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Aus Romano-Guardini-Handbuch
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==== Tagungsband Trumau/Heiligenkreuz 2024 ==== | |||
* [2025-001] Der Mensch - "ein Entwurf auf etwa Ungeheures hin". Romano Guardinis Blick auf Christliche Anthropologie, Freiburg/Basel/Wien 2025 [Sammelband] - Leseprobe: https://media.herder.de/leseprobe/978-3-451-02511-2/index.html | |||
** [2025-002] [[Michael Wladika]]: Vorwort zur neuen Reihe "Guardini-Studien", S. 5-8 [Artikel] - https://media.herder.de/leseprobe/978-3-451-02511-2/index.html | |||
** [2025-003] [[Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz]]: Einleitung, S. 9-16 [Artikel] - https://media.herder.de/leseprobe/978-3-451-02511-2/index.html | |||
** [2025-004] [[Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz]]: „Angerufen von dem, was noch nicht ist.“ Der Mensch im Blick Romano Guardinis, S. 17-30 [Artikel] - [noch nicht online] | |||
** [2025-005] [[Albrecht Voigt]]: Die Unverfügbarkeit des Menschen im Kontext des Schwangerschaftsabbruchs. Anthropologische Orientierungen mit Romano Guardini, S. 31-42 [Artikel] - [noch nicht online] | |||
** [2025-006] [[Michael Wladika]]: Illustrativ leben, exemplarisch leben, inkarnatorisch leben. Guardinis Sokrates-Interpretation, S. 43-58 [Artikel] - [noch nicht online] | |||
** [2025-007] [[Domenico Burzo]]: "In der Höhle des Herzens." Die Schichten der menschlichen Natur in der Anthropologie Romano Guardinis und Pavel Florenskijs, S. 59-94 [Artikel] - [noch nicht online] | |||
** [2025-008] [[Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz]]: Ende der Neuzeit? Zum Radius der Kulturkritik Guardini, S. 95-114 [Artikel] - [noch nicht online], siehe aber: https://www.youtube.com/watch?v=W_EHgAd-MgU | |||
** [2025-009] [[Harald Seubert]]: "Größe und Verhängnis menschlicher Schöpferkraft. Die Technik- und Kulturkritik Guardini, mit Seitenblicken auf Heidegger, S. 115-146 [Artikel] - [noch nicht online] | |||
** [2025-010] [[Philemon Dollinger]]: Peregrinantibus et iter agentibus. Das Wort als Begleiter des Menschen [Artikel] - [noch nicht online], siehe aber: https://www.youtube.com/watch?v=6ES3MiqKXHc | |||
** [2025-011] [[Bernhard Dolna]]: Die Gesinnung Gottes und das theologische Denken, S. 173-190 [Artikel] - [noch nicht online], siehe aber: https://www.youtube.com/watch?v=qCjbtGOWc-g (Vortragstitel: Ein Rückblick vom Ende her. Romano Guardinis „Theologische Briefe an einen Freund“) | |||
==== Biographie/Zeitgeschichte/Zeitgenossen ==== | |||
* [2025-012] [[Ansgar Martins]]: Katholizismus als esoterischer Sehnsuchtsort. Siegfried Kracauers "transzendentale Obdachlosigkeit" und die Aporien deutscher Sinn-Suche nach dem Ersten Weltkrieg, in: Viktoria Vitanova-Kerber/Helmut Zander (Hrs.): Esoteric Catholicism/Esoterischer Katholizismus, 2025, S. 331-358 [Artikel] - https://books.google.de/books?id=OhBYEQAAQBAJ&pg=PA347; zu Romano Guardini: | |||
** S. 346 f.: "... Der zweiteilige Bericht von der Ulmer Tagung 1923 beschwor die "neu hervorbrechende Lebenskraft der Kirche",[51 Kracauer, Siegfried: Die Tagung der katholischen Akademiker [I], in: ders.: Werke, Bd. 5.1, 674-677.] die es verstehe, gegenüber der richtungslosen Gegenwart ein Leben in der geordneten "Mitte" zwischen Höherem und Diesseits zu entwerfen. Besonders begeistert war Kracauer von dem Religionsphilosophen Romano Guardini, den er als "Führer" der (von ihm ebenso wie von seinem Romancharakter Georg bewunderten) katholischen Jugendbewegung schätzte und bei dessen Reflexionen zur Liturgie er sich länger beschäftigte. In seiner Rezension zu Guardinis Liturgische Bildung (1923) lobte er die Zeitkritik, von der aus Guardini die gemeinschaftsstiftende Kraft katholischer Sozialisation betone. Guardinis Programm war aber schon eine reflexive "Säkularisierungsfolge": Guardini versuchte nicht zuletzt, der Gefahr einer `Erosion´ katholischer Milieus durch eine erneuerte Messe - und eine komplexe Zeichentheorie religiöser Handlungen - entgegenzukommen, damit die Kirche für Laien wieder attraktiver würde[52 Vgl. Breuer, Marc: Religiöser Wandel als Säkularisierungsfolge. Differenzierungs- und Individualisierungsdiskurse im Katholizismus, Wiesbaden: Springer 2012, 349-435]. Kracauer bezweifelte in einem letzten Schritt, "daß das Einwachsen in liturgisches Tun jene Verknüpfungen wieder herstelle, die Guardini meint",[53 Kracauer, Siegfried: Rezension zu Romano Guardini: Liturgische Bildung. Versuche, Mainz: Deutsche Quickbornhaus 1923, in: Kracauer: Werke, Bd. 5.2, 90-91] denn solche "Verknüpfungen" konnte nur Gott selbst knüpfen." | |||
** S. 349 f.: ... | |||
===== Papst Franziskus und Guardini ===== | ===== Papst Franziskus und Guardini ===== | ||
* [2025- | * [2025-013] [[Papst Franziskus]]: Hoffe. Die Autobiographie, 2025 [Monographie] (in 80 Ländern und zahlreichen Sprachen publiziert) - https://www.google.de/books/edition/Hoffe/fxkrEQAAQBAJ; zu Romano Guardini: | ||
** Im Abschnitt "8 Das Leben ist die Kunst der Begegnung" heißt es: "Oder wie Romano Guardini schreibt, ein großer Theologe, der in Italien geboren wurde, aber schon als Kind nach Deutschland kam: "Der Mensch ist so geschaffen, daß er sich selbst zunächst in einer `Anfangsform´ gegeben ist; in einem Entwurf auf das Leben hin. Hält er den fest, bleibt er bei sich; tritt er nie in die Hingabe ein, dann wird er immer enger und dürftiger. Er `hat seine Seele festgehalten´ und verliert sie dadurch immer mehr."" (Zitat aus: Guardini, Ethik) | ** Im Abschnitt "8 Das Leben ist die Kunst der Begegnung" heißt es: "Oder wie Romano Guardini schreibt, ein großer Theologe, der in Italien geboren wurde, aber schon als Kind nach Deutschland kam: "Der Mensch ist so geschaffen, daß er sich selbst zunächst in einer `Anfangsform´ gegeben ist; in einem Entwurf auf das Leben hin. Hält er den fest, bleibt er bei sich; tritt er nie in die Hingabe ein, dann wird er immer enger und dürftiger. Er `hat seine Seele festgehalten´ und verliert sie dadurch immer mehr."" (Zitat aus: Guardini, Ethik) | ||
** Im Abschnitt über das Volk als "mythische und historische Kategorie" nimmt er wieder Bezug auf Dostojewski und das Dostojewski-Buch Guardinis: "Ich habe Dostojewski immer geliebt, schon als Junge. Und