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Vor zehn Jahren veröffentlichte [[Papst Franziskus]] seine Umwelt- und Sozialenzyklika "[[Laudato si]]". Darin nimmt er direkten Bezug auf Romano Guardinis Buch "[[Das Ende der Neuzeit]]", das 1950, also vor nunmehr 75 Jahren erschienen ist. Nachdem es zeitgenössisch stark diskutiert, von den sechziger Jahren von regressiven und progressiven Kräften gleichermaßen einseitig - die einen scheinbar zustimmend, die anderen ablehnend - in eine konservativ-kulturkritische Ecke gestellt wurde, gilt es nunmehr und mehr denn je als eine prophetische Schrift, in der trotz aller enthaltener Neuzeit- und Technikkritik die Neuzeit und die Technik als solche nicht in Frage gestellt, sondern bejaht wird. Der Mensch der Nach-Neuzeit braucht vor allem ein neues "Ethos der Macht", um wieder neu und stärker als früher "die Macht über die Macht" zu gewinnen, damit auch die heutige Technik zum Wohle des Menschen und der Schöpfung eingesetzt wird und nicht zu ihrem Schaden. | |||
Im | Im Sinne eines besseren Verständnisses des Theorems vom "Ende der Neuzeit" kann nicht entschieden genug darauf hingewiesen werden, dass Guardini dieses Ende zur Jahrhundertwende "um 1900" ansetzt und nicht erst "nach 1945". Es ist bereits in seinem anonymen Rezensionsaufsatz "[[Das Interesse der deutschen Bildung an der Kultur der Renaissance]]" (1911) enthalten. Guardini spricht in diesem Aufsatz von der Aufgabe, ein neues "Mittelalter" zu schaffen, nicht durch ein Zurück zum vergangenen, sondern durch ein Vorwärts zu "unserem Mittelalter". Guardini positioniert sich somit sehr früh gegen eine bloße Mittelalter-Nostalgie, wohl aber auch für eine Überwindung der zersetzten "neuzeitlichen" Kultur. (S. 11: "Wie aus der zersetzten hellenistisch-römischen Kultur, durch den Eintritt des Christentums und Germanentums das Mittelalter wurde, das Schauspiel, scheint mir, könnte uns Weisheit lehren, denn unsere Aufgabe ist, ein neues »Mittelalter« zu schaffen. Das braucht niemanden zu erschrecken; nicht zurück zum vergangenen, sondern vorwärts zu »unserem Mittelalter« solls gehen." | ||
=== | === Papst Leo XIV. wurde am 8. Mai 2025 gewählt === | ||
Habemus Papam: Mit Kardinal '''Robert Francis Prevost OSA''' (* 1955), der sich als Papst den Namen '''Leo XIV.''' gibt, wurde erstmals seit Pius XI. (und mit Ausnahme des kurzen Pontifikats von [[Papst Johannes Paul I.]]) ein Papst gewählt, der keine persönliche Beziehung oder Verbindung zu Guardini oder seinem Werk hat. Anders als bei [[Papst Pius XII.]], [[Papst Johannes XXIII.]], [[Papst Paul VI.]], [[Papst Johannes Paul II.]], [[Papst Benedikt XVI.]] und [[Papst Franziskus]] hat sich Leo XIV. bislang nicht öffentlich mit Romano Guardini auseinandergesetzt oder auf ihn Bezug genommen. Allerdings sind viele Bereiche seines Wirkens als Augustiner, in Peru und in Rom noch nicht bekannt genug. Denn sowohl über Guardinis Werk [[Die Bekehrung des Aurelius Augustinus]]] als auch über Guardini-Kenner aus Peru (z.B. [[Ricardo Gibu]]) und aus dem Augustinerorden (z.B. [[Prosper Grech]] OSA [1925-2019]) könnten sich noch Bezüge herausstellen. Siehe auch: [[Liste der Päpste]] und [[Romano Guardini und Wilhelm Emmanuel von Ketteler]] | |||
Aktuelle Version vom 26. Mai 2025, 07:55 Uhr
10 Jahre "Laudato si" und 75 Jahre "Das Ende der Neuzeit" (24. Mai 2025)
Vor zehn Jahren veröffentlichte Papst Franziskus seine Umwelt- und Sozialenzyklika "Laudato si". Darin nimmt er direkten Bezug auf Romano Guardinis Buch "Das Ende der Neuzeit", das 1950, also vor nunmehr 75 Jahren erschienen ist. Nachdem es zeitgenössisch stark diskutiert, von den sechziger Jahren von regressiven und progressiven Kräften gleichermaßen einseitig - die einen scheinbar zustimmend, die anderen ablehnend - in eine konservativ-kulturkritische Ecke gestellt wurde, gilt es nunmehr und mehr denn je als eine prophetische Schrift, in der trotz aller enthaltener Neuzeit- und Technikkritik die Neuzeit und die Technik als solche nicht in Frage gestellt, sondern bejaht wird. Der Mensch der Nach-Neuzeit braucht vor allem ein neues "Ethos der Macht", um wieder neu und stärker als früher "die Macht über die Macht" zu gewinnen, damit auch die heutige Technik zum Wohle des Menschen und der Schöpfung eingesetzt wird und nicht zu ihrem Schaden.
Im Sinne eines besseren Verständnisses des Theorems vom "Ende der Neuzeit" kann nicht entschieden genug darauf hingewiesen werden, dass Guardini dieses Ende zur Jahrhundertwende "um 1900" ansetzt und nicht erst "nach 1945". Es ist bereits in seinem anonymen Rezensionsaufsatz "Das Interesse der deutschen Bildung an der Kultur der Renaissance" (1911) enthalten. Guardini spricht in diesem Aufsatz von der Aufgabe, ein neues "Mittelalter" zu schaffen, nicht durch ein Zurück zum vergangenen, sondern durch ein Vorwärts zu "unserem Mittelalter". Guardini positioniert sich somit sehr früh gegen eine bloße Mittelalter-Nostalgie, wohl aber auch für eine Überwindung der zersetzten "neuzeitlichen" Kultur. (S. 11: "Wie aus der zersetzten hellenistisch-römischen Kultur, durch den Eintritt des Christentums und Germanentums das Mittelalter wurde, das Schauspiel, scheint mir, könnte uns Weisheit lehren, denn unsere Aufgabe ist, ein neues »Mittelalter« zu schaffen. Das braucht niemanden zu erschrecken; nicht zurück zum vergangenen, sondern vorwärts zu »unserem Mittelalter« solls gehen."
Papst Leo XIV. wurde am 8. Mai 2025 gewählt
Habemus Papam: Mit Kardinal Robert Francis Prevost OSA (* 1955), der sich als Papst den Namen Leo XIV. gibt, wurde erstmals seit Pius XI. (und mit Ausnahme des kurzen Pontifikats von Papst Johannes Paul I.) ein Papst gewählt, der keine persönliche Beziehung oder Verbindung zu Guardini oder seinem Werk hat. Anders als bei Papst Pius XII., Papst Johannes XXIII., Papst Paul VI., Papst Johannes Paul II., Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus hat sich Leo XIV. bislang nicht öffentlich mit Romano Guardini auseinandergesetzt oder auf ihn Bezug genommen. Allerdings sind viele Bereiche seines Wirkens als Augustiner, in Peru und in Rom noch nicht bekannt genug. Denn sowohl über Guardinis Werk Die Bekehrung des Aurelius Augustinus] als auch über Guardini-Kenner aus Peru (z.B. Ricardo Gibu) und aus dem Augustinerorden (z.B. Prosper Grech OSA [1925-2019]) könnten sich noch Bezüge herausstellen. Siehe auch: Liste der Päpste und Romano Guardini und Wilhelm Emmanuel von Ketteler