2022

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Neues aus der Guardini-Rezeption 2022

November 2022

  • Für den 30. November 2022 wird von den Verlagen Brill und Schöningh der Band 143 der Reihe B der Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte angekündigt. Dabei handelt es sich um die Doktorarbeit von Lea Lerch mit dem Titel Romano Guardini und die Ambivalenz der Moderne. Liturgische Bewegung und Gesellschaftsreform in der Weimarer Republik. Die Verfasserin erhielt für diese Arbeit, die sie an der Universität Erfurt bei Prof. Dr. Benedikt Kranemann vorgelegt hatte, bereits 2021 den alle zwei Jahre ausgeschriebenen Förderpreis des Klosterneuburger Pius-Parsch-Instituts und der Liturgiewissenschaftlichen Gesellschaft Klosterneuburg, den Pius-Parsch-Preis - https://www.uni-erfurt.de/universitaet/aktuelles/news/news-detail/liturgiewissenschaftlerin-lea-lerch-erhaelt-den-pius-parsch-preis-2021.

September 2022

Juli 2022

Mai 2022

April 2022

  • Am 26. und 27.4.2022 fanden am Fachbereich Soziale Arbeit und Sozialwissenschaft der Katholischen Hochschule Mainz die Probevorlesungen für die Guardini-Professur für Ethik statt. Eingeladen waren: Dr. Christoph Krauß ("Die Bedeutung moralischer Intuition für den Diskurs angewandter Ethik"), Dr. Rupert Grill ("Vulnerabilität als anthropologischer, ethischer und theologischer Schlüsselbegriff"), Dr. Marcus Knaup ("Im Angesicht des Anderen: Ethische, anthropologische und sozialphilosophische Grundlegungen der Sozialen Arbeit") und Dr. Dr. Ralf Lutz ("Werte und Wertkonflikte. Eine ethische Orientierung"), Dr. Gwendolin Wanderer ("Zwischen Solidarität und Gerechtigkeit. Grundzüge einer anwaltschaftlichen Ethik im Kontext der Sozialen Arbeit"), Dr. Cornelius Sturm ("Die Welt ist voller Lösungen. Wie Soziale Arbeit, Gesundheitswesen und Kirche zur sozial-ökologischen Transformation beitragen können – und warum Nachhaltigkeit mehr ist als ein ethisches Prinzip"), Dr. Kristina Kieslinger ("Interdependenz statt Konkurrenz – Chancen der sozial-ökologischen Transformation für die Migrationsgesellschaft"). Keiner der Bewerberinnen und Bewerber hat sich bisher publikatorisch ausgiebiger mit Romano Guardini oder seiner Ethik beschäftigt, was aber auch nicht als Voraussetzung mit ausgeschrieben war. Der einladende Rektor Ulrich Papenkort veröffentlichte 2021 unter dem Titel "Herr Humboldt, was ist eigentlich »Bildung«?: Ein fiktives Interview* mit Guardini und Humboldt" (in: Erwachsenenbildung, 67, 2021, 3 (August), S. 104-111);
  • Christoph Jäger übernimmt offiziell mit Beginn des Sommersemesters die Guardini-Professur für Religionsphilosophie und theologische Ideengeschichte an der Humboldt-Universität. Hintergrundinformationen sowie Zitate von Jäger, wie er seine Aufgabe und sein Umfeld einschätzt, siehe Pressemitteilung der HU über idw: https://idw-online.de/de/news791360, besonders einschlägig zu Guardini und zur Guardini-Stiftung: "Schließlich schätze ich auch die breitaufgestellte Kulturarbeit der Guardini-Stiftung in der Tradition des Theologen, dessen geistiges Erbe sie pflegt. Ich bewundere Romano Guardinis Vielseitigkeit! Mit ihm teile ich die Auffassung, dass Philosophie und Theologie keine Elfenbeinturmdisziplinen sind, sondern sich so breit wie möglich in der Gesellschaft und der Kultur ihrer Zeit verankern sollten. Ich freue mich darauf, in dieser Tradition den Lehrstuhl besetzen zu dürfen!“
  • Am 9. April 2022 wurde in Isola Vicentina der erste Romano-Guardini-Baum in einer Reihe von Bäumen gepflanzt, die verschiedene Guardini-Orte in ganz Europa miteinander verbinden sollen - die Pflanzung und Segnung wurde - zusammen mit einigen Hintergrundinformationen zu Romano Guardini - live übertragen auf Spazio Tesla Channel: Alberi, Amici Silenziosi: Sulle tracce di Romano Guardini - 9.4.2022 - https://www.youtube.com/watch?v=ZzmoJ_S2T7g;
  • Beim Guardini-Studientag des Freundeskreises Mooshausen Anfang April 2022 stellte Pfarrer Marc Grießer die Biographie Romano Guardinis vor. Dabei entstand folgende Videoaufnahme des Vortrags: https://www.youtube.com/watch?v=Splr9Dh0AAs

