Frauenart und Frauensendung

Aus Romano-Guardini-Handbuch

070 (G 41): Frauenart und Frauensendung, in: Die christliche Frau, Köln, 19, 1921, S. 33-37 und S. 52-57 (Vortrag) [Mercker 0075];

Werkgeschichte

Die Anmerkung besagt, dass es sich um "das letzte Stück einer Reihe von Vorträgen" handelt, "die im KFD über Familie, Beruf und Caritas gehalten wurden. Sie sollen demnächst im Druck erscheinen." Aus dieser Formulierung wird nicht klar, ob auch die anderen Vorträge von Romano Guardini stammen oder es sich um eine Vortragsreihe mit mehreren Referenten handelte. Der hier angekündigte Band mit allen Beiträgen ist bislang nicht identifiziert, vermutlich daher auch nicht erschienen.

Guardini-Konkordanz

Nachdrucke und Auszüge

  • eingegangen in: Wurzeln eines großen Lebenswerks. Romano Guardini (1885-1968). Aufsätze und kleinere Schriften, Bd. II, 2001 (G 41), S. 23-40 [neu aufgenommen]

Übersetzungen

  • Bisher keine Übersetzungen bekannt (siehe aber Übersetzungsanfragen für Wurzeln eines großen Lebenswerks, Bd. II)

