Günter Wirth

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Günter Wirth (1929-2009)

Biographie

  • 1945 Mitbegründer des antifaschistischen Jugendausschusses in Brand-Erbisdorf;
  • 1947 Beitritt zur Christlich-Demokratischen Union Deutschlands (CDU) und der Freien Deutschen Jugend (FDJ), tätig in der Westarbeit;
  • 1948 Abitur, anschließend zwei Jahre Volontär bei der Potsdamer Märkischen Union wegen Nichtzulassung zum Studium in Leipzig
  • 1950/51 Jugendreferent der CDU-Parteileitung in Berlin, verantwortlich für den Kampf gegen die Junge Gemeinde; Bekanntschaft mit Walter Bredendiek; zeitweise Mitarbeit beim als Institut für wirtschaftswissenschaftliche Forschung bezeichneten Auslandsnachrichtendienst der DDR.
  • 1951 Germanistikstudium an der Humboldt-Universität.
  • 1952/53 und 1954-1958 Hauptreferent als Sekretär des CDU-Hauptvorstands
  • 1954 Mitglied des Hauptvorstands
  • 1958 Mitglied des Präsidiums des Friedensrates der DDR und Mitbegründer der Christlichen Friedenskonferenz (CFK) in Prag
  • 1958 Fortsetzung des Studium
  • 1961 Diplomphilosoph
  • 1961-1963 stellvertretender Chefredakteur des CDU-Zentralorgans Neue Zeit
  • 1964-1970 Cheflektor im CDU-geführten Union Verlag; dort Herausgabe von Werken der Autoren Teilhard de Chardin, Martin Luther King, Albrecht Goes, Karl Barth, Fritz Baade und Günther Anders;
  • 1967-1990 Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung.
  • 1970-1972 Chefredakteur des Evangelischen Pfarrerblatts
  • 1972 Vizepräsident des Kulturbundes der DDR.
  • 1973-1990 Chefredakteur, ab 1986 auch Herausgeber der evangelischen Monatszeitschrift Standpunkt
  • 1977 Dr. phil.
  • 1985-1993 Honorarprofessor für Neue und Neueste Kirchengeschichte an der Berliner Humboldt-Universität;
  • 1989 Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät in Bratislava
  • Mitte Dezember 1989 Bekenntnis zur persönlichen Mitschuld an den Fehlentwicklungen in der DDR auf dem Sonderparteitag der DDR-CDU in Berlin; auch hat er seine Theologen-Kollegen bei der Staatssicherheit denunziert;
  • Leiter der Wissenschaftlichen Arbeitsgruppe beim Vorsitzenden der CDU.
  • Sein Nachlass wird von der Konrad-Adenauer-Stiftung verwaltet;