März 2022

Februar 2022

Januar 2022

  • 27. Januar 2022: Der Inhalt des Testaments des letzten Herbst verstorbenen Neffen Romano Guardinis, Giuliano Guardini, einem vermögenden italienischen Industriellen, der aber schon lange Jahre weitestgehend im Koma lag, wurde nun durch Ivano Tolettini in im Il Giornale di Vicenza veröffentlicht. Der Gesamtumfang der Erbschaft beträgt immerhin 28,8 Millionen Euro. - https://www.ilgiornaledivicenza.it/territori/schio/testamento-guardini-beneficenza-per-6-5-milioni-1.9151902?refresh_ce. Interessantes Detail: Von den 6,5 Millionen an gemeinnützigen Empfängern gehen 800000 Euro an die Münchner Pfarrei St. Ludwig, in deren Kirche sich das Grab seines Onkels Romano Guardini befindet. Wann und ob diese Erbschaft eintrifft, hängt laut Artikel wohl vom Erlös des Verkaufs der Villa Guardini, des Parks, der Kunstwerke usw. ab.
  • Am 22. Januar 2022 starb im Alter von 90 Jahren der Historiker Hugo Ott. Er ist nicht nur für die Heidegger-Forschung von Bedeutung, sondern über diese auch für die Guardini-Forschung, da er sich auch zur gemeinsamen Doktoratszeit in Freiburg und der seither bestehen gebliebenen Freundschaft zwischen Martin Heidegger und Romano Guardini geäußert hat. Darüber hinaus war er Leiter der diözesanen Historikerkommission zur Seligsprechung von Max Josef Metzger. Der Prozess im Erzbistum Freiburg wurde vom Erzbischof Robert Zollitsch am 8. Mai 2006 eröffnet und 2015 auf Bistumsebene beendet, worauf rund 6000 Seiten Studien und Belege an die römische Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse weitergegeben wurden. Diese von Hugo Ott historisch geleitete Archivforschung und Auswertung in einem Märtyrer-Prozess diente als Maßstab für die Prognose der Archivalien-Menge und der notwendigen Zeit im Seligsprechungsverfahren Romano Guardinis, für die der Faktor 3 zugrunde gelegt wurde, wenn auch hier die Arbeit der Historischen Kommission rein ehrenamtlich gegen Aufwandsentschädigung durchgeführt worden wäre: also mind. 25 Jahre für mindestens 18000 Seiten Studien und Belege.
  • In Kooperation mehrerer Universitäten in Italien und den Vereinigten Staaten fand vom 11. bis 15. sowie 27.-29. Januar 2022 eine von Yvonne Dohna Schlobitten initiierte Tagungsreihe Educate and Exercise - the Space of Knowledge Grounding Cross-Disciplinarity and Cross Culturality in Romano Guardini’s Threefold Seeing of the World statt. Corona-bedingt musste dies ausschließlich über Internet stattfinden. Hier der Gesamtflyer: https://unigre.it/en/events-and-communication/events/events-calendar/the-space-of-knowledge/the-programme/. Eine Auswahl der Beiträge und Ergebnisse sollen noch veröffentlicht werden.

Allgemeines

Guardini-Jubiläen 2022

Oktober 2022

  • Guardinis kritische "Stellungnahme zum Römerbrief v. Karl Barth" (handschriftlich eingetragen in das Buch) datiert mit dem 5. Oktober 1922. Die gesamte Stellungnahme ist noch nicht veröffentlicht. Auszüge davon befinden sich u.a. bei Mercker, Christliche Weltanschauung. Ähnlich hat er sich in seiner Bonner Vorlesung im Sommersemester über Sakrament und Opfer zu Barths Römerbrief geäußert, siehe die bei Gerl-Falkovitz (Hrsg.): Lauterkeit des Blicks, 2013 veröffentlichte Vorlesungsmitschrift von Heinrich Lützeler.

Sommer 2022

  • Im Sommersemester 1922 hält Guardini seine erste Vorlesung als Privatdozent. Das Thema lautet "Die Lehre von der Erlösung". Der Inhalt dieser Vorlesung ist durch eine bei Gerl-Falkovitz (Hrsg.): Lauterkeit des Blicks, 2013 veröffentlichte Vorlesungsmitschrift von Heinrich Lützeler bekannt.

