2022

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Aktuelle Vorschau

Vorlage:Vorschau 2022

Neues aus der Guardini-Rezeption 2022

Dezember 2022

November 2022

Oktober 2022

September 2022

  • Am 27. September 2022 veröffentlichte "Communione e liberazione" einen Beitrag von Carlo Fedeli unter dem Titel "Guardini e Giussani. «La chiesa si risveglia nelle anime»" und zieht damit eine Verbindungslinie zwischen dem Erscheinen von Guardini "Vom Sinn der Kirche" vor 100 Jahren und dem 100. Geburtstag von Luigi Giussani - https://it.clonline.org/news/cultura/2022/09/27/guardini-giussani-centenario
  • Am 16. September 2022 brachte der Deutschlandfunk einen kurzen Beitrag anlässlich ab 1922 erschienen Sammlung "Von heiligen Zeichen" unter dem Titel Vor 100 Jahren: der Durchbruch des Religionsphilosophen Romano Guardini. Verantwortlich für den Beitrag zeichnet Burkhard Schäfers. Bei dem neu gerahmten Hauptstück handelt es sich um eine gekürzte Fassung (Gesamtdauer 11:13) des letztjährigen Beitrags "Glaube und Bildung beim Religionsphilosophen Romano Guardini: „Nicht nur das Herz, auch der Geist soll beten“" vom 8. September 2021 (19:54 Minuten). Das Audio-MP3-File findet sich unter: https://download.deutschlandfunk.de/file/dradio/2022/09/16/vor_100_jahren_der_durchbruch_des_religionsphilosophen_dlf_20220916_0948_9057d9fc.mp3
  • Am 12. September 2022 sprach Papst Franziskus vor Schweizer Studierenden erneut von Romano Guardini (https://www.vatican.va/content/francesco/it/speeches/2022/september/documents/20220912-studenti-svizzeri.html): "Questo mi fa pensare a una bella considerazione di Romano Guardini, che dice così: «Dobbiamo sempre presupporre una cosa: il mistero della nascita… Tutto ciò che si definisce educazione, significa soltanto servire, aiutare, liberare, rimanendo all’interno di questo mistero». Educare è accompagnare un uomo, una donna nella sua “nascita” come persona, nel suo “venire al mondo”, nel suo “venire alla luce”. Gesù Cristo è il più grande educatore della storia: con l’amore del Padre e l’azione dello Spirito Santo ci fa nascere “dall’alto”, come disse a Nicodemo (cfr Gv 3,3). Fa uscire l’uomo nuovo dall’involucro dell’uomo vecchio. Ci libera dalla schiavitù dell’io e ci apre alla pienezza di vita in comunione con Dio, con gli altri, con le creature, e anche con noi stessi. Perché – come ci dimostra bene Agostino nelle sue Confessioni – non siamo in pace con noi stessi finché non ci arrendiamo all’amore di Dio in Cristo Gesù. Questo amore che ci perseguita, che è sempre inquietante e pacifico al tempo stesso." Das Zitat stammt aus dem Text "Die Glaubwürdigkeit des Erziehers" aus dem Jahr 1929 und lautet im deutschen Original: "Dabei haben wir eines immer voraussetzen müssen: das Geheimnis der Geburt. ... Und alles, was Erziehung heißt, bedeutet nur, dienend, helfend, heilend innerhalb dieses Geheimnisses bleiben."
  • Am 11. September 2022 wurde mangels Anmeldungen (https://mooshausen.de/aktuelles/absage-liturgie-tagung/) die für den 16.-17. September 2022 in Mooshausen angekündigte Tagung "Liturgie für die Menschen. Spurensuche bei Romano Guardini, in Mooshausen, in Maria Laach und in der `Welt von heute´" abgesagt - der Flyer mit Programm und Anmeldemodalitäten fand sich unter: http://www.mooshausen.de/downloads/veranstaltungen/2022/2022-09-Liturgie/Fb2022_Liturgietagung.pdf. Die Vortragenden und Themen wären gewesen:
    • Alfons Knoll: "Das heilige Herdfeuer in die Öffentlichkeit tragen". Der Freundeskreis Mooshausen und die Liturgie
    • Stefan K. Langenbahn: Das erste liturgische Manifest des Mainzer Kaplans, die erste Liturgiereform des 20. Jahrhunderts und Guardinis liturgiereformerische Vorstellungen von einem milderen Typus von Liturgie
    • Martin Brüske: Das Heilige und das Spiel. Phänomenologische Überlegungen zur Handlungsform der Liturgie im Anschluss an R. Guardini
    • Alfons Knoll/Christa Krämer: Texte aus der Liturgie - Texte zur Liturgie
    • Moritz Waldhauser: Möglichkeiten und Grenzen der virtuellen Teilnahme an der Messfeier
    • Marc Grießer: Liturgie ist zwecklos, aber sinnvoll? Guardinis liturgisches Denken begegnet der Praxis
    • Laut Absagemeldung sollen drei der Vorträge in einer Online-Reihe im November oder Anfang nächsten Jahres präsentiert werden.
  • Am 5. September 2022 starb Eva Zeller (1923-2022), eine deutsche Schriftstellerin, die während ihres Studiums in Berlin 1943 Guardinis Vorträge und Predigten hörte und ihm in dem autobiographischen Roman Nein und Amen ein Denkmal setzte.
  • Zum 1. September 2022 ist Kristina Kieslinger Guardini-Professorin für Ethik an der Katholischen Hochschule in Mainz berufen worden. Siehe dazu die Personalseite der Hochschule: https://www.kh-mz.de/hochschule/ansprechpartner-innen/lehrende-nach-fachbereichen/soa/kristina-kieslinger/
  • 1. September 2022: In einer Ansprache von Papst Franziskus an die Mitglieder der Italienischen Vereinigung der Professoren und Pfleger der Liturgie anlässlich des 50. Jahrestages ihres Bestehens - https://www.vatican.va/content/francesco/it/speeches/2022/september/documents/20220901-cultori-liturgia.html - heißt es zu Guardini im Kontext:

August 2022

  • 29. August 2022: Bischof Kohlgraf würdigte Professor Reifenberg. Der langjähriger Direktor der Bistrumsakademie Erbacher Hof ging in Ruhestand. - https://bistummainz.de/pressemedien/pressestelle/nachrichten/nachricht/Bischof-Kohlgraf-wuerdigt-Professor-Reifenberg/ Reifenberg wird zum 1. September 2022 in den Ruhestand treten. Er war seit über 30 Jahren in der Akademie tätig, davon 21 Jahre lang als ihr Direktor. Er setzt sich gerade in den letzten Jahren immer wieder mit Romano Guardini auseinander. Sein kommissarischer Nachfolger ist Privatdozent Dr. habil. Norbert Witsch.
  • Am 27. August 2022 wurde der ehemalige Berliner Guardini-Professor Jean Greisch 80 Jahre alt. Der luxemburgische Philosoph und Universitätsprofessor gehört seit seiner Berliner Zeit im französisch- und deutschsprachigen Raum zu den Guardini-Forscher und -Übersetzern.
  • Am 18. August 2022 wäre Berthold Gerner (1922-2013) 100 Jahre alt geworden. Er kann als der bislang größte Guardini-Historiker gelten, der mit seiner vierbändigen Sozialbiographie "Romano Guardini in München", weiteren Forschungen sowie seinen pädagogischen Studien einen noch unermesslichen Beitrag zur Gestaltbeschreibung Guardinis geleistet hat. Vieles davon befindet sich auch noch unveröffentlicht und als Archivmaterial im Guardini-Archiv der Katholischen Akademie in Bayern und kann im Depositum des Diözesanarchivs eingesehen werden.

Juli 2022

Juni 2022

  • Am 29. Juni 2022 unterschrieb und veröffentlichte Papst Franziskus das Apostolische Schreiben "Desiderio desideravi" über die "Liturgische Bildung des Volkes Gottes". Er beruft sich darin außer auf die Kirchenväter (Leo Magnus, Augustinus, Irenæus Lugdunensis und Franziskus), auf das Missale Romanum, weitere liturgische Bücher sowie frühere päpstliche Schreiben auf zwei Werke Romano Guardinis als einzige Bezüge auf einen zeitgenössischen Theologen: dreimal auf Liturgische Bildung von 1923 und einmal Der Kultakt und die gegenwärtige Aufgabe der Liturgischen Bildung (1964). Der vollständige Text findet sich unter https://www.vatican.va/content/francesco/de/apost_letters/documents/20220629-lettera-ap-desiderio-desideravi.html#_ftnref15.
  • Für den 23. Juni 2022 wurde der Doppelband 62/63 des Archiv für Liturgiewissenschaft, hrsg. durch Martin Klöckener/Benedikt Kranemann/Cyprian Krause/Alex Zerfaß, angekündigt, mit mehreren Guardini-relevanten Beiträgen, darunter vor allem auch zwei weitere Abschnitte von Stefan K. Langenbahn über die Frühgeschichte der Liturgischen Unternehmungen Romano Guardinis, Cunibert Mohlbergs und der Abtei Maria Laach - https://www.aschendorff-buchverlag.de/detailview?no=12557
  • Für den 6. Juni 2022, von 14 Uhr bis zu einem abschließenden Abendessen, wurde vom Buch-Club Guardini zu einem Präsenztreffen in München eingeladen, nachdem man sich zuvor mehrmals online zu Lesekreisen getroffen hatte. Thema war Pfingsten in Guardini Der Herr. Der Kreis besteht aus jungen Erwachsenen und Studenten, Organisator für Anmeldungen und weitere Infos war der der Augsburger Jugendseelsorger Daniel Rietzler.
  • Am 1. Juni 2022 eröffnete die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung ein Büro in Rom. Dabei spielte Guardini zweifach eine Rolle. Einmal in der Rede des Vorsitzenden der Hanns-Seidel-Stiftung, Markus Ferber, einmal in einem Kurzvortrag der Kunsthistorikerin Yvonne Dohna Schlobitten über das Verhältnis von katholischer Weltanschauung und Kunst bei Guardini. Siehe https://www.vaticannews.va/de/welt/news/2022-06/deutsche-hanns-seidel-stiftung-buero-rom-ferber.html
    • Markus Ferber schreibt dabei wohl irrtümlich ein Zitat bzw. Bild, das Theodor Heuss nachweislich 1950 erstmals verwendet hat, Romano Guardini zu. Laut Bericht auf Vaticannews: "Europa sei in seinem Wertefundament auf drei Hügeln entstanden: Golgotha, Akropolis und Kapitol, sagte Ferber bei der Eröffnung mit einem Zitat von Romano Guardini, das auch Papst Benedikt XVI. bei seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag von 2011 vertieft hatte. „Was ist die Klammer, die uns verbindet? Es ist natürlich das Christlich-Jüdische, das sich in Golgotha manifestiert. Das ist die Demokratie, aber auch die Liebe zur Wissenschaft, zur Philosophie, die sich in der Akropolis äußert. Und das ist der Rechtsstaat, der hier mit Rom verknüpft wird. Und insofern sind es schon Wurzeln, die genau das beschreiben, was uns in Europa miteinander verbindet diese gemeinsamen geschichtlichen, kulturellen Erfahrungen, die uns doch gemeinsam prägen.“" - ähnlich und unter Erwähnung von Heuss und Guardini https://fsspx.news/de/news-events/news/csu-stiftung-sucht-gespr%C3%A4ch-mit-vatikan-74213
    • Papst Benedikt XVI. hatte 2011 vor dem Deutschen Bundestag gesagt: "Die Kultur Europas ist aus der Begegnung von Jerusalem, Athen und Rom – aus der Begegnung zwischen dem Gottesglauben Israels, der philosophischen Vernunft der Griechen und dem Rechtsdenken Roms entstanden. Diese dreifache Begegnung bildet die innere Identität Europas."
    • Theodor Heuss hatte bei der Einweihung der Robert-Mayer-Oberschule und der Rosenau-Volksschule in Heilbronn am 16.9.1950 gesagt: "Es gibt drei Hügel, von denen das Abendland seinen Ausgang genommen hat: Golgatha, die Akropolis in Athen, das Kapitol in Rom. Aus allen ist das Abendland geistig gewirkt, und man darf alle drei, man muss sie als Einheit sehen."
    • Guardini hat zwar in seinen Texten und Reden über Europa einiges Symbolträchtige gesagt, allerdings den Bezug zu den drei Hügeln findet sich bei ihm nicht. Interessanterweise hat Guardinis Verständnis von "christlicher Weltanschauung" und vom "Ende der Neuzeit" das Denken und Schreiben Hanns Seidels beeinflusst; vgl. dazu Helmut Zenz: Christliche Weltanschauung und Politik im Werk von Hanns Seidel, in: Politische Studien, H. 355, 1997, S. 96-109.