seit ich Rektor an der Fakultät für Philosophie und Theologie in San Miguel war, konnte ich mich auch für die Studien begeistern, die Romano Guardini zu diesem großen russischen Dichter und seiner | ** Im Abschnitt über das Volk als "mythische und historische Kategorie" nimmt er wieder Bezug auf Dostojewski und das Dostojewski-Buch Guardinis: "Ich habe Dostojewski immer geliebt, schon als Junge. Und seit ich Rektor an der Fakultät für Philosophie und Theologie in San Miguel war, konnte ich mich auch für die Studien begeistern, die Romano Guardini zu diesem großen russischen Dichter und seiner Welt geschrieben hat. Das Volk von Dostojewski und Guardini ist ein "mythisches Wesen", ohne jede Idealisierung. So sehr diese Menschen auch sündigen und leiden mögen, sie stehen für eine authentische Menschheit." | ||
** Dann berichtet er über die Vorbereitung des Vortrages zur KI auf dem G7-Treffen 2024: "Als ich über meinem Vortrag zur KI saß, den ich im Juni 2024 auf dem G7-Treffen im apulischen Borgo Egnazia vor zahlreichen Regierungschefs halten sollte, fiel mir Romano Guardini ein, der Theologe, dessen Denken mir oft geholfen hat. Ich wollte das Thema von allen Untergangsbeschwörungen befreien, die uns so oft lähmen, von der Starrheit, die sich dem "Neuen" entgegenstellt in dem sinnlosen Versuch, eine Welt bewahren zu wollen, die zum Verschwinden verurteilt ist. Gleichzeitig aber wollte ich deutlich machen, das es in unserer Verantwortung liegt, sensibel für all das zu bleiben, was zerstörerisch und unmenschlich ist." | ** Dann berichtet er über die Vorbereitung des Vortrages zur KI auf dem G7-Treffen 2024: "Als ich über meinem Vortrag zur KI saß, den ich im Juni 2024 auf dem G7-Treffen im apulischen Borgo Egnazia vor zahlreichen Regierungschefs halten sollte, fiel mir Romano Guardini ein, der Theologe, dessen Denken mir oft geholfen hat. Ich wollte das Thema von allen Untergangsbeschwörungen befreien, die uns so oft lähmen, von der Starrheit, die sich dem "Neuen" entgegenstellt in dem sinnlosen Versuch, eine Welt bewahren zu wollen, die zum Verschwinden verurteilt ist. Gleichzeitig aber wollte ich deutlich machen, das es in unserer Verantwortung liegt, sensibel für all das zu bleiben, was zerstörerisch und unmenschlich ist." | ||
** Schließlich wird in den Erläuterungen, vermutlich ein Entwurf zur später tatsächlich gehaltenen Rede, auch Guardini genannt und zitiert: "Mit Guardini können wir sagen, dass jedes Problem technischer, sozialer oder politischer Natur "nur vom Menschen her zu lösen ist. Ein neues Menschentum muss erwachen, von tieferer Geistigkeit, neuer Freiheit und Innerlichkeit." (Zitat aus: Guardini, Die Technik und der Mensch) - Und etwas weiter heißt es im Text über das "Anti-Herz" des Narzissmus und der Selbstbezogenheit: "In der Folge werden wir unfähig, Gott zu empfangen, weil wir - wie Heidegger gesagt hätte -, um das Göttliche zu empfangen, ihm ein Gästehaus errichten müssen. Und das Gleiche gilt auch für uns, wenn wir auf unsere authentische und wahre Essenz reagieren wollen. Wenn das Herz nicht lebe, schreibt Guardini in seinem Aufsatz über Dostojewski, bleibe der Mensch sich selbst fremd." | ** Schließlich wird in den Erläuterungen, vermutlich ein Entwurf zur später tatsächlich gehaltenen Rede, auch Guardini genannt und zitiert: "Mit Guardini können wir sagen, dass jedes Problem technischer, sozialer oder politischer Natur "nur vom Menschen her zu lösen ist. Ein neues Menschentum muss erwachen, von tieferer Geistigkeit, neuer Freiheit und Innerlichkeit." (Zitat aus: Guardini, Die Technik und der Mensch) - Und etwas weiter heißt es im Text über das "Anti-Herz" des Narzissmus und der Selbstbezogenheit: "In der Folge werden wir unfähig, Gott zu empfangen, weil wir - wie Heidegger gesagt hätte -, um das Göttliche zu empfangen, ihm ein Gästehaus errichten müssen. Und das Gleiche gilt auch für uns, wenn wir auf unsere authentische und wahre Essenz reagieren wollen. Wenn das Herz nicht lebe, schreibt Guardini in seinem Aufsatz über Dostojewski, bleibe der Mensch sich selbst fremd." | ||
** Rezensionen: | ** Rezensionen: | ||
*** [ | *** [2025-014] [[Gerhard Oberkofler]]: „Sunt lacrimae rerum…“ Randbemerkungen zu einigen Träumen in der Autobiographie „Hoffe“ (2025) von Papst Franziskus, in: [[Zeitung der Arbeit]], 2025, 26. Februar [Rezension] - https://zeitungderarbeit.at/feuilleton/sunt-lacrimae-rerum/; zu Romano Guardini: | ||
**** "Der 1910 zum Priester geweihte und seit 1947 zuerst in Tübingen, dann in München „christliche Weltanschauung“ lehrende Romano Guardini (1884–1968)[44 ...] wird von Papst Franziskus wiederholt mit Sympathie genannt, zumal er über dessen idealistische Dialektik während seines Aufenthaltes in St. Georgen (Frankfurt a. M.) eine wissenschaftliche Arbeit schreiben wollte." [Anmerkung HZ: Guardinis Gegensatzlehre ist keine "idealistische Dialektik"] | **** "Der 1910 zum Priester geweihte und seit 1947 zuerst in Tübingen, dann in München „christliche Weltanschauung“ lehrende Romano Guardini (1884–1968)[44 ...] wird von Papst Franziskus wiederholt mit Sympathie genannt, zumal er über dessen idealistische Dialektik während seines Aufenthaltes in St. Georgen (Frankfurt a. M.) eine wissenschaftliche Arbeit schreiben wollte." [Anmerkung HZ: Guardinis Gegensatzlehre ist keine "idealistische Dialektik"] | ||
**** "Romano Guardini war im Einklang mit Rainer Maria Rilke (1875–1926), der in eine katholische Ausformung des Existentialismus flüchtete. 1941, also in einer Zeit, als die aggressivsten Teile des deutschen Kapitalismus zusammen gefunden haben, um mit Adolf Hitler (1889–1945), dessen autobiographische Kampfschrift im deutschen Volk massenhafte Verbreitung gefunden hat,[51] den mörderischen Aggressionskrieg gegen den Osten zu führen, hat Guardini eine konservativ katholische Deutung der Elegien von Rilke über Angst und Sein gegeben.[52 ...] Dabei ist er auf die liebevollen Ansichten von Rilke über die „russische Seele“ und der „Gotterwähltheit des russischen Volkes“ nicht eingegangen.[53 ...] In seinen Vormerkungen zu seiner 1953 veröffentlichten, seiner Mutter zum einundneunzigsten Geburtstag gewidmeten Rilke-Monographie nimmt Guardini auf die von ihm mit erlebte deutsche Barbarei der vergangenen Jahre überhaupt keinen Bezug.