Januar 2022

  • Am 25. Januar 2022 jährte sich zum 100. Mal Guardinis Öffentliche Antrittsvorlesung als Privatdozent, nachdem er am 20. Dezember 1921 seine Probevorlesung gehalten und im Anschluss daran die venia erteilt bekommen hat. Die Antrittsvorlesung hatte den Titel "Anselm von Canterbury und das Wesen der Theologie" und wurde von Guardini in seine Aufsatzsammlung "Auf dem Wege" (1923) aufgenommen. Damit wurde das Habilitationsverfahren in der dortigen Fakultät bei Prof. Dr. Junglas für Systematische Theologie (Dogmatik) abgeschlossen.

Neues aus meiner Guardini-Forschungswerkstatt 2022

April 2022

  • Rückübersetzungsprobleme: Zunehmend schwierig gestalten sich Übersetzungen von italienisch- und englischsprachiger Guardini-Primär- oder -Sekundärliteratur ins Deutsche. Dabei wirken sich zum Teil schon zeitgenössische Übersetzungsfehler in die romanischen Sprachen aus, die von nicht Deutsch sprechenden Autoren ausgewertet wurden, deren Guardini-Bezüge aufgrund der Bekanntheit der Autoren mittlerweile ins Deutsche übersetzt werden, mitunter kommt es aber auch sonst zur am Originaltext und der Originalsprache Guardinis nicht überprüften Rückübersetzung von Begriffen und Zitaten. Zwei "päpstliche" Beispiele. Papst Franziskus spricht im Zusammenhang mit Guardini "Das Ende der Neuzeit", Guardini habe von einer "zweiten Form der Unkultur" gesprochen. Das Wort Unkultur sucht man im Ursprungstext aber vergeblich. Dort ist die Rede von "zweiter Wildnis", die man auch mit "nicht-kultureller Kultur" bezeichnen könnte. Das Wort Unkultur bedeutet im Deutschen allerdings etwas anderes als Wildnis und "nicht-kulturelle Kultur", die ja damit ja aber gerade keine "Un"-Kultur ist. Diese mittlerweile im Deutschen zu findende, im Original nicht vorkommende Rückübersetzung hat ihre Wurzel in den Übersetzungen von "Ende der Neuzeit" in die spanische, italienische und französische Sprache, auf die Papst Franziskus schon in den achtziger/neunziger Jahren zurückgreift. Die problematische Rückübersetzung mit "Unkultur" ins Deutsche erfolgt sowohl über die vatikanischen Übersetzungen als auch durch die Übersetzung der Papst-Biographie von Massimo Borghesi ins Englische und ins Deutsche. Anders gelagert ist der Fall allerdings bei der Übersetzung der sehr differenzierten Auseinandersetzung von Papst Franziskus mit der Gegensatzlehre Guardinis. Er verwendet für das, was Guardini unter polarem Gegensatz versteht, ausdrücklich den Begriff '"contraposizione", so auch in seinem jüngsten Interviewbuch, und verwendet dazu aber auch den Begriff "opposizione (polare)". Die deutsche Übersetzung davon nivelliert diese Übersetzung durch zweimalige Verwendung des Begriffs "Gegensatz". Hier wäre zu wünschen gewesen, man hätte diese Unterscheidung nachvollzogen, zum Beispiel durch die Verwendung von "Kontraposition" oder "Kontrasatz", nachdem die gängige Übersetzung der Gegensatzlehre ins Italienische mit "opposizione polare" arbeitet. Durch die Nivellierung werden manche Formulierungen von Papst Franziskus geradezu tautologisch ("ein Gegensatz ist ein Gegensatz" statt "ein Gegensatz ist eine Kontraposition").

