Weltanschauung

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Weltanschauung, besser Welt-Anschauung ist im Kontext des Guardini in Berlin zugewiesenen "Faches" katholische Weltanschauung ein Zentralbegriff seiner Erkenntnislehre, siehe dazu also Katholische Weltanschauung und Anschauung.

Eine Weise der Kontemplation

  • Die Anschauung ist bei Guardini dabei die mentale, auf rational-intellektuellen, theoretisch- und erfahrungs-wissenschaftlichen Erkenntnisweisen aufbauende Weise der Kontemplation.

Weltanschauungslehre

  • Die Weltanschauungslehre ist demnach das Fach bzw. die Disziplin, die zum Beipiel im Rahmen der Universität die Methodik und das Konzept der Weltanschauung didaktisch zu erklären versucht und dies beispielhaft an verschiedenen Gegenständen der Welt zeigt und einübt.

Unterscheidungen

  • Zum einen ist der Begriff daher zu unterscheiden von der Anschauung anderer Gesamtganzheiten, also der Gott-Anschauung (Gesamtganzheit Gott) und der Selbst-Anschauung (Gesamtganzheit Mensch als Selbst). Gott und das menschliche Selbst werden zwar auch in der Welt-Anschauung mit angeschaut, aber in ihrem jeweiligen Bezug zu dieser Welt.
  • Zum anderen ist der Begriff daher zu unterscheiden von der Anschauung weltlicher Fragmente, so Lebens-Anschauung (Lebensanschauung), Kultur-Anschauung (Kulturanschauung), Kunst-Anschauung (Kunstanschauung), usw.; und dies obwohl nach Guardini auch im Fragment das Ganze erkennbar bleibt.
  • Zum dritten ist der Begriff zu unterscheiden von der Weltschau (Welt-Schau), also von der kindlichen, prophetischen, künstlerischen Vision (Schau) der Welt im Sinne einer sensualen, auf emotional-intiutive Erkenntnisweisen aufbauenden Kontemplation.

Merkmale

Von der Sorge um das Motiv und die Autonomie des Schöpferischen

  • "Ein Motiv springt auf, fällt in das Innere und benimmt sich wie ein Wesen mit eigenem Willen. Es wächst, entfaltet sich, holt Lebensstoff aus Wissen und Erinnerung und eignet es sich ein. Die wichtigste Kunst dessen, dem so geschieht, ist die, es mit einer Sorge zu umgeben, die ihm Freiheit läßt; es zu ermutigen, ohne es direkt zu beeinflussen: es im Bewußtsein zu haben, ohne es direkt anzuschauen. Es ist schön, zu fühlen, wenn diese Autonomie des Schöpferischen sich wieder rührt!" (Tagebuch vom 26. Oktober 1959, in: Stationen und Rückblicke/Berichte über mein Leben, Mainz 1995, S. 274 - https://guardini.mercker.de/showbookpub.php?pub=1&es=1&seite=iTU5EXewIMab)