[54 ...] Papst Franziskus, der als Jesuitenfrater besonders für Literatur und Psychologie ausgebildet worden ist, wird über den in diesen Jahren in der römisch-katholischen Welt modernen Guardini eine immersive Nähe zu Rilke gespürt und Sympathien für den christlichen Existentialismus entwickelt haben. Nur so wird verständlich, dass er seiner Autobiographie eine in einem Brief niedergeschriebene Sentenz von Rilke voranstellt: „Aber es sprechen viele Anzeichen dafür, dass die Zukunft in solcher Weise in uns eintritt, um sich in uns zu verwandeln, lange bevor sie geschieht“.[55 ...] [Anmerkung Helmut Zenz: Guardini war weder im "Einklang", noch im Zwieklang mit Rilke; Guardini kritisiert deutlich Rilkes säkularisierte Verwendung des christlichen Erbes. Auch bezweifle ich, dass Rilke als "katholische Ausformung des Existentialismus" gesehen werden kann." Schließlich muss man nicht immer ausdrücklich auf etwas Bezug nehmen, um etwas zu sagen. Guardinis Beschäftigung mit Rilke während des Dritten Reiches war Abstandnahme genug, da Rilke als "undeutsch" galt.] | **** "Romano Guardini war im Einklang mit Rainer Maria Rilke (1875–1926), der in eine katholische Ausformung des Existentialismus flüchtete. 1941, also in einer Zeit, als die aggressivsten Teile des deutschen Kapitalismus zusammen gefunden haben, um mit Adolf Hitler (1889–1945), dessen autobiographische Kampfschrift im deutschen Volk massenhafte Verbreitung gefunden hat,[51] den mörderischen Aggressionskrieg gegen den Osten zu führen, hat Guardini eine konservativ katholische Deutung der Elegien von Rilke über Angst und Sein gegeben.[52 ...] Dabei ist er auf die liebevollen Ansichten von Rilke über die „russische Seele“ und der „Gotterwähltheit des russischen Volkes“ nicht eingegangen.[53 ...] In seinen Vormerkungen zu seiner 1953 veröffentlichten, seiner Mutter zum einundneunzigsten Geburtstag gewidmeten Rilke-Monographie nimmt Guardini auf die von ihm mit erlebte deutsche Barbarei der vergangenen Jahre überhaupt keinen Bezug.[54 ...] Papst Franziskus, der als Jesuitenfrater besonders für Literatur und Psychologie ausgebildet worden ist, wird über den in diesen Jahren in der römisch-katholischen Welt modernen Guardini eine immersive Nähe zu Rilke gespürt und Sympathien für den christlichen Existentialismus entwickelt haben. Nur so wird verständlich, dass er seiner Autobiographie eine in einem Brief niedergeschriebene Sentenz von Rilke voranstellt: „Aber es sprechen viele Anzeichen dafür, dass die Zukunft in solcher Weise in uns eintritt, um sich in uns zu verwandeln, lange bevor sie geschieht“.[55 ...] [Anmerkung Helmut Zenz: Guardini war weder im "Einklang", noch im Zwieklang mit Rilke; Guardini kritisiert deutlich Rilkes säkularisierte Verwendung des christlichen Erbes. Auch bezweifle ich, dass Rilke als "katholische Ausformung des Existentialismus" gesehen werden kann." Schließlich muss man nicht immer ausdrücklich auf etwas Bezug nehmen, um etwas zu sagen. Guardinis Beschäftigung mit Rilke während des Dritten Reiches war Abstandnahme genug, da Rilke als "undeutsch" galt.] | ||
**** "Eine liebevolle Zuneigung pflegte Papst Franziskus seit seiner Jugend zum russischen Weltliteraten Fjodor M. Dostojewski (1821–1881), der in seiner von Krisen durchzogenen Epoche als Dichter entscheidende Fragen über die unmenschliche Funktion eines ganzen herrschenden Systems zu stellen in der Lage war. Fern jeder Reflexion der Wirklichkeit, die zur Theologie gehören sollte, ist der Satz von Papst Franziskus: „Wenn das Herz nicht lebe, schreibt Guardini in Anlehnung an Dostojewski, bleibe der Mensch sich selbst fremd“ (S. 366). Die im Mittelmeer ertrinkenden Flüchtlingskinder, die vielen palästinensischen, die israelischen Massaker ohne Eltern überlebenden und verwundeten Kinder oder die im kongolesischen Bergbau für den Reichtum des Westens arbeitenden Sklavenkinder können das „persönliche Abenteuer“ ihres Herzens nicht erleben." [Anmerkung Helmut Zenz: Ob Oberkofler die Wirklichkeit des Herzens gerade auch in der geschundenen Person eines Volkes nicht kennt oder nur nicht kennen will? Insgesamt scheint Oberkofler vom dialogischen Personalismus wenig zu halten oder ihn nicht zu kennen.] | **** "Eine liebevolle Zuneigung pflegte Papst Franziskus seit seiner Jugend zum russischen Weltliteraten Fjodor M. Dostojewski (1821–1881), der in seiner von Krisen durchzogenen Epoche als Dichter entscheidende Fragen über die unmenschliche Funktion eines ganzen herrschenden Systems zu stellen in der Lage war. Fern jeder Reflexion der Wirklichkeit, die zur Theologie gehören sollte, ist der Satz von Papst Franziskus: „Wenn das Herz nicht lebe, schreibt Guardini in Anlehnung an Dostojewski, bleibe der Mensch sich selbst fremd“ (S. 366). Die im Mittelmeer ertrinkenden Flüchtlingskinder, die vielen palästinensischen, die israelischen Massaker ohne Eltern überlebenden und verwundeten Kinder oder die im kongolesischen Bergbau für den Reichtum des Westens arbeitenden Sklavenkinder können das „persönliche Abenteuer“ ihres Herzens nicht erleben." [Anmerkung Helmut Zenz: Ob Oberkofler die Wirklichkeit des Herzens gerade auch in der geschundenen Person eines Volkes nicht kennt oder nur nicht kennen will? Insgesamt scheint Oberkofler vom dialogischen Personalismus wenig zu halten oder ihn nicht zu kennen.] | ||
**** "Im Einvernehmen mit Guardini findet er bei Dostojewski das „mythische Wesen“ des Volkes ohne jede Idealisierung ausgedrückt (S. 223). Für Papst Franziskus ist das Volk „letztlich keine logische Kategorie. Aber auch keine mystische, wenn wir es so verstehen, dass alles, was das Volk sagt oder tut, selbstverständlich gut und gerecht ist, was ein Merkmal der Seligen wäre. Nein. Das Volk ist höchstens eine mythische Kategorie. Eine mythische und historische. Das Volk wird zum Volk durch einen Prozess, durch Anstrengung, die auf ein Ziel oder ein gemeinsames Projekt gerichtet ist. Die Geschichte ist geprägt von diesem langsamen Prozess, der sich innerhalb der aufeinanderfolgenden Generationen vollzieht“ (S. 222 f.). Papst Franziskus warnt davor, dass „häufig die Mächtigen, um sich selbst zu rechtfertigen, vor allem, wenn sie ihre Macht illegitim oder ungerecht ausüben“, die Geschichte ihrer Nation verfälschen. (S. 223)." | **** "Im