März 2022

  • In der Vorbereitung des nun leider coronabedingt ausgefallenen Vortrages "Romano Guardini und Mainz. Neue Erkenntnisse zu den „bekannt-unbekannten“ Mainzer Kapiteln von Guardinis Biographie" kam es zu folgenden neuen Entdeckungen, aufgrund derer anderslautende Angaben in der Guardini-Forschung zu korrigieren sind:
    • Das Stadtarchiv Mainz stellte mir die Kopie einer 1995 erstellten Antwort des damaligen Archivinspektors an den Guardini-Forscher Berthold Gerner zur Verfügung, aus der sich eine völlig neue Sicht auf die Wohn- und Geschäftsadressen der Guardini-Familie. Daraus ergibt sich zum Beispiel, dass die erste Wohnadresse nicht die Frauenlobstraße, sondern die Bahnhofstraße 3 war. Dies ist mittlerweile auch für die Jahre 1886 bis 1889 online überprüfbar unter https://www.dilibri.de/stbmz/content/structure/2490732. Die Postanschrift der bisher mit "Frauenlobstraße" lokalisierten Wohnung, die die Guardinis von 1895 bis 1903 bewohnten, lautet Kaiser-Wilhelm-Ring 8. Erst ab 1905 zog die Familie privat in die Gonsenheimer Straße 18 (auch Gonsenheimer Hohl genannt), heute Fritz-Kohl-Straße 18, nachdem man zunächst noch in der neuen Geschäftsadresse Mombacher Str. 17/19 auch gewohnt hatte.
    • Aus der Auswertung mehrerer Archivfunde, unter anderem in Isola Vicentina (z.B. Widmung eines Abschiedsgeschenkes einer Großtante Guardinis an dessen Mutter) und München (z.B. Staatsangehörigkeitantrag von 1910 im Gerner-Nachlaß) geht nun eindeutig hervor, dass der Umzug der Familie Guardinis bereits zum 10. Juni 1885 stattfand, nicht erst, wie sich Guardini selbst in seinen "Berichten über mein Leben" im Rückblick von 1943/45 aus selbst irrtümlich erinnert, im Jahr 1886.

Februar 2022

  • Guardini als Mitglied des Vereins für Fraueninteressen: Dank eines Hinweises des "Vereins für Fraueninteressen" in München ist der Nachweis erbracht, dass Guardinis Selbstaussage im dritten unveröffentlichten Lebensbericht, er sei in seinen Münchener Studiensemestern dem deutschen Frauenbund als unterstützendes Mitglied beigetreten, stimmt. Die im gedruckten Tätigkeitsbericht von 1905 des Vereins enthaltene Mitgliederliste führt neben Romano Guardini auch Guardinis Studienfreunde Recha Rothschild und Rudolf Frank als Mitglieder auf.

Neuerscheinungen 2022

Primärliteratur

Sekundärliteratur

  1. Martín Carbajo Nuñez OFM: Polar Opposition, in: Redemptorist Scala News - https://www.cssr.news/2022/04/polar-opposition/; Kurzfassung aus Martín Carbajo-Núñez: Family relationships and polar opposition: Being equal while remaining different, in: Forum Teologiczne, 22, 2021, S. 61-80 [Artikel] - [noch nicht online];
  2. Michael Kirke: In Passing: Calling Ground Control, in: Position Papers – January 2022, S. 4-8 - https://books.google.de/books?id=NjJYEAAAQBAJ&pg=PA4;
  3. Paul Metzlaff: Romano Guardini und Papst Franziskus. Denker des Gegensatzes, in: feinschwarz.net, Feuilleton vom 13. Januar 2022 - https://www.feinschwarz.net/romano-guardini-und-papst-franziskus-denker-des-gegensatzes/
  4. Giulio Osto: Presentazione, in: ders. (Hrsg.): Romano Guardini: Silenzio e verità, 2022;
  5. Simona Pizzimenti: In divenire. Il cammino pedagogico di Romano Guardini, in: Gli Argonauti. Rivista di Studi storico-educativi e pedagogici, 2, 2022, 1, S. 119-127;
  6. Helmut Zenz: Romano Guardini im Spiegel seiner Bibliothek. Eine historische Spurensuche im Rahmen eines Seligsprechungsverfahrens, in: Beiträge zur altbayerischen Kirchengeschichte, 61, 2021 (erschienen 2022), S. 211-330 [Artikel] - [noch nicht online]
  • angekündigt:
  1. Stefan K. Langenbahn:
    1. „… damit wir endlich einen Kristallisationspunkt für wissensch. Liturgik haben“. Romano Guardini als Promotor und Cunibert Mohlberg als Organisator des ersten liturgiewissenschaftlichen Periodikums und die Entstehung des Jahrbuch für Liturgiewissenschaft im Kontext zeitgenössischer Liturgieforschung, in: Archiv für Liturgiewissenschaft 2020/21, 62/63, 2021, S. ??? [Artikel] - [noch nicht online] - [im Erscheinen]
    2. Cunibert Mohlbergs ursprüngliches Editorial zum Jahrbuch für Liturgiewissenschaft und Romano Guardinis Aufsatz über die „systematische Methode“. Zwei Grundlagentexte moderner Liturgiewissenschaft in ihrem Entstehungszusammenhang, in: Archiv für Liturgiewissenschaft 2020/21, 62/63, 2021, S. ??? [Artikel] - [noch nicht online] - [im Erscheinen]