Kahlefeld/Karl Forster (Hrsg.): Interpretation der Welt. Festschrift für Romano Guardini zum achtzigsten Geburtstag. Würzburg: Echter, 1965; (2)1965 - 722 S. [Mercker 2425] - [Guardini-Festschrift] - [noch nicht online]
- Das Anliegen des Menschen wahren, in: Rheinischer Merkur, Köln/Koblenz, 1978, 46 (17. November 1978), S. 31 (Vortrag auf der Guardini-Gedenkfeier der Katholischen Akademie in Bayern, München, am 31. Oktober 1978) [Gerner 50] und [Gerner 224] - [Artikel] - [noch nicht online]; gedruckt unter dem Titel: Romano Guardini - Erinnerungen am 10. Todestag, in: Zur debatte, München, 8, 1978, 6, S. 1-3 [????] - [Artikel] - [noch nicht online]; dann unter dem Titel: Erinnerungen zum 10. Todestag Romano Guardinis, in: Katholische Akademie in Bayern: Chronik 1978-1979, München 1981, S. 133-138 [Gerner 224] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Romano Guardini. Ein Nachwort, in: Guardini, Vom Geist der Liturgie, Freiburg im Breisgau 1983, S. 145- 158 [Brüske 552] - [Artikel] - [noch nicht online]; auch in ders.: Staat, Kirche, Bildung, 1984, S. 262ff. [neu aufgenommen] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=KmksAQAAMAAJ; auch unter dem Titel: Romano Guardini, Vom Geist der Liturgie. Ein Nachwort von Hans Maier, in: Bayernspiegel. Monatsblatt der bayerischen Einigung, Ver-ein zur Pflege Bayerischen Heimat- und Staatsbewusstseins, München, 1998, 6, S. 10-13 [neu aufgenommen] - [Artikel] - [noch nicht online]; siehe auch: http://hhmaier.de/wp-content/uploads/2014/11/Romano_Guardini.pdf
- Zur Soziologie des deutschen Katholizismus 1803-1950, in: Dieter Albrecht u.a. (Hrsg.): Politik und Konfession. Festschrift für Konrad Repgen zum 60. Geburtstag, Berlin 1983, S. 159-172, zu Romano Guardini S. 159 und 169 [neu aufgenommen] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=wmocAAAAMAAJ
- Der Dirigent als Interpret, in: Zur debatte, München, 15, 1985, 2/3 (März-Juni 1985), S. 20-22 [neu aufgenommen] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Prediger, Liturgie, Erzieher: Am 17. Februar wäre Romano Guardini 100 Jahre alt geworden, in: Katholische Nachrichten-Agentur, München/Bonn, Kath. Korrespondenz, 1985, Nr. 5 (29. Januar 1985) [Gerner 212] - [Artikel]/[Agenturmeldung]/[Typoskript] - [noch nicht online]
- Er war Prediger, Liturge und Erzieher. Am 17. Februar wäre Romano Guardini 100 Jahre alt geworden (2sp, 2zeilig), in: Bonifatiusbote. Kirchenzeitung für das Bistum Fulda, Fulda-Limburg, 1985, Nr. 6 (10. Februar 1985), S. 4 [Gerner 212] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Am 17. Februar 1985 Romano Guardini 100 Jahre alt: Prediger, Liturge, Erzieher (2sp mit Foto 1sp: KNA), in: Die christliche Familie, Essen, 1985, Nr. 10 (3. März 1985), S. 4 und 11 [Gerner 212] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Am 17. Februar wäre Romano Guardini 100 Jahre alt geworden. Prediger, Liturge, Erzieher (3sp mit Foto 1sp), in: Der Dom. Kirchenzeitung für das Erz-bistum Paderborn, Paderborn, 1985, Nr. 7 (17. Februar 1985), S. 5 [Gerner 212] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Er war Prediger, Liturge und Erzieher (2sp, 2zeilig), in: Glaube und Leben. Kirchenzeitung für das Bistum Mainz, Mainz-Limburg, 1985, Nr. 6 (10. Februar 1985), S. 4 [Gerner 212] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Am 17. Februar wäre Romano Guardini 100 Jahre alt gweorden. Prediger, Liturge, Erzieher (2sp, 2zeilig mit Foto 2sp: KNA), in: Kirchenbote des Bistums Osnabrück, Osnabrück, 1985, Nr. 7 (17. Februar 1985), S. 22 [Gerner 213] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Prediger, Liturge, Erzieher. In diesem Jahr wäre Romano Guardini 100 Jahre alt geworden (2sp mit Foto 1sp), in: Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, 1985, Nr. 10 (10. März 1985), S. 11 und 18 [Gerner 213] - [Artikel] - [noch nicht on-line]