Einvernehmen mit Guardini findet er bei Dostojewski das „mythische Wesen“ des Volkes ohne jede Idealisierung ausgedrückt (S. 223). Für Papst Franziskus ist das Volk „letztlich keine logische Kategorie. Aber auch keine mystische, wenn wir es so verstehen, dass alles, was das Volk sagt oder tut, selbstverständlich gut und gerecht ist, was ein Merkmal der Seligen wäre. Nein. Das Volk ist höchstens eine mythische Kategorie. Eine mythische und historische. Das Volk wird zum Volk durch einen Prozess, durch Anstrengung, die auf ein Ziel oder ein gemeinsames Projekt gerichtet ist. Die Geschichte ist geprägt von diesem langsamen Prozess, der sich innerhalb der aufeinanderfolgenden Generationen vollzieht“ (S. 222 f.). Papst Franziskus warnt davor, dass „häufig die Mächtigen, um sich selbst zu rechtfertigen, vor allem, wenn sie ihre Macht illegitim oder ungerecht ausüben“, die Geschichte ihrer Nation verfälschen. (S. 223)." | ||
* [2025- | * [2025-015] [[Papst Franziskus]] Vorwort, in: Angelo Scola, Warten auf einen neuen Anfang, 2025 [Artikel] - https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2025-04/vorwort-buch-papst-franzisikus-alter-tod-ewigkeit-scola-vatikan.html; zu Romano Guardini: | ||
** "Wenn wir diese Zeit des Lebens als Gnade und nicht mit Groll leben; wenn wir die Zeit (auch eine lange Zeit), in der wir die nachlassenden Kräfte, die zunehmende Müdigkeit des Körpers, die nicht mehr der Jugend entsprechenden Reflexe erleben, mit einem Gefühl der Dankbarkeit begrüßen, dann wird auch das Alter zu einem Zeitalter des Lebens, wie Romano Guardini uns gelehrt hat, das wirklich fruchtbar ist und das Gutes ausstrahlen kann." | ** "Wenn wir diese Zeit des Lebens als Gnade und nicht mit Groll leben; wenn wir die Zeit (auch eine lange Zeit), in der wir die nachlassenden Kräfte, die zunehmende Müdigkeit des Körpers, die nicht mehr der Jugend entsprechenden Reflexe erleben, mit einem Gefühl der Dankbarkeit begrüßen, dann wird auch das Alter zu einem Zeitalter des Lebens, wie Romano Guardini uns gelehrt hat, das wirklich fruchtbar ist und das Gutes ausstrahlen kann." | ||
* [2025-016] [Spanisch] [[José Luis Olimón Nolasco]]: Tensión polar y Ternura: categorías clave en Francisco, in: [[Meridiano.mx]], 2025, 7. Mai [Artikel] - https://meridiano.mx/2025/05/07/tension-polar-y-ternura-categorias-clave-en-francisco/ | |||
* [2025-017] [Englisch] [[Maurits Potappel]]: The influence of Romano Guardini on Pope Francis, in: [[ICP Essays]], 2025, April [Artikel] - https://www.institutecp.com/essays/the-influence-of-romano-guardini-on-pope-francis | |||
===== Papst Leo XIV. und Guardini ===== | |||
* [2025-018] [Italienisch] [[Francesco Borgonovo]]: Con il Papa americano è tornato il mistero, sulla scia di Ratzinger e Romano Guardini, in: [[La Verità]], 2025, 16. Mai [Artikel] - https://www.laverita.info/papa-americano-tornato-mistero-2672025730.html | |||
** [2025-019] [Italienisch] auch in: [[Panorama]], 2025, 17. Mai [Artikel] - https://www.panorama.it/attualita/opinioni/con-il-papa-americano-e-tornato-il-mistero-sulla-scia-di-ratzinger-e-romano-guardini | |||
==== Zum 140. Geburtstag ==== | |||
* [2025- | * [2025-020] [[Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz]]: Guardinis 140. Geburtstag: Über den Kampf Gottes mit dem Menschen. Als Romano Guardini sich der Frage der „neuen Schöpfung" widmete, offenbarte er zugleich sein Gottesbild, in: [[Die Tagespost]], 2025, 15. Februar [Artikel] - https://www.erzbistum-muenchen.de/cms-media/media-70961720.pdf | ||
* [2025- | * [2025-021] [[Von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz]]: Heidnisches und christliches Europa in Gegenspannung: Zum 140. Geburtstag Romano Guardinis (1885–1968), in: [[Communio]], 54, 2025, S. 431-439 [Artikel] - [noch nicht online] | ||
* [2025- | * [2025-022] [[Marc Grießer]]: Zum Gedenken an Romano Guardini an seinem 140. Geburtstag, in: [[Stickeria]], 2025, zum 17. Februar 2025 - https://www.stickeria.de/scl/berichte/ewExternalFiles/Guardini_140.pdf | ||
* [2025- | * [2025-023] Interview von Regina Einig mit [[Johannes Modesto]]: „Es ist nichts Verwerfliches, zu zweifeln". Der Postulator für diözesane Seligsprechungsverfahren in der Erzdiözese München und Freising, Johannes Modesto, erklärt, warum Romano Guardini ohne Zweifel ein würdiger Seliger ist, in: [[Die Tagespost]], 2025, 16. Februar [Artikel] - https://www.erzbistum-muenchen.de/cms-media/media-70961720.pdf | ||
* [2025-024] [[Marco Fetke]]: Horchen auf die leise Stimme Gottes. Es lohnt sich, Romano Guardini zu lesen, denn sein Glaube ist zeitgemäß im besten Sinne, in: [[Die Tagespost]], 2025, 23. Februar [Artikel] - [noch nicht online] | |||
==== Guardini-Tag 2025 "Vom Sinn des Betens" ==== | |||
{{Vorlage:Guardini-Tag 2025}} | {{Vorlage:Guardini-Tag 2025}} | ||
* Reaktionen: | * Reaktionen: | ||
** [2025- | ** [2025-024] [[Katholische Akademie in Bayern]]: Pressemitteilung, 2025, vor dem 22. Februar [Artikel] - [noch nicht online] , gedruckt unter dem Titel: | ||
*** [2025- | *** [2025-025]: "Nur ein von Sehnsucht erfüllter Mensch kann beten.“ Bischof Hanke beim Guardini-Tag, in: [[Bistum Eichstätt Aktuell]], 2025, 24. Februar [Artikel] - https://www.bistum-eichstaett.de/aktuell/aktuelle-meldungen-details/news/nur-ein-von-sehnsucht-erfuellter-mensch-kann-beten-bischof-hanke-beim-guardini-tag/ | ||
*** [2025- | *** [2025-026]: Bischof Hanke beim Guardini-Tag: „Nur ein von Sehnsucht erfüllter Mensch kann beten.“ in: [[Tabula Rasa Magazin]], 2025, 22. Februar - [Artikel] - https://www.tabularasamagazin.de/bischof-hanke-beim-guardini-tag-nur-ein-von-sehnsucht-erfuellter-mensch-kann-beten/ | ||
** [2025-027] [[Sebastian Ostritsch]]: Guardini-Tagung: „Eine Wand ist durchstoßen“. Zum Christsein, ja sogar zum Menschsein überhaupt gehört das Gebet wesentlich dazu. Davon war Romano Guardini überzeugt. Doch wie betet man eigentlich richtig? Eine Tagung an der Katholischen Akademie in Bayern gab Antworten, in: [[Die Tagespost]], 2025, 1. März [Artikel] - https://www.die-tagespost.de/leben/aus-aller-welt/eine-wand-ist-durchstossen-art-261034 | |||
** [2025-028] [[Ägidius Engel]]: Vom Sinn des Betens, in: Ägidius Engel: [[Guardini-Blog]], 2025, 3. April [Artikel] - https://www.aegidius-engel.de/2025/04/03/vom-sinn-des-betens/ | |||
==== Romano-Guardini-Preis ==== | |||