Bibliographie zu Guardini

  • 11 Treffer von 1952 bis 2004
  1. Über die Entlarvung der Untergangsprophetie. Zu dem neuen Buch von Romano Guardini (Rezension zu: Guardini, Das Ende der Neuzeit), in: Union teilt mit, Berlin, 1952, S. 4 [Mercker 2142] - [Artikel] - [noch nicht online]
  2. Heinrich Böll. Essayistische Studie über religiöse und gesellschaftliche Motive im Prosawerk des Dichters, 1967; 1969; Neuausgabe 1987, S. 23 f.: [Monographie] - https://books.google.de/books?id=pOVbAAAAMAAJ
    1. S. 23 f.: "Im Jahr 1950 kam in der Bundesrepublik "Das Ende der Neuzeit" von Romano Guardini heraus, dem wohl bedeutendsten katholischen Theologen Westdeutschlands. Das "Ende der Neuzeit" war für Guardini, den Böll nicht sehr schätzte, das Ende der bürgerlich - kapitalistischen Gesellschaftsordnung. Der Individualismus zerfalle und mit ihm eine »bestimmte soziologische Struktur, nämlich die bürgerliche"; sie werde von der Masse abgelöst, die aber bei ihm "keine Entwertungs- und Zerfallserscheinung ist, sondern eine menschliche Grundform, die zu voller Entfaltung im Sein wie im Werk gelangen" könne. Es ist außerordentlich bemerkenswert, daß Guardini in seinem Buch, das keine politischen Lokalisierungen aufweist, an einer Stelle eine Bemerkung mit politischen Konsequenzen machte: "Es bleibt abzuwarten, wie weit der Osten ihn aufbringt, und was dabei aus dem Menschen wird ..." Ihn? Wen? "Einen ganz anderen Realismus" als den des Existentialismus als den aller anderen philosophischen und politischen Ideologien, die den Versuch unternahmen, "das Dasein auf eine wirklich unabhängige, welteigene Grundlage welteigene Grundlage zu stellen ..." In diesem Zusammenhang gewinnen Guardinis Ausführungen über die »Unredlichkeit« eine besondere Bedeutung - nämlich über die Unredlichkeit, aus der christlichen Offenbarung abgeleitete Werte unmittelbar mit einer bestimmten gesellschaftlichen Ordnung zu verbinden. Ging es Guardini um die Beschreibung des "Endes der Neuzeit" und darum, mögliche Entwicklungen über die Neuzeit hinaus anzudeuten, so war für den Jesuiten Hans Urs von Balthasar ..."
  3. /Hans-Martin Plesske: Albrecht Goes. Der Dichter und das Werk, 1989, zu Romano Guardini S. 21 und 96f. [neu aufgenommen] - [Monographie] - https://books.google.de/books?id=dgRcAAAAMAAJ;
    1. S. 21: "Als Goes dann im folgenden Jahr in Berlin sein Studium fortsetzt und Vorlesungen von Romano Guardini über Pascal hört, empfindet er dies als einen Gewinn."
    2. S. 97: "Einen »Mann des Gesprächs« sah Goes auch in Romano Guardini, dem großen, römisch - katholischen Theologen, dem er – zu dessen Tod am 1. Oktober 1968 - ein Erinnerungsblatt an den "vorletzten Winter der ersten deutschen Republik" widmete, daran, wie er Romano Guardinis Pascal-Vorlesung (Montag 17 bis 18 Uhr) an der Berliner Universität aufgenommen habe, in jener Zeit, da schon »Herr Hitler die Hände im Spiel (hatte), und alles ging dem Abgrund zu« (nach einem Sonderdruck zitiert). Der evangelische Theologie-Student Goes, zu den vielen nichtkatholischen Zuhörern gehörend, war mit Guardini nach und nach in Kontakt gekommen. »Eines ist mir nicht mehr erinnerlich: wie es zum ersten Zwiegespräch kam. Doch sehe ich mich an manchen Abenden nach der Vorlesung mit dem Professor durch den Tiergarten laufen, Charlottenburgwärts. Damals konnte man erfahren: wie gern, wie glücklich er zu sehen vermochte - den Rauhreif, die Wintervögel, die Glühlampen im Nebel . Alle Wirklichkeiten drängten bei ihm zueinander, und so, aus der Welt der Zusammenschau, gab er mir jene Antwort, die ich im besonderen mit diesen Wintergängen in meiner Erinnerung verbinde. Ich weiß nicht, wie und was ich gefragt hatte. Es war eine Frage aus der Sphäre des Konflikts zwischen Zweifel und Vertrauen , eine studentische Denkfrage gewiß. Guardini blieb stehen, sah mich an - und fragte zurück: "Wissen Sie denn nicht, daß Ihr Verstand auch getauft ist?" Das war eine verblüffende Antwort. Eine, in der sich die Möglichkeit einer Einheit von Denken und Glauben andeutete. Ich vermute: ich werde nichts erwidert haben auf diesen Satz . Man soll ja nicht immer etwas zu erwidern haben. Aber ich habe ihn nicht vergessen." An anderer Stelle hat Goes Guardini als "meinen Lehrer" bezeichnet - es war dies, bezeichnenderweise, in jener Veranstaltung in Urach 1977, in der das Uracher Seminar (Goes war von 1924 bis 1926 dessen Schüler) aufgelöst wurde."
  4. Wie es zum Guardini-Lehrstuhl kam, in: Hermann Josef Schuster (Hrsg. im Auftr. der Guardini-Stiftung): Guardini weiterdenken, Berlin 1993, S. 61-77 [Brüske 749] - [Artikel] - [noch nicht online]
  5. (Red.): Dokumente zur Einrichtung des "Guardini-Lehrstuhls", zusammengestellt und einleitend erläutert von Günter Wirth), in: Hermann Josef Schuster (Hrsg. im Auftr. der Guardini-Stiftung): Guardini weiterdenken, Berlin 1993, S. 245-272 [Brüske 369] - [Artikel] –[noch nicht online]
  6. Die Kantgesellschaft - ein Forum geistiger Auseinandersetzung, in: Edition Luisenstadt, 1997, S. 22-31, zu Romano Guardini S. 25: "Der Jesuit Erich Przywara, der philosophisch interessierte Bonner Theologieprofessor Johannes Hessen, der Frankfurter Universitätsprofessor und Zentrumsabgeordnete im Reichstag Friedrich Dessauer und der als ständiger Gast an der Berliner Universität lehrende Romano Guardini, später als wohl bedeutendster deutscher katholischer Theologe in diesem Jahrhundert angesehen, seien als katholische Persönlichkeiten genannt, für die die Kantgesellschaft ein Forum der geistigen Auseinandersetzung war." [Artikel] - https://berlingeschichte.de/bms/bmstxt97/9707proe.htm
  7. Die einen inspirierend, von anderen ignoriert - Zur Rezeption Romano Guardinis im kirchlichen und säkularen Umfeld der ehemaligen DDR, in: Hans Maier/Arno Schilson/Hermann Josef Schuster (Hrsg. im Auftrag der Guardini-Stiftung): Guardini weiterdenken II (Schriftenreihe des Forum Guardini Band 8), Dreieck Verlag der Guardini Stiftung, Berlin 1999, S. 147-168 [Brüske 748] - [Artikel] - [noch nicht online]
  8. Guardini in Berlin, Buber in Frankfurt, in: Deutsches Pfarrerblatt, Essen, 99, 1999, 8, S. 455-458 (In der am 27. Oktober 1922 aufgestellten Liste heißt es über Guardini: „In der Analyse der modernen religiösen Bewegung ist Guardini ganz einzigartig.“) [neu aufgenommen] - [Artikel] - [noch nicht online]
  9. Friedrich Wilhelm Foerster, in: Utopie kreativ, 1999, 102 (April 1999), S. 5-18, zu Romano Guardini S. 14: „Übrigens war es Romano Guardini, der große deutsche Theologe, der in den zwanziger Jahren in Potsdam gewohnt und hier viele Vorträge gehalten hat und den Alfred Dedo Müller in seinem Aufsatz zusammen mit der protestantischen Pädagogin Renate Riemeck als Kronzeug/innen für F. W. F. anführt, der in einer Tagebuchnotiz vom 9. März 1954 die epochale Bedeutung Foersters herausstellt …“ [neu aufgenommen] - [Artikel] - https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Utopie_kreativ/102/102_Wirth.pdf
  10. Der andere Geist von Potsdam: Zur Kulturgeschichte einer Stadt. 1918-1989, 2000, zu Romano Guardini S. 63 [historisch relevant]: berichtet über Ankündigung eines von Heidkamp in der Aula des Viktoriagymnaskums organisierten Vortragszyklus in der Potsdamer Zeitung („In der nächsten Woche“, so berichtet die `Potsdamer Tageszeitung´ am 3. Januar 1925, »spricht zum erstenmal öffentlich in Potsdam der berühmte Professor der Berliner Universität Dr. R. Guardini, eine der gegenwärtig heißumstrittensten Persölnlichkeiten im deutschen Geistesleben. Guardini wohnt […] seit geraumer Zeit in unserer Stadt, und es gehen also von hier aus ungemein starke geistige Schwingungen durch ihn in die Welt […]“). Wirth listet Vorträge und Vortragsthemen von 1925: „Im Januar 1925 waren es Vorträge über die Technik und das Menschentum, im Winter 1925 über Bildung.“, verweist auf Bericht zur Potsdamer Zeit von Guardini in Alfred Neumeyers „Jugend in Deutschland“ [neu aufgenommen] - [Monographie] - https://books.google.de/books?id=nxsiAQAAIAAJ;
  11. Auf dem "Turnierplatz" der geistigen Auseinandersetzungen: Arthur Liebert und die Kantgesellschaft (1918-1948/49), 2004, zu Romano Guardini S. 7f., 13, 31 f., 62, 114 [Monographie] - https://books.google.de/books?id=dbfWAAAAMAAJ

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