Sekundärbibliographie

  • Josepha Fischer: Das katholische Wertbild der Frau und die deutsche in: Franz Josef Wothe (Hrsg.): Die Kirche im deutschen Aufbruch: Gesammelte Aufsätze, 1934, S. 112-134, zu Guardini, Frauenart und Frauensendung:
    • S. 115 Fischer zitiert den Satz: "Beide sind freie Persönlichkeiten und haben Anspruch auf dieselbe Achtung und Wertschätzung . Gleichwertig sind beide im Ganzen des menschlichen Lebens: Beide find ihm unentbehrlich. Sie sind zwei in den Tiefen der Schöpfung verankerten Pfeiler, die den Bogen der Menschheit tragen."
    • S. 127 führt Fischer aus: "1921 schreibt Romano Guardini, daß die neuere Frauenbewegung immer hellsichtiger für die Wichtigkeit der Geschlechtsunterschiede werde, daß die `Gleichwertigkeit der Frau´ ..." (muss noch weiter überprüft werden)
  • Teresa Berger: Die liturgische Bewegung - Frauen-bewegt, in: Liturgisches Jahrbuch, 43, 1993, S. 134 ff., zu "Frauenart und Frauensendung" S. 139f., ausführlicher in:
  • Teresa Berger: Liturgie und Frauenseele: die liturgische Bewegung aus der Sicht der Frauenforschung, 1993, S. 139 f.
    • S. 135: "Eine ähnlich positive Einschätzung der Frauenbewegung wie bei Herwegen findet sich schon zu Beginn der zwanziger Jahre in Romano Guardinis Vortrag über "Frauenart und Frauensendung", der im Kontext einer Vortragsreihe über Familie, Beruf und Caritas vor Kreisen aus der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (in Köln?) gehalten und anschließend in der "Christlichen Frau" veröffentlicht wurde. Guardini unterscheidet betont zwischen "älterer" und "neuer" Frauenbewegung , wobei die erste weithin der Kritik unterstellt , die zweite aber durchaus positiv bewertet wird. [...] Aus seinem (ansonsten in der Literatur zur Liturgischen Bewegung praktisch nie erwähnten Aufsatz) muß an dieser Stelle in einiger Länge zitiert werden. `[...] Es ist verständlich , wie diese Antwort gegeben werden konnte. Man brauchte eine glatte, kräftige Formel für den Kampf. Und was auch daran zu beanstanden sein mag: eins muß man zugeben: sie weist darauf hin, daß im Wichtigsten Frau und Mann gleich sind. Nur wird nicht gesagt, worin.´ [...] es ist doch nur eine Frage der Zeit, daß die wesentliche Gleichheit von Mann und Frau zu den Selbstverständlichkeiten sozial - sittlichen Denkens gehört. Und dafür einen scharfen, unverzagten Kampf geführt zu haben ist das Verdienst der älteren Frauenbewegung mit ihrer energischen, wenn auch einseitigen Auffassung.´ Bei aller Differenziertheit der Bewertung der "älteren" Frauenbewegung läßt Guardini im Verlauf seines Vortrags dennoch keinen Zweifel daran, `wie sinnlos jede Gleichmacherei ist´ und daß die Frauenbewegung an diesem Punkt fehlgeleitet war. Die ältere Frauenbewegung hat vor lauter Betonung der Gleichberechtigung die Verschiedenheiten nicht gesehen. Daraus kamen dann die unerfreulichen Erscheinungen der `Frauenrechtlerin´ mit ihrem unweiblichen Wesen.´ Nach Meinung Guardinis vermeidet die neue Frauenbewegung (zu der er zweifellos die Zuhörerinnen seines Vortrags, eben Frauen aus der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, zählt) diese Gefahr: In der neueren Frauenbewegung ... wurde man immer hellsichtiger für die Unterschiede´, das heißt die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Deshalb ist es nach Guardini nun aber auch "von weltgeschichtlicher Bedeutung, daß mit Macht die NEUE FRAUENBEWEGUNG eingesetzt hat, und die Frau sich auf ihre Eigenart und eigenste Sendung besinnt. Die aber heißt: daß sie den Mut habe, ganz und gar Frau zu sein´. Ist dies der Fall besonders mit der notwendigen religiösen Orientierung, so prophezeit Guardini dieser neuen Frauenbewegung eine umfassende religiöse Bedeutung in der Zukunft, denn: `dann wird sie dazu beitragen, den Gedanken wahr werden zu lassen, der einmal geäußert wurde: Die Frauenbewegung wurde meist im Namen der linksstehenden Anschauungen entfesselt; je weiter sie aber fortschreitet, desto mehr wird sie eine Verstärkung der aufbauenden, gläubigen Weltauffassung bringen. Denn der allem Lebendigen verwandte Sinn der Frau wird unausweichlich erkennen, wo allein Gesundheit und wahres harmonisches Glück des Menschengeschlechtes gewährleistet ist: bei dem, der Welt und Menschen geschaffen.´ Man darf annehmen, daß Guardinis Zuhörerinnen und die späteren Leserinnen seines Vortrags aus der katholischen Frauenbewegung mit dieser Unterscheidung zwischen älterer Frauenbewegung, die Kritik verdiente , und neuerer Frauenbewegung, in der sie sich - als relativ spät Frauen - bewegte - vor allem selbst verkörpert fanden, vertraut waren."
    • S. 139: "Ähnlich positive Aussagen findet Anfang der zwanziger Jahre Romano Guardini in seinem Vortrag über »Frauenart und Frauensendung«, der vor Kreisen aus der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands gehalten wurde. Nach Guardini ist es "von weltgeschichtlicher Bedeutung, daß mit Macht die neue Frauenbewegung eingesetzt hat, und die Frau sich auf ihre Eigenart und eigenste Sendung besinnt. Die aber heißt: daß sie den Mut habe, ganz und gar Frau zu sein.´"
  • Manfred Lochbrunner rezensiert in Forum katholische Theologie, 20/21, 2004, S. 102: Frauenart und Frauensendung (1921)´ ist eine Ermutigung an die Frauenbewegung im Sinne einer Förderung der Eigenart des Fraulichen und eine Absage an eine sinnlose Gleichmacherei der Geschlechter. Auf der Basis der Anerkennung der Gleichwertigkeit und Gleichwürdigkeit von Mann und Frau müssen die Unterschiede in der Art ihres Seins, ihrer Begabung und Leistung beachtet werden. `Man könnte den eigenen Wert und die Eigenbedeutung der Frau nicht tiefer herabsetzen, als indem man sagt, ihre Art und Aufgabe sei die gleiche wie die des Mannes´."
  • Karl Baier: Meditation und Moderne: zur Genese eines Kernbereichs moderner Spiritualität in der Wechselwirkung zwischen Westeuropa, Nordamerika und Asien, Band 2, 2009, S. 752 verweist darauf im Zusammenhang mit der Bedeutung der "Seele": "Im Gegensatz zur mechanisierten modernen Welt bedeutet "Seele" dass sich organisch aus sich heraus entwickelnde, mit Eigenrhythmus und Selbstbestimmung begabte menschliche Leben, das gegen die "rasend gewordene Weltmaschine" in Schutz zu nehmen ist."
  • Orduňa César Javier: Los principios interpretativos en Romano Guardini, 2014, S. 229;