{{Vorlage:2025 Romano-Guardini-Preis}} | |||
<br>[https://www.romano-guardini.org/mediawiki/index.php?title=Vorlage:2025_Romano-Guardini-Preis&action=edit Bearbeiten] |
Aktuelle Version vom 3. Juli 2025, 18:52 Uhr
Tagungsband Trumau/Heiligenkreuz 2024
- [2025-001] Der Mensch - "ein Entwurf auf etwa Ungeheures hin". Romano Guardinis Blick auf Christliche Anthropologie, Freiburg/Basel/Wien 2025 [Sammelband] - Leseprobe: https://media.herder.de/leseprobe/978-3-451-02511-2/index.html
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- [2025-005] Albrecht Voigt: Die Unverfügbarkeit des Menschen im Kontext des Schwangerschaftsabbruchs. Anthropologische Orientierungen mit Romano Guardini, S. 31-42 [Artikel] - [noch nicht online]
- [2025-006] Michael Wladika: Illustrativ leben, exemplarisch leben, inkarnatorisch leben. Guardinis Sokrates-Interpretation, S. 43-58 [Artikel] - [noch nicht online]
- [2025-007] Domenico Burzo: "In der Höhle des Herzens." Die Schichten der menschlichen Natur in der Anthropologie Romano Guardinis und Pavel Florenskijs, S. 59-94 [Artikel] - [noch nicht online]
- [2025-008] Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: Ende der Neuzeit? Zum Radius der Kulturkritik Guardini, S. 95-114 [Artikel] - [noch nicht online], siehe aber: https://www.youtube.com/watch?v=W_EHgAd-MgU
- [2025-009] Harald Seubert: "Größe und Verhängnis menschlicher Schöpferkraft. Die Technik- und Kulturkritik Guardini, mit Seitenblicken auf Heidegger, S. 115-146 [Artikel] - [noch nicht online]
- [2025-010] Philemon Dollinger: Peregrinantibus et iter agentibus. Das Wort als Begleiter des Menschen [Artikel] - [noch nicht online], siehe aber: https://www.youtube.com/watch?v=6ES3MiqKXHc
- [2025-011] Bernhard Dolna: Die Gesinnung Gottes und das theologische Denken, S. 173-190 [Artikel] - [noch nicht online], siehe aber: https://www.youtube.com/watch?v=qCjbtGOWc-g (Vortragstitel: Ein Rückblick vom Ende her. Romano Guardinis „Theologische Briefe an einen Freund“)
Biographie/Zeitgeschichte/Zeitgenossen
- [2025-012] Ansgar Martins: Katholizismus als esoterischer Sehnsuchtsort. Siegfried Kracauers "transzendentale Obdachlosigkeit" und die Aporien deutscher Sinn-Suche nach dem Ersten Weltkrieg, in: Viktoria Vitanova-Kerber/Helmut Zander (Hrs.): Esoteric Catholicism/Esoterischer Katholizismus, 2025, S. 331-358 [Artikel] - https://books.google.de/books?id=OhBYEQAAQBAJ&pg=PA347; zu Romano Guardini:
- S. 346 f.: "... Der zweiteilige Bericht von der Ulmer Tagung 1923 beschwor die "neu hervorbrechende Lebenskraft der Kirche",[51 Kracauer, Siegfried: Die Tagung der katholischen Akademiker [I], in: ders.: Werke, Bd. 5.1, 674-677.] die es verstehe, gegenüber der richtungslosen Gegenwart ein Leben in der geordneten "Mitte" zwischen Höherem und Diesseits zu entwerfen. Besonders begeistert war Kracauer von dem Religionsphilosophen Romano Guardini, den er als "Führer" der (von ihm ebenso wie von seinem Romancharakter Georg bewunderten) katholischen Jugendbewegung schätzte und bei dessen Reflexionen zur Liturgie er sich länger beschäftigte. In seiner Rezension zu Guardinis Liturgische Bildung (1923) lobte er die Zeitkritik, von der aus Guardini die gemeinschaftsstiftende Kraft katholischer Sozialisation betone. Guardinis Programm war aber schon eine reflexive "Säkularisierungsfolge": Guardini versuchte nicht zuletzt, der Gefahr einer `Erosion´ katholischer Milieus durch eine erneuerte Messe - und eine komplexe Zeichentheorie religiöser Handlungen - entgegenzukommen, damit die Kirche für Laien wieder attraktiver würde[52 Vgl. Breuer, Marc: Religiöser Wandel als Säkularisierungsfolge. Differenzierungs- und Individualisierungsdiskurse im Katholizismus, Wiesbaden: Springer 2012, 349-435]. Kracauer bezweifelte in einem letzten Schritt, "daß das Einwachsen in liturgisches Tun jene Verknüpfungen wieder herstelle, die Guardini meint",[53 Kracauer, Siegfried: Rezension zu Romano Guardini: Liturgische Bildung. Versuche, Mainz: Deutsche Quickbornhaus 1923, in: Kracauer: Werke, Bd. 5.2, 90-91] denn solche "Verknüpfungen" konnte nur Gott selbst knüpfen."
- S. 349 f.: ...
Papst Franziskus und Guardini
- [2025-013] Papst Franziskus: Hoffe. Die Autobiographie, 2025 [Monographie] (in 80 Ländern und zahlreichen Sprachen publiziert) - https://www.google.de/books/edition/Hoffe/fxkrEQAAQBAJ; zu Romano Guardini:
- Im Abschnitt "8 Das Leben ist die Kunst der Begegnung" heißt es: "Oder wie Romano Guardini schreibt, ein großer Theologe, der in Italien geboren wurde, aber schon als Kind nach Deutschland kam: "Der Mensch ist so geschaffen, daß er sich selbst zunächst in einer `Anfangsform´ gegeben ist; in einem Entwurf auf das Leben hin. Hält er den fest, bleibt er bei sich; tritt er nie in die Hingabe ein, dann wird er immer enger und dürftiger. Er `hat seine Seele festgehalten´ und verliert sie dadurch immer mehr."" (Zitat aus: Guardini, Ethik)
- Im Abschnitt über das Volk als "mythische und historische Kategorie" nimmt er wieder Bezug auf Dostojewski und das Dostojewski-Buch Guardinis: "Ich habe Dostojewski immer geliebt, schon als Junge. Und seit ich Rektor an der Fakultät für Philosophie und Theologie in San Miguel war, konnte ich mich auch für die Studien begeistern, die Romano Guardini zu diesem großen russischen Dichter und seiner Welt geschrieben hat. Das Volk von Dostojewski und Guardini ist ein "mythisches Wesen", ohne jede Idealisierung. So sehr diese Menschen auch sündigen und leiden mögen, sie stehen für eine authentische Menschheit."
- Dann berichtet er über die Vorbereitung des Vortrages zur KI auf dem G7-Treffen 2024: "Als ich über meinem Vortrag zur KI saß, den ich im Juni 2024 auf dem G7-Treffen im apulischen Borgo Egnazia vor zahlreichen Regierungschefs halten sollte, fiel mir Romano Guardini ein, der Theologe, dessen Denken mir oft geholfen hat. Ich wollte das Thema von allen Untergangsbeschwörungen befreien, die uns so oft lähmen, von der Starrheit, die sich dem "Neuen" entgegenstellt in dem sinnlosen Versuch, eine Welt bewahren zu wollen, die zum Verschwinden verurteilt ist. Gleichzeitig aber wollte ich deutlich machen, das es in unserer Verantwortung liegt, sensibel für all das zu bleiben, was zerstörerisch und unmenschlich ist."