Mai 2022

April 2022

  • Am 26. und 27.4.2022 fanden am Fachbereich Soziale Arbeit und Sozialwissenschaft der Katholischen Hochschule Mainz die Probevorlesungen für die Guardini-Professur für Ethik statt. Eingeladen waren: Dr. Christoph Krauß ("Die Bedeutung moralischer Intuition für den Diskurs angewandter Ethik"), Dr. Rupert Grill ("Vulnerabilität als anthropologischer, ethischer und theologischer Schlüsselbegriff"), Dr. Marcus Knaup ("Im Angesicht des Anderen: Ethische, anthropologische und sozialphilosophische Grundlegungen der Sozialen Arbeit") und Dr. Dr. Ralf Lutz ("Werte und Wertkonflikte. Eine ethische Orientierung"), Dr. Gwendolin Wanderer ("Zwischen Solidarität und Gerechtigkeit. Grundzüge einer anwaltschaftlichen Ethik im Kontext der Sozialen Arbeit"), Dr. Cornelius Sturm ("Die Welt ist voller Lösungen. Wie Soziale Arbeit, Gesundheitswesen und Kirche zur sozial-ökologischen Transformation beitragen können – und warum Nachhaltigkeit mehr ist als ein ethisches Prinzip"), Dr. Kristina Kieslinger ("Interdependenz statt Konkurrenz – Chancen der sozial-ökologischen Transformation für die Migrationsgesellschaft"). Keiner der Bewerberinnen und Bewerber hat sich bisher publikatorisch ausgiebiger mit Romano Guardini oder seiner Ethik beschäftigt, was aber auch nicht als Voraussetzung mit ausgeschrieben war. Der einladende Rektor Ulrich Papenkort veröffentlichte 2021 unter dem Titel "Herr Humboldt, was ist eigentlich »Bildung«?: Ein fiktives Interview* mit Guardini und Humboldt" (in: Erwachsenenbildung, 67, 2021, 3 (August), S. 104-111);
  • Christoph Jäger übernahm offiziell mit Beginn des Sommersemesters die Guardini-Professur für Religionsphilosophie und theologische Ideengeschichte an der Humboldt-Universität. Hintergrundinformationen sowie Zitate von Jäger, wie er seine Aufgabe und sein Umfeld einschätzt, siehe Pressemitteilung der HU über idw: https://idw-online.de/de/news791360, besonders einschlägig zu Guardini und zur Guardini-Stiftung: "Schließlich schätze ich auch die breitaufgestellte Kulturarbeit der Guardini-Stiftung in der Tradition des Theologen, dessen geistiges Erbe sie pflegt. Ich bewundere Romano Guardinis Vielseitigkeit! Mit ihm teile ich die Auffassung, dass Philosophie und Theologie keine Elfenbeinturmdisziplinen sind, sondern sich so breit wie möglich in der Gesellschaft und der Kultur ihrer Zeit verankern sollten. Ich freue mich darauf, in dieser Tradition den Lehrstuhl besetzen zu dürfen!“
  • Am 10. April 2022 jährte sich die Geburt von Theodor Bogler zum 125. Mal. Wie Rudolf Schwarz ist auch er im Jahr 1897 geboren. Sein Eintritt in die Abtei Maria Laach geht auf die Empfehlung Romano Guardinis zurück.
  • Am 9. April 2022 fand ein "Tavola rotonda" in Isola Vicentina zum Thema "La profezia di Romano Guardini incontra altre profezie europee" statt - https://www.youtube.com/watch?v=kL0zWIVmZfU. Beteiligte: Giuliana Fabris: Präsentation der Veranstaltung und Verlesung der Päpstlichen Grußworte und der Grußworte des Bischofs, vor Ort Grußworte der politischen Vertreter, dann sprachen unter anderem: Ezio Lanfranconi, Koordinator der Trittici di Varenna, Luigi De Salvia, Movimento Religions for Peace, Mario Primicerio, Präsident der Fondazione La Pira Firenze, Johannes Modesto, Postulator des Erzbistums München und Freising, Ermes Ronchi, Pater im Konvent S. Maria del Cengio. Dabei wurde auch der erste Romano-Guardini-Baum in einer Reihe von Bäumen gepflanzt, die verschiedene Guardini-Orte in ganz Europa miteinander verbinden sollen - die Pflanzung und Segnung wurde - zusammen mit einigen Hintergrundinformationen zu Romano Guardini - live übertragen auf Spazio Tesla Channel: Alberi, Amici Silenziosi: Sulle tracce di Romano Guardini - 9.4.2022 - https://www.youtube.com/watch?v=ZzmoJ_S2T7g;
  • Am 4. und 9. April fand - veranstaltet vom Council for Research in Values and Philosophy im Rahmen des gemeinsam mit der Catholic University of America, Washington DC, der Universität Erfurt und der Päpstlichen Universität Gregoriana durchgeführten Special Research Project "Undertanding the Sign of Our Times: Philosophical and Theological Perspectives" das Online-"Seminar II: Aesthetics" zum Thema "Guardini´s Aesthetics" statt. Referentin war Yvonne Dohna Schlobitten. Weitere Seminare, ebenfalls mit Guardini-Bezug, sollen im Oktober 2022 (Power and Responsibility/The Letters from Lake Como mit João J. Vila-Chã, Rom), im Januar 2023 (The Virtues: On Forms of Moral Life mit William A. Barbieri, Washington) und im März 2023 (Spirit of Liturgy mit Yvonne Dohna Schlobitten, Rom/Holger Zaborowski, Erfort) stattfinden. Begonnen hat das Projekt am 18. Oktober/1. November 2021 (The End of the Modern World mit Holger Zaborowski, Erfurt) - http://www.crvp.org/projects/Guardini/Seminar-3.html
  • Beim Guardini-Studientag des Freundeskreises Mooshausen Anfang April 2022 stellte Pfarrer Marc Grießer die Biographie Romano Guardinis vor. Dabei entstand folgende Videoaufnahme des Vortrags: https://www.youtube.com/watch?v=Splr9Dh0AAs

März 2022

Februar 2022

  • Am 17. Februar führte Patricia Löwe ein Interview mit dem Philosophen Prof. Christoph Jäger, der ab Sommersemester 2022 in der Nachfolge Ugo Perones die Guardini-Professur in Berlin übernehmen wird. Das Interview unter dem Titel Nicht den Verstand verlieren! Ein Gespräch mit dem neuen Guardini Professor Christoph Jäger über Philosophie im 21. Jahrhundert und die Kraft der Rationalität können Sie in guardini akut nachlesen: https://www.guardini.de/projekte/guardini-akut/guardini-akut-kw-7-8-2022-christoph-jaeger.html.
  • Am 16. Februar 2022 hielt Bernardo Pizzaro Miranda im Rahmen des Seminars "Arquitetura e Espaço Liturgico" einen Vortrag zum Thema "O movimento litúrgico em torno de Romano Guardini" - https://www.broteria.org/pt/programa?romano-guardini
  • Am 14. Februar 2022, um 18:30 Uhr hielt Francesco Miano eine Online-Lectio im Rahmen der "I Lunedi del Gallarate" mit dem Titel "Spirituale e storico nell’etica. Studi su Romano Guardini e Emmanuel Mounier", basierend auf der gleichnamigen Publikation (Orthotes, Napoli-Salerno 2020).
  • Ursprünglich für den dritten Tag des Guardini-Tages als Abschluss geplanten Tagungsbeitrag "Sophie Scholl - Aktualisierungen. Ein Spaziergang mit Hildegard Kronawitter durch München auf den Spuren der Weißen Rose" vorgesehen, wurde dieser Spaziergang von Frau Dr. Kronawitter und Akademiedirektor Dr. Achim Budde aufgezeichnet und am 11. Februar 2022 auf den Youtube-Kanal der Akademie gestellt - siehe https://www.kath-akademie-bayern.de/dokumentation/videos/video/sophie-scholl-aktualisierungen.html. Der gut eine Stunde dauernde Beitrag ist sehr eindrucksvoll über verschiedene Standorte Münchens verteilt. Am Beginn steht auch die zweifache Verbindung Guardinis zur "Weißen Rose" im Mittelpunkt. Der Ort dafür die Guardini-Bibliothek im Schloß Suresnes (Minuten 2:30-7:00), in der die Führung beginnt. Am Ende des Beitrags steht die Aufforderung, weiterzutragen, was die Weiße Rose an Werthaltungen gesetzt und nach denen sie gehandelt haben.
  • Die Katholische Hochschule Mainz hat zwischen 10. Februar 2022 und der Bewerbungsfrist 22. März 2022 eine Guardini Professur (W2) für Ethik ausgeschrieben. Ihr Inhaber wäre dann in Deutschland der dritte, der sich Guardini-Professor nennen dürfte.
  • Am 10. Februar 2022 verstarb der Religionspädagoge und Gestalttherapeut Albert Höfer, der während seines Philosophie- und Theologiestudiums in München in den fünfziger Jahren Romano Guardini hörte und von ihm beeinflusst war.
  • Vom 9. bis 17. Februar 2022 fand auf mehrere Abende verteilt der diesjährige Guardini-Tag 2022 der Katholischen Akademie in Bayern und der Guardini-Stiftung in Berlin online statt. Der Guardini-Tag war ursprünglich für den 2. bis 4. Februar 2022 präsent geplant, musste aber coronabedingt ins Netz ausweichen. Hier zum Nachlesen die Seite der Katholischen Akademie für den Starttag 9. Februar 2022: https://www.kath-akademie-bayern.de/veranstaltungen/veranstaltungen/veranstaltung/2022-lob-der-literatur-guardini-online-tag-2022-teil-1.html . Das Programm umfasste:
    • Teil 1: Mittwoch, 9. Februar 2022, 19.00 Uhr:
      • Prof. Dr. Georg Langenhost, Universität Augsburg: Romano Guardini und die Literatur
      • Helmut Zenz, Mitglied der Historischen Kommission im Seligsprechungsverfahren von Romano Guardini: "Brücke zu der Welt, die einst kommen soll". Neue archivalische Erkenntnisse zu den Anfängen von Guardinis Beschäftigung mit der literarischen Kunst
    • Teil 2: Donnerstag, 10. Februar 2022, 19.00 Uhr:
      • P. Gabriel von Wendt LCV: Der gesuche Sinn. Zwei anthropologische Schlüssel in Guardinis Hermeneutik
      • Dr. Martin Brüske, Universität Fribourg: Liturgie ist Kunst gewordenes Leben
    • Teil 3: Dienstag, 15. Februar 2022, 19.00 Uhr: Lesung mit Lea Singer und Simon Strauß
    • Teil 4: Mittwoch, 16. Februar 2022, 19.00 Uhr:
      • Workshop I: Schuld und Strafe Leidenschaft bei Dante mit Prof. Dr. Ugo Perone, Berlin, und Oliver Gent, Tübingen
      • Workshop II: Dostojewskijs Mensch auf der Suche nach Gott mit PD Dr. Ekatarina Poljakova, Greifswald, und Dr. Luigi Castangia, Rom
    • Teil 5: Donnerstag, 17. Februar 2022, 19.00 Uhr:
      • Workshop III: Figurationen des Unmenschlichen. Zu Engeln in Rilkes Werk mit Prof. Dr. Friederike Günther, Berlin, und Dr. Lena Zschunke, Berlin
      • Workshop IV: Sehnsucht und Fragment. Eine religiös interessierte Lektüre von "Die Unschärfe der Welt" (Iris Wolff) mit Prof. Dr. Ruth Conrad, Berlin, und Hanna Miethner, Berlin
  • Zum 1. Februar 2022 wechselte der Schwerpunkt "Romano Guardini" innerhalb der Katholischen Akademie in Bayern die Zuständigkeit bei den Studienleitern, nämlich nach 36 Jahren bei Stephan Höpfinger nunmehr zu Dominik Fröhlich. Vgl. zur debatte 1/2022, S. 87 - https://www.kath-akademie-bayern.de/fileadmin/user_upload/debatte_2022-1.pdf

Januar 2022

  • 27. Januar 2022: Der Inhalt des Testaments des letzten Herbst verstorbenen Neffen Romano Guardinis, Giuliano Guardini, einem vermögenden italienischen Industriellen, der aber schon lange Jahre weitestgehend im Koma lag, wurde nun durch Ivano Tolettini in im Il Giornale di Vicenza veröffentlicht. Der Gesamtumfang der Erbschaft beträgt immerhin 28,8 Millionen Euro. - https://www.ilgiornaledivicenza.it/territori/schio/testamento-guardini-beneficenza-per-6-5-milioni-1.9151902?refresh_ce. Interessantes Detail: Von den 6,5 Millionen an gemeinnützigen Empfängern gehen 800000 Euro an die Münchner Pfarrei St. Ludwig, in deren Kirche sich das Grab seines Onkels Romano Guardini befindet. Wann und ob diese Erbschaft eintrifft, hängt laut Artikel wohl vom Erlös des Verkaufs der Villa Guardini, des Parks, der Kunstwerke usw. ab.
  • Am 22. Januar 2022 starb im Alter von 90 Jahren der Historiker Hugo Ott. Er ist nicht nur für die Heidegger-Forschung von Bedeutung, sondern über diese auch für die Guardini-Forschung, da er sich auch zur gemeinsamen Doktoratszeit in Freiburg und der seither bestehen gebliebenen Freundschaft zwischen Martin Heidegger und Romano Guardini geäußert hat. Darüber hinaus war er Leiter der diözesanen Historikerkommission zur Seligsprechung von Max Josef Metzger. Der Prozess im Erzbistum Freiburg wurde vom Erzbischof Robert Zollitsch am 8. Mai 2006 eröffnet und 2015 auf Bistumsebene beendet, worauf rund 6000 Seiten Studien und Belege an die römische Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse weitergegeben wurden. Diese von Hugo Ott historisch geleitete Archivforschung und Auswertung in einem Märtyrer-Prozess diente als Maßstab für die Prognose der Archivalien-Menge und der notwendigen Zeit im Seligsprechungsverfahren Romano Guardinis, für die der Faktor 3 zugrunde gelegt wurde, wenn auch hier die Arbeit der Historischen Kommission rein ehrenamtlich gegen Aufwandsentschädigung durchgeführt worden wäre: also mind. 25 Jahre für mindestens 18000 Seiten Studien und Belege.
  • In Kooperation mehrerer Universitäten in Italien und den Vereinigten Staaten fand vom 11. bis 15. sowie 27.-29. Januar 2022 eine von Yvonne Dohna Schlobitten initiierte Tagungsreihe Educate and Exercise - the Space of Knowledge Grounding Cross-Disciplinarity and Cross Culturality in Romano Guardini’s Threefold Seeing of the World statt. Corona-bedingt musste dies ausschließlich über Internet stattfinden. Hier der Gesamtflyer: https://unigre.it/en/events-and-communication/events/events-calendar/the-space-of-knowledge/the-programme/. Eine Auswahl der Beiträge und Ergebnisse sollen noch veröffentlicht werden. Von den zahlreichen Vorträgen hatten unter anderem folgende einen direkten Bezug zu Romano Guardini:
  • Am 9. Januar 2022 fand in der Pfarrkirche St. Valentin in Bischofsreut eine Uraufführung der Komposition "Romano Guardini (1885-1968) "Die Bäume" - Musikalische Szene für Gesang, Oboe, Schellentauben" statt. Die Komposition stammt von Dr. Michael Gnan, der Text von Romano Guardini. Ausführende sind Uwe Stiller (Gesang) und Gregor Berg (Bach Oboe) sowie Josef Zellner, Manuel Kern und Shaher Samrah (Schellentauben Führung). Es handelt sich um ein Projekt des Tonkünstlerverbandes Passau e.V., gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Aufnahmeleitung hatte Gerald Hetzel, die Produktionsleitung Matthias Edler von Pollak, 1.Vorsitzender Tonkünstlerverband Passau. Die Video-Aufnahme wurde am 3. April 2023 erstmals online gestellt - https://www.youtube.com/watch?v=lv-8OGHYGqo

Allgemeines

Guardini-Jubiläen 2022

Oktober 2022

  • 100 Jahre (1922): Guardinis kritische "Stellungnahme zum Römerbrief v. Karl Barth" (handschriftlich eingetragen in das Buch) datiert mit dem 5. Oktober 1922. Die gesamte Stellungnahme ist noch nicht veröffentlicht. Auszüge davon befinden sich u.a. bei Mercker, Christliche Weltanschauung. Ähnlich hat er sich in seiner Bonner Vorlesung im Sommersemester über Sakrament und Opfer zu Barths Römerbrief geäußert, siehe die bei Gerl-Falkovitz (Hrsg.): Lauterkeit des Blicks, 2013 veröffentlichte Vorlesungsmitschrift von Heinrich Lützeler
  • 75 Jahre (1947): Am 10. Oktober 1947 hielt Guardini vor der Abiturkommission in Tübingen ein Referat Zur Frage des akademischen Vorbereitungsjahres, besonders im Blick auf das Tübinger Collegium Leibnizianum, also Leibniz-Kolleg

September 2022

  • 70 Jahre (1952): Guardini hält seine Rede Der Friede und der Dialog anläßlich der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels am 24. September 1952 in der Paulskirche zu Frankfurt am Main.
  • 75 Jahre (1947): Vortrag '[[Le jour sacré dans l´histoire du salut (Der Tag des Herrn in der Heilsgeschichte) auf dem 2. Nationalkongreß für Pastoraliturgie in Lyon vom 17. bis 22. September 1947.

August 2022

  • Guardini hält vor 100 Jahren auf dem 4. Quickborntag seine Rede Parzival.
  • * Vom 27. bis 30. August 1922 - also vor 100 Jahren - fand in München der 75. Deutsche Katholikentag statt. Mehrere Indizien sprechen dafür, dass Guardini im Rahmen des Treffens der katholischen Jugendbewegung daran teilnahm und dort den französischen Jesuiten Paul Doncœur kennenlernte.

Sommer 2022

  • 100 Jahre (1922): Im Sommersemester 1922 hält Guardini seine erste Vorlesung als Privatdozent. Das Thema lautet "Die Lehre von der Erlösung". Der Inhalt dieser Vorlesung ist durch eine bei Gerl-Falkovitz (Hrsg.): Lauterkeit des Blicks, 2013 veröffentlichte Vorlesungsmitschrift von Heinrich Lützeler bekannt.

April 2022

  • 60 Jahre (1962): Guardini hält seine Rede "Europa. Wirklichkeit und Aufgabe" bei der Verleihung des Praemium Erasmianum in Brüssel am 28. April 1962 in Brüssel

Januar 2022

  • 100 Jahre (1922): Am 25. Januar 2022 jährte sich zum 100. Mal Guardinis Öffentliche Antrittsvorlesung als Privatdozent in Bonn, nachdem er am 20. Dezember 1921 seine Probevorlesung gehalten und im Anschluss daran die venia erteilt bekommen hat. Die Antrittsvorlesung hatte den Titel "Anselm von Canterbury und das Wesen der Theologie" und wurde von Guardini in seine Aufsatzsammlung "Auf dem Wege" (1923) aufgenommen. Damit wurde das Habilitationsverfahren in der dortigen Fakultät bei Prof. Dr. Johannes Peter Junglas für Systematische Theologie (Dogmatik) abgeschlossen.
  • 75 Jahre (1947):

Allgemein

Neues aus meiner Guardini-Forschungswerkstatt 2022

Dezember 2022

Schon lange überfällig für die Guardini-Forschung, aber auch für die vertiefte Forschung zu Zeitschriften der Jugendbewegung in der Weimarer Republik und im Dritten Reich ein vollständiges Inhaltsverzeichnis der Zeitschrift "Die Schildgenossen".

November 2022

  • Bei Arbeiten zur Erstellung eines Gesamtinhaltsverzeichnis der Zeitschrift Die Schildgenossen ist ein weiterer knapper, aber aussagekräftiger, mutmaßlicher Guardini-Text identifiziert worden. Die redaktionelle Anmerkung zum Abdruck von Rainer Maria Rilkes "Samskola" im Heft 2 der Schildgenossen (März/April 1929, S. 105) ist in Ich-Form gehalten ("In seinem Werke fand ich auch eine kleine Skizze über ein Schulleben". Die Schriftleitung der Hefte des Jahrgangs 1929 "liegt in der Hand der Herausgeber". Diese waren neben Guardini Josef Außem, Rudolf Schwarz und Helene Helming. Sowohl stilistisch als auch thematisch passt diese Einführung aber eher zu Guardini (aufgrund des Themas Pädagogik/Schulleben vielleicht noch zu Helene Helming, von der aber keine intensivere Beschäftigung mit Rilke oder Stefan George bekannt ist), so dass Guardini als Autor angenommen werden kann: "... ein wie großer Dichter Rilke war, und zwar ein Dichter eben unserer Zeit. Er steht ganz anders da als der andere Große, Stefan George. Er baut nicht seine eigenen Gestalten und Bereiche, sondern überall wohin sein Schritt geht, erleidet er das Vorhandene und wird gleich dem steinigen Weinacker arm und zerbröckelnd, "ausgesetzt auf den Bergen des Herzens" wie der Rebstock auf dem armen Abhang in Wind und Sonne, aber ebenso in Bereitschaft, den Wein der Liebe zu gewinnen. Es gehört zu Rilke, daß durch seine Dichtung immer wieder die Sehnsucht nach dem Kindsein geht, das tiefe Wissen darum, daß im Kinderglauben sich alles enthüllt. ..."

Oktober 2022

  • Wikipedia beansprucht ein international aufgestelltes Wissens-Netzwerk zu sein. Dies wird im Blick auf die Guardini-Forschung durchaus auch am Inhalt deutlich. Während die Qualität der Artikel über Romano Guardini in den einzelnen Sprachversionen aber sehr unterschiedlich ist, zeigt sich nämlich bei Guardini-bezogenen Artikeln, dass thematische oder biographische Bezüge in der deutschsprachigen Wikipedia oft fehlen, die in anderssprachigen Versionen aufgezeigt werden und umgekehrt. Wichtig für die Guardini-Forschung sind aber gerade diese Hinweise auf Guardini in personenbezogenen Artikeln der anderssprachigen Wikipedia-Versionen, da darüber bislang unbekannte oder wenig beachtete Querverbindungen für die Guardini-Rezeption in den jeweiligen Sprachregionen abzuleiten sind, aber auch unterschiedliche Schwerpunktsetzungen, was die Bedeutung Guardinis für die Biographie des Dargestellten angeht.

September 2022

  • Eine häufig übersehene Bezugsperson zu Guardini ist Heinrich Getzeny (1894-1970), der bereits seit 1919 im Umfeld Guardinis aktiv ist, von 1923 bis 1925 mit Guardini gemeinsam in Berlin wirkt, dort auch Guardini trifft. Ebenso schreibt er für die Schildgenossen und wirkt 1936/37 an zwei September-Werkwochen auf Burg Rothenfels mit. Er hat von 1919 bis 1953 immerhin 51 Texte mit Bezug zu Guardini, überwiegend Rezensionen, verfasst. Er ist wohl ein zentraler Verbindungsmann zur katholischen Phänomenologie um Max Scheler, aber auch zu Martin Buber sowie zum organisierten Katholizismus von Carl Sonnenschein und von Anton Heinen.

August 2022

  • Und wieder ein neuer Fund für die frühe Primärbibliographie unter der Rubrik "Romano Guardini als Übersetzer" für das Jahr 1907: In den "Blättern der Vergleichenden Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre" eine Selbstanzeige des Verlags für Giacomo Luzzatti: Die ökonomische Grundlage des Imperialismus. Aktuelle Tatsachen und Tendenzen. Padua 1906 (in: Blätter für Vergleichende Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre. Organ der Internationalen Vereinigung für vergleichende Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre in Berlin, 2, 1907, Sp. 256 - https://books.google.de/books?id=1aAtAQAAMAAJ) veröffentlicht. Guardini wird als Übersetzer mit R. A. Guardini, Freiburg angegeben. Es machte zunächst den Anschein, wie wenn Guardini auch Übersetzer des Werkes selbst sein konnte. Allerdings scheint er die italienische Verlagsanzeige ins Deutsche übersetzt zu haben. In den möglichen Archiven zu Luzzatti in Venedig bzw. des Verlags Fratelli Drucker in Verona und Padua sind bislang keine Archivalien zu dem Vorgang auffindbar.
  • Im Rahmen von weiteren Recherchen für das Handbuch konnten einige neue Aspekte der Guardini-Rezeption in Norwegen und der Guardini-Rezeption in Schweden erarbeitet werden.
  • In einem Brief an Josef Weiger vom Januar 1915 steht eine französische Passage: "Hier ein paar Gedanken, die ich kürzlich fand. Man muß dem Nächsten communiquer la douce et bienfaisante chaleur de l'amour et réchauffer suavement son âme dans un contact plein de délicatesse; il faut, enfin, mettre notre intelligence à sa disposition soit pour lui communiquer nos idées, soit, surtout, pour lui permettre d'épancher facilement les siennes, car chacun aime à voir ses idées comprises et appréciées. Voilà l'amour parfait et la pleine donation de soi-même. Il faut estimer grandement et aimer, en chaque âme, sa propre manière d'être et de penser. Celleci est souvent la forme spéciale sous laquelle le Christ vit en cette âme. Recevons donc en notre esprit, la pensée du prochain, afin de l'aimer plus intimement et avec plus de tendresse. C'est, en quelque façon, prêter son intelligence pour y recevoir Jésus Christ, sous une forme particulière, comme par la Foi nous recevons Dieu tout entier. Das ist benediktinischer Geist! Dein M. wird das fein übersetzen können!" Gerl-Falkovitz mutmaßt in der Fußnote 416 zu diesem Satz noch: "Autor und Text sind unbekannt. Franz von Sales?" Jetzt ist der Auszug hingegen klar zuordenbar zu: Une âme bénédictine. Pie de Hemptinne, moine de l'abbaye de Maredsous (1912, S. 154-157 mit Auslassungen). Dies bedeutet, dass Guardini wohl zur Jahreswende 1914/15 dieses Lebensbild des jung verstorbenen Mönches der Abtei Maredsous Pius de Hemptinne (1880-1907), Neffe des noch bekannteren ersten Abtprimas Hildebrand de Hemptinne (1849-1913), gelesen hat. Es wurde durch den Bruder des Verstorbenen, ebenfalls Mönch in Maredsous, Jean de Hemptinne, verfasst.

Juli 2022

  • Fund für die Primärbibliographie für das Jahr 1964: In der Korrespondenzmappe mit dem Rainer Wunderlich Verlag fand ich, geschrieben 1963, ein Typoskript mit einer kurzen Stellungnahme zur Lebensrechtsfrage. Angefordert hatte dieses Statement ein belgischer Autor. Dieser hat diese kurze Passage dann auch tatsächlich ins Französische übersetzt und gedruckt: Romano Guardini: Message, in: D´Otremont: Peut-on tuer?, hrsg. von La Mobilisation des consciences, Belgien, Bruges 1964, S. 28, vgl. https://books.google.de/books?id=NuoeAQAAMAAJ. Diese kurze Bekräftigung seiner Aussagen zum § 218 von 1947 war bislang in der Primärbibliographie unbekannt.

Juni 2022

  • Zum Sombart-Kreis um Werner Sombart in der Fasenenstraße heißt es in Guardinis Berichten über mein Leben: "Später wurde ich mit Werner Sombart bekannt, ich glaube über einen Kreis, der sich in der Fasanenstraße zu versammeln pflegte, und zu welchem auch Max Scheler gehörte." Bislang konnte dieser Kreis nicht näher lokalisiert und bestimmt werden. Durch einen Austausch mit dem Max-Scheler-Experten Prof. Wolfhart Henckmann konnten aber nun mehrere Zeugnisse gefunden werden, dass es sich dabei um einen seit dem Ersten Weltkrieg im Gasthaus "Alter Fasan" an der Ecke Kurfürstendamm 27/Fasanenstraße 21/22 tagenden Kreis handelte. Der Alte Fasan ging 1927 im Hotel und Restaurant Kempinski auf.
    • 1) Richard Müller-Freienfels: Allgemeine Sozial- und Kulturpsychologie, 1930, S. V: "Mit besonderem Danke bin ich mir mancher Förderung und Bereicherung bewußt, die nicht literarisch zu fixieren sind und die ich als Mitglied eines Kreises von Gelehrten empfing, der sich über ein Jahrzehnt lang im „Fasan“ in Berlin um Werner Sombart allvierzehntäglich zusammenfand. Außer Sombart selbst kamen mit wechselnder Regelmäßigkeit zu diesem Kreise unter andern K. Breysig, Jul. Guttmann, Jul. Schultz, H. L. Stoltenberg, A. Ansorge, Hans Sveistrup, als häufige Gäste von außerhalb auch Max Weber, Max Scheler, F. Tönnies und viele andre Forscher von Rang."
    • 2) H. L. Stoltenberg: Arno Holz, sein Kreis und sein Werk, in: Nachrichten der Gießener Hochschulgesellschaft, Bd. 7, 1930, S. 8–19, hier S. 8: "Zur Zeit des Krieges befand sich um Werner Sombart in Berlin ein Kreis, der in den Winterhalbjahren an den „Fasan-Abenden“ regelmäßig zusammenkam und über die Grundfragen von Wissenschaft und Kunst Erörterungen pflog."
    • 3) Friedrich Lenger, Werner Sombart. 1863-1941, München 1994, 3. Aufl. 2012, S. 278 f.: „Jeden Mittwoch traf er sich nämlich mit Freunden wie dem Philosophen Julius Schultz, dem Universalhistoriker Kurt Breysig, dem Religionsphilosophen Romano Guardini und gelegentlichen Gästen wie Max Scheler oder Ferdinand Tönnies im ‚Fasanen‘.“ Lenger beruft sich dabei auf Sombarts Briefwechsel im Berliner GehStArchiv von 1924.

Mai 2022

  • Fund für die Primärbibliographie aus den Jahren 1950 bis 1952: Guardini war Mitherausgeber der Reihe "Gesetz und Urbild. Abhandlungen zur Pflege realistischen Denkens in der Wissenschaft", herausgegeben von Wilhelm Troll und K. Lothar Wolf zusammen mit Romano Guardini, Ernst Hippel, J. Müller-Blattau, A. Nitschke, W. F. Otto, A. Portmann, K. F. Schumann und V. Tomberg; in der Reihe erschienen zwischen 1950 und 1952 sechs Arbeiten der im "Colloquium Palatinum" versammelten Forscher.

April 2022

  • Rückübersetzungsprobleme: Zunehmend schwierig gestalten sich Übersetzungen von italienisch- und englischsprachiger Guardini-Primär- oder -Sekundärliteratur zurück ins Deutsche. Dabei wirken sich zum Teil schon zeitgenössische Übersetzungsfehler in die romanischen Sprachen hinein aus. Diese wurden von nicht oder nicht gut genug Deutsch verstehenden Autoren ausgewertet. Aufgrund der Bekanntheit der Autoren (z.B. Papst Franziskus, Massimo Borghesi) werden deren Guardini-Bezüge mittlerweile ins Deutsche übersetzt, manchmal sogar nicht direkt, sondern zum Beispiel über das Englische aus dem Italienischen ins Deutsche. Mitunter kommt es dabei zur am Originaltext und der Originalsprache Guardinis nicht überprüften Rückübersetzung von Begriffen und Zitaten. Zwei "päpstliche" Beispiele:
    • 1) Papst Franziskus spricht im Zusammenhang mit Guardini "Das Ende der Neuzeit", Guardini habe von einer "zweiten Form der Unkultur" gesprochen. Das Wort Unkultur sucht man im Ursprungstext aber vergeblich. Dort ist die Rede von "zweiter Wildnis", die man auch mit "nicht-kultureller Kultur" bezeichnen könnte. Das Wort Unkultur bedeutet im Deutschen allerdings etwas anderes als Wildnis bzw. "nicht-kulturelle Kultur", die ja damit aber gerade keine "Un"-Kultur ist. Diese mittlerweile im Deutschen zu findende, im Original nicht vorkommende Rückübersetzung hat wohl ihre Wurzel in den Übersetzungen von "Ende der Neuzeit" in die spanische, italienische und französische Sprache, auf die Papst Franziskus schon in den achtziger/neunziger Jahren zurückgreift. Die problematische Rückübersetzung mit "Unkultur" ins Deutsche erfolgt sowohl über die vatikanischen Übersetzungen als auch durch die Übersetzung der Papst-Biographie von Massimo Borghesi ins Englische und - von dort aus ins Deutsche.
    • 2) Anders gelagert ist der Fall bei der Übersetzung der sehr differenzierten Auseinandersetzung von Papst Franziskus mit der Gegensatzlehre Guardinis. Er verwendet für das, was Guardini unter polarem Gegensatz versteht, im romanischen Kontext ausdrücklich den Begriff '"contraposizione", so auch in seinem jüngsten Interviewbuch. Daneben und davon abgrenzend verwendet er aber auch den Begriff "opposizione (polare)". Die deutsche Übersetzung des Borghesi-Buches nivelliert diese Unterschiede in der Rückübersetzung durch zweimalige Verwendung des Begriffs "Gegensatz". Hier wäre es aber wichtig gewesen, man hätte diese Unterscheidung nachvollzogen, zum Beispiel durch die Verwendung von "Kontraposition" oder "Kontrasatz", nachdem ja die gängige Übersetzung der Gegensatzlehre ins Italienische mit "opposizione polare" arbeitet. Durch die Nivellierung werden manche Formulierungen von Papst Franziskus geradezu tautologisch ("ein Gegensatz ist ein Gegensatz" statt "ein Gegensatz ist eine Kontraposition").

März 2022

  • In der Vorbereitung des nun leider coronabedingt ausgefallenen Vortrages "Romano Guardini und Mainz. Neue Erkenntnisse zu den „bekannt-unbekannten“ Mainzer Kapiteln von Guardinis Biographie" kam es zu folgenden neuen Entdeckungen, aufgrund derer anderslautende Angaben in der Guardini-Forschung zu korrigieren sind:
    • Das Stadtarchiv Mainz stellte mir die Kopie einer 1995 gegebenen Antwort des damaligen Archivinspektors an den Guardini-Forscher Berthold Gerner zur Verfügung, aus der sich eine völlig neue Sicht auf die Wohn- und Geschäftsadressen der Guardini-Familie ergibt: zum Beispiel, dass die erste Wohnadresse nicht die Frauenlobstraße, sondern die Bahnhofstraße 3 war. Dies ist mittlerweile auch für die Jahre 1886 bis 1889 online überprüfbar unter https://www.dilibri.de/stbmz/content/structure/2490732. Die Postanschrift der bisher mit "Frauenlobstraße" lokalisierten Wohnung, die die Guardinis von 1895 bis 1903 bewohnten, lautete Kaiser-Wilhelm-Ring 8, was auch durch die auf der Isola erhaltene Urlaubspost von Schulfreunden dokumentierbar ist. Erst ab 1905 zog die Familie privat in die Gonsenheimer Straße 18 (auch Gonsenheimer Hohl genannt), heute Fritz-Kohl-Straße 18, nachdem man zunächst noch einige Zeit in der neuen Geschäftsadresse Mombacher Str. 17/19 auch gewohnt hatte.
    • Aus der Auswertung mehrerer Archivfunde, unter anderem in Isola Vicentina (z.B. Widmung eines Abschiedsgeschenkes einer Großtante Guardinis an dessen Mutter) und München (z.B. Staatsangehörigkeitantrag von 1910 im Gerner-Nachlaß) geht nun auch eindeutig hervor, dass der Umzug der Familie Guardinis bereits zum 10. Juni 1885 stattfand, nicht, wie sich Guardini selbst in seinen "Berichten über mein Leben" im Rückblick von 1943/45 aus irrtümlich an die Familiengeschichte "erinnert", erst im Jahr 1886.

Februar 2022

  • Guardini als Mitglied des Vereins für Fraueninteressen: Dank eines Hinweises des "Vereins für Fraueninteressen" in München ist der Nachweis erbracht, dass Guardinis Selbstaussage im dritten unveröffentlichten Lebensbericht, er sei in seinen Münchener Studiensemestern dem deutschen Frauenbund als unterstützendes Mitglied beigetreten, stimmt. Die im gedruckten Tätigkeitsbericht von 1905 des Vereins enthaltene Mitgliederliste führt neben Romano Guardini auch dessen Studienfreunde Recha Rothschild und Rudolf Frank als Mitglieder auf.

Neuerscheinungen 2022

Primärbibliographie 2022

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Sekundärbibliographie 2022

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