- Romano Guardini - Priester und Lehrer. Zeitlose Bedeutung seines Denkens und seiner Person (3sp mit Foto 1sp: KNA), in: (Ulrichsblatt), Kirchenzeitung für die Diözese Augsburg, Augsburg, 10. März 1985, S. 8 [Gerner 213] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Prediger, Liturge, Erzieher (3sp, 3zeilig), in: Konradsblatt. Wochenzeitung für das Erzbistum Freiburg, Karlsruhe, 1985, Nr. 7 (17. Februar 1985), S. 14f. [Gerner 213] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Prediger, Liturge, Erzieher. Am 17. Februar wäre Romano Guardini 100 Jahre alt geworden (3sp mit Foto 1sp), in: Passauer Bistumsblatt, Passau, 1985, Nr. 6 (10. Februar 1985), S. 3 [Gerner 213] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Prediger, Liturge, Erzieher. Am 17. Februar wäre Romano Guardini 100 Jahre alt geworden (3sp mit Foto 1sp: KNA / Lebenslauf als Vorspann), in: Paulinus. Trierer Bistumsblatt, Trier, 1985, Nr. 7 (17. Februar 1985), S. 14 [Gerner 213] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Prediger, Liturge, Erzieher. Am 17. Februar wäre Romano Guardini 100 Jahre alt geworden (3sp mit Foto 1sp: KNA), in: Der Pilger. Kirchenzeitung für das Bistum Speyer, Speyer, 1985, Nr. 7 (17. Februar 1985), S. 217 [Gerner 214] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Er war Prediger, Liturge und Erzieher. Am 17. Februar wäre Romano Guardini 100 Jahre alt geworden (2sp, 2zeilig), in: Der Sonntag. Kirchenzeitung für Limburg, Limburg, 1985, Nr. 6 (10. Februar 1985), S. 4 [Gerner 214] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Prediger, Liturge, Erzieher. Am 17. Februar wäre Romano Guardini 100 Jahre alt geworden (3sp mit Foto 1sp), in: Würzburger Katholisches Sonntagsblatt. Kirchenzeitung der Diözese Würzburg, 1985, Nr. 7 (17. Februar 1985), S. 5 [Gerner 214] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Romano Guardini - ein Nachwort, in: Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz (Hrsg.): Begegnungen in Mooshausen. Romano Guardini, Maria Knoepfler, Maria Elisabeth Stapp, Josef Weiger. Weißenhorn: Konrad, 1989, S. 107-113 [neu aufgenommen] - [Artikel] - http://mooshausen.de/downloads/artikel/begegnungen1/107_113_H_Maier_Ein_Nachwort.pdf;
- /Vincent Berning (Hrsg.): Alois Dempf 1891-1982. Philosoph, Kulturtheoretiker, Prophet gegen den Nationalsozialismus, 1992, zu Romano Guardini S. 9, 11, 15f.???, 36, 76, 95???, 97???, 113, 128, 256, 263 [neu aufgenommen] - [Monographie] - https://books.google.de/books?id=NmcZAAAAIAAJ
- "Katholische Weltanschauung" - die Fortsetzung in Tübingen und München, in: Hermann Josef Schuster (Hrsg. im Auftr. der Guardini-Stiftung): Guardini weiterdenken, Berlin 1993, S. 107-111 [Brüske 555] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Romano Guardini - ein Nachwort, in: Hermann Josef Schuster (Hrsg. im Auftr. der Guardini-Stiftung): Guardini weiterdenken, Berlin 1993, S. 236-244 (243?) [neu aufgenommen] - [Artikel] - [noch nicht online]
- „Totalitarismus“ und „Politische Religionen“. Konzepte des Diktaturvergleichs, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 43, 1995, 3, S. 387-405, zu Romano Guardini S. 397 und 399 [neu aufgenommen] - [Artikel] - https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1995_3.pdf
- Diskussionsbeitrag, in ders. (Hrsg.): „Totalitarismus“ und „Politische Religionen“. Konzepte des Diktaturvergleichs (Politik- und Kommunikationswissen-schaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft 16), Paderborn 1996, S. 186 [neu aufgenommen] - [Artikel] - https://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00045500_00001.html
- Zur Totalitarismuskritik von Romano Guardini, in: Brief aus Mooshausen, 1997, 1 (Februar 1997), S. 7-10 (zu Romano Guardinis Schrift „Der Heilbringer“) [Brüske 557] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Impulse Guardinis in der Nachkriegszeit - seine akademischen Stationen in Tübingen und München, in ders./Arno Schilson/Hermann Josef Schuster (Hrsg. im Auftrag der Guardini-Stiftung): Guardini weiterdenken II (Schriftenreihe des Forum Guardini Band 8), Dreieck Verlag der Guardini Stiftung, Berlin 1999, S. 65-78 [Brüske 554] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Zeitdeutungen in Romano Guardinis Werk, in: Franz Henrich (Hrsg.): Romano Guardini. Christliche Weltanschauung und menschliche Existenz. Regensburg 1999 S. 95-114 [Brüske 556] - [Artikel] - [noch nicht online]; zuvor in: Zur debatte, München, 28, 1998, S. 6-7 [Brüske 556] - [Artikel] - [noch nicht online]; dann in der Langfassung wieder in: Wolfgang Leidhold (Hrsg.): Politik und Politeia. Formen und Probleme politischer Ordnung. Festgabe für Jürgen Gebhardt zum 65. Geburtstag, Würzburg 2000, S. 83-98, darin S.88ff.: Erwähnung der Manuskripte „Die religiöse Offenheit der Gegenwart“) [neu aufgenommen] - [Artikel] - https://books.google.de/books?id=qrEkAQAAMAAJ
- Gefährliche Religion. Romano Guardini. Visionäre Zeitanalysen des katholischen Denkers, in: Rheinischer Merkur, 1999, 2. April, S. 17f [Brüske 788] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Ein Verkünder mit Zweifeln: Romano Guardini gewann seine Hörer und Leser durch Einfühlung und Noblesse, in: Süddeutsche Zeitung, dann im Sammelband: Jahrhundert-Münchner. Eine Serie der Süddeutschen Zeitung, München 2000, S. 77-81 [Brüske 553] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Umstrittene Schönheit. Kann das Christentum schön sein, in: Thomas Brose (Hrsg.): Umstrittenes Christentum: Glaube - Wahrheit - Toleranz, Berlin 2002, S. 12-34 (Zur Guardini-Vorlesungsreihe) [neu aufgenommen] - [Artikel] - [noch nicht online]
- Romano Guardini (1885-1968). Vortrag in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften am 25. April 2005 im Rahmen der Reihe „München leuchtet für die Wissenschaft“ [Artikel] - http://hhmaier.de/wp-content/uploads/2014/11/Romano_Guardini.pdf
- [„Unser Platz ist im Werdenden“.] Zum 40. Todestag Romano Guardinis, in: Musica sacra. Zeitschrift für katholische Kirchenmusik, 2008, S. 354-356 [Artikel] - [noch nicht online]
- Die Kirchen und die Künste. Guardini-Lectures; [Spiel vor Gott - die Liturgie; Bibel, Wort und Ton.] Regensburg 2008 [Monographie] - [noch nicht online]
- Böse Jahre, gut Jahre. Ein Leben 1931ff., 2011, zu Romano Guardini S. 147f. und 313-318 [historisch relevant]: Erinnerung an Bergsträsser-Guardini-Messerschmid im Zusammenhang mit der Gründung der Akademie für Politische Bildung in Tutzing - [Monographie]/[Memoiren] - https://books.google.de/books?id=FT3w9gnEpCIC
- Verlust des Sakralen? Liturgie und Kultur, in: Stephan Wahle/Helmut Hoping/Winfried Haunerland (Hrsg.): Römische Messe und Liturgie in der Moderne, Freiburg im Breisgau 2013, S. 201-220, zu Romano Guardini S. 203 [Artikel] - https://books.google.de/books?id=avtDDAAAQBAJ
- Geleitwort, in: Otto Weiß: Kulturkatholizismus. Katholiken auf dem Weg in die deutsche Kultur (1900-1933), 2014, S. 13 [Artikel] - https://books.google.de/books?id=GlxuDwAAQBAJ
- Vorwort, in: Guardini, 1945. Worte zur Neuorientierung, hrsg. von Alfons Knoll unter Mitarbeit von Max A. Oberdorfer, 1945, 2015, S. 7-9 [Artikel] - https://shop.verlagsgruppe-patmos.de/media/pdf/978-3-7867-3047-7.pdf
- Licht im Kirchenjahr. Eine Besinnung, in: Stimmen der Zeit, Freiburg im Breisgau, 235=142, 2017, 6, S. 385-394 [Artikel] - [noch nicht online]
- Eine aktuelle Würdigung, in: Helmut Zenz (Hrsg.): Deuter der christlichen Existenz. Nachrufe - Erinnerungen - Würdigungen. Romano Guardini zum 50. Todestag. Mit einer aktuellen Würdigung von Hans Maier, Mainz 2018, S. 7-9 [Artikel] - [noch nicht online]
- /Thomas Brose: Katholische Theologie in Berlin. Guardinis Erben, in: Herder-Korrespondenz, 73, 2019, 4, S. 33-36 [Artikel] - [noch nicht online]
Sekundärbibliographie
- Romano Guardini Preis 1999: Preisträger: Hans Maier, in: Katholische Akademie in Bayern: Chronik 1998-1999, München 2000, S. 51-67 [neu aufgenommen] - [Artikel] - [noch nicht online]
Kommentar
Hans Maier ist nach eigener Darstellung Guardini auf diesem Katholikentag 1952 in Berlin zum ersten Mal begegnet. 1954 habe er dann dessen Vorlesungen in München gehört. 1962 wurde Maier an der Universität Guardinis Kollege (Maier, Romano Guardini (1885-1968). Vortrag in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften am 25. April 2005 im Rahmen der Reihe ‚München leuchtet für die Wissenschaft´ - http://www.hhmaier.de/download_pdfs/Romano_Guardini.pdf, S. 1.). Als solcher um einen Beitrag zur Festschrift zum 80. Geburtstag gebeten. Er schreibt dafür einen Text über die „moderne Emigration“ (Maier, Der Mensch im Exil. Zum Sinnwandel der modernen Emigration, in: Helmut Kuhn (Hrsg.): Interpretationen der Welt. Festschrift für Romano Guardini zum 80. Geburtstag, Würzburg 1965, S. 299-312, dann in: Maier, Hans: Religion und moderne Gesellschaft, 1985, S. 180-192). Von 1988 bis 1999 wurde Maier dessen Nachfolger auf dem Münchener Guardini-Lehrstuhl.
1978 notierte Maier für das Bulletin und die Chronik der Katholischen Akademie in Bayern seine „Erinnerungen“ zum 10. Todestag (Maier, Romano Guardini - Erinnerungen am 10. Todestag, in: Zur Debatte, 8, 1978, 6, S. 1-3; dann u. d. T.: Erinnerungen zum 10. Todestag Romano Guardinis, in: Katholische Akademie in Bayern, Chronik 1978/79, S. 133-138.). Dabei stand Guardinis Art und Weise, seine Hörer und Leser in ein dialogisches Denken einzubeziehen, im Mittelpunkt. Er schätzte Guardinis „dialogisches Denken“ und seine „Kunst der den Hörer einbeziehenden Mitteilung“, da er nicht wie einer gesprochen habe, "der triumphierend seine Funde vorweist, sondern als ein Suchender, aus einer demütigen Fraglichkeit heraus." Es handle sich um "unabgeschlossenes Denken, das den Hörer einbezog in seine suchende Bewegung – darin liegt wohl ein Schlüssel für das Paradox, dass dieser Einsame, Scheue, Verletztliche auf so viele Menschen wirkte." (ebd., S. 133f.)
Inhaltlich dagegen stand Maier durchaus kontrovers zu Guardinis politisch-theologischer Position. Insbesondere die Ethik-Vorlesungen unterzog Maier später einer unmittelbaren Kritik. Sie seien aus einem “Gefühl einer Pflicht zur Wiedergutmachung” gehalten:
“Die hängen einfach damit zusammen, dass Guardini sich Gesellschaft nicht vorstellen konnte. Er konnte sich nur vorstellen etwas, was aus Ich und Du zusammenkommt: Person. Er konnte sich Gemeinschaft vorstellen, das ist Ich und Du; aus vielen Ichs und Dus wird so etwas wie Gemeinschaft. Aber er konnte sich nicht vorstellen, mehrere `er´ und mehrere `sie´ nebeneinander. Er konnte sich nicht vorstellen Sachstrukturen, nicht die Ausdifferenzierung der modernen Welt in autonome Sachbereiche. ... Auf der andern Seite treten dann wieder identitäre Formulierungen auf wie `Der Staat sind wir´, die das Problem fast unerträglich vereinfachen. Auf diesen blinden Fleck Politik in der Jugendbewegung wollte ich hinweisen." (Maier, Diskussionsbeitrag, in ders., 1996, S. 186f.)
2005 konstatierte Maier über Guardinis Zeitgefühl: "Aus manchen Sätzen des frühen Guardini spricht ein melancholisches, ja pessimistisches Zeitgefühl. Auf der einen Seite übt er heftige Kritik an der neuen Zivilisation, die von Nordeuropa, den USA her das alte Europa überzieht, er verteidigt das Okzidentale, Alteuropäische, Mittelmeerische – auf der anderen Seite entdeckt er staunend, wie sich in den Bewegungen der Gegenwart neue weltweite Zusammenhänge bilden, eine neue Oikumene sichtbar wird - ein „Bewusstsein von der nicht mehr er-weiterbaren Wohn-, Lebens- und Wirkfläche“ der Erde im ganzen." Maier geht davon aus, dass Guardini "gleichsam im Vorübergehen" "in den zwanziger Jahren Themen" entdeckt, "die erst viele Jahre später, nach dem Zweiten Weltkrieg, öffentlich bedeutsam werden: das Thema der Ökologie, das Thema der „Grenzen des Wachstums“, das Thema der „Erdpolitik“, das Thema der „Weltkulturen“. Auch den Trend zur „Föderalisierung“, zur stärkeren Betonung subsidiärer Strukturen, die Relativierung des Zentralstaats und Nationalstaats im 20. Jahrhundert sieht er schon damals mit großer Hellsicht voraus." Hans Maier geht mit Gerl-Falkovitz davon aus, dass Guardini weder einer "romantischen Restauration" das Wort redet noch eine bedingungslose Option "für das Kommende" vertritt, sondern es eine Doppelbewegung gebe, "die das ganze Werk Guardinis durchzieht: die Bereitschaft nämlich, auf der einen Seite Verluste zu benennen, zerstörende Tendenzen sichtbar zu machen, zugleich aber auch – manchmal fast in Selbstüberwindung - das Neue zu bejahen. "Die Grundgestalt der Analyse ist dabei nicht einfachhin negativ eingefärbt, sondern versucht, aus dem Versinkenden das Kommende vorauszusehen." "Unser Platz ist im Werdenden“, heißt es programmatisch in den „Briefen vom Comer See“. Es sind immer zwei komplementäre Bewegungen, die Guardini in seinen Zeitdiagnosen – und in seinem Werk - vollzieht: eine analytische und eine verarbeitende, eine kritische und eine aneignende. Es ist ein „Hinausgehen aus der Zeit, um dann desto fester darin zu stehen“ (G 198)." Guardinis "kritischer Zugriff auf die Gegenwart" habe weder die "Schärfe einer absoluten Negation" noch seine "Liebe zur Zukunft" die Qualität einer "Amor fati im Sinne Nietzsches". Maier verweist auf die Aussage Guardinis um 1933, dass die Antwort auf die Frage der Zeit „nur aus einer Betrachtung der Zeit selbst kommen" könne – "einer solchen freilich, welche an Gottes Liebe glaubt und die eigene Zeit liebt.“ (Z 6) Maier behauptet, "dem älter gewordenen Guardini" sei es nach 1945 "zunehmend schwerer" gefallen sei, "nach der ersten auch die zweite Bewegung zu vollziehen, obwohl er dies doch die längste Zeit seines Lebens unbeirrt getan (und so eine große Zahl von Menschen für die Begegnung mit der Wirklichkeit gewonnen) hatte." Maier sah in Büchern wie „Die Macht“ oder „Das Ende der Neuzeit“, dass "Guardinis Kritik am Bestehenden schärfere, dezidiertere Formen" angenommen habe. "Das Pathos der Aneignung" sei schwächer gewoden und schließlich ganz verblasst. Als Beleg führt Maier an, dass "hierüber ein Streit selbst im Kreis der Schüler Guardinis" ausgebrochen sei und "seine innere Logik" gehabt habe. "Zugleich erscheint die Vergangenheit, das Mittelalter, die Welt Dantes in Guardinis Spätwerk in nostalgischen und verklärten Farben. In die Träume des alten Mannes, die sein Tagebuch sorgfältig festhält, fallen immer wieder das verlorene Rothenfels, das verlorene Isola Vicentina ein: die mittelalterliche Burg und die italienische Villa, Bilder einer glücklichen, aber dahingegangenen Welt, von denen der Erwachende nur resignierend sagen kann, dass sie „schon verloren (sind) oder verlassen werden (müssen).""
Maier schließt 2005: "Wer in jenen Jahren Guardini über Ethik sprechen hörte, der hatte den Eindruck eines insistierenden, immer wieder neu ansetzenden Anlaufs. Das Thema Ethik hat Guardini in München in seinen letzten Lebensjahren beschäftigt wie kein anderes. Über die Gründe kann man spekulieren. War es das Gefühl, die zeitgenössische Philosophie (und Theologie!) sei dem Ethischen, Praktisch-Politischen etwas schuldig geblieben? Hat vielleicht auch Guardinis intensive Beschäftigung mit der „Weißen Rose“ und mit dem Widerstand im Dritten Reich dazu geführt, entsprechende Defizite aufzudecken? In der Tat gab es im Werk des von ihm bewunderten Martin Heidegger keine Ethik – und auch von Heideggers Nachkriegs-Antipoden Adorno kamen, wenn er über Ethik handelte, nur Fragmente, „Minima Moralia“. Dem Existentialismus wie dem dialektischen Denken blieb die politische Praxis fremd. Und die Jugendbewegung, der sich Guardini zeitlebens eng verbunden fühlte, hatte ihren Personalismus in weiten Strecken auf eine strikte Absage an „die Gesellschaft“ gegründet. Dachte Guardini im Hinblick auf das Erlebte daran, hier etwas ändern zu sollen, ändern zu müssen? Das wird man vermuten dürfen, auch wenn man in seinen Aufzeichnungen darüber wenig findet."
Maier wiederholte diese Spekulation in seiner Autobiographie „Böse Jahre, gute Jahre“. Er frage sich, „warum Guardini das Thema Ethik im Alter mit so großem Eifer, fast mit Obsession verfolgte. War es das Gefühl, die zeitgenössische Philosophie (und Theologie!) sei dem Ethischen, dem Praktisch-Politischen etwas schuldig geblieben? Hatte Guardinis Beschäftigung mit der „Weißen Rose“ und mit dem Widerstand im Dritten Reich zur Entdeckung dieses Defizits geführt? In der Tat gab es im Werk des von Guardini bewunderten Martin Heidegger keine Ethik – und auch von Heideggers Nachkriegs-Antipoden Adorno kamen, wenn er über Ethik handelte, nur Fragmente, `Minima Moralia´. Dem Existentialismus wie dem dialektischen Denken blieb die politische Praxis fremd. Und die Jugendbewegung, der Guardini zeitlebens so eng verbunden war? Nun, sie hatte ihren Personalismus über weite Strecken hin auf eine strikte Absage an `die Gesellschaft´ gegründet. Wenn sie sich aufs soziale Feld hinauswagte, dann versuchte sie möglichst vieles, ja fast alles personalistisch, aus Ich-Du-Beziehungen, zu erklären und aufzubauen. Dachte Guardini im Hinblick auf das Erlebte daran, hier etwas ändern zu sollen, ändern zu müssen? Man darf es vermuten, auch wenn sich in seinen Aufzeichnungen darüber wenig Aufschlüsse finden. Ein kleines Indiz ist für mich die Tatsache, dass Guardini sich intensiv am Neuaufbau der politischen Bildung in Bayern beteiligte, dass er Mitgründer der Akademie für Politische Bildung wurde und im Kuratorium dieser Einrichtung mitwirkte, dass ein Freund und Schüler, Felix Messerschmid – wie schon erzählt – der erste Direktor in Tutzing wurde." (Maier, Böse Jahre, gute Jahre. Ein Leben 1931ff., 2011, S. 147f.)
Diese Spekulation scheitert allerdings bereits an den Bezügen. Guardini kannte Heidegger seit der gemeinsamen Zeit bei Engelbert Krebs in Freiburg in den zehner Jahren. Bewundert hat Guardini den Existentialisten allerdings nachweislich nie. Die Mär von der „strikten Absage“ der katholischen Jugendbewegung an „die Gesellschaft“ wird durch Wiederholung gerade für den Quickborn nicht stichhaltiger. Im Blick auf die Politische Bildung vergisst Maier, dass Guardini bereits in den reform-pädagogischen Diskurs über sie in den zwanziger Jahren eingebunden war.
Winfried Hover hielt daher bereits 1998 Maier zurecht entgegen, dass man Guardini nicht „als Ästheten, Ästhetizisten, abtun“ könne, auch wenn „er häufig so gesehen“ werde. Guardini sei vielmehr „ein eminent politischer Mensch“. Allerdings geht auch Höver mit seiner Erklärung, dass Guardini „ein Gespür für Gemeinschaft“ gehabt habe und sein Gesellschaftsbegriff eben ein Begriff von personaler Gemeinschaft gewesen sei, der dem neuzeitlichen, auf Sachverbindungen beruhenden Gesellschaftsbegriff natürlich widerspreche, fehl. Guardini führte eben die Krise gerade nicht auf das Fehlen personaler Gemeinschaft zurück, sondern auf das Fehlen theonomer, die Polarität von Autonomie und Heteronomie berücksichtigender politischer Ordnung, die wiederum auf dem Fehlen einer entsprechenden philosophisch-politischen Bildung beruht. Allerdings trifft Hover in der Diagnose des neuzeitlichen Individualismus wieder Guardinis Ansatz:
"Der andere ist mir kein `Du´, sondern ich benutze ihn nur, um meine mir selbst gesetzten Ziele zu verwirklichen" (Maier, Böse Jahre, gute Jahre, a.a.O., S. 188).
Auch wenn Maier also - auf Hover antwortend - zurecht darauf verwies, dass „zwischen nur auf Sachverbindungen beruhender Gesellschaft und personaler Gemeinschaft“ noch viel liege (ebd., S. 188), werden aber weder Maier noch Hover der, wie gesehen, durchaus vielschichtigeren Auseinandersetzung Guardinis mit den Begriffen Gesellschaft und Gemeinschaft gerecht. Maiers Kritik an Guardini beruht letztlich auch auf seiner eigenen dezidierten Ablehnung jeglicher „politischen Theologie“. Aber auch daran, dass eine umfassendere Auseinandersetzung mit dem gesamten Werk Guardinis in den fünfziger und sechziger Jahren bei Hans Maier noch nicht stattfand, sein Frühwerk bis heute kaum in den Blick kommt. Selbst als Maier und Guardini 1962 Kollegen in München wurden, sind kaum direkte Kontakte nachweisbar, am ehesten noch über Arnold Bergsträßer und Felix Messerschmid und die Politische Akademie in Tutzing.
Internet
- Wikipedia-Biographie - https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Maier_(Politiker,_1931)