- Schließlich wird in den Erläuterungen, vermutlich ein Entwurf zur später tatsächlich gehaltenen Rede, auch Guardini genannt und zitiert: "Mit Guardini können wir sagen, dass jedes Problem technischer, sozialer oder politischer Natur "nur vom Menschen her zu lösen ist. Ein neues Menschentum muss erwachen, von tieferer Geistigkeit, neuer Freiheit und Innerlichkeit." (Zitat aus: Guardini, Die Technik und der Mensch) - Und etwas weiter heißt es im Text über das "Anti-Herz" des Narzissmus und der Selbstbezogenheit: "In der Folge werden wir unfähig, Gott zu empfangen, weil wir - wie Heidegger gesagt hätte -, um das Göttliche zu empfangen, ihm ein Gästehaus errichten müssen. Und das Gleiche gilt auch für uns, wenn wir auf unsere authentische und wahre Essenz reagieren wollen. Wenn das Herz nicht lebe, schreibt Guardini in seinem Aufsatz über Dostojewski, bleibe der Mensch sich selbst fremd."
- Rezensionen:
- [2025-014] Gerhard Oberkofler: „Sunt lacrimae rerum…“ Randbemerkungen zu einigen Träumen in der Autobiographie „Hoffe“ (2025) von Papst Franziskus, in: Zeitung der Arbeit, 2025, 26. Februar [Rezension] - https://zeitungderarbeit.at/feuilleton/sunt-lacrimae-rerum/; zu Romano Guardini:
- "Der 1910 zum Priester geweihte und seit 1947 zuerst in Tübingen, dann in München „christliche Weltanschauung“ lehrende Romano Guardini (1884–1968)[44 ...] wird von Papst Franziskus wiederholt mit Sympathie genannt, zumal er über dessen idealistische Dialektik während seines Aufenthaltes in St. Georgen (Frankfurt a. M.) eine wissenschaftliche Arbeit schreiben wollte." [Anmerkung HZ: Guardinis Gegensatzlehre ist keine "idealistische Dialektik"]
- "Romano Guardini war im Einklang mit Rainer Maria Rilke (1875–1926), der in eine katholische Ausformung des Existentialismus flüchtete. 1941, also in einer Zeit, als die aggressivsten Teile des deutschen Kapitalismus zusammen gefunden haben, um mit Adolf Hitler (1889–1945), dessen autobiographische Kampfschrift im deutschen Volk massenhafte Verbreitung gefunden hat,[51] den mörderischen Aggressionskrieg gegen den Osten zu führen, hat Guardini eine konservativ katholische Deutung der Elegien von Rilke über Angst und Sein gegeben.[52 ...] Dabei ist er auf die liebevollen Ansichten von Rilke über die „russische Seele“ und der „Gotterwähltheit des russischen Volkes“ nicht eingegangen.[53 ...] In seinen Vormerkungen zu seiner 1953 veröffentlichten, seiner Mutter zum einundneunzigsten Geburtstag gewidmeten Rilke-Monographie nimmt Guardini auf die von ihm mit erlebte deutsche Barbarei der vergangenen Jahre überhaupt keinen Bezug.[54 ...] Papst Franziskus, der als Jesuitenfrater besonders für Literatur und Psychologie ausgebildet worden ist, wird über den in diesen Jahren in der römisch-katholischen Welt modernen Guardini eine immersive Nähe zu Rilke gespürt und Sympathien für den christlichen Existentialismus entwickelt haben. Nur so wird verständlich, dass er seiner Autobiographie eine in einem Brief niedergeschriebene Sentenz von Rilke voranstellt: „Aber es sprechen viele Anzeichen dafür, dass die Zukunft in solcher Weise in uns eintritt, um sich in uns zu verwandeln, lange bevor sie geschieht“.[55 ...] [Anmerkung Helmut Zenz: Guardini war weder im "Einklang", noch im Zwieklang mit Rilke; Guardini kritisiert deutlich Rilkes säkularisierte Verwendung des christlichen Erbes. Auch bezweifle ich, dass Rilke als "katholische Ausformung des Existentialismus" gesehen werden kann." Schließlich muss man nicht immer ausdrücklich auf etwas Bezug nehmen, um etwas zu sagen. Guardinis Beschäftigung mit Rilke während des Dritten Reiches war Abstandnahme genug, da Rilke als "undeutsch" galt.]
- "Eine liebevolle Zuneigung pflegte Papst Franziskus seit seiner Jugend zum russischen Weltliteraten Fjodor M. Dostojewski (1821–1881), der in seiner von Krisen durchzogenen Epoche als Dichter entscheidende Fragen über die unmenschliche Funktion eines ganzen herrschenden Systems zu stellen in der Lage war. Fern jeder Reflexion der Wirklichkeit, die zur Theologie gehören sollte, ist der Satz von Papst Franziskus: „Wenn das Herz nicht lebe, schreibt Guardini in Anlehnung an Dostojewski, bleibe der Mensch sich selbst fremd“ (S. 366). Die im Mittelmeer ertrinkenden Flüchtlingskinder, die vielen palästinensischen, die israelischen Massaker ohne Eltern überlebenden und verwundeten Kinder oder die im kongolesischen Bergbau für den Reichtum des Westens arbeitenden Sklavenkinder können das „persönliche Abenteuer“ ihres Herzens nicht erleben." [Anmerkung Helmut Zenz: Ob Oberkofler die Wirklichkeit des Herzens gerade auch in der geschundenen Person eines Volkes nicht kennt oder nur nicht kennen will? Insgesamt scheint Oberkofler vom dialogischen Personalismus wenig zu halten oder ihn nicht zu kennen.]
- "Im Einvernehmen mit Guardini findet er bei Dostojewski das „mythische Wesen“ des Volkes ohne jede Idealisierung ausgedrückt (S. 223). Für Papst Franziskus ist das Volk „letztlich keine logische Kategorie. Aber auch keine mystische, wenn wir es so verstehen, dass alles, was das Volk sagt oder tut, selbstverständlich gut und gerecht ist, was ein Merkmal der Seligen wäre. Nein. Das Volk ist höchstens eine mythische Kategorie. Eine mythische und historische. Das Volk wird zum Volk durch einen Prozess, durch Anstrengung, die auf ein Ziel oder ein gemeinsames Projekt gerichtet ist. Die Geschichte ist geprägt von diesem langsamen Prozess, der sich innerhalb der aufeinanderfolgenden Generationen vollzieht“ (S. 222 f.). Papst Franziskus warnt davor, dass „häufig die Mächtigen, um sich selbst zu rechtfertigen, vor allem, wenn sie ihre Macht illegitim oder ungerecht ausüben“, die Geschichte ihrer Nation verfälschen. (S. 223)."
- [2025-014] Gerhard Oberkofler: „Sunt lacrimae rerum…“ Randbemerkungen zu einigen Träumen in der Autobiographie „Hoffe“ (2025) von Papst Franziskus, in: Zeitung der Arbeit, 2025, 26. Februar [Rezension] - https://zeitungderarbeit.at/feuilleton/sunt-lacrimae-rerum/; zu Romano Guardini:
- [2025-015] Papst Franziskus Vorwort, in: Angelo Scola, Warten auf einen neuen Anfang, 2025 [Artikel] - https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2025-04/vorwort-buch-papst-franzisikus-alter-tod-ewigkeit-scola-vatikan.html; zu Romano Guardini:
- "Wenn wir diese Zeit des Lebens als Gnade und nicht mit Groll leben; wenn wir die Zeit (auch eine lange Zeit), in der wir die nachlassenden Kräfte, die zunehmende Müdigkeit des Körpers, die nicht mehr der Jugend entsprechenden Reflexe erleben, mit einem Gefühl der Dankbarkeit begrüßen, dann wird auch das Alter zu einem Zeitalter des Lebens, wie Romano Guardini uns gelehrt hat, das wirklich fruchtbar ist und das Gutes ausstrahlen kann."
