Alsatia Verlag

Aus Romano-Guardini-Handbuch
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Der Alsatia Verlag (später auch Édition bzw. Éditions Alsatia) war ein Verlag mit Sitz in Colmar

Verlagsgeschichte

  • 1887/1897 Gründung mit Verlagssitz in Colmar sowie weiteren Verkaufsstellen und Vertretungen in anderen Ortschaften des Elsass sowie in Paris
  • 1887-1940 erschien im Verlag der "Elsässer Kurier"
  • 1921-1939 erschien im Verlag die Zeitschrift "Die Heimat. Monatsschrift für christliche Kultur und Politik)
  • 1925-1942 "Neuer und verbesserter vollkommener Staats-Kalender" genannt der "Hinkende Bote" (Später: "Der Kolmarer hinkende Bote")
  • 1927-1942 und 1946-1980 "Neuer Elsässer Kalender. Illustriertes Haus- und Heimatbuch für das christliche Volk"
  • in den 1930er Jahren mit bis zu 500 Beschäftigten seine größte Ausdehnung.
  • 1938 antisemitische Äußerungen im "Elsässer Kurier" (vgl. dazu Vicki Caron: French Public Opinion an the “Jewish Question,” 1930-1942: The Role of Middle-Class Professional Associations, in: David Bankier/Israel Gutman: Nazi Europe and the Final Solution, 2009, S. 374ff., hier S. 384: „Moreover demands to impose a numerous clausus on foreign and sometimes even on native Jews began to garner support well beyond far right wing circles. In 1938, Joseph Rossé, an influential Catholic autonomist deputy from the Upper-Rhine, claimed that Jews hat taken over the region´s cultural and economic life, and as proof he alleged that the proportion of Jewish lawyers in the Alsatian bar had risen from 10 to 30 percent since 1918. As a result of “this colossal increase,” Rossé argued, “many Christian lawyers have been pushed to the brink of starvation, so they revolt and antisemitism begins to take hold.” To alleviate this situation, Rossé proposed the imposition of a quota on the number of Jews, immigrant and native alike, allowed to work in middle-class professions.(Rossé, “Was wir von den wahren Juden erwarten?”, in: Elsässer Kurier, 2. Oktober 1938, clipped in ADBR AL 98 698. The words in brackets were smudged in the original press clipping. On Rossé, see Samuel Huston Goodfellow, Between Swastika and the Cross of Lorraine: Faschisms in Interwar Alsace, Dekalb, IL, 1999, esp. ch. 2, S. 28-41)
  • 1940-1944 Verlagsleiter Joseph Rossé, der zuvor schon als Autor und Herausgeber von eigenen Publikationen in Erscheinung trat; in dieser Zeit war der Alsatia-Verlag der einzige Verlag im Dritten Reich (und im Elsass), der noch religiöse Schriften veröffentlichen durfte, da Rossé als ehemaliger "Nanziger" als ein Märtyrer für das Elsass galt ("Nanziger" bezieht sich auf Inhaftierung in Nancy); durch die Abgabe des Elsässer Kuriers an den nationalsozialistischen Phönix-Verlages und die Veröffentlichung von sechs besatzungsdienlichen Titeln wurde die Veröffentlichung von 230 tendenziell gegen die Naziregierung gerichteten Veröffentlichungen möglich
  • Der im Deutschen Reich mit Berufsverbot belegte Rupert Gießler ist Sekretär, faktisch Lektor und Abteilungsleiter, im Verlag; 1943/44 ist Jean Keppi Leiter der verlagseigenen Druckerei
  • Autoren in diesen Jahren waren
  • Februar 1944 Letzter Besuch Rossés in München, dabei Treffen mit Alfred Delp (Bitte, Goerdeler "einen Maulkorb" umzubinden, nachdem dieser wohl in Freiburg zu offen über die Verbindungen in den Elsaß gesprochen hatte; vgl. Reinhold Schneider: Verhüllter Tag)
  • während nach 1945 gegen Joseph Rossé harte Maßnahmen ergriffen wurde, konnte der Verlag weiterarbeiten; allerdings ging der Anteil deutschsprachiger Publikationen weit zurück
  • nach 1945 erschienen lange Zeit die französischen Übersetzungen von Guardinis Werken Der Herr, Vom lebendigen Gott und Das Wesen des Christentums im Alsatia Verlag
  • 1947: Verurteilung durch ein französisches Gericht wegen Kollaboration mit den Nazi-Deutschen zu 15 Jahren Zuchthaus
  • 20. Oktober 1951 Tod Rossés im Zuchthaus in Eyssens in Südfrankreich
  • 2000 Schließung des Verlages

Primärbibliographie

In Deutsch (1939-1944)

Französische Übersetzungen (1945 ff.)

Sekundärbibliographie

  • Reinhold Schneider berichtet über seine Verbindung zu Rossé und dem Alsatia-Verlag in seinem Buch „Verhüllter Tag“. Bezüglich des Verlegers Joseph Rossé bekennt er sich als Freund: „Das politische Zwielicht, in dem zu leben er verdammt war, kann ich nicht zerstreuen; ich habe nicht zu urteilen, sondern zu bekennen. ... so wird die politische Bewertung schwanken. Joseph Rossé kann morgen ein Held sein, übermorgen wieder ein Verräter. Mich kümmert das nicht. Unter allen Umständen müssen wir der Politisierung des Menschlichen widerstehen.“

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