- [2025-016] [Spanisch] José Luis Olimón Nolasco: Tensión polar y Ternura: categorías clave en Francisco, in: Meridiano.mx, 2025, 7. Mai [Artikel] - https://meridiano.mx/2025/05/07/tension-polar-y-ternura-categorias-clave-en-francisco/
- [2025-017] [Englisch] Maurits Potappel: The influence of Romano Guardini on Pope Francis, in: ICP Essays, 2025, April [Artikel] - https://www.institutecp.com/essays/the-influence-of-romano-guardini-on-pope-francis
Papst Leo XIV. und Guardini
- [2025-018] [Italienisch] Francesco Borgonovo: Con il Papa americano è tornato il mistero, sulla scia di Ratzinger e Romano Guardini, in: La Verità, 2025, 16. Mai [Artikel] - https://www.laverita.info/papa-americano-tornato-mistero-2672025730.html
- [2025-019] [Italienisch] auch in: Panorama, 2025, 17. Mai [Artikel] - https://www.panorama.it/attualita/opinioni/con-il-papa-americano-e-tornato-il-mistero-sulla-scia-di-ratzinger-e-romano-guardini
Zum 140. Geburtstag
- [2025-020] Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: Guardinis 140. Geburtstag: Über den Kampf Gottes mit dem Menschen. Als Romano Guardini sich der Frage der „neuen Schöpfung" widmete, offenbarte er zugleich sein Gottesbild, in: Die Tagespost, 2025, 15. Februar [Artikel] - https://www.erzbistum-muenchen.de/cms-media/media-70961720.pdf
- [2025-021] Von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: Heidnisches und christliches Europa in Gegenspannung: Zum 140. Geburtstag Romano Guardinis (1885–1968), in: Communio, 54, 2025, S. 431-439 [Artikel] - [noch nicht online]
- [2025-022] Marc Grießer: Zum Gedenken an Romano Guardini an seinem 140. Geburtstag, in: Stickeria, 2025, zum 17. Februar 2025 - https://www.stickeria.de/scl/berichte/ewExternalFiles/Guardini_140.pdf
- [2025-023] Interview von Regina Einig mit Johannes Modesto: „Es ist nichts Verwerfliches, zu zweifeln". Der Postulator für diözesane Seligsprechungsverfahren in der Erzdiözese München und Freising, Johannes Modesto, erklärt, warum Romano Guardini ohne Zweifel ein würdiger Seliger ist, in: Die Tagespost, 2025, 16. Februar [Artikel] - https://www.erzbistum-muenchen.de/cms-media/media-70961720.pdf
- [2025-024] Marco Fetke: Horchen auf die leise Stimme Gottes. Es lohnt sich, Romano Guardini zu lesen, denn sein Glaube ist zeitgemäß im besten Sinne, in: Die Tagespost, 2025, 23. Februar [Artikel] - [noch nicht online]
Guardini-Tag 2025 "Vom Sinn des Betens"
- Gregor Maria Hanke OSB: Predigt im Eröffnungsgottesdienst in St. Ludwig in München
- Auftaktpodium "Vorschule des Betens". Bischof Gregor Maria Hanke OSB im Gespräch mit Akademiedirektor Dr. Achim Budde
- Ludger Schwienhorst-Schönberger: Die Psalmen und das Gebet der Sammlung [Vortrag]
- Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: Das Jahr des Herrn im Rosenkranz. Zur Beziehung von Christologie und Mariologie bei Guardini [Vortrag]
- Gabriel von Wendt: Wie spricht Gott? Guardinis melodisches Verständnis von Gebet, Gemeinschaft und Spiritualität [Workshop]
- Stefan K. Langenbahn: Die erste Krise der Liturgischen Bewegung (1919). Oder: Warum Guardini die „Vorschule des Betens“ (1943) seinem Freund Cunibert Mohlberg OSB widmete [Workshop]
- Ulrich Pohlmann: Zweifel am Gebet? [Workshop]
- Yvonne Dohna Schlobitten: Gebet und Stille im Denken Guardinis [Workshop]
- Sandra Gold: Film "Wo ist Gott?" mit Impulsen von Regisseurin Sandra Gold aus München
- Christian Lehnert: Die Sprache des Gebets an der Grenze des Sagbaren [Vortrag]
- Podiumsgespräch zwischen Christian Lehnert, Sandra Gold und Patrik Scharz (Moderation)
- Wolfgang Augustyn: Wie soll man beten? Beispiele aus der Kunst [Vortrag]
- Thomas Brose: Nur wer Gott kennt, kennt den Menschen. „Nicht die Anstrengung, sondern die Anbetung ist das Endgültige“. Auf dem Weg zu einer vertieften kontemplativen Haltung
- Helmut Zenz: Romano Guardini in München. Ausgewählte Stationen von Heilig Blut in Bogenhausen bis in den Lichthof der Universität
- Reaktionen:
- [2025-024] Katholische Akademie in Bayern: Pressemitteilung, 2025, vor dem 22. Februar [Artikel] - [noch nicht online] , gedruckt unter dem Titel:
- [2025-025]: "Nur ein von Sehnsucht erfüllter Mensch kann beten.“ Bischof Hanke beim Guardini-Tag, in: Bistum Eichstätt Aktuell, 2025, 24. Februar [Artikel] - https://www.bistum-eichstaett.de/aktuell/aktuelle-meldungen-details/news/nur-ein-von-sehnsucht-erfuellter-mensch-kann-beten-bischof-hanke-beim-guardini-tag/
- [2025-026]: Bischof Hanke beim Guardini-Tag: „Nur ein von Sehnsucht erfüllter Mensch kann beten.“ in: Tabula Rasa Magazin, 2025, 22. Februar - [Artikel] - https://www.tabularasamagazin.de/bischof-hanke-beim-guardini-tag-nur-ein-von-sehnsucht-erfuellter-mensch-kann-beten/
- [2025-027] Sebastian Ostritsch: Guardini-Tagung: „Eine Wand ist durchstoßen“. Zum Christsein, ja sogar zum Menschsein überhaupt gehört das Gebet wesentlich dazu. Davon war Romano Guardini überzeugt. Doch wie betet man eigentlich richtig? Eine Tagung an der Katholischen Akademie in Bayern gab Antworten, in: Die Tagespost, 2025, 1. März [Artikel] - https://www.die-tagespost.de/leben/aus-aller-welt/eine-wand-ist-durchstossen-art-261034
- [2025-028] Ägidius Engel: Vom Sinn des Betens, in: Ägidius Engel: Guardini-Blog, 2025, 3. April [Artikel] - https://www.aegidius-engel.de/2025/04/03/vom-sinn-des-betens/
- [2025-024] Katholische Akademie in Bayern: Pressemitteilung, 2025, vor dem 22. Februar [Artikel] - [noch nicht online] , gedruckt unter dem Titel:
Romano-Guardini-Preis
- [2025-000] Romano-Guardini-Preis 2024, in: Zur Debatte, 55, 2025, 2, S. 4-17 [Sammelband] - https://kath-akademie-bayern.de/wp-content/uploads/debatte_2025-2.pdf; als Video: https://www.youtube.com/watch?v=YDmw8vWL3Cw
- [2025-000] Achim Budde: Verdient auf allen Ebenen, S. 4-7 [Artikel] - https://kath-akademie-bayern.de/wp-content/uploads/debatte_2025-2.pdf; als Video: https://www.youtube.com/watch?v=YDmw8vWL3Cw; zu Romano Guardini:
- S. 5: "Ob ich faktisch zu meinem Recht komme oder nicht, ob mir im Konkreten Gerechtigkeit widerfährt oder nicht, ob die Menschenrechte in meinem Leben Wirklichkeit sind oder nicht, das macht einen gewaltigen Unterschied! Dieser Gedanke hätte Romano Guardini gefallen. Denn Recht und Gerechtigkeit sind für ihn wichtige Größen, die in seinen Schriften immer wieder aufblitzen. In den berühmten Meditationen zu den Tugenden heißt es: „Das Wort [Gerechtigkeit] hat einen hohen, aber auch tragischen Klang. Schöne Leidenschaft hat sich an ihm entzündet; edelste Großmut ist um seinetwillen geübt worden – aber an wie viel Unrecht erinnert es auch; an wie viel Zerstörung und Leid. Die ganze Geschichte der Menschheit könnte man unter der Überschrift erzählen: ,Der Kampf um die Gerechtigkeit‘.“ Dass übrigens Angelika Nußberger sich seit ihren frühen Münchner Jahren mit dem Werk Romano Guardinis beschäftigt – sie wird nachher noch davon erzählen – das verleiht der heutigen Konstellation einen geradezu familiären Charakter."
- S. 6: "Auf allen Ebenen ist es also spannend beim Thema Menschenrechte. Und auf allen Ebenen braucht es Engagement! Das sah bereits Romano Guardini so, der uns Staatsbürger zur Mitarbeit aufruft: „Die staatsbürgerliche Pflicht enthält nicht nur die zur Achtung vor den Rechten des Andersdenkenden, sondern auch die zum Kampf für das als wahr Erkannte: … für das Rechte“ – so Guardini – für das, was Recht ist."
- Joachim Herrmann: Mit messerscharfem Sachverstand, S. 8 [Artikel]
- "Mit dem Romano-Guardini-Preis werden herausragende Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich im Geiste der Ideen Guardinis hervorragende Verdienste erworben haben. Guardini kennen die meisten als Theologen und Philosophen, aber sein Wirken wies weit über diese Felder hinaus. Literaturwissenschaftliche und pädagogische Betrachtungen gehörten ebenso zu diesem wissenschaftlichen Allroundgenie, auf das wir in Bayern sehr stolz sind. Dabei war Guardini wahrlich kein Repräsentant der Wissenschaft, der sich in den Elfenbeinturm zurückzog. Ihm ging es immer um den modernen Menschen – und wie er sich in der so unübersichtlichen und komplexen Welt zurechtfindet."
- Andreas Voßkuhle: Eine Powerfrau – Die Laudatio, S. 9-12 [Artikel]
- [2025-000] Angelika Nußberger: Das Ausrufezeichen hinter den Menschenrechten, S. 13-15 [Artikel] - https://kath-akademie-bayern.de/wp-content/uploads/debatte_2025-2.pdf; als Video: https://www.youtube.com/watch?v=YDmw8vWL3Cw; zu Romano Guardini:
- S. 13:
- "Namen gleichen solchen Orten, auch zu ihnen kann man zurückkehren. Der Name, zu dem ich bei der heutigen Feier zurückkehren, mehr noch, heimkommen darf, ist Romano Guardini. In meiner Jugend hatte mein Weg auf erstaunliche Weise immer wieder zu ihm hingeführt. Zunächst – sein Name war bei uns zuhause präsent wie der eines lieben Verwandten, von dem man mit großer Achtung spricht. Es war meine Mutter, die ihn oft erwähnte. Sie war eine jener vielen, die Sonntag für Sonntag in den 50er Jahren seine Predigten in der Ludwigskirche hörte, eine aus jener orientierungslos gewordenen Generation, geboren 1925, eingeschult 1931, und wenig später schon hineingezwängt in die Erziehungsmaschinerie der Nationalsozialisten. Für sie war, so scheint es mir jetzt im Nachhinein, Romano Guardini einer derjenigen, der ihrem Tritt wieder Sicherheit gab, der für sie die Welt mit eindringlichen Worten erklären und ihr geistig Halt geben konnte.
- "Dem Denken Romano Guardinis bin ich selbst nach dem Tod meines Vaters begegnet, als ich 14 Jahre alt war. Der Vater meiner Freundinnen, der Psychiater Dr. Schöne, drückte mir bei einem meiner Besuche ein kleines Bändchen in die Hand – die Duineser Elegien von Rainer Maria Rilke in der hellgrünen schmalen Ausgabe des Insel-Verlags. „Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen? Und gesetzt selbst, es nähme einer mich plötzlich ans Herz: ich verginge von seinem stärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen.“ Dieser Satz hat mich seither begleitet. Aber annähern konnte ich mich ihm erst in dem Augenblick, in dem ich Romano Guardinis Interpretation oder besser – philosophische Auseinandersetzung damit – las. Diese beiden Texte – Rilke und Guardini – waren mir in meiner Jugend wichtig. Aber dann habe ich sie in ein inneres Schatzkästchen verschlossen, das ich erst jetzt wieder geöffnet habe, als mir die Katholische Akademie in Bayern den Romano-Guardini-Preis zusprach. [...] Aber was bedeutet nun ein Denken wie dasjenige von Romano Guardini in unserer Gegenwart? Er hat „Christliche Weltanschauung“ gelehrt, ein Fach, das von den Nationalsozialisten verboten wurde, nach dem Krieg aber als Kompass dienen konnte. Es war ein auf dem Christentum, aber auch auf der literarischen und philosophischen Tradition des Abendlandes beruhendes Denken, das nach Wahrheit in einer alles relativierenden Moderne fragt. Gibt es dieses Denken noch in unserer Zeit? Hat es Gewicht?"
- "Bei der Vorbereitung meiner Ansprache habe ich die Bücher Guardinis zuhause wieder zur Hand genommen und in dem Buch Freiheit, Gnade, Schicksal meine Exzerpte zur Frage, was ein freier Mensch und was eine freie Handlung sei, gefunden: „Wer primär den Charakter der Freiheit trägt, ist der personelle, das heißt, der sich selbst in die Hand gegebene Mensch. Die freie Handlung ist die Weise, wie die Person ihr auf die Freiheit hin bestimmtes Sein zum Akt werden lässt.“ Wenn ich dies jetzt, mit dem Abstand von mehreren Jahrzehnten, lese, scheint mir Guardinis Stil klangvoll, aber auch pathetisch zu sein; ich spüre, wie die Sprache sich inzwischen versachlicht hat und vorsichtiger geworden ist. Aber die Botschaft ist noch wirksam – noch immer geht es um das Verhältnis des Individuums zu sich selbst – der „sich selbst in die Hand gegebene Mensch“ – und das Verhältnis des Individuums zu Staat und Gesellschaft – als Bestimmtsein „auf die Freiheit hin“."
- S. 15: "Die Katholische Kirche hat mit dem Romano-Guardini-Preis Menschen mit sehr unterschiedlichem gesellschaftlichem Wirken geehrt; es ist eine Reihe von sehr großen Namen, neben denen ich nicht bestehen kann. Aber ich denke, der Preis gilt auch den Menschenrechten, die in der Gegenwart bedeutungsvoller denn je sind und die ich als säkulares Spiegelbild des Denkens von Romano Guardini sehe."
- S. 13:
- Reinhard Marx: Schlusswort, S. 16 f. [Artikel]
- [2025-000] Achim Budde: Verdient auf allen Ebenen, S. 4-7 [Artikel] - https://kath-akademie-bayern.de/wp-content/uploads/debatte_2025-2.pdf; als Video: https://www.youtube.com/watch?v=YDmw8vWL3Cw; zu